Re: Säumniszuschlag- Wucherzins (Krankenkassenrecht)

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Sonntag, 11.04.2010, 14:22 (vor 5343 Tagen) @ heavyhead

Danke für den erfrischenden Beitrag heavyhead! In Paris hat man Ende der Neunziger nach mehreren Jahren des laissait faire plötzlich wieder Fahrscheinkontrollen angesetzt und siehe da, über 80% waren Schwarzfahrer! Nun sind 50€ kalkulierbar gegen tausende Euro für einige Tage im Krankenhaus, aber auch den über hunderttausend immer noch versicherungstechnischen Schwarzfahrern hierzulande wird wird man weder mit einer Pflicht zur Versicherung noch mit angedrohten Strafzahlungen beikommen.

Warum? Entweder ein bisher Unversicherter versichert sich notgedrungenermaßen bei GKV/PKV und zahlt dann eben keine Beiträge mehr. Folge: der Versicherungsschutz wird zwar runtergefahren, aber akute Erkrankungen und schmerzstillende Behandlungen stehen weiterhin ungebremst zur Verfügung! Ein Mediziner definiert hier und die Versicherer können bei chronischen Nichtzahlern auch nicht eintreiben, weil meist nichts mehr zu holen ist. Hartgesottene mit Schufaeintragung, Haftandrohung, eidestattlicher Versicherung oder gar Privatinsolvenz werden oft lebenslang nicht flüssig und die Schuldsumme wird nie abgetragen. Also werden die Verluste solidarisiert, sprich umgelegt auf die treuzahlenden Anderen und einen mittelalterlichen Schuldturm gibts ja auch nicht mehr.

Leute vom Schlag unserer Doppelnamenschreiberein geben die Beiträge gleich anders aus und pochen mit einem Achselzucken auf ihr Recht und erhalten dennoch großzügig die Solidarität der zahlenden Masse. Herzlich Willkommen im Schlaraffenland - hat sich nur noch nicht bei allen Nichtversicherten rumgesprochen. Irgendwann ist aber sicher mal Ende der Fahnenstange und somit bleibt zu hoffen, daß die Verantwortlichen im Bundesministerium für Gesundheit endlich anfangen Strukturen aufzubrechen, in beiden Versicherungswelten radikale Einschnitte vornehmen und diesen Wildwuchs beenden.

Meines Erachtens gehören in beiden Systemen die Beiträge radikal gesenkt, um die Hemmschwelle sich zu versichern zu senken. Im Gegenzug sind breit gestaffelte Zuzahlungen, generelle Wartezeiten und Leistungsstaffeln erforderlich. Stärkere finanzielle Anreize für gesundheitsförderliches Verhalten müssen her, denn viele Mitbürger fangen erst zu denken an, wenns im Portemanee klimpert oder weh tut. C"est la vie heißt auf deutsch einfach Stärkung der Eigenverantwortung.


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