Blick über´n Tellerrand (Gesetzliche Krankenkassen)

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Sonntag, 15.08.2010, 13:25 (vor 5215 Tagen) @ yuser

Du bekommst das wofür du bezahlst - meinen die schwarzhumorigen Engländer und genauso siehts in deren staatlichem Gesundheitssystem aus. Die practic nurse als dunkle Erinnerung an die zuletzt in der DDR noch bewährte Gemeindeschwester behandelt, versorgt, verordnet und es dauert lange, eh ein Kassenversicherter überhaupt einen Arzt zu Gesicht bekommt. Man freut sich in diesem stark dirigistischem System aktuell die Wartezeiten für einen Facharzttermin auf durchschnittliche 22 Wochen gesenkt zu haben. Freie Arztwahl Pustekuchen, denn mit Regionalzwang gehts nach Postleitzahl zum zuständigen Behandler in der untersten Ebene primary care. Sehr große Augen machen die Inselbewohner wenn sie hören, daß ein deutscher Kassenpatient zur Kur fährt, weil dafür gibts doch wellness und beauty oder seine Zähne auf Kosten der Gemeinschaft saniert ..

In vielen anderen westlichen Ländern wie Belgien, Holland ist die Sachleistungserstattung* schon ausgestorben oder nur noch für schwer Bedürftige wie in Frankreich möglich. Die Deutschen wollen von ihrem hohen Versorgungsstatus aber keinesfall (freiwillig) runter und wir können hier nur spekulieren, was sich Dr. Rösler als Kenner der Praxis einfallen läßt. Gehe davon aus, daß die Zahlbeiträge für freiwillige Kostenerstatter nach dem Prinzip mit Speck fängt man Mäuse gesenkt werden und somit vor allem Gesunde, Junge und Preisbewußte schnell Gebrauch machen werden oder auch der Wechseltrend gen PKV gleich wieder eine neue Geschwindigkeit bekommt. Das wäre ja die politische Linie der Regierenden, selbst wenns schwer fällt dies alles als Vorteil der Masse zu verkaufen. So oder so müssen die Kassenleistungen gestutzt werden und dies ist mit der Vergangenheit hierzulande, wo kurzsichtige Politiker seit über 70 Jahren die Wählergunst gern mit sozialpolitischen Füllhörnern erkaufen äußerst schwierig. Ist dann auch gleich eine Frage für den 22. August, die man noch heute an frage@bmg.bund.de absenden kann.

* die europäische Gesundheitspolitik aus Sicht des AOK-Bundesverbandes


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