Re: Nachteile der Billigkassen (Gesetzliche Krankenkassen)

Isam, (vor 7450 Tagen) @ Sora

Hallo Sora,
Bis zum Zeitpunkt der Kündigung meiner bisherigen Kasse hatte ich auch an die soziale Gerechtigkeit stark geglaubt. Aber jetzt nachdem ich viel Zeit für dieses Thema investiert habe, um Informationen -möglichst aus verschiedenen Quellen- zu sammeln, bin ich anderer Meinung. Natürlich sind Filiale für einige Patienten aus verschiedenen Gründen wichtig. Nur der persönliche Kontakt mir einem(r) freundlichen Mitarbeiter(in) vermittelt ein Wohlgefühl bei vielen. Aber die Realität ist heute weit weg von diesem klassischen Bild. Ich habe persönlich zwei mal schlechte Erfahrung in zwei unterschiedlichen Filialen meiner bisherigen Kasse gemacht. Einmal war sie gravierend aus mangelnder Kompetenz wie es sich später nach meiner telefonischen Beschwerde bei der Zentrale herausgestellt hatte, und der Hammer war die Erklärung: " Vielleicht hatte der Kollege einen schlechten Tag gehabt". Der Grund für die Beschwerde war nicht eine unfreundliche Behandlung sondern die Aufforderung, dass ich eine Rechnung der Feuerwehr von 250€ zu bezahlen, die ich nach einem Krankenhaustransport erhalten hatte. Ich war ein Unfallopfer und sie hatten im Krankenhaus meine Krankenversicherungsdaten nicht aufgenommen (Deshalb kam es zur direkten Rechnung). Die Antwort auf meiner Anfrage in der Filialle nach einer 30 minutigen Wartezeit war: Sie müssen diese Rechnung sofort ausgleichen, dann sollte Sie sich mit der Unfallaktennummer bei der Autoversicherung des Unfallverursacher melden und das Geld holen. Bei einem Telefonat mit der Sachbearbeiterin der Feuerwehr, hatte ich sie um eine Erklärung gebeten. Nachdem sie von der Aktion meiner Krankenversicherung erfahren hatte, fragte sie mich -mit einem kurzen Lachen nach meiner Kassen. Dann hatte sie mich ohne weitere Kommentare nach den Versicherungsnummer gefragt, und sagte: Den Rest erledigen wir. Wer weiss wie viele Opfer das Geld schon überwiesen hatten, nur weil der Sachbearbeiter vieleicht einen schlechten Tag hatte. Diese Krankenkasse lag wohlgemerkt vor dem 1.7.05 bei 14,9 %.
Meiner Meinung nach geht es heute um einen harten Kampf um die "Marktanteile". Sie verschwenden ziemlich viel Geld für die Werbung um neue Mitglieder, und die Filiallen sind immer top ausgestattet. und der Höhepunkt ist der Gehälterskandal. Nachdem wir (arme Patienten) durch die Gesundheitreform mit der Praxisgebühr und mehr Zuzahlungen bei Medikamenten die Kassen der versicherer wieder gefüllt hatten, fühlten sich einige Manager zu erfolgreich, als wären die Überschüsse durch ihres genialen Management zustande gekommen, und statt der geforderten Beitragsenkungen, stiegen die Gehälter vieler Kassenvorstände überproportional. "DIE WELT" berichtet von Gehaltserhöhungen zwischen zehn und 20 Prozent.

Die Brutto-Jahresgehälter der Kassenchefs werden jährlich im Bundesanzeiger veröffentlicht. Beispiele für die Spannweite sind 66.242 Euro für den Chef der IKK gesund plus bis hin zu 221.526 Euro für den Vorsitzenden der DAK. AOK-Vorstände bekommen zwischen 121.000 und 156.000 Euro. Teilweise kommen erfolgsabhängige Prämien hinzu.
Die Vorstandsgehälter der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sind sogar noch mehr gestiegen. Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, nannte diese gegenüber dem Hamburger Abendblatt "astronomisch" und "überdimensioniert". Nach seinen Angaben werden den 17 KV-Chefs Jahreseinkommen von 250.000 Euro plus Dienstwagen und Altersvorsorge gezahlt.

Wenn ich solche Informationen lese oder höre, dann weiss ich warum das Gesundheitssystem leidet und warum die KV"s seeeehr bemüht sind, die Patienten aufzuklären, dass sie dem sozialen System zuliebe zu den teueren Kassen gehen sollen. Allein in Hamburg hatten im ersten Jahr nach der Kassenwechsel-Welle 10 Millionen € in den Kassen der KVH gefehlt. Und wenn der neue Audi A8 auf dem Markt kommt, muss sich der Verstand irgenwas einfallen lassen, damit sein Gehalt stabil bleibt.-

Bevor der Patient aufgefordert wird , sich für die soziale Gerechtigkeit zu opfern, müssen die Krankenkassen ein Zeichen der Ehrlichkeit und Vertrauen zeigen. Die Kassen, die bis jetzt ihr Versprecchen der Beitragsenkung gehalten hatten gehören zu den günstigsten der Bundesrepublik.


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