Re: Sie müssen kein Kind zeugen (Sozialpolitik)

senfdazugeber, Donnerstag, 20.01.2005, 15:59 (vor 7245 Tagen) @ Michael Jukl

Ich wollte mich ja nicht hinreißen lassen. Aber jetzt muss ich einfach doch noch mal etwas schreiben:

Mir wird hier ja aufgrund meiner Meinung, die ich logischer Weise für sehr vernünftig halte, die übrigens nicht aus irgendwelchen oberflächlichen Artikeln aus der Bildzeitung usw. stammt, sondern von zahlreichen Quellen beeinflusst ist (Medien, Bücher, berufliche Tätigkeit, Lebenserfahrung, Gewerkschafts- und Arbeitgeberinfos - bin übrigens Betriebsratsvorsitzender in einem größeren Unternehmen) - vorgeworfen: unvernünftig, ignorant usw. zu sein.

Das einzige unvernünftige, was ich mir vorwerfen kann, ist dass ich mich jetzt auch noch verteidige....

Nun schön, ich sollte das wohl einfach nicht ernst nehmen:

Ich nehme jetzt noch mal zu zwei Aussagen Stellung:

Zitat
"Wer immer noch glaubt, Kinder wären die Rettung für ein marodes System und würden ihm einen gesicherten Lebensabend bescheren, ist entweder von Blindheit geschlagen, total ignorant oder verkennt einfach die Situation, die sich seit einigen Jahren ständig verschärft"

Ich habe nirgendwo geschrieben, dass Kinder die Lösung für unser Sozialsystem sind. Dass ist mit der steigenden Lebenserwartung gar nicht möglich. Trotzdem wird eine Gesellschaft nur dann funktionieren, wenn ich eine Balance zwischen Jung und Alt hinbekomme und wenn ich die Bevölkerungsentwicklung nicht irgendwann in absehbarer Zukunft stabilisieren kann - sonst wird dies zu wesentlich mehr und weit größeren Problemen führen als nur in den sozialen Sicherungssystemen. Dass Reformen, die tiefgreifend sind, längst notwenig sind, da pflichte ich vollkommen bei. Und unter anderem müssten solche Reformen neben der Ablösung oder Ergänzung des Generationen Vertrages mit eigener Vorsorge vor allem auch die Unterstützung der Familien beinhalten. Damit das Kinderkriegen nicht weiterhin das Armutsrisiko Nummer 1 in Deutschland ist (und ich rede hier nicht für mich).

Zitat:
"Dass Familien Geld kosten und einen besonderen Schutz bedürfen ist unstrittig, aber ganz sicher nicht auf Kosten derer, die sich, aus welchem Grund auch immer, vor dem "Familiensegen" geschützt haben."

Also Frage: Wenn das unumstritten ist, wer soll denn dann dafür aufkommen? Es bleibt ja gar nichts anderes übrig, als Familien dadurch zu unterstützen, dass der Staat Geld von reich nach arm und von kinderlos zu kinderreich verschiebt.
Die Sache mit der Pflegeversicherung ist sicher nicht gerecht, (weil nicht berücksichtig worden ist und auch nicht kann, wie viel und wie "erfolgreich" der einzelne in die Erziehung seines Kindes oder gar Kinder tatsächlich investiert ) - aber der Gedanke Familien zu entlasten ist richtig.

Außerdem wird hier so getan, als würden den Kinderreichen ständig vom Staat nur begünstigt: Nur mal zur Info: Die Einkommensgrenzen für das Erziehungsgeld wurden in den letzten Jahr extrem nach unten gesetzt, die Lehrmittelfreiheit soll in einzelnen Ländern evtl. abgeschafft werden, von Arbeitnehmern wird immer mehr Flexibilität verlangt, was wieder die Familien am schlimmsten trifft, Kindertagesplätze fehlen und und und. Solche Kürzungen und Nachteile werden aber von der Öffentlichkeit weniger bemerkt, weil Familien einfach keine Lobby haben.

Nun gut - wenn das alles engstirnig ist o.k.
Ich hoffe jedenfalls, dass unsere Gesellschaft noch den Umschwung schafft und dabei der soziale Gedanke weiter hochgehalten wird.


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