Re: Debeka (Private Krankenversicherungen)

Thomas, Donnerstag, 17.05.2007, 01:29 (vor 6401 Tagen) @ reformstau

Die Debeka ist zugegebenerweise sehr einfallsreich, ihre Werbekosten gering zu halten. So hat man sich mit den Beamten auf eine Klientel spezialisiert, die sich heutzutage in der Anwärterphase in Internetforen z.B. über die Prüfungen, Gesundheitsprüfung beim Amtsarzt usw. rege unterhält. Und dort gibt es einige Debeka-Leute, die wohl nur dazu abgestellt sind, diese Klientel dort anzuwerben.

Auch stehen immer Debeka"ler an den neuralgischen Stellen, wenn Abschlussprüfungen, die für den öffentlichen Dienst relevant sind, stattfinden. Dann werden Aushänge mit Prüfungslisten abgeschrieben und die Namen im Telefonbuch recherchiert und dann mit Initiativwerbung begonnen.
Und die Debeka hat natürlich in vielen relevanten Beamtenverbänden Leute an der Hand, die die Daten von Neumitgliedern gern weitergeben bzw. dies sogar aufgrund von Kooperationen aktiv machen dürfen/sollen.

Dass bei der Debeka rund 90% der Vollversicherten Beamte sind, zeigt deren Abhängigkeit vom Beihilfesystem. Würde dieses abgeschafft, könnte die Debeka dicht machen, zumal diese nicht gerade als Verkäufer hochwertiger Zusatzversicherungen mit entsprechenden Beitragseinnahmen bekannt ist, ja teilweise vieles gar nicht im Angebot hat. Auch würden viele kleine Beamten, wenn diese adäquat in der GKV versichert werden könnten, diese Zusatzversicherungen nie abschließen. Dass da wohl eine PKV-atypische Klientel versichert ist, zeigt sich schon allein daran, dass es nicht möglich ist, in Bundesländern, in denen die Beihilfe noch den Chefarzt und das Zweibettzimmer bezuschusst, als Beamter das Einbettzimmer zu versichern - außer man verzichtet auf die Beihilfe auf Chefarzt und Zweibettzimmer und versichert dann zu 100% alle Wahlleistungen bei der Debeka.

So könnte man die Absurditäten der Debeka-PKV weiter treiben, z.B. das Fehlen des Rechtsanspruchs auf häusliche Behandlungspflege, die Tatsache, dass Hilfsmittel praktisch nicht versichert sind, außer für Beamte, die einen Beihilfeergänzungstarif abgeschlossen haben. Warum dann Angestellte und Selbständige keinen Anspruch auf einen weiten oder offenen Hilfsmittelkatalog analog den Beihilfevorschriften - diese orientieren sich am GKV-Hilfsmittelkatalog - haben sollen, verstehe, wer will.

Auch dass die Debeka sich das Wohlverhalten bei ihrer Klientel, d.h. das Nicht-zum-Arzt-Gehen, durch die hohe Beitragsrückerstattung erkauft, halte ich für langfristig problematisch. Dies könnte - muss natürlich nicht - zu einer Verschleppung von Krankheiten in einem großen Versichertenkollektiv führen.

Nur eine Sache stimmt sicher - die Debeka zahlt das, was versichert ist, und deshalb beschwert sich auch kaum jemand. Beamte kapieren nämlich, wenn etwas nicht erstattet wird, weil sie es auch Geiz usw. nicht versichert haben, dass das dann auch nicht versichert ist. Und wenn die Debeka etwas verweigern würde, was von den Bedingungen gedeckt ist, weiß diese nur zu gut, dass Beamte bis vor den BGH gehen - und sei es nur um 500 Euro!
Dass die Debeka in der BU nicht zimperlich mit Prozessen ist, liegt auch daran, dass es sich bei der Debeka um zwei unterschiedliche Gesellschaften handelt: einerseits bei der PKV um den Krankenversicherungsverein auf Gegenseitigkeit und andererseits bei der BU um den Lebensversicherungsverein auf Gegenseitigkeit - letzterer würde v.a. keine Neukunden mehr bekommen, wenn die Rendite bzw. der Preis nicht mehr stimmt, ersterer, wenn man die Rechnungen nicht mehr erstattete. Dies könnte ein Ansatz für die unterschiedlichen Strategien bzgl. Prozessbereitschaft der Debeka sein.


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