Re: PKV-Umstellung nach Aufhebung Abschlag Ost (Private Krankenversicherungen)

Thomas, Donnerstag, 07.06.2007, 15:51 (vor 6384 Tagen) @ kerstin

Ja das mit den Osttarifen ist so eine Sache, ich muss nun etwas ausholen:

Im Osten galten die westdeutschen Gebührenordnungen (GOÄ/GOZ) jedoch mit Abschlag. So konnten ab
1991: nur 60 %
1993: nur 75 %
1994: nur 81 %
1999: nur 86 %
2001: nur 90 %
der westdeutsche Gebührenordnung abgerechnet werden.
Die PKVen haben nun die Altersrücklage in den jeweiligen Jahresblöcken immer so kalkuliert, dass angenommen wurde, die Abschläge würde so ewig oder zumindest über Jahre bestehen. Damit sind die Beiträge komplett in Bezug auf die heutige Situation unterkalkuliert.

Zudem sind die Rechnungen in diesen Tarifen auf das 2,3-fache gedeckelt. Dies werden die ostdeutschen Ärzte - froh um jeden Privatpatienten auch noch einige Zeit akzeptieren. Wenn aber jetzt die meisten in die Westtarife wechseln, besteht keine Notwendigkeit mehr, auf diese Patientengruppe Rücksicht zu nehmen, zumal einige GKVen schon angekündigt haben im Rahmen der neuer Höherversicherungstarife teilweise mehr als dies zu zahlen.

Anders als im Basistarif haben Sie im Osttarif keinen Anspruch auf eine auf 2,3 gedeckelte Rechnung.

Wenn man nun bedenkt, dass im Zahnbereich ca. 50% der Rechnungen über dem Schwellenwert liegen und im ambulanten ca. 25%, dann können Sie sich ausmalen, wie unterversichert Ihre jetzige Altersrücklage ist und weshalb der Normaltarif so teuer für Sie ist. Denn bisher waren ja faktisch durch den Ostrabatt nur der der 2,07-fache Satz abgesichert.

Das Problem bei Ihnen ist nun, dass Sie sich jetzt entscheiden müssen und schon krank sind, also keine Gesundheitsprüfung mehr überstehen. Auch ist unklar, ob der neue Basistarif ab 1.1.09 zu wenig Leistung hat für Ihre Behandlungsansprüche, da die Bedingungen noch unklar sind!

Sie können natürlich folgendes machen:
1. Wechsel in PNW.
2. Ende 2008 schauen, ob der Basistarif für Sie in Frage kommt.
3. Wenn ja, Wechsel in den Basistarif oder solange es finanziell geht im PNW bleiben.
4. Wenn nein, Rückkehr in den Osttarif vor dem 1.1.2009

Ob Nr. 4 Sinn macht bei den zu erwartenden Beitragsschüben im Osttarif, sei dahingestellt. Außerdem müssen Sie mit der Debeka klären, ob dies so aufgrund von Mindestvertragslaufzeiten und Kündigungsfristen im PNW überhaupt geht.


Und nun zu Ihrer Frage nach vergleichbaren Entwicklungen der Vergangenheit:

In den 50er und 60er Jahren wurden allgemeine Krankenhausleistungen wie Hotelbetten abgrechnet. In jeder Abteilung wurde ein Tagessatz erhoben, so z.B. Chirurgie 100 DM pro Nacht usw. Dies schloss Operationen ein. Deshalb versicherte man auch nur ein festes, aber sehr hohes Krankenhaustagegeld. Als dann in den 70ern die Abteilungstagessätze explodierten, damit auch der GKV-Versicherte ohne Chefarzttarif vernünftig operiert werden konnte, waren diese Tarife obsolet, es wurden sogenannte Prozenttarife eingeführt, die dann für Beamte einen Prozentsatz entsprechend der Beihilfeordnung zahlten und für Nichtbeamte 100% nach Abzug von SB.
Dies sehen Sie noch heute an den Namen der Tarife bei der Debeka, nicht umsonst heißt der Tarif PNW=Prozenttarif Nichtbeamte Wegfall von Wahlleistungen.

Und gerade die Versicherten, die damals in den Alttarifen waren und nicht sofort oder erst bei Einführung der Fallpauschalen in die neuen Tarife gewechselt sind, zahlen sich heute dumm und dämlich. Das sind auch die Menschen, die immer heuelnd im Fernsehen erzählen, sie müssten Ihre ganze Rente an die PKV zahlen.
Leider wurde dies damals den Ostdeutschen, die ja keine Ahnung davon hatten, dass sich bei Ihnen PKV-Geschichte wiederholen sollten, verschwiegen. Es gibt einige wenige PKVen, die schon in den 50igern sogennante Vollkostentarife hatten, wie wir sie heute kennen. Da zahlen die Versicherten, die damals schon dort versichert waren, vergleichsweise wenig, trotz der medizinischen Revolution, die ja mit einer Zunahme der Kosten einherging.

Das mit einer Rückkehr in die GKV können Sie aufgrund der Befreiung vergessen, außer Sie geben Ihren Job auf und fangen dann nach einem vertraglich mit dem Arbeitgeber vereinbarten Sabbatical wieder an, zu arbeiten. Doch dies wird Ihnen ja wegen Ihrer Krankheit nichts helfen, da die Debeka leider die einzige der großen PKVen in Deutschland ist, die keine ambulante Zusatzversicherung anbietet, die einen durch GKV+Zusatz-PKV zu einem richtigen Privatpatienten macht. Ist natürlich klar, denn 90% der Kunden sind ja Beamten (DeBeKa=Deutsche Beamtenkrankenkasse), da braucht man solche Tarife nicht.


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