Re: Die BKK Taunus verweigert mir das Sonderkündigungsrecht (Krankenkassenrecht)

mildman @, Freitag, 09.04.2004, 21:51 (vor 7535 Tagen) @ Wieland B.

Hallo Wieland B.,

ich denke zwar nicht, daß die Taunus BKK den Beitragssatz erhöht hat, um die Mitglieder zu ärgern. Jedoch hat sie durch die Verknüpfung der Erhöhung mit jener Pseudo-""Fusion"" (Kasse mit 900.000 Mitgliedern und 15 Geschäftsstellen übernimmt Kässchen mit 10.500 Mitgliedern und einer Geschäftsstelle und ändert weder Name noch zentrale Organe) glasklar beabsichtigt, die Beiträge zu erhöhen, ohne Kündigungswilligen die Möglichkeit zum Kündigen zu geben. Letzteres machten sie ganz bewußt, gerade weil sie wußten, daß dann einige gern wechseln würden, und nahmen somit billigend in Kauf, daß sich dieser Personenkreis mächtig über das verweigerte Sonderkündigungsrecht ärgert.

Es geht ja (zumindest meiner Auffassung nach) nicht allein darum, daß hier eine Kasse ihren Beitragssatz erhöht. Das liegt durchaus mal drin im Laufe der Jahre. Das so Ärgerliche sind die Begleitumstände, die Vorgeschichte, die Hintergründe:

1) Die Taunus BKK erhöhte nicht auf gewöhnlichem Wege und mit Zugeständnis eines Sonderkündigungsrechts, sondern versucht dieses zu umgehen durch jene ""Fusion"". Normalerweise würde ich sagen, wenn sie erhöhen, dann sei es eben so, aber ich könnte wenigstens selber entscheiden, ob ich den neuen Beitragssatz akzeptiere oder ob ich künftig den einer anderen Kasse zahlen werde. Um diese Wahl versucht mich die Taunus BKK zu betrügen.

2) Es ist ja nicht die erste Erhöhung seit langem, sondern bereits die zweite innerhalb von ein paar Monaten. Bis letzten Sommer betrug der Satz noch 11,9%, danach 12,8%, und jetzt liegen wir schon 1,9% über dem Satz von letztem Sommer. Bei der vorigen Erhöhung hatten Kündigungswillige die Möglichkeit zu kündigen, aber ich blieb drin, weil ich (und wohl auch jeder andere, der sich dasselbe überlegte und drinblieb) davon ausging, daß die Taunus BKK am Ende der Erhöhungswelle der Kassen wieder eine der billigsten Kassen sein wird. Bis zur Erhöhung vom 01.04.04 sollte dies auch zutreffen. Aber heute, nach gerade einem Jahr Mitgliedschaft, finde ich mich in einer Kasse wieder, die mit 13,8% sogar teurer ist als meine alte Kasse, die ich wegen ihrer 13,7% verlassen habe.

3) Die Taunus BKK hat ihre Argumentation zum Thema niedrige Beiträge um 180° gedreht und damit ihre Mitglieder veräppelt. Sie warb bis vor kurzem damit, eine der billigsten Kassen zu sein, und daß man zu ihr wechseln solle, weil man da im wesentlichen dasselbe bekommen würde wie bei den teuren Kassen, jedoch zu einem wesentlich niedrigeren Beitragssatz (kleinerer Wasserkopf, weniger Geschäftsstellen, kostengünstigere = jüngere, gesündere Mitgliederstruktur usw.). Jetzt, nach der kräftigen Erhöhung, werben sie damit, daß man zu ihr kommen oder bei ihr bleiben solle, gerade weil sie keine der billigsten Kassen sei und deshalb finanziell sicherer dastünde. Mit derselben Argumentation, die sie jetzt vertritt, hätte sie mich also vor einem Jahr davon überzeugen können, warum ich besser bei meiner alten Kasse mit 13,7% Beitragssatz bleiben sollte. Die Argumentation der Taunus BKK erscheint dadurch beliebig und austauschbar und somit wenig glaubwürdig. Gerade unseriös erscheint die Aussage einer Hotline-Mitarbeiterin der Taunus BKK, die in einem Telefonat abwertend davon sprach, daß die billigen Kassen mit den niedrigen Beiträgen auf Kundenfang gehen und dann die Beiträge kräftig anziehen würden; ja, was hat denn die Taunus BKK selber denn anderes gemacht?!?

4) Wie die Medien berichten, zeigt die Gesundheitsreform seit Jahresbeginn Wirkung, indem die Kassen seither spürbar entlastet werden. Aufgrund dieser Entlastung und der damit verbundenen spürbaren Mehrbelastung der Patienten erscheint es umso weniger verständlich, warum eine Kasse jetzt noch ihren Beitragssatz so kräftig anzieht, v.a. kurz nach einer vorherigen, ebenfalls kräftigen Erhöhung.

Um zum Anfang zurückzukommen, warum die Leute sich eigentlich über die Erhöhung der Taunus BKK aufregen: Während Punkt 4) alle Kassen betrifft, die seit Inkrafttreten der Gesundheitsreform erhöhen, kommen im Fall Taunus BKK die Punkte 1) bis 3) dazu, und diese Punkte sind das eigentlich Ärgerliche. Man darf hier nicht für sich isoliert davon sprechen, daß sich hier Leute aufregen, weil eine Kasse eine Erhöhung hatte, sondern es sind die Hintergründe und die Vorgeschichte, die das so ärgerlich machen. Ich würde mich gar nicht drüber aufregen, wenn die mich einfach nur kündigen lassen würden, dann könnten die von mir aus machen, was sie wollen. Daß es anderen hier auch so geht, zeigt die Tatsache, daß in dieser Diskussion das Thema Sonderkündigungsrecht eine zentrale Rolle spielt.

Schöne Feiertage, mildman


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