Re: Gespräch mit Thorulf Müller (Sozialpolitik)

Thorulf-Freund, Freitag, 30.04.2010, 16:35 (vor 5319 Tagen) @ GKVler

An GKVler

deine Stänkerei hier im Forum geht allmählich auf den Geist. Thorulf ist einer der anerkanntesten Persönlichkeiten im Krankenversicherungsmarkt. Seine Kunden die Kassen und vorrangig privaten Versicherer selbst.

Nun hat Thorulf die Klasse mit dem Gewissen Charme und Witz Fakten verständlich darzustellen. Genau das spiegelt dieses Interview wieder, wenn auch im "Kneipenstil".. so versteht es vielleicht ansatzweise auch der eigenleistungsfreie und somit "beitragsfreie" Hartz IVler.

Auch als GKVler, dessen Geschäft nix anderes ist als ein SGB V zu verwalten und umzusetzen - als ein Verwalter ohne eigentliche Handlungsspielräume sollte man den Blick über den Tellerrand hinaus haben.

Genau aus diesem Grund finde ich die Ansätze richtig. Eine reine Verwaltung (in diesem Fall verwaltet die GKV das SGB V) braucht keine Werbung (da Pflichtmitglieder) und sollte medizinische Versorgung ohne SchnickSchnak sicherstellen. Auch wenn die Bratpfannen sicherlich nicht Grund für 15Mrd. Defizit sind :)

Leider führen sich die meisten Kassen auf, als hätten die Entscheidungsgewalten was perse einfach nicht stimmt! Daher sind Maßnahmen zur Kosteneffizienz (sprich Zusammenlegung von Verwaltungen = Fusionen von Kassen) überaus zu begrüßen. Was neben der Kosteneinsparung auch eine größere Verhandlungsmacht gegenüber Pharmalobby etc. mit sich bringt - hat aus meiner Sicht eher etwas Positives als Negatives!

Ich gehe gern noch ein paar Schritte radikaler an die Sache als Thorulf - eine Verwaltung braucht keine Entscheidungsvorstände (jegliche Entscheidungen sind im SGB V vorgeschrieben) sonder Abteilungsleiter - hier greifen für mich als angemessene Bezahlung die Besoldungstabellen des öffentlichen Dienstes, nicht aber die irrsinnigen Gehälter mancher Kassenvorstände! Setzt man konsequent solche kleinen Dinge um, ist neben angemessener Bezahlung der Kassenmitarbeiter und Vorstände, Weglassens des gesetzlich nicht dokumentierten SchnickSchnaks ein kleiner, weiterer Beitrag in Richtung Finanzierbarkeit getan.

Ach ja, die großen Aufgaben, z.B.Pharmalobby lahm zu legen - sollte man aber auch einmal den Leistungsempfängern finanziell weh tun. Diese verursachen nun einmal die Leistungsausgaben. Es kann nicht sein, das der haxenfressende und bierschlürfende übergewichtige Sportmuffel den Leistungsanspruch hat, von anderen, gesundheitsbewußten Menschen mit "durchgefüttert" zu werden. Hier finde ich im Übrigen das Risikozuschlagssystem der PKV sehr interessant. Sozial abgefedert könnte solche eine Geschichte auch einen gewissen Erziehungseffekt bei den Kassenversicherten haben. Gehe ich mit meinem Körper um wie ein Schwein, zahle ich auch berechtigt mehr - oder verzichte freiwillig auf Versorgung.

Es gehören aber auch höhere Alkohol- und Tabaksteuern, oder die prinzipielle Einstufung als anerkannte Abhängigkeitsdrogen solcher Dinge. Denn diese Volkserscheinungen sind mir auch ein Dorn im Auge...

Statt immer nur auf die PKVen zu schimpfen und jegliche Veränderung am auslaufenden (da nicht mehr finanzierbarem) GKV-System zu bemängeln, sollte man den Verstand und den Weitblick haben sich einmal genauer anzuschauen, was wirklich Sinn macht! Es geht bei Weitem nicht mehr nur um die Finanzierungsfrage - es geht um eine Umerziehung eines ganzen Volkes mit falschem Anspruchsdenken!

Grüße


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