Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen (Gesetzliche Krankenkassen)

platon67, Freitag, 21.08.2009, 07:53 (vor 5574 Tagen) @ Gast

Hallo zusammen,

zu Euren /Ihren Denkansätzen möchte ich auch noch ein paar Gedanken beitragen

1. Werden immer wieder Themen zur Lösung vorgeschlagen, die sich lediglich für eine teilweise unappetitliche Polemik eignen aber sicher nicht die Probleme der Finanzierbarkeit beheben können.

2. Über den Sinn und Unsinn einer Bürgerversicherung kann man sicher streiten und es gibt wie immer gute Argumente dafür und dagegen.->ich bin kein Freund davon...

Nun aber die aus meiner Sicht wichtigsten Fragen, die sich eigentlich alle GKV- Versicherte einmal stellen sollten:

-> Ist unser Sozialversicherungssystem wirklich so schlecht, wie es seit einiger Zeit immer wieder dargestellt wird, oder wird dies den Versicherten, wenn auch vielleicht nicht mit System, nur ständig suggeriert und die Anspruchshaltung damit ständig nach oben geschraubt??

-> Was lehnt die angeblich so schlechte GKV denn tatsächlich für Leistungen ab und was verärgert die Versicherten tatsächlich ?

In der Regel geht es doch um wissenschaftlich nicht hinreichend nachgewiesen Behandlungsmethoden, medizinisch nicht erforderliche Wunschleistungen oder medizinsch nicht erforderliche Diagnostik die aus reiner Vorsicht und ohne jedgliches Verdachtsmoment vorgenommen werden, oder völlig überteuerte Arzneimittel deren bessere Wirksamkeit im Vergleich zu bisherigen Präperaten nicht annähernd nachgewiesen wurde, oder Freizeitaktivitäten wie Fitnesstudios, unsinnige angebliche Gesundheitskurse wie Babyschwimmen ect. ...

Alle medizinsich erforderlichen und wissenschaftlich gesichérten Leistungen werden in Deutschland tagtäglich millionenfach anstandslos durchgeführt und finanziert....

M.E werden viele Wünsche der Versicherten durch Dritte erst geweckt. Das Problem dahinter ist doch das, das hier dann meist finanzielle Interessen des Anbieters dahinterstehen die aber von der Solidargemeinschaft nícht aufzubringen sind.......

Aus meiner täglichen Praxis würde ich als die größten Ärgernisse der Versicherten folgende Punkte sehen, die eben zur großen Unzufriedenheit wesentlich beitragen:

Praxisgebühr, die vielen Zuzahlungen und die leidigen Diskussionen mit den Ärzten über die Verordnung von Arznei-und Heilmittelmitteln wegen Budgetüberschreitungen...

Wäre ich Politiker, würde ich eben diese Punkte aufgreifen und intelligenter lösen....das gibt bestímmt Pluspunkte bei der nächsten Wahl.....

-> Weiss eigentlich der Versicherte noch annähernd, was er für Kosten verursacht?
Ständig bekommt man zu hören, der Versicherte hätte noch nie etwas von der KK gebraucht. Schaut man dann mal in die Leistungsakte ist es schon der Normallfall, dass Arzneimittel für mehrer 1000 Euro im Jahr und aber Krankenhausaufenthalte erforderlich waren. Irgenjemand hat das wohl gezahlt -> aber auf die Idee, das das die Krankenkasse war kommt niemand mehr......das ist alles selbstverständlich (das soll auch prinzipiell so sein)..
Hier muss eine Kostentransparenz her - wenn der Versicherte weiss, dass der Krankenhausaufenthalt 6000,00 Euro gekosten hat, wird er auch die Notwendigkeit der Eigenbeteiligung eher verstehen.....

Wenn wir dann weitgehend wieder zufriedene Versicherte haben, müssen wir an fangen die richtigen Fragen zu stellen, Z.B: warum Arzneimittel im europäischen Ausland erheblich günstiger zu bekommen sind... Die EU regelt zwar so wichtige Dinge wie die einheitliche Krümmung der Bananen oder die Geschwindigkeit von Rolltreppen oder die Handykosten im Ausland - aber es soll nicht möglich sein, ein einheitliches Preisniveau für Arzneimittel durchzusetzen?

Ich denke wir haben in Deutschland nach wie vor ein sehr gutes und funktionierendes Gesundheitssystem, das nicht annähernd so schlecht ist, wie es von Leistungserbringern und PKV oftmals dargestellt wird. Selbstverständlich besteht viel Verbesserungs- und Optimierungsbedarf. Insbesondere müssen die richtigen Weichen zur künftigen Finanzierbarkeit schnell und richtig gestellt werden. Und hier können dann Fragen gestellt werden, welche Leistungen die Krankenkassen in Zukunft noch erbringen sollen/müssen. Und m.E. kann es dann nicht einseitig zu Lasten der Versicherten gehen, sondern werden auch einige andere Marktteilnehmer erheblich Federn lassen müssen.




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