Re: Ist jetzt die Ungleichbehandlung ok? (Gesetzliche Krankenkassen)

Elgin Fischbach @, (vor 6915 Tagen) @ Thomas

Ziel muss es nach meiner Meinung sein, das derzeit durchschnittlich niedrigere Vergütungsniveau der Primärkassen auf das höhere Vergütungsniveau der Ersatzkassen anzuheben - auch wenn dies bei den Primärkassen zu Beitragssatzsteigerungen führen sollte.

Auch wenn das ärztliche Durchschnittseinkommen lt. aller Pressemeldungen nicht gering ist, differiert es nach Fachgruppen und auch Lage der Praxis erheblich. Frag" "mal beispielsweise einen Hautarzt (Dermatologen) oder einen Arzt in einem Stadtteil mit problematischer Sozialstruktur - der so gut wie keine Privatpatienten hat und auch kaum IGEL-Leistungen anbieten kann (weil seine Patienten sie in der Regel nicht bezahlen können) - oder auch einen Landarzt in den neuen Bundesländern nach seinem Einkommen. Du wirst Dich wundern!

Hinzu kommt: Eine Ausbildung zum Facharzt mit Kassenzulassung dauert ca. 14 Jahre: 12 Semester allgemeines medizinisches Erststudium, danach 6 Jahre Facharztausbildung, anschließend zwei Jahre Mitarbeit als Assistent(in) in einer zugelassenen Kassenarztpraxis. Erst dann sind die Zulassungsvoraussetzungen als Kassenarzt erfüllt. Dass jemand, der so lange in seine Ausbildung investiert hat, hinterher auch dementsprechend verdienen will - um nicht ins Ausland abzuwandern (wie es in letzter Zeit immer mehr Ärzte tun), dürfte klar sein. In den neuen Bundesländern gibt es ja schon heute teilweise einen Mangel an Haus- und Fachärzten - weil das dort erzielbare Einkommen trotz aufwendigerer Arbeit (ländlich geprägte Struktur - verbunden mit viel mehr weit entfernten Hausbesuchen als in der Großstadt, multimorbidere Patienten - Junge und Gesunde ziehen ja von dort zunehmend weg, um in Westdeutschland ihr berufliches Auskommen zu finden) trotz mittlerweile gleicher Lebenshaltungskosten deutlich niedriger ist als in Westdeutschland.

Hinzu kommt bei niedergelassenen Ärzten: Sie haben ja auch noch das Risiko der Selbstständigkeit am Hals: Fixe Praxiskosten - einschließlich Gehälter für medizinische Fachangestellte und sonstige Mitarbeiter - wollen erst "mal bezahlt sein, bevor an das eigene Gehalt zu denken ist.

Ich will hier keine unberechtigten Schutzzäune um die Ärzteschaft errichten - jedoch einmal zum Nachdenken darüber anregen, ob in den Köpfen vieler Menschen vorherrschende Vorurteile (hier über das ärztliche Einkommen) heute noch der Realität entsprechen.

Gruß
Elgin


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