Re: Der Kompromiss zwischen Kopfpauschale und B�rgerversicherung (Sozialpolitik)

Andreas W. @, Donnerstag, 26.08.2004, 10:39 (vor 7393 Tagen) @ Günter B.

der Praktikabilität halber sollte man nicht auf das zu versteuernde Einkommen abzielen, sondern auf das Bruttoeinkommen gehen, natürlich ohne Beitragsbemessungsgrenze und auf jegliche Einkünfte. Das Steuerbrutto kennt das Finanzamt früher - und es kommt mehr bei rum, denn auch die Abschreibungskünstler werden voll zur Kasse gebeten ! Jeder nach seiner Leistungsfähigkeit und nicht nach seiner Bereitschaft zur Solidarität mit dem "Gemeinwohl" !

genau das gehört auch zu meinen Vorschlägen unter http://soziale-marktwirtschaft-erneuern.de

Bruttoeinkommen = zu versteuerndes Einkommen; Flat-Steuersatz von 20 %

Wieso dann überhaupt noch 3-4 grosse gesetzliche Krankenkassen, etwa um keinem Personalabbau bei den gesetzlichen Krankenkassen Vorschub zu leisten ? Das Finanzamt nimmt die Kohle ein und kann dann auch gleich die Leistungen an die Versicherten zahlen. OK, die Finanzbeamten haben vielleicht keine Ahnung von der Thematik, aber dann würde es doch eine Volks-Krankenkasse auch tun, oder ?

die Finanzämter sollen in der Tat die Beiträge eintreiben und and GKV weitergeben; 3-4 flächendeckende GKVen sollen über Beitragssatz und Leistung im Wettbewerb stehen u.a. um zu geringeren Verwaltungsaufwand zu kommen

Wettbewerb für den Patienten haben wir ja ohnehin nicht mehr, wenn jeder nach seinen wirtschaftlichen Möglichkeit pauschal zur Kasse gebeten wird, ob er nun zum Arzt geht oder nicht. Dann zahlt jeder seine Gesundheitssteuern aufs Bruttoeinkommen (sogar ohne Progression, wieso sollte ein Einkommensmillionär eigentlich im Sinne einer Mehrbelastung oder Progression nicht 25% Gesundheitssteuern zahlen, wenn der Normalverdiener 12,5% zahlt).

Das Gesundheitssystem ist dann endlich auch für alle sichtbar da angekommen, wo es heute schon hinläuft: staatliche Umverteilungspolitik innerhalb der Sozialsysteme (nicht nur im Steuersystem, auch Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung). Von denen mit den breiten Schultern gehen die Transferzahlungen über die Umverteilungsbürokratie zu denen, die lautstark auf der Strasse fordern und von sich behaupten, sie wären das Volk.

Das läuft langfristig nur auf eins hinaus: die mit den breiten Schultern sagen sich "bin ich bescheuert, mich für andere krummzulegen" und gehen in die innere Emigration (ich mach das nicht mehr mit, als Gärtner habe ich einen ruhigen, allerdings schlecht bezahlten, aber immerhin verantwortungslosen Job, lass die anderen mal für mich malochen und mitverdienen) oder äussere Emigration (wenn man die Möglichkeiten hat, verlegt man seinen Wohnsitz und seine Zukunft ins Ausland).

natürlich bedeutet Sozialversicherung Umverteilung oder besser Solidarität: der Gesunden mit den Kranken; der Besserverdienenden mit den Ärmerern; der Singles zu den Familien - das ist auch gut so; und natürlich findet diese Umverteilung auch heute statt. In Zkunft müssen aber alle miteinbezogen werden, damit das System der Umverteilung gerecht, transparent und effizient funktioniert
ich bin aber auch Ihrer Meinung, dass das eigene Verhalten Auswirkungen auf den Beitragssatz haben soll: Indikatoren, wie aufgelaufene Kosten, Körpergewicht, Raucher, Rückenstüztmuskulatur etc. sollten zu Auf- oder Abschlägen auf den Beitragssatz fürhen.
statt progressiver Einkommensteuer oder Beitragssatz zur GKV fordere ich eine bedürtigkeitsunabhängige Soziale Grundsicherung von z.B. 250 € im Monat für jeden. Effekt: auch Millionäre zahlen wirklich 20 % Einkommensteuer und ca. 20 % Sozialversicherungsbeitrag, statt heute oft 0.
genau das müssen wir wieder hinbekommen, dass sich Leistung wieder lohnt - für arme Schlucker, die wirlich mehr Geld in der Tasche haben, wenn sie arbeiten und für unsere Leistungsträger, die wesentlich die Basis für unseren Wohlstand schaffen müssen - Zynismus hiflt uns dabei sicher nicht weiter.

dass sich der "soziale Ausgleich" eines Tages schon dadurch einstellen wird, dass jede Nase mittels vollendeter Umverteilungspolitik dasselbe Geld monatlich in der Tasche hat (ob selbstverdient oder aus staatlichen Transferleistungen), wird nicht kommen.

ganz Ihrer Meinung: Leistung muss sich wieder lohnen

Zuvor hat man die Staatsquote allerdings auf 80% getrieben (d.h. 80% des verdienten Geldes geht in die Taschen von Vater Staat, 20% bleiben im Beamtenapparat zu dessen Aufrechterhaltung hängen, und der Rest wird an die mehr oder weniger Bedürftigen ausgeschüttet). Nur zur Erinnerung: im Kommunismus ist die Staatsquote 100%, keiner verdient mehr für sich, sondern alles geht an den Staat, der dann mit der Giesskanne an alle austeilt.

das interessante an meinen Vorschlag ist, dass zwar die Staatsquote sich durch meine Soziale Grundsicherung erhöhen wird, die Eingriffsintensität des Staates in die Marktwirtschaft sich dramatisch verringern würde - mit allen positiven Folgen. Denken Sie mal darüber nach. Meistens liegt die Lösung quer zu Rechts-Links-Denkschablonen.

Im Gesundheitswesen wie auch in den anderen Sozialversicherungen kann der Weg nur über die kapitalgedeckte und nicht über die umlagefinanzierte Krankenversicherung (Pflegeversicherung, Rente, etc.) gehen. Das heisst, jeder muss sich vom eigenen Arbeitseinkommen über private Krankenkassen, Pensionsfonds, etc. seine Vorsorge finanzieren. Natürlich muss eine steuerliche Bezuschussung stattfinden bis zu einem Existenzminimum als frei verfügbarem Einkommen. Andernfalls wird immer nur am system herumgedoktert werden, der "Demografiefaktor" in Form einer senioren Gesellschaft wird jährliche Leistungs- und Gebührenanpassungen erforderlich machen, das System wird letztlich unbezahlbar.

Sie haben recht: für die demografischen Folgen ist eine zusätzliche Kapitaldeckung sinnvoll - da soll uns aber nicht davon abhalten das System auch effizienter zu machen.

http://soziale-marktwirtschaft-erneuern.de


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