AOK Bayern kündigt Hausarztvertrag fristlos (Gesetzliche Krankenkassen)

ChrisR, Montag, 20.12.2010, 08:56 (vor 5088 Tagen) @ Markus

Ich persönlich fand die Aktion der AOK Bayern, die sie damals mit ihrem Hausärztevertrag abgeschlossen hat, nicht positiv. Unabhängig davon möchte ich so ein oder zwei Sachen schreiben:

Markus, 17.12.2010, 23:32 (vor 2 Tagen) @ Seppl
Die AOK muss in Bayern von allen guten Geistern verlassen sein.

Nein, die AOK Bayern scheint wieder bei Sinnen zu sein.

Es zeigt sich mal wieder, wieviel Dilettantismus in den halbstaatlichen Institutionen vorherscht. Anstatt sich mit den Hausärzten zu einigen (diese hatten sogar ein Angebot mit reduzierten Pauschalen gemacht), werden nun auch die letzten Zweifler unter den Ärtzen in den Ausstieg getrieben und möglicherweise eine Kettenreaktion in anderen Bundesländern erzeugt.

Ah, ein Angebot annehmen, was mehr nach Erpressung riecht. Ein Vertrag muss beiden Seiten etwas bringen. Die Idee hinter den Hausärzteverträgen war doch, dass die Ärzte zwar mehr Geld bekommen, jedoch dafür Behandlungskosten eingespart werden. Aber anscheinend war es nicht so.

Auch die Patienten werden es sich nicht bieten lassen, wie die Kasse mit ihren Ärzten umspringt. In der freien Wirtschaft würden solche Gestalten wie Platzer umgehend wegen schwerer Managementfehler abgesetzt

In der freien Wirtschaft? In der freien Wirtschaft müsste sich jeder Arzt um die Patienten bemühen. Wenn ein Arzt eine Kassenzulassung bekommt, hat er direkt doch einen Kundenstamm (zumeist übernehmen ja Ärzte die PRaxen anderer Ärzte). Was hat das mit freie Wirtschaft zu tun?

Seppl, 17.12.2010, 12:00 (vor 3 Tagen)
Wieder einmal bestätigt sich, dass die AOK "pleite" ist. Den teuren Hausarztvertrag sind sie nun los. Auf die wahren Hintergründe geht Ihr Chef Platzer gekonnt nicht ein.

Die wahren Hintergründe? Ich glaub, es lässt sich einfach zusammenfassen: Außer Spesen nichts gewesen.

Abgesehen davon bekommen die Ärzte einen Honorarzuwachs, ich denke, das ist allgemein bekannt, ging ja schließlich durch die Medien.

Bin gespannt, wie die AOK-Versicherten nun reagieren, wenn die Praxisgebühr nun jedes Quartal zu leisten sein wird. Auch die Hausärzte, die einem ein bisschen wie bezahlte Handlanger in den Praxen vorkamen, weil sie ein bisschen mehr Kohle von der Kasse bekamen, werden nun vermutlich den Spiess umdrehen und die AOK-Versicherten statt als Patienten erster Klasse nun als Patienten dritter Klasse behandeln.

Ich persönlich unterstelle den meisten Ärzten da etwas mehr... Menschlickeit. Ich glaube nicht, dass die das tun.

Joachim Röhl , Berlin 030-44708410, 17.12.2010, 12:07 (vor 3 Tagen) @ Seppl
bearbeitet von Joachim Röhl, 17.12.2010, 13:04
Wer die Quelle aufmerksam liest: der Hausarzt bekommt ganze 80€ für die auch mehrfache Behandlung des Kassenpatienten über drei Monate. Der bundesweite Hungerdurchschnitt liegt sogar bei nur 43€. Wir erinnern uns nun an die genannten 18 Arztbesuche pro Jahr und Kassenversicherten. Dafür fünf und mit dem Facharztabschluß noch mehr Jahre Studium, dann täglich von 9-18 Uhr eine Praxis öffnen, abends Abrechnungskram, am Wochenende die fachlichen Weiterbildungen? Somit wird schnell klar, warum Medizinstudenten reihenweise ins Ausland drängen ..

Tja, ich könnte jetzt einfach sagen: Die Krankenkassen zahlen doch an die KVen? WAs soll das ganze? Schließlich ist es eine ureigenste Aufgabe der KVen, das Geld unter den (Haus-)ärzten zu verteilen.

Übrigens ist das billigste Polemik, Herr Röhl/Jochaim (ich frage mich gerade, ob in diesem Forum allgemein das "Du" herrscht?). Durch Vereinfachungen und Parolen kommt es immer wieder dazu, dass die eigentlichen Probleme im Gesundheitswesen und deren Finanzierung untergehen.

Hungerdurchschnitt von 43 Euro? Die (Haus-)Ärzte bekommen Pauschalen für jeden Patienten. Wenn ein Patient einmal im Quartal vorbeikommt, macht der Arzt ein plus, wenn der Patient zweimal vorbeikommt, sind die entstandenen Kosten gedeckt, und wenn er dreimal die Praxis besucht, macht der Arzt ein minus. So ganz grob könnte man das Verfahren mit den Pauschalen beschreiben.

Jetzt einfach nur Pauschalen in den Raum zu verwerfen, hilft garnichts. Es ist weitaus komplexer. Wieviele Patienten besuchen den Arzt je Quartal wie oft? Wie hoch sind die Kosten und Aufwendungen des Arztes?

Ob "Ärzte" am Hungertuch nagen, kann man erst erkennen, wenn man in ihre Gewinn- und Verlustrechnung schaut. Alles andere ist Stimmungsmache. Natürlich wird es Arztpraxen geben, die auch mal pleite machen. Wieso sollte es Ärzten anders gehen als anderen Selbständigen?

Genauso wird es Ärzte geben, die gut von Ihrer Praxis leben können.

Um nochmal zu dem eigentlichen Thema zurückzukommen. Die Kosten des Hausärztevertrages... die Kosten jeden Hausärztevertrages zahlt der Versicherte.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum