Eurer Rat: wie trifft man eine lebenslange Entscheidung (Private Krankenversicherungen)

Friedel, Freitag, 26.07.2013, 08:45 (vor 4137 Tagen) @ Dan2704

Hallo Dan2704,

ich bin mittlerweile 7 Jahre Rentner, seit rund 40 Jahren in der PKV und war Angestellter mit einem Gehalt über der Jaeg.

Aus meiner Erfahrung kann ich Dir folgende Fakten aus heutiger Sicht (keiner kann in die Zukunft sehen) nennen:

1.) Glaube nicht die Ammenmärchen von nicht bezahlbaren Beiträgen für die PKV im Alter
2.) Jeder PKV-versicherter Rentner kann in den Standardtarif (heute heißt er soweit ich weiß Basistarif) wechseln. Dieser Tarif darf max. soviel kosten wie der aktuelle Höchstbeitrag in der GKV, bei annähernd gleichen Leistungen. Teurer kann es also definitiv als Rentner nicht werden.
3.) Selbstverständlich werden die gebildeten Altersrückstellungen incl. der gesetzlich vorgeschriebenen 10% auch auf dem Standardtarif angerechnet, sodass Du der Beitrag noch deutlich sinken kann. Dazu bekomme ich von meiner Versicherung regelmäßig ein Info-Schreiben, in dem mir der Wechsel in den Standardtarif angeboten wird. Bei meiner langen Versicherungszeit und entsprechend hohen Altersrückstellungen würde mich der Tarif ca. 330 Euro monatlich kosten, wobei sich die Rentenversicherung noch anteilig an den Beiträgen beteidigt.
Günstiger kann man als Rentner nicht versichert sein!
4.) Angestellte, die über der JAEG verdienen und privat versichert sind, zahlen als Rentner in der GKV auch oft den Höchstbeitrag. Mittlerweile zahlt man als freiwillig GKV-Versicherter Beiträge auf die gesetzliche Rente, Betriebsrente, Riester, Rürup, Entgeldumwandlung, Lebensversicherung, private Rentenversicherung, Mieteinnahmen, Zinserträge ...
Zuschüsse von der Rentenversicherung gibt es nur auf die gesetzliche Rente. Viele gutverdienende Angestellte wundern sich, wenn ihr Beitrags-Anteil zur GKV als Rentner höher ist als zu "Arbeite"-Zeiten.
5.) Wenn Du einen Billigtarif abschließt, zahlst Du mit Sicherheit später drauf. Die Leistungen können deutlich schlechter sein als in der GKV, und es werden nur die gesetzlich vorgeschriebenen Altersrückstellungen gebildet. Ich kann nur jeden von den Billigtarifen abraten!
Gute Behandlungen kosten nun mal viel Geld.
6.) Bei vernünftig kalkulierten Tarifen fallen die Beitragssteigerungen moderat aus. Allerdings kosten diese Tarife logischerweise auch deutlich mehr. Ich habe kurz vor meinem Rentenbeginn ca. 100 Euro monatlich mehr bezahlt, als wenn ich in der GKV versichert gewesen wäre. Das waren mir aber die besseren Leistungen wert.
7.) Die hohen prozentualen Beitragssteigerungen, von den man oft hört, findet man in der Regel bei den Billig-Tarifen (z.B. für 79 Euro monatlich PKV-versichert). Mit solchen Tarifen, die auch eine hohe Selbstbeteidigung haben, werden oft schlechtverdienende Selbstständige angelockt. Nach ein paar Jahren steigen diese Beiträge wesentlich schneller (oft jährlich im 2-stelligen Prozentsatz) an und sind bei schlechten Einkommen dann nicht mehr bezahlbar. Viele Selbstständige haben auch kein Geld übrig, um für die Rente vorzubeugen. Spätestens im Alter können sie dann die Beiträge zur PKV von ihrer kleinen Rente nicht mehr bezahlen.

Ich hoffe, dass ich Dir ein wenig helfen konnte, und wünsche Dir viel Glück bei Deiner Entscheidung.

Gruß Friedel


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