Re: Falsch, Tom (Private Krankenversicherungen)

Mahner13 @, Freitag, 09.12.2005, 17:39 (vor 6929 Tagen) @ Jack

Wer ständig wegen seiner schlechten Einkünfte winselt, von Dumpingpreisen und nicht mehr kostendeckenden Honoraren spricht und schließlich gegen die Allgemeinheit die Forderung nach einer 30-prozentigen Aufbesserung der Einnahmen erhebt, der muss sich von dieser Allgemeinheit eines fragen lassen: "Was, lieber Arzt, verdienst Du denn jetzt?" Auf diese Frage werden die Angaben der Selbständigen unter dem Medizinern seltsam unkonkret; gelegentlich wird man auf selbstgebastelte, schon fast ins Lächerliche gehende, Desinformationsstatistiken verwiesen, aber nachprüfbare Einzelwerte? Dann müssen wir eben selber rechnen: Für die höchstpersönliche Arbeitszeit eines Radiologen von sechseinhalb Minuten bekomme ich als reines Arbeitshonorar einen Betrag von 200 Euro in Rechnung gestellt. Privatpatienten werden mir bestätigen, dass ich damit nach keinem außergewöhnlichen Spitzenwert gegriffen habe. Man kann auch 80 Euro für weniger als eine Minute zahlen. Rechnet man, trotz der fast fließbandmäßig durchorganisierten Abfertigung in einer radiologischen Praxis, mit Füllzeiten zum gleichen Honorar 10 Minuten, ergibt sich bei durchschnittlich mindestens 2200 Jahresarbeitsstunden eines Vollzeitradiologen ein Jahresumsatz von 2.640.000 Euro. Zieht man davon die von den Ärzten selbst ermittelten Betriebsausgaben einer durchschnittlichen radiologischen Praxis von ca. 410.000 Euro ab, errechnet sich ein Gewinn von 2.230.000 Euro. Unterstellt man zugunsten der Radiologen, dass überwiegend Kassen- statt Privatpatienten behandelt werden und so, wenngleich von einigen Ärzten bestritten, für 90 % der Patienten nur etwa die Hälfte der o. g. Einnahmen zufließt, und erhöht man, um allen denkbaren Einwänden zu begegnen, die Praxisunkosten auf den von der Ärzteschaft für Radiologen im Spitzeneinkommensdrittel mitgeteilten Betriebsausgabenwert von ca. 750.000 Euro, so verbleiben immer noch satte ca. 702.000 Euro Jahresgewinn, entsprechend dem ca. 23-fachen des bundesdeutschen Durchschnittseinkommens. Warum nun sollten die Patienten durch weitere Zuzahlungen die Einnahmen eines Radiologen um 30 %, d. h. den Jahresgewinn nach der letzten Minimalrechnung auf 1.137.000 Euro (entspricht dem ca. 38-fachen Durchschnittseinkommen) erhöhen. Sind denn da einige Verantwortliche wahnsinnig geworden. Wie können es die Oberpfründler unter den Ärzten wagen, im Windschatten der unter ganz anderen Bedingungen arbeitenden und zu Recht rebellierenden Krankhaus-Assistenzärzte ihre Millionensuppen hochzukochen und dabei die mühsam erkämpfte öffentliche Akzeptanz für die ehrlichen Belange tarifvertraglich ausgebooteter Kollegen wieder in den Schlamm zu treten. Wäre es nicht viel mehr an der Zeit, die Spitzengeinkünfte der Fachärzte deutlich zu kürzen und vom so Eingesparten zusätzliche Krankenhausärzte einzustellen. Die Fachärzte blieben sicher immer noch Spitzenverdiener und die Versorgung der Patienten in den Krankenhäusern wäre für gleiches Geld dauerhaft verbessert. Es muss doch auch Entscheidungsträger geben, die über die tatsächlichen Geldflüsse im Gesundheitswesen Bescheid wissen und die richtigen Schlüsse zu ziehen den Mut haben. Würde man nur noch die Ärzte winseln lassen, die ihre individuellen Einkünfte der letzten fünf Jahre nachweisbar offenzulegen bereit sind, man würde tatsächlich nur noch von den verheizten Krankhaus-Assistenzärzten hören.
Nach wie vor aber besteht die einzige Taktik der Ärzteschaft im Vernebeln der tatsächlichen Einkünfte und ständigen Forderungen nach mehr. Dabei findet sich unter den selbständigen Fachärzten wohl der größte prozentuale Anteil an Einkommensmillionären.


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