Re: Idee zur Gesundheitsreform-Reform Nachtrag (Gesetzliche Krankenkassen)

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Montag, 28.09.2009, 17:18 (vor 5536 Tagen) @ Ulich

Das ist ein recht guter Zeitpunkt mal nachzudenken, vielleicht auch sehr kontrovers. Da ich bei meinem Reisen immer und schon berufsbedingt ein starkes Interesse hatte die gesundheitliche Versorgungssituation in anderen Ländern kennen zu lernen, muß ich sagen, daß in über 90% der Länder der Welt die Menschen glücklich und zufrieden auch ohne Versicherungszwang sehr alt werden können. Heißt nicht, daß da etwa keine staatlichen Grundsicherungssysteme oder privaten Versicherungen angeboten werden, aber hiesiger Zwang löst ein ungutes Gefühl aus. Vor allem in Mitteleuropa sind die traditionellen familiären Vorsorgestrukturen in den letzten hundert Jahren leider stark weggebrochen, die Erfahrungen der häuslichen Heilkunde verschüttet.
Die Hängemattenmentalität der oft zitierten Raucher, Trinker und anderer Spezies wie Verkehrsrowdies oder Extremsportlern ist deshalb so unglaublich, weil es ja einen garantierten Versorgungsanspruch gibt. "Das müssen die bezahlen - schließlich zahle ich doch meine Prämie!" heißts gegenüber der logisch immer teurer werdenden PKV und auf der anderen Systemseite sieht nicht viel besser aus, wenn einer zum medizinischen Dienst muss, den dritten Kurantrag stellt oder vor Sozialgerichten verbissen um Leistungen kämpft, die ihm die Kasse oft auch zurecht verwehrt um den Wirtschaftlichkeitsanspruch nicht vollkommen zu sprengen.
Die schöne Versorgungswelt, von der vor allem die Leistungserbringer und die gewaltige Pharmaindustrie profitieren ist aber nur ein Schein, denn für diese zahlen wir alle einen stark überhöhten Preis und werden dann doch im Extremfall unter unsäglichen Zuständen in Altersheimen dem Tode fast überlassen. Machen wir uns nichts vor, die Belastung in beiden Systemen ist so stark angewachsen, daß es über kurz oder lang eine Korrektur geben muss.
Durch die sonderbare Gesundheitsreform zähle ich immer mehr Menschen, die einer Selbständigkeit bewußt aus dem Weg gehen, weil die Kosten der Krankenversicherung ein recht unkalkulierbares Risisko darstellen. Selbst vor dem Finanzamt hat manch einer weniger Furcht. Viele verstecken sich weiterhin unversichert, gehen in die Praxen als Barzahler oder melden sogar ihren Wohnsitz im Ausland an, einfach um dieser sonderbaren Pflicht, welche die Deutschen beglücken sollte zu entgehen. Sonderbarerweise gestattet man dem Selbständigen dagegen noch immer bei der Altersvorsorge sich gar nicht oder privat oder auch über eine Freiwillige Mitgliedschaft in der Rentenversicherung zu versichern. Das sind alles Auswüchse, die hoffentlich in den nächsten Jahren korrigiert werden und damit auch die Vollkaskoversorgung endlich auf den Prüftstand gelangt. Fakt ist, daß die Medizin heute weit mehr leisten kann, als wir sie uns finanziell noch leisten können.


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