Kassen monieren Gelenk-OPs (Gesetzliche Krankenkassen)

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Donnerstag, 29.07.2010, 11:34 (vor 5235 Tagen) @ François

Na aber sicher, die Krankheiten machen zum einen keinen Bogen um die Privatversicherten und im Unterschied zur gesetzlichen Krankenversicherung, wo ja jederzeit Leistungen vom Gesetzgeber aus dem SGB V einfach rausgestrichen werden können, ist der Druck in der PKV noch viel höher, denn der Privatversicherte hat ein Leben lang Zugang zu einmal gekauften Leistungen. Das weitere Problem ist, daß die PKV altersgerechte Beiträge erhebt und durch das sogenannte Kapitaldeckungsverfahren heute schon die medizinische Kostensteigerung von morgen einrechnet. Das bedeutet, daß junge Versicherte eine relativ hohe Prämie bezahlen, von der sie zunächst nur sehr wenig zurück erhalten, aber gleichzeitig massiv Alterungsrückstellungen bilden. Während die PKV auch nach aktueller Finanzkrise auf über 144 Milliarden Rückstellungen verweisen kann, lebt man im System GKV einfach von der Hand in den Mund und ist auch in diesem Jahr auf einen Zuschuss in Höhe von rund 15,7 Milliarden Euro aus der Staatskasse angewiesen, andernfalls Pleite. Die ersten Vorboten haben wir im Frühjahr beim einsetzenden Kassensterben erlebt und das Dilemma entweder höhere Beiträge und Zuzahlungen oder Leistungskürzungen wird zu einem politischen Balanceakt mit möglicher sozialer Sprenkraft. Denn schon ab 2020 kommen die sehr geburtenstarken sechziger Jahrgänge in Rente und heutige Fremdworte wie Leistungsbegrenzung und Rationierung für Ältere sowie medizinisch "austherapierte" Fälle werden zum Alltag gehören. Ein Blick ins heutige Frankreich oder nach Großbritannien zeigt auf, was auch hierzulande möglich sein wird.

So äußern z.B. Radiologen, daß ohne Privatversicherte viele Praxen in ihrer Existenz bedroht wären. Denn mit über 4,9 Milliarden privatärztlichen Honoraren subventioniert man auch indirekt die GKV und allein mit deren mageren Zuweisungen hätten viele deutsche Arztpraxen schon längst schliessen müssen. So erhält ein Arzt für eine einfache MRT-Aufnahme des Beckens eines Kassenpatienten aktuell rund 120 Euro, wobei es leichte regionale Unterschiede zwischen Bodensee und Müritz gibt. Bezieht man noch einen Zuschlag für das notwendige Kon­trastmittel ein, liegt die Vergütung bei rund 150€. Rechnet der Radiologe die gleiche Leistung dagegen bei einem Privatversicherten nur zum 2,3fachen Regelhöchstsatz der GOÄ ab, erhält er über 460€.


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