Re: @Elgin Fischbach (Sozialpolitik)

Heiko, Freitag, 18.06.2004, 08:53 (vor 7462 Tagen) @ Elgin Fischbach

Ich meinte natürlich, daß die Steuereinnahmen sinken. Sonst wäre das etwas unlogisch. ;-)

Was bedeutet es nun, wenn man einheitliche Mindeststandards in der EU einführt? Auf welchem Niveau? Unserem oder dem der anderen Länder.

Ersteres würde Sinn machen. Damit würde das Lonhhiveau der schwächeren Länder einen gewaltigen Sprung machen. Ob die Länder das verkraften? Man kann nicht so einfach so mir nichts dir nichts das soziale Niveau erhöhen. Man kann sich nicht mal entfernt vorstellen, was das für ein Chaos gibt. Außerdem wird das nicht passieren, denn die EU wurde vor allem deshalb von der Wirtschaft ins Leben gerufen, um preiswerter zu produzieren. Wenn jetzt alle viel verdienen würden wäre natürlich die Vision des größeren Konsumentenmarktes erfüllt. Gleichzeit verlören aber alle billigen EU Produktionsstandorte ihre Billigkeit. Damit würden radikal alle Preise steigen, was einer Abwertung des EURO gleich käme. Die Wirtschaft würde dann wieder außerhalb der EU ausweichen, was sie z.T. sowieso schon tun. Da produziert man auf lange Zeit richtig billig (z.B. Schuhe in Indien, Elektronik in Taiwan). Das ganze Szenario, was wir derzeit in Deutschland erleben, würde sich dann auf ganz Europa ausweiten, d.h. auch da würde es zu Massenarbeitslosigkeit kommen.

Die andere Möglichkeit wäre das Lohn und Sozialniveau auf das niedrigste Level in der EU zu senken. Das wäre aber blanke Idiotie, denn damit wäre die gesamte Kaufkraft so extrem geschwächt, das der Absatz und damit die Wirtschaft zusammenbrechen würde.

Das Problem läßt sich nur global lösen. So lange es Länder auf der Welt gibt, die wesentlich billiger produzieren als wir, wird es dieses Problem geben. Wir brauchen keine Europäische Union, sondern eine Weltunion. Da kann man dann nämlich erst vernünftig ein gemeinsames Level festlegen.

Wir müssen uns momentan darüber im Klaren sein, daß unser Wohlstand auf der Armut anderer Länder basiert. Jeder muß mal für sich rechnen, was er Gesamtbrutto hat (also zusätzlich den versteckten AG-Anteilen und sonstigen Abgaben) und was sich für das Geld alles kaufen ließe. Dann muß er sich fragen, ob er all das in einem Monat mit seiner Arbeitskraft und dem aktuellen wissenschaftlichen Automatisierungsstand produzieren könnte. Dazu soll er die gesamte Kette von der Rohstoffgewinnung an betrachten. Dann wird man feststellen, daß das nicht geht. Genau da liegt unser Problem und das holt uns gnadenlos ein.

Grüße,
Heiko


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