Re: Wechsel trotz anstehender OP? (Private Krankenversicherungen)
Die PKV ist eine Luxus-Veranstaltung. Das ist so, also ob Sie bei Mercedes ein verpflichtendes lebenslanges Abo auf einen Autokauf alle drei Jahre abgeschlossen hätten!
Die PKV arbeitet im Gegensatz zur GKV nicht nach dem Umlage-, sonderen nach dem Kapitaldeckungsverfahren. Was heißt das?
Nach dem Umlageverfahren der GKV werden die Kosten im Jahr 2006 so umgelegt, dass diese mindestens durch die Beitragseinnahmen in 2006 + Erhöhungen in 2007 gedeckt sind. Sie zahlen z.Z. einkommensabhängig einen Beitrag in dieses System unabhängig von Ihrem Gesundheitszustand usw.
Nach dem Kapitaldeckungsverfahren wird dagegen bei der PKV eine sogenannte Kohorte gebildet, d.h. Sie werden bei einem Versicherer mit allen Frau Ihrer Altersgruppe zusammengefasst. Für diese Kohorte wird ein Kapitalstock angelegt, aus dem dann die laufenden Ausgaben gezahlt werden. Da Frauen nun einmal länger leben als Männer, muss der Kapitalstock höher sein.
Und da der Kapitalstock auch höher sein muss, wenn Sie Vorerkrankungen haben, wird man dies sicherlich nicht den Damen in Ihrer Kohorte aufbürden wollen, die gehen nämlich dann mit dem Argument des Preises zum nächsten Versicherer!
Würde man den Komfort der Top-PKV in einem System ohne Risikoselektion, dann müsste man mit Beiträgen über 700 Euro monatlich rechnen! Das sieht man daran, dass heute die Beiträge der über 70jährigen in diesen Regionen liegen - denn nach mindestens 10 Jahren ist jede Risikoprüfung Schall und Rauch, d.h. auch ehemals Topgesunde können ja krank werden!
Nun zu einer Lösung Ihrer Probleme:
1. Problem: Sie wollen weniger zahlen: Vergessen Sie es, Sie sind dafür zu krank! Denn sollte eine Aufnahme in eine Voll-PKV ohne Ausschluss gelingen, müssen Sie mit deftigen Aufschlägen rechnen.
2. Problem: Sie wollen mehr Komfort und schneller zum Arzt:
Einige gesetzliche Krankenkassen werden ab dem 1.4. nach der neuen Rechtslage Wahltarife mit Mehrleistungen gegen Beitragszuschlag anbieten. So kündigte die Technikerkasse bereits an, dass sie einen sog. Kostenerstattungstarif anbieten will, in dem Sie bei Kassenärzten bis zum 1,8- oder 2,3-fachen Satz der PKV-Gebührenordnung (die AOKs und BKKs zahlen meist nur den 0,6fachen, die Ersatzkassen bis zum 1-fachen! Achtung: Dies sind nur ungefähre Werte, da die PKV- und GKV-Gebührenordnungen nicht ganz vergleichbar sind und umgerechnet werden müssen!) gegen Privatrechnung behandelt werden, das heißt Sie wären einem beihilfeberechtigten privatversicherten Beamten gleichgestellt.
Warten Sie ab, was den Ankündigungen folgt. Da hier keine Risikoprüfung erfolgt, wird der Tarif nicht billig sein, ich rechne mal mit einem Aufpreis von ca. 100 bis 150 Euro je nach Steigerungssatz! Auch darf die GKV Sie auf Jahre an sich binden, d.h. Sie können kaum mehr die Kasse wechseln. Ist aber analog zur PKV.
3. ambulante Zusatz-KV: Es gibt sogenannte ambulante PKV-Kostenerstattungstarife, die allerdings auch nicht billig sind. Hier wäre ab 1.4. ein Leistungsausschluss handhabbar, da man nicht mehr in der GKV strikt für ein Jahr immer auf Privatrechnung gehen muss, wenn man Kostenerstatter werden will. Ab 1.4. können Sie wählen, bei welchem Arzt es etwas bringt Privatpatient zu sein oder wo nicht. Wo Sie Privatpatient sind, erhalten Sie eine Privatrechnung, auf die Ihnen die GKV bei erstattungsfähigen Leistungen ungefähr 25 bis 40% erstattet. Den Rest würde die Zusatz-PKV zahlen bzw. u.U. bei der TK der Wahltarif.
Wegen eines drohenden Leistungsausschlusses bei der PKV ist ein Wahltarif bei der GKV vorzuziehen!
4. stationäre Zusatz-KV ist eine Möglichkeit, doch aufgrund des drohenden Leistungsausschlusses sehr unattraktiv.
Verstehen Sie mich bitte richtig! Mir ist klar, dass unser Gesundheitssystem sich in einer verfahrenen Situation befindet. Frau Schmidt, die die Bürgerversicherung für alle will, interessiert sich nur für den Minimalkomfort. Dass es jetzt Wahltarife in der GKV geben kann, haben wir sicherlich nicht Frau Schmidt zu verdanken.
Doch die Masse aller Menschen interessiert sich erst für die Versicherung, wenn das Haus schon brennt. Doch ein brennendes Haus ist bekanntlich nicht mehr versicherbar. Wie oft habe ich schon von gesunden nicht schlecht verdienenden Berufsanfänger gehört, dass die stationäre Zusatz-PKV mit 25 bis 50 Euro monatlich zu teuer ist. Für anderen Konsum-Schrott oder andere unsinnige Versicherungen ist aber dann Geld da!
Noch eine Anmerkung zu den GKV-Wahltarifen: Diese sind bei Billigkassen oder AOKs nicht zu erwarten, da es entweder keine Nachfrage geben wird - manche mögen ja ein Dreibettzimmer und das kollektive Dahinsiechen - oder es aufgrund der Versichertenstruktur (v.a. AOK) und/oder der rigorosen Budgetierung (v.a. bei den BKKs) zu Beiträgen in diesen Tarifen kommen wird, die untragbar sein werden und damit die Nachfrage wieder nicht gegeben ist.
gesamter Thread:
- Wechsel trotz anstehender OP? -
Vicky,
12.02.2007, 18:57
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
13.02.2007, 00:20
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? - Vicky, 13.02.2007, 21:20
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Vicky,
19.02.2007, 19:55
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
20.02.2007, 15:15
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
20.02.2007, 15:29
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Vicky,
22.02.2007, 21:16
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
22.02.2007, 22:03
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Vicky,
22.02.2007, 22:05
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? - Elisabeth, 23.02.2007, 11:17
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Vicky,
22.02.2007, 22:05
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
22.02.2007, 22:03
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Vicky,
22.02.2007, 21:16
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
20.02.2007, 15:29
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
20.02.2007, 15:15
- Re: Wechsel trotz anstehender OP? -
Thomas,
13.02.2007, 00:20