Re: Debeka-Jünger.. (Private Krankenversicherungen)

Charlie Brown, Sonntag, 22.11.2009, 15:58 (vor 5481 Tagen) @ tiji

Unterstellen wir, der Versicherungsnehmer verdient knapp oberhalb der Pflichtversicherungsgrenze und wechselt in die PKV. Unterstellen wir weiterhin, er verfügt nicht über erhebliche liquide Mittel, mit denen er teure Behandlungen selber tragen kann.

Beide Voraussetzungen stellen - da sind wir uns sicher einig - wohl den Regelfall dar.

Um die obigen Aussagen zu zitieren: "Vielleicht ein langzeitkranker PKV-Versicherter der schon viel selbst bezahlen musste und dann kommen eben noch solche dicken Brocken wie ein E-Rollstuhl, Sauerstoffgerät und zeitlebens Sauerstoff etc. hinzu..."

Genau das ist der Punkt. Folgende Lücken sind m.E. so gravierend, dass die Debeka nicht empfehlenswert ist:

1.) im Hilfsmittelkatalog fehlen:
- Rollstuhl außerhalb der Standardanfertigung
- Alle Artikel für Blinde (Blindenhund, Orientierungshilfe usw.)
- Sauerstoffversorgung
- Überwachungsmonitor
- uvm

Der Hilfsmittelkatalog ist abschließend, der VN hat also kein vertragliches Recht, am medizintechnischen Fortschritt teilzunehmen! Er muss vielmehr in der vermutlich schwersten Lebensphase beim wirtschaftlich agierenden Versicherer zum Bittsteller werden.


2.) Die Debeka zahlt nur Fahrten und Transporte zum und vom nächsten Arzt oder Krankenhaus - also nicht zum geeigneten Arzt oder KH. Bei einer nicht alltäglichen Krankheit kann dies eine enorme Belastung bedeuten.


3.) Es werden nur 20 ambulante psychotherapeutische Behandlungen pro Jahr bezahlt. Gerade in der heutigen Wissensgesellschaft, in der die Seele großem Stress ausgesetzt ist, ist das ein Unding. Andere Versicherer bieten wenigstens abgestufte Leistung für eine Mehrzahl von Behandlungen.

Je nach Ausgangslage können diese Punkte einzeln oder in Summe den Patienten massiv überfordern.

Solange derartige Risiken vorliegen, ist die wirtschaftliche Betrachtung sekundär.

nicht ganz so dramatisch, aber m.E. möglicherweise auch entscheidend:

4.) Die Debeka leistet nicht für Honorarvereinbarungen, die außerhalb der GoÄ liegen. Dadurch kann man nicht alle Kapazitäten nutzen. Es mag Fälle geben, in denen so keine optimale Behandlung möglich ist.

Zu den Argumenten der Debeka-Fraktion:

a) größter Bestand: die Leute kennen entweder die Lücken nicht oder wurden schlecht beraten. Das deckt sich mit dem Argumentationsmuster der Debeka-Jünger in diesem Forum.

b) map-Report: Ich arbeite nicht in der KV-Branche, kenne die einzelnen Reporte auch nicht. Aber ich bin sicher, dass der map-Report nicht auf meine o.g. Kritikpunkte, sondern auf andere Parameter abstellt. Wenn ich mich richtig erinnere, hat die HUK bei Finanztest gewonnen...

Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Es muss nicht immer ein Mannheimer Purisma Max oder ein R+V agil premium sein - das ist eine individuelle Entscheidung basierend auf den eigenen Voraussetzungen. Ich bin aber überzeugt, dass die o.g. Punkte einen Abschluß bei der Debeka unmöglich machen, trotz der wirtschaftlichen Stärke.

Gerne wiederhole ich meine Kritik: Die Debekaner kennen entweder die Lücken nicht - dann sind sie schlecht ausgebildet und sie verschweigen diese Probleme, dann machen sie sich schadenersatzpflichtig (§§ 6 VVG, 280 BGB).

Nur wenn der Kunde diese Risiken bewußt eingeht, kann man über wirtschaftliche Rahmenbedingungen und den Vergleich zu anderen KV sprechen. Ich bin aber sicher, dass sich kaum ein Kunde über die Probleme im Klaren ist.


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