Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen? (Gesetzliche Krankenkassen)
Hallo!
Guckt mal hier:
Das Tabu ist gebrochen: Nach endlosen Querelen über die Finanzausstattung der gesetzlichen Krankenversicherung wagt sich die erste Kasse aus der Deckung – und verlangt mehr Geld von ihren Mitgliedern. Die erste Krankenkasse in Deutschland erhebt rückwirkend ab dem 1. Juli einen Zusatzbeitrag. Nach Informationen der „Rheinischen Post“ müssen Mitglieder der Gemeinsamen Betriebskrankenkasse Köln einen Zusatzbeitrag von acht Euro zahlen.
Dem Vernehmen nach sollen nicht die Kosten für eine Schweinegrippe-Impfung Grund für den höheren Versicherungsbeitrag sein. Nach Informationen der Berliner Zeitung sollen die rund 30.000 Mitglieder unabhängig von ihrem Einkommen den Zusatzbeitrag zahlen. Bei der Krankenkasse und beim zuständigen Bundesversicherungsamt in Bonn war am Abend keine Stellungnahme zu erhalten.
Quellen: http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/krankenversicherung/gesundheitswesen-die-kassen-machen-ernst_aid_427470.html + http://www.zeit.de/online/2009/34/krankenkasse-zusatzbeitraege-deutschland
Mal sehen, wer die nächste sein wird ...
Und wie man rückwirkend "sonderkündigen" kann - würd ich auch gern mal wissen ...
Freundliche Grüße
Matze
Re: Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen?
Das dürfte dann wohl das aus für diese Kasse sein.
Es wundert mich aber das bei einer so geringen Mitgliederzahl der Zusatzbeitrag einer Fusion vorgezogen wird.
Re: Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen?
Vielleicht hätte sie sich ja auch gern in ne Fusion gerettet - und es wollte bloß niemand mit-fusionieren ... wer weiß, wie trüb die Lage sonst noch so aussieht da ... das war doch auch die Kasse, die schon 2008 einen wahrscheinlich nötigen Zusatzbeitrag eingeräumt hat ...
Aber immerhin wird sie wenigstens JETZT nochmal so richtig berühmt *lach* ... sonst kannte doch eher fast niemand diese Mini-Kasse ...
Re: Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen?
Haaach ... jetzt gibts Infos dazu: Ganze zwei (in Worten: ZWEI!!!) Versicherungsfälle haben die Kasse so in die Schieflage gebracht:
Die Betriebskrankenkasse geriet 2005 und 2006 durch zwei Versichertenfälle in die roten Zahlen. „Wir hatten gleich zwei seltene Fälle von Bluter-Erkrankungen. In einem Fall handelt es sich um einen 26 Jahre alten Versicherten, im zweiten um ein damals sechs Jahre altes Kind“ so ein Vorstand. Für die Medikamente zur Verhinderung der Blutgerinnung habe man rund 14 Millionen Euro aufwenden müssen. Weltweit gebe es nur ein einziges Mittel, entsprechend teuer sei die Medikation. „Wir sind durch diese beiden Patienten zu einem Sanierungsfall geworden und hätten eigentlich schließen müssen“, so der Vorstand.
Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/telegramm/news-ticker,rendertext=9444166.html
Was lehrt uns das: Kleine Kassen droht bereits wegen 1 oder 2 Versicherungsfällen die Pleite/Schließung. Da ist man also in zumindest halbwegs großen bis ganz großen Kassen offenbar doch besser und sicherer aufgehoben.
Re: Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen?
Was lehrt uns das: Kleine Kassen droht bereits wegen 1 oder 2 Versicherungsfällen die Pleite/Schließung. Da ist man also in zumindest halbwegs großen bis ganz großen Kassen offenbar doch besser und sicherer aufgehoben.
Naja...aber umso größer die Kasse umso mehr von solchen Versicherten könnten dort rumschwirren.
Re: Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen?
Hallo,
dieses Los kann alle kleinen Kassen treffen die einen Zusatzbeitrag erheben müssen - so ebnet der Beitragszahler mit seiner Wahl einer anderen, grösseren Kasse den Weg zur Einheitskasse und wundert sich später dass es dazu gekommen ist.
Gruß
Czauderna
Re: Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen?
Groß oder klein ist sicher nicht die Frage - wenig und gut essen kann besser sein als viel und schlecht. Die Probleme der Kölner Kasse sind doch wohl kaum erst mit zwei Leistungsfällen eingetreten sondern eher langfristig ungünstiges Wirtschaften. Werden jetzt Sündenböcke gesucht, denn wenn ich mich recht erinnere gibt es seit 2004 den "Risikostrukturausgleich" bei der GKV, da hätten diese Kosten in jedem Fall aufgefangen und solidarisch verteilt werden können .. http://www.rp-online.de/public/article/wirtschaft/news/746399/Erste-Krankenkasse-erhebt-Zusatzbeitrag.html
Re: Erste Kasse fordert Zusatzbeitrag - wer wird folgen?
den Risikostrukturausgleich gibt"s schon länger - seit Mitte der 90er Jahre, als das Kassenwahlrecht geändert wurde. Allerdings hat er die die Ausgabenseite betroffen, sondern nur die Einnahmenseite: ausgeglichen wurde der sog. Grundlohn, das Alter und Geschlecht der Versicherten sowie die Zahl der mitversicherten Familienangehörigen.
Seit diesem Jahr wurde zusammen mit dem vielgeliebten Gesundheitsfonds der "morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich" kurz: Morbi-RSA eingeführt. Für jeden Versicherten, der an einer von 80 Krankheiten leidet, bekommt die Kasse mehr Geld aus dem Topf.
Ich denke, dass Problem hat weniger mit der Größe der Kasse (es gibt zahlreiche Kassen, die kleiner als die GBK sind) sondern mehr mit dem Management der Kasse zu tun.
Gruß GKVler
Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Die Gerüchte haben sich bestätigt
18.08.2009
Steigende Ausgaben
Kassen rutschen ins Defizit
von Peter Thelen
Die Finanzlage der Krankenkassen hat sich im zweiten Quartal deutlich verschlechtert. Grund sind steigende Ausgaben für Arzneimittel, Arzthonorare und Krankenhausbehandlung. Barmer und DAK meldeten gestern sogar rote Zahlen für das erste Halbjahr. Bisher haben es alle Kassen ausgeschlossen, Zusatzbeiträge zu erheben.
Bei Barmer und Co. stiegen die Ausgaben im ersten Quartal stärker als erwartet an. Quelle: dpa
Bei Barmer und Co. stiegen die Ausgaben im ersten Quartal stärker als erwartet an. Quelle: dpa
BERLIN. Bei der Barmer lagen die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds bis Ende Juni um 29 Mio. Euro unter den Ausgaben. Die DAK gab sogar 35,7 Mio. Euro mehr aus, als sie an Zuweisungen aus dem Fonds erhielt. Noch im ersten Quartal hatte die Barmer ein Plus von 18 Mio. Euro, die DAK eines von 52 Mio. Euro eingefahren.
Auch die übrigen Ersatzkassen haben weniger Geld. So schrumpfte bei der größten Einzelkasse, der Techniker Krankenkasse, der Überschuss im Vergleich zum ersten Quartal von 53 auf 33 Mio. Euro. Das Plus der KKH sank von 44 auf 30 Mio. Euro. Die Zahlen für die übrigen Kassen werden Ende August erwartet. Doch auch hier dürfte sich die Lage gegenüber dem ersten Quartal verschlechtert haben, das die Kassen noch mit einem Überschuss von 1,1 Mrd. Euro abgeschlossen hatten.
Gleichwohl haben alle Krankenkassen bislang ausgeschlossen, zum Ausgleich von Defiziten bereits in diesem Jahr Zusatzbeiträge zu erheben. Sie werden grundsätzlich erforderlich, wenn die Zuweisungen aus dem Fonds nicht ausreichen, die Ausgaben zu decken. Dabei dürfte ihnen helfen, dass viele Kassen mit einem guten Finanzpolster ins erste Jahr des Gesundheitsfonds gestartet sind. 2008 erzielten die Kassen einen Überschuss von 1,43 Mrd. Euro – Geld, das sie nun einsetzen können, um Finanzierungslücken zwischen den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds und den tatsächlichen Ausgaben zu schließen.
Insgesamt erhalten die Kassen in diesem Jahr aus dem Gesundheitsfonds 167 Mrd. Euro in zwölf gleich hohen Monatsraten. Dass die Raten bei Barmer und DAK im ersten Halbjahr nicht ausreichten, liegt vor allem daran, dass die Ausgaben stärker als erwartet stiegen. So gab die DAK im ersten Halbjahr für Arzneimittel 6,1 Prozent mehr aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Vergütungen für die Ärzte stiegen wegen der Honorarreform um 6,7 Prozent. Auch die Krankenhausbehandlung legte mit 5,6 Prozent deutlich zu. Hinzu kommen die Kosten für die Impfung gegen die Schweinegrippe.
Dagegen bleiben die Kassen von Einnahmeausfällen durch die Wirtschaftskrise in diesem Jahr noch verschont. Sie übernimmt der Bund in Form eines Darlehens von voraussichtlich 2,9 Mrd. Euro. Den Kredit müssen die Kassen allerdings ab 2011 zurückzahlen. Die Krankenkassen drängen seit Monaten darauf, das Darlehen in einen Zuschuss umzuwandeln, da sie sonst gezwungen wären, allein wegen der Krise Zusatzbeiträge zu erheben. Bislang lehnt Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) dies ab. Die Gesundheitspolitiker der SPD stehen allerdings anders als die Union hinter der Forderung. „Unser Ziel ist es, den Fonds so auszustatten, das er ohne Zusatzbeiträge auskommt,“ sagte SPD-Gesundheitsexpertin Marlies Volkmer.
Link zum Artikel: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kassen-rutschen-ins-defizit;2445969
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Alle Kassen ob gesetzlich oder privat haben zu kämpfen und der eine kaschiert seine Zahlen eben nur besser als der andere. Die Geschichte von der Kölner GBK, die diese Woche unter anderem wegen zwei Versicherten und über 26 Millionen Kosten für deren Medikamente (Bluterkrankheit) fast Pleite ging ist nur ein Warnzeichen. Habe im Berliner Bekantenkreis einen Kassenversicherten, der als Rheumatiker das aus dem chinesischen Hamsterhoden gentechnologisch gewonnene Medikament Enbrel® der Firma Weyhe in Spritzenform a 50mg bekommt. Kostenfaktor 1822€ pro Monat. Er selbst fühlt sich damit individuell ein bischen besser, als mit dem bisherigen für unter fünfhundert Euro. Sein Beitrag an seine Krankenversicherung der Rentner 68€.
Diese Gesellschaft hat sich dringend die Frage zu stellen, was sie in ihrer gesetzlichen Grundversorgung in Zukunft für jedermann überhaupt noch leisten will und was sie in die Hände der Privaten oder auch in Eigenverantwortung abgeben muß. Der wiederholte mehrwöchige stationäre Alhoholentzug mit einem Kostenfaktor ab 25000€ aufwärts, die Operations- und Rehabilitationskosten aufgrund Extremsportunfall oder die HIV-Erkrankung nach nachweislich ungeschützem Verkehr sind nur einige besonders herausleuchtende Beispiele. Viele andere Dinge wie die Familienversicherung oder sogar deren Ausdehnung auch auf Familienangehörige die beispielsweise im fernen türkischen Anatolien leben gehören sicher mit dazu. Wer hier von wildem Sozialdarwinismus spricht verkennt, daß als Alternative ein Gesundheitssystem wie in den Vereinigten Staaten schleichend kommen wird, wo ein Drittel der Bevökerung überhaupt nicht mehr versichert ist und eine Krankenversicherung eine good will Leistung des Arbeitgebers ist. Die Stellschrauben im Systen müssen geändert werden und niemand soll glauben, daß mit einer scheinbaren Versicherungspflicht ein Problem zu lösen ist. Auch jetzt im August gibt es weiterhin hunderttausende Nichtversicherte bundesweit. Sie führen ein Schattendasein, bezahlen die Ärzte weiterhin bar und versuchen nur nicht aufzufallen. Warnungen gibt es seit knapp 10 Jahren, http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/politik/00032101.htm langfristig und nachhaltig wurde nichts geändert.
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Schön das es noch Fachleute gibt, die eine Problematik so genau und mit wenigen Worten beschreiben können. Respekt. Leider interessiert das die Politik nicht.
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Herr Röhl zieht allerdings falsche Schlußfolgerungen.
Dass Herr Röhl private Versicherungen verkauft, wissen wir aus vorherigen Forumeinträgen.
1) Informieren Sie uns,Herr Röhl, wie die Privaten Kassen Zahlen kaschieren, wäre für das Forum sicherlich interessant.
Gesetzliche Kassen können das nämlich nicht, Einnahmen stehen fest, Stichwort Zuweisungen aus dem Gesundheitsfond
2) Die Bezeichnung "gesetzliche Grundversorgung" ist Unsinn. Die gesetzlichen Kassen bezahlen alle notwendigen Leistungen - also "Vollversicherung"
3)Herr Röhl weiss ganz genau, dass 1/3 aller Ausgaben der Krankenkassen auf die Behandlung im Krankenhaus draufgehen.
eine Streichung von Familienversicherung in Türkei, keine Bezahlung bei Extemsportarten... lösen das Problem nicht.
Übrigens müsste man die "Fußballer" dann als "Extremsportler" bezeichnen, da diese die mit Abstand höchsten Kosten der Freizeitsportler verursachen. Wer will das?
4)Schätzungsweise wurden im Jan 2009 "100.000 nicht krankenversicherte" geschätzt, die vorher bei den Privaten Kassen waren, und ihre Prämien nicht mehr zahlen konnten. Die "Privatversicherung" stellt also nicht die Lösung, sondern das Problem dar!
5) 1/3 der Bevölkerung der USA sind nicht krankenversichert schreibt Herr Röhl.
Grund: in den USA werden Risiken "privatisiert"
Fehlende "Versicherungspflicht", an der Krankenversicherung wird gerade bei der "unteren Mittelschicht und darunter" gespart.
Wollen wir in Deutschland eine solche Gesellschaft?
Abschaffung der Versicherungspflicht würde in Deutschland ganz schnell zu einer ähnlichen Situation führen.
Warum sieht Präsident Obama in der deutschen Versicherungspflicht ein nachahmenswertes Muster?
6) "Eigenverantwortung" sollte Unwort des Jahres werden.
Durch diesen Begriff wurden und werden, gerade von der FDP, gerne ZUSÄTZLICHE Belastungen für die Bürger verharmlost.
Sind wir doch so ehrlich und nennen das Kind beim Namen. zusätzliche Lasten müssen auch als solche genannt werden, zusätzliche private Zusatzversicherungen oder Barzahlung bedeuten zusätzliche Ausgaben!!!
Lösung- sicherlich radikal, aber mittel- und langfristig nicht vermeidbar:
-Abschaffung Beamtentum/Beihilfe/private Krankenversicherung nur zu 50%...
auch Beamte, Richter, Abgeordnete dürfen sich nicht aus der Solidargemeinschaft ausklinken
"Bürgerversicherung"
Alle Einnahmen der Bürger für Krankenkassenbeiträge heranziehen - Freibeträge für "normales" Einfamilienhaus...
Das dürfte uns "Luft verschaffen" für die nächsten 20 Jahre, um endlich eine Familienpolitik zu machen, die diesen Namen auch verdient.
Übrigens finde ich es seltsam, dass ein deutscher Minister nur weil er "gut aussieht" als geeignet für ein politisches Amt gesehen wird.
Mein Vorschlag: Wahlprogramme lesen, es lohnt sich...
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Hallo zusammen,
zu Euren /Ihren Denkansätzen möchte ich auch noch ein paar Gedanken beitragen
1. Werden immer wieder Themen zur Lösung vorgeschlagen, die sich lediglich für eine teilweise unappetitliche Polemik eignen aber sicher nicht die Probleme der Finanzierbarkeit beheben können.
2. Über den Sinn und Unsinn einer Bürgerversicherung kann man sicher streiten und es gibt wie immer gute Argumente dafür und dagegen.->ich bin kein Freund davon...
Nun aber die aus meiner Sicht wichtigsten Fragen, die sich eigentlich alle GKV- Versicherte einmal stellen sollten:
-> Ist unser Sozialversicherungssystem wirklich so schlecht, wie es seit einiger Zeit immer wieder dargestellt wird, oder wird dies den Versicherten, wenn auch vielleicht nicht mit System, nur ständig suggeriert und die Anspruchshaltung damit ständig nach oben geschraubt??
-> Was lehnt die angeblich so schlechte GKV denn tatsächlich für Leistungen ab und was verärgert die Versicherten tatsächlich ?
In der Regel geht es doch um wissenschaftlich nicht hinreichend nachgewiesen Behandlungsmethoden, medizinisch nicht erforderliche Wunschleistungen oder medizinsch nicht erforderliche Diagnostik die aus reiner Vorsicht und ohne jedgliches Verdachtsmoment vorgenommen werden, oder völlig überteuerte Arzneimittel deren bessere Wirksamkeit im Vergleich zu bisherigen Präperaten nicht annähernd nachgewiesen wurde, oder Freizeitaktivitäten wie Fitnesstudios, unsinnige angebliche Gesundheitskurse wie Babyschwimmen ect. ...
Alle medizinsich erforderlichen und wissenschaftlich gesichérten Leistungen werden in Deutschland tagtäglich millionenfach anstandslos durchgeführt und finanziert....
M.E werden viele Wünsche der Versicherten durch Dritte erst geweckt. Das Problem dahinter ist doch das, das hier dann meist finanzielle Interessen des Anbieters dahinterstehen die aber von der Solidargemeinschaft nícht aufzubringen sind.......
Aus meiner täglichen Praxis würde ich als die größten Ärgernisse der Versicherten folgende Punkte sehen, die eben zur großen Unzufriedenheit wesentlich beitragen:
Praxisgebühr, die vielen Zuzahlungen und die leidigen Diskussionen mit den Ärzten über die Verordnung von Arznei-und Heilmittelmitteln wegen Budgetüberschreitungen...
Wäre ich Politiker, würde ich eben diese Punkte aufgreifen und intelligenter lösen....das gibt bestímmt Pluspunkte bei der nächsten Wahl.....
-> Weiss eigentlich der Versicherte noch annähernd, was er für Kosten verursacht?
Ständig bekommt man zu hören, der Versicherte hätte noch nie etwas von der KK gebraucht. Schaut man dann mal in die Leistungsakte ist es schon der Normallfall, dass Arzneimittel für mehrer 1000 Euro im Jahr und aber Krankenhausaufenthalte erforderlich waren. Irgenjemand hat das wohl gezahlt -> aber auf die Idee, das das die Krankenkasse war kommt niemand mehr......das ist alles selbstverständlich (das soll auch prinzipiell so sein)..
Hier muss eine Kostentransparenz her - wenn der Versicherte weiss, dass der Krankenhausaufenthalt 6000,00 Euro gekosten hat, wird er auch die Notwendigkeit der Eigenbeteiligung eher verstehen.....
Wenn wir dann weitgehend wieder zufriedene Versicherte haben, müssen wir an fangen die richtigen Fragen zu stellen, Z.B: warum Arzneimittel im europäischen Ausland erheblich günstiger zu bekommen sind... Die EU regelt zwar so wichtige Dinge wie die einheitliche Krümmung der Bananen oder die Geschwindigkeit von Rolltreppen oder die Handykosten im Ausland - aber es soll nicht möglich sein, ein einheitliches Preisniveau für Arzneimittel durchzusetzen?
Ich denke wir haben in Deutschland nach wie vor ein sehr gutes und funktionierendes Gesundheitssystem, das nicht annähernd so schlecht ist, wie es von Leistungserbringern und PKV oftmals dargestellt wird. Selbstverständlich besteht viel Verbesserungs- und Optimierungsbedarf. Insbesondere müssen die richtigen Weichen zur künftigen Finanzierbarkeit schnell und richtig gestellt werden. Und hier können dann Fragen gestellt werden, welche Leistungen die Krankenkassen in Zukunft noch erbringen sollen/müssen. Und m.E. kann es dann nicht einseitig zu Lasten der Versicherten gehen, sondern werden auch einige andere Marktteilnehmer erheblich Federn lassen müssen.
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Jeder deutsche Rettungskrankenwagen ist besser ausgestattet, als ein ganzes Krankenhaus in Schwarzafrika. Es geht bei der Systemkritik um die Frage, was wir in Zukunft im aufgeblähten Leistungskatalog einer überschuldeten GKV als Muskelmasse behalten wollen und was als überschüssiges Fett über kurz oder lang abgesondert werden muss. Die Tarifvielfalt der schuldenfreien PKV von Top bis weit! unter Kassennieveau steht nach aktueller Gesetzeslage nur denen zu, die entweder ein hohes Einkommen haben, Selbstständige oder Beamte sind. Über 90% der Bevölkerung sind aber von dieser Wahlfreiheit ausgeschlossen und die 8 Millionen Privatversicherten finanzieren durch ihre Steuerzahlungen die Gesetzliche ebenso mit. Somit müssen Fragen erlaubt sein. Da aber Betonköpfe immer nur auf die Besitzstandswahrung pochen und zum Schein die dreihunderttausend Beschäftigten in den Sozialversicherungen vorschieben, versanden leider viele Diskussionen. Die sind aber erforderlich, um eine optimale Grundversorgung auch noch in 10 Jahren bei weiter steigender Vergreisung der deutschen Bevölkerung bezahlbar zu machen.
Wo fehlende Einsicht der Politik nicht vorhanden war, wurde sie in der europäischen Geschichte über kurz oder lang immer blutig oder unblutig weggefegt. Das war 05.November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz so und wer ernsthaft möchte, daß eines Tages eine Million Menschen vor dem Kanzleramt wegen verfehlter Sozialpolitik demonstrieren, riskiert das unsere geliebte Kanzlerin dann nur noch per Hubschrauber der Flugbereitschaft flüchten kann ..
Satire beiseite, die notwendigen Fragestellungen kommen heute leider oft nur aus dem Umfeld von FDP, CSU und der Linken, einigen aufmüpfigen Gesellschaftswissenschaftlern oder renitenten Versicherungsverkäufern, die ihr Geschäft wittern. Es geht aber hier um unsere Zukunft und die wird sehr teuer, wenn wir die Weichen sozialpolitisch nicht richtig stellen. Die konkreten Ansätze von platon67 zu Kostentransparenz, Praxisgebühr, Medikamentenverordnung und Wunschmedizin finde ich sehr wichtig. http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse/a14/anhoerungen/109/stllg/PKV.pdf
http://www.ilse-aigner.de/download/Demographie.pdf
http://www.rankers-online.de/vergreisung.html
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Hallo,
es darf nix kosten aber gut muss es sein - so stellt sich
sich der Sozialsystemkritiker die optimale Versorgung der
Bevölkerung vor - wobei, wieder andere weiß hier der Wunsch der Vater des Gedankens ist.
Tatsache ist immer noch dass Deutschland eines der besten Sozialversicherungssysteme der Welt überhaupt hat und dafür auch zu recht beneidet wird.
Nur, um welchen Preis ??
Und allein darum geht es - um das Geld, nicht um das System.
Eine Systemveränderung wird nur wegen des Geldes angestrebt, dabei gäbe es für unserer derzeitiges Sozialversichertungssystem wirklich ausser den Beitragszahlern noch zusätzliche Fianierungsquellen.
Sämtliche Steuereinnahme des Staates auf Alkoholika und
Tabakwarenerzeugnisse direkt und ohne Umschweife in den
Gesundheitsfond - alle Leistungen (incl. der Medikamente)
der gesetzlichen Krankenversicherung von der Mehrwertsteuer befreien und wir könnten uns weiterhin im bestehenden System eine Versorgung erlauben, die auch vom medizinischen und technischen Stand up to date wäre.
Ich selbst, obwohl GKV-Mitarbeiter, bin auch ein Freund folgender Lösung, die sich der Barmer-Chef als Eigenidee
auf die Fahne geheftet hat - in Wirklichkeit aber von den PKVén selbst kam.
Grundversorgung aller, wirklich aller Bundesbürger durch die GKV (Bürgerversicherung ??!) und alle Zusatzleistungen ausschliesslich über die PKV ´en entweder als Eigenangebot oder in Kooperation mit der GKV-Kassen (wird momentan schon praktiziert). Abschaffung der Beihilfe für Beamte, dafür Beteiligung des Staates an den Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen.
Abschaffung der kostenlosen Familienversicherung für nicht berufstätige Ehegatten - für diesen personenkreis Schaffung eines Einkommensunabhängigen Einheitsbeitrages - in der Höhe in etwa des Studentischen Pflichtbeitrages.
Gruß
Czauderna
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
...da stellen sich aber immer wieder folgende Probleme:
1. Muss der Beitrag entsprechend gesenkt werden, damit die Bevölkerung für eine zusätzlichen Versicherungsschutz finanzielle Möglichkeíten hat. Es gibt bereits heute eine sehr breite Bevölkerungsschicht, die gerade mal so um die Runden kommt und das liegt sich nicht am ausufernden Konsum sondern meistens an sehr geringen Löhnen /Gehälter
2. bezahlbare Zusatzversicherungen sezten eine gute Gesundheit und ein junges Eintrittsalter vorsaus... Was machen wir denn mit allen unseren Alten, Kranken und Pflegebedürftigen, die sich das 1,. wahrscheinlich nicht leisten können/da exorbitante Prämien und sich 2. gar nicht versichern könnten (Ausschluss wegen Krankheit / Lebensalter)
3. Es wurde schon des öfteren rechnerich bewiesen, dass der Einbezug der Beamten in die GKV sehr teuer werden würde und entsprechende Mehrkosten generieren wird, die nicht über die ztusätzlichen Beiträge refinanziert werden könnten....
Aber allein um den Solidargedanken wieder zu stärken, würde ich dem zustimmen.....
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Hallo,
zu 1. und 2. - das hängt davon ab was unter die Grundversorgung fällt und was unter Zusatzschutz.
Ob alles was heute und Prävention gerechnet wird auch in der Grundversorgung enthalten sein müsste wäre beispielsweise diskussionswürdig. Ob Mutterschaftsgeld, welches schon immer
eigentlich nichts mit der Krankenversicherung zu tun hatte weiterhin zur Grundversorgung gehören sollte, darüber muesste man reden.
Grundsätzlich sehe ich da keinen Unterschied zur heutigen Lage.
Zusatzversicherungen leistet sich auch heute nur der, der die finanziellen Mittel dazu hat.
Den Zugang so solchen Zusatztarifen kann man entsprechend, je nach Tarif so gestalten dass auch ältere oder Personen mit Vorerkrankungen solche Tarife zumindest wählen können, auch das gibt es heute schon.
Nur eines wäre mit einer solchen Umgestaltung des Systems in meinen Augen sonnenklar die Folge - die Einheitskrankenkasse (siehe Oesterreich).
Gruß
Czauderna
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
....und wer will das schon - "Bitte Nummer ziehen"???
ICH NICHT!!!!!!
aber das kann man bestimmt auch so lösen, das dies nicht zwingend die Schlussfolgerung wäre. Hierfür braucht man aber Politiker mit Mum, der der Bevölkerung endlich einmal erzählt was wirklich Sache ist und der sich auch gegen die Drohungen der Lobbyisten durchsetzt.....
...also warten wir auf die nächste Poltikergeneration - vielleicht ist da ja jemand mit diesen Qualifikationen dabei....
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
...oder die HIV-Erkrankung nach nachweislich ungeschützem Verkehr sind nur einige besonders herausleuchtende Beispiele....
Dann lösen Sie die Problematik doch mal auf :
a) Zur Verhinderung von HIV sollen Kondome benutzt werden
b) Frauen bis zum 20 LJ bekommen die Pille auf Kassenkosten, damit sie ungeschützten Verkehr haben können
Bin ich die einzige, der dieser Widerspruch auffällt ??
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass es der DAK noch wesentlich schlechter als der Barmer oder TK geht,
So eine Fusion fängt ja auch Schulden auf. Warum also sonst die Fusion mit der HMK, die als eindeutiger Gewinner des Fonds bezeichnet wird?
Der Fond ist sicher kein Instrument, um Kosten zu senken, versorgung zu verbessern oder Wettbewerb zu stärken. Aber warum wird hier jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben?
Aber auch Dir, Czauderer, wird Dein Arbeitgeber sicher nicht die echten zahlen offenbaren. Und daher betreibst Du hier die gleiche allgemeine Kaffeesatzleserei, wie andere. Nur nicht anonymisiert.
Toto
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
@Toto, Einspruch und in toto nicht richtig. Czauderna zählt hier und anderswo im Internet zu den äußerst profilierten und vor allem objektiven Sozialversicherungsfachangestellten mit vielen Jahre Leitungserfahrung und somit dem nötigen Über- und Durchblick. Als weisungsgebundener Angestellter wird er hier sicher keine Internas präsentieren wollen. Die HaMü Fusion ist zudem eine bereits mehrjährige Liason und liegt bundesweit im "synergetischen Trend" gesetzlicher Kassen. Diesen Weg beschreiten ebenso die Privaten seit Jahren und auch da werden vorrangig Kosten eingespart allerdings mit dem Kernziel Renditesteigerung plus Beitragsstabilisierung. In der GKV ebenso Beitragsstabilisierung plus weitgehender Leistungserhalt.
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
*Gähn*
Was bringt euch das?
Kein Privatleben?
Geltungsbedürfnis?
Habt ihr nicht genug auf der Arbeit zu tun?
Ich denke mal 80 -90 % der schweigenden Mehrheit geht es wie mir.
Ihr nervt!!!!
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Hallo,
na, da können wir ja alle froh sein dass Du am Samstag um 01:41 Uhr
mal so richtig die Meinung geschrieben hast - aus den gleichen Gründen die Du uns vorwirfst ??
Ich denke Du wärest besser bei den 80-90 % geblieben.
Gruß und schönen Tag noch
Czauderna
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Wollt Ihr echt HIER darüber diskutieren.... ?
Das die TKK mit Grossfusionen krampfhaft versucht die Erhebung von Zusatzbeiträgen in die nähere oder fernere Zukunft zu verschieben...
Dass, bis zum heutigen Tage, der dritte Vorstandsplatz für Herrn H. freigehalten wird - weil man eigentlich weiss, dass Herr H. sich vor den Gerichten durchsetzen wird...
Dass das (allgemein bekannte) Personalmissmanagement der TK Kosten in nicht unerheblicher Höhe generiert...
Da gibt es nicht allzuviel schönzureden - Dinosaurier sterben nun mal, wenn sich das Umfeld ändert.
Und um diesen ist es noch nicht mal schade....
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
hier vielleicht noch einige Gedanken:
- die höchsten Kosten verursacht der Mensch in seinen letzten Lebensjahren
- auf nur 5% der Versicherten entfallen bereits fast 2/3 der Gesundheitsausgaben
=> das sind Punkte, die der Herr Röhl mit seinen populistischen Vorschlägen wahrscheinlich auch nicht ändern kann
- gibt es wirklich eine "Kostenexplosion" im Gesundheitswesen? sicherlich, die absoluten Kosten (in Euro) sind in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen - aber das gilt für Brot, Kleidung, Autos und andere Konsumgüter ebenfalls - was an der Inflation liegt. Wenn man allerdings die Kosten von der Inflation bereinigt bzw. statt der absoluten Kosten den relativen Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandsprodukt (=Summe aller Produkte und Dienstleistungen, die in einem Jahr herstgestellt werden) betrachtet, ergibt sich ein anderes Bild.
- viele technische Produkte sind im Laufe der Zeit entweder stark verbessert oder wesentlich günstiger geworden, manchmal sogar beides (Fernseher, Computer, Waschmaschinen, Autos und vieles mehr) - wieso nicht im Gesundheitssektor?
und der Meinung, das die PKV nicht die Lösung darstellt, kann ich mich nur anschließen...
Schönes Wochenende!
Gruß GKVler
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
.....das mag zynisch klingen, aber bei den Leistungsausgaben für empfängnisverhütende Mittel handelt es sich um einen nicht ins Gewicht fallenden Leistungsposten in der GKV....(Peanuts)....
Letztlich ist auch diese Regelung unter die versicherungsfremden Leistungen zu subsumieren sind. Es war in den vergangenen Jahrzenten leider eine Unart, Wahlversprechungen über die GKV zu finanzieren.
Auch wenn wie hier durchaus gutgemeinte Ziele verfolgt werden (hier: Vermeidung von Schwangerschaften bei noch sehr jungen Frauen), muss man einfach die Frage stellen:
Wollen wir das in Zukunft aus z.B. familienpolitischen Gründen noch finanzieren, dann müsste hierfür der Steuerzahler aufkommen und nicht nur die GKV Versicherten...Also -> solche Sachen dann aus dem Leistungskatalog der GKV streichen und ggf. im Steuerrecht die Möglichkeit schaffen, solche Ausgaben abzusetzen...
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
Eine vom Arzt verschriebene Anti-Baby-Pille ist bereits steuerlich absetzbar, soweit der zumutbare Eigenanteil bei den außergewöhnlichen Belastungen überschritten wird.
Ähnliches gilt für andere Leistungen, die von der Kasse grundsätzlich nicht mehr erstattet werden, wie etwa Brillen und Kontaktlinsen.
Letzlich trägt der Fiskus die Kosten aber nur in Höhe des individuellen Steuersatzes, also zwischen 0 und maximal ca. 45%. Wer die zumutbare Eigenbelastung aber nicht überschreitet oder dessen zu versteuerndes Einkommen im Bereich des Grundfreibetrages liegt, geht leer aus.
Re: Barmer und TK mit tiefroten Zahlen
...was den Gesetzgeber ja aber nicht daran hindernsollte bestehende steuerliche Regelungen zu ändern, wenn solche Leistungen tatsächlich aus dem Leistungskatalog der GKV entfallen würden.....