Re: Motivation der TKK-Mitarbeiter (Gesetzliche Krankenkassen)

Sagichnich, Donnerstag, 22.07.2004, 00:27 (vor 7429 Tagen) @ Sagichnich

Da scheinen im hohen Norden ja einiges los zu sein!!!!!
Was ist mit den anderen BKK-Mitarbeitern passiert?

Ungereimtheiten bei Schließung der Werft-BKK

Erstveröffentlichung am 25.09.03
PAPENBURG. Die Schließung der BKK Meyer-Werft wird ein gerichtliches Nachspiel haben. Dies machte BKK 24-Vorstand Friedrich Schütte deutlich, der das Vorgehen von Geschäftsführung und Verwaltungsrat als Versuch einer massiven Beeinflussung der Mitglieder bezeichnet.

Das Unternehmen hatte seine Mitarbeiter aufgefordert, sich bis zum 23. September eine neue Versicherung auszusuchen. Obwohl dies nach geltendem Recht erst bis zum 14. Oktober geschehen müsste, lag dem Schreiben an die Betroffenen bereits eine Anmeldung für die Techniker-Krankenkasse bei. „Das lässt zumindest den Schluss zu, dass der Arbeitgeber seine Belegschaft zu einer bestimmten Entscheidung drängen will und nicht über das Recht zur freien Kassenwahl informiert hat“, so Schütte. Betroffen sind über 6.300 Versicherte, darunter hauptsächlich Beschäftigte der Werft und deren Familien.

Zur Vorgeschichte: Wegen angeblich hoher Ausgaben hatte die BKK Meyer-Werft behauptet, mit dem jetzigen Beitragssatz von 13,9 Prozent in Zukunft nicht überleben zu können. Der Verwaltungsrat habe das Aus beschlossen, weil man den Mitgliedern keine höheren Zahlungen zumuten wolle und Gespräche über eine Fusion gescheitert seien. „Das stimmt so nicht“, erklärt dazu Friedrich Schütte, der sich für seine weit über 40.000 Versicherte starke BKK 24 nach wie vor einen Zusammenschluss auf Basis eines Beitragssatzes von 13,3 Prozent wünschen würde. Dabei wäre die Übernahme der jetzigen Mitarbeiter kein Problem gewesen. „Statt den Gesprächen konkrete Verhandlungen folgen zu lassen hat man uns allerdings durch den Beschluss zur Auflösung die Tür vor der Nase zugeschlagen.“ Geschäftsführung und Verwaltungsrat lehnen laut Schütte weiteren Kontakt ab – sein Vorstandskollege von der Meyer-Werft hat sich gar in den Urlaub verabschiedet.

„Während man 0,6 Prozentpunkte sparen könnte, wird nun einer deutlich teureren Versicherung das Tor zur Meyer-Werft geöffnet“, klagt der Vorstand. Sollten sich alle Mitarbeiter zu einem nur um 0,5 Punkte höheren Tarif versichern, würden sie und der Betrieb bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 2.000 Euro mit über einer Viertelmillion Mehrausgaben pro Jahr belastet. „In einem Unternehmen, das gerade mehrere hundert Mitarbeiter auf die Straße setzt, ist eine solche Entscheidung nicht nachvollziehbar.“ Auch die örtliche AOK vermutete bereits gegenüber der Presse, dass es hier „wohl nicht mit rechten Dingen zugehen“ könne.

Unabwendbar ist allerdings inzwischen, das die BKK Meyer-Werft am kommenden Dienstag schließen wird. Mitarbeiter, die sich nicht rechtzeitig neu orientieren, sollen dann bei einer vom Arbeitgeber ausgewählten Kasse angemeldet werden – und welche das sein dürfte, daran hat zumindest Friedrich Schütte aufgrund der Vorgeschichte keinen Zweifel. Er könne nur hoffen, dass die 120 Jahre alte BKK während ihrer letzten Tage der Verpflichtung zur Information über das Wahlrecht nachkomme. Nur so lasse sich ein schlechter Nachgeschmack vermeiden. Sollte dies nicht ausreichend geschehen, worauf zahlreiche Rückfragen beim BKK-Landesverband schließen lassen, sei dies Unrecht. „Für seine Entscheidung muss jeder Einzelne umfassend informiert sein“, verlangt Schütte. Um die Versicherten beraten zu können, wurde unter der Telefonnummer 0800 2554393 eine kostenlose Telefon-Hotline eingerichtet.

Niedersachsens Landesverband der Betriebskrankenkassen, der bei Geschäftsführung und Verwaltungsrat in Papenburg ebenfalls auf Granit beißt, hat das Vorgehen in einer am Dienstagabend herausgegebenen Erklärung scharf verurteilt. Ebenso wie die BKK 24 und zumindest eine Großkasse will er jetzt Aufsicht und Gerichte einschalten. Schütte: „Wer auf Druck des Betriebes bereits unterschrieben hat, kann sich trotzdem bis zum 14. Oktober anders entscheiden und eine günstigere Kasse wählen.“ Die vorherige Entscheidung werde damit gegen-standslos. Um vor Ort beraten zu können, wolle man schnellstens Ansprechpartner in Papenburg benennen und eine Geschäftsstelle als Anlaufpunkt für die Betroffenen einrichten. Der Vorstand: „Ein solches Vorgehen im Krankenversicherungswesen geht ganz klar zu Lasten der Versicherten und darf deshalb keine Schule machen.“

Da einige Versicherte der BKK Meyer-Werft von den aktuellen Ereignissen noch gar nichts mitbekommen haben, hat Schütte am Mittwoch eine einstweilige Verfügung gegen die schnelle Schließung und die dadurch ausgelösten Verträge beantragt. „Wenn uns die Gerichte folgen, können Mitgliedschaften dann sogar nach dem 14. Oktober rückabgewickelt werden.“ Schließlich sei jedem die Chance zur freien Kassenwahl genommen, der zum Beispiel erst nach dem Stichtag aus seinem Urlaub zurückkomme.


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