Ersatzkassen besser (für den Arzt) ? (Gesetzliche Krankenkassen)
Hallo,
ich bin gerade dabei, mir über einen Kassenwechsel Gedanken zu machen. Habe dabei gelesen, dass der Arzt oft mehr verdient, wenn der Patient Mitglied einer Ersatzkasse ist.
Was meint Ihr, stimmt das ? Wenn ja, ergeben sich dadurch eventuell Vorteile für den Patienten (auch wenn das keiner laut sagt) ??
Über die Gmünder (GEK) hab ich hier auch viel gutes gelesen. Bin zZt bei der Barmer. Was denkt Ihr, ein guter Wechsel ??
Danke für Eure Hilfe
Frank
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Trabbifahrer, Dienstag, 17.08.2004, 08:22 (vor 7403 Tagen) @ FrankBul
...ein altes Gerücht, das Ersatzkassen _besser_ für den Arzt sind.
Die Kassen zahlen alle höhere oder niedrigere Beträge in einen großen, großen Topf, aus dem werden dann die Ärzte prozentual bedient, d.h. pro Leistung bekommen sie für die Versicherten das Gleiche an Honorar.
Also selbst wenn eine Kasse das Doppelte in diesen Topf einzahlt kommt am Ende für alle Behandlungen der gleiche EURO Betrag heraus.
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Mitch , Mittwoch, 18.08.2004, 12:01 (vor 7402 Tagen) @ Trabbifahrer
... kein Gerücht !!!!
1. Zahlen die Ersatzkassen höhere Kopfpauschalen als die meisten BKKen (sicher nicht alle),
2. Werden die Gelder nicht prozentual an die Ärzte verteilt, sondern nach sogenannten Punkten pro Leistung und Punktwerten! Die Punktwerte sind unterschiedlich je nach Arztsparte (Allgemeinarzt, Augenarzt, etc.)
Und diese Punktwerte sind bei 80% der Leistungen höher als die der BKKen oder AOKen ! Siehe z. B. hier:
http://www.kv-thueringen.de/site/arz/abrechnung/honorare/punktw-4-Q-2003.pdf
Außerdem ist Deine Rechnung eine Milchmädchenrechnung! Wenn einer von einer Ersatzkasse zu einer BKK mit niedrigerer Kopfpauschale wechselt, bekommt der einzelne Arzt zwar wirklich nicht weniger, aber das Budget (schon mal gehört?) wird entsprechend gesenkt und so kommt es dazu, dass im Folgejahr die Punktwerte gesenkt werden müssen, um die Gelder korrekt an die Ärzte zu verteilen. Dann spätestens bekommen alle Ärzte wieder weniger.
Und selbst meiner Freundin ist es so passiert: Hat nen Termin bei einem Zahnarzt haben wollen. Erste Frage: Bei welcher Kasse? XXX (große Ersatzkasse) und am nächsten Tag durfte sie gleich kommen. Ohne Kommentar.
Gruß
Mitch.
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Joachim, 26, Dienstag, 17.08.2004, 08:33 (vor 7403 Tagen) @ FrankBul
Warum zahlen dann die Ersatzkassen mehr. Kein Wunder wenn die BKKn billiger sind. Das ist doch völliger Schwachsinn
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Sangriaeimer , Dienstag, 17.08.2004, 08:57 (vor 7403 Tagen) @ Joachim, 26
Ersatzkassen zahlen wesentlich mehr als einige Betriebskrankenkassen.
Hierzu ein Bericht:
http://www.billigwirdteuer.de
Hallo Joachim
Trabbifahrer, Mittwoch, 18.08.2004, 07:46 (vor 7402 Tagen) @ Joachim, 26
Du hast recht, es ist "Schwachsinn".
als damals die Koppauschale pro eingeführt wurde, wurde diese nach Referenzwerten der vorhergehenden tatsächlichen Leistungsen berechnet. So haben Kassen, deren Mitglieder in dem jeweiligen KV-Bezirk (Abrechnungsbezirk der Kassenärzte) viele Leistungen in Anspruch genommen haben eine höhere Pauschale zu zahlen, als Kassen, deren Mitglieder weniger Leistungen in Anspruch genommen haben.
Die Pauschalen variieren somit sowohl von Kasse zu Kasse als auch von KV-Bezirk zu KV-Bezirk.
Dieser Status-Quo hat quasi Bestand, die Kassen können ihre Pauschalen wedere absenken noch können die Ärzte, bzw. KV"n, diese erhöhen (Lassen).
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
chilla , Dienstag, 17.08.2004, 09:30 (vor 7403 Tagen) @ FrankBul
Ich bin seit vielen Jahren bei der GEK und sehr zufrieden. Noch zufriedener wäre ich, wenn die angekündigte Beitragssatzsenkung nun endlich zum 01.10.04 kommt und das BVA hier nicht mehr blockiert.
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Holzmichel, Dienstag, 17.08.2004, 09:55 (vor 7403 Tagen) @ FrankBul
Die Behauptung, dass BKKen grundsätzlich weniger bezahlen als Ersatzkassen, ist eine sorgfältig gepflegte Legende. Und zwar gepflegt von letzteren...
Einzelne Ausreisser (z.B. die BKK VBU damals) werden dann in bewährter Manier aufs ganze BKK-System umgelegt.
Meine BKK zahlt eine höhere Kopfpauschale als die AOK...
An Holzmichel
Sangriaeimer , Dienstag, 17.08.2004, 13:44 (vor 7403 Tagen) @ Holzmichel
Holzmichel, lies DIr doch bitte den Bericht auf
www.billigwirdteuer.de unter "Was zahlt meine Kasse",
dann bist Du schlauer. Es kann natürlich sein, dass einige
Betriebskrankenkassen mehr zahlen, als einige AOK"n, aber
schau selbst.
S.-eimer
Re: Vom Holzmichel
Holzmichel, Mittwoch, 18.08.2004, 13:34 (vor 7402 Tagen) @ Sangriaeimer
Und hälst Du diese Webseite der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg für "neutral"?
Die KVen beschränken sich ja leider nicht mehr auf ihre Aufgaben, nämlich die Verwaltung, Zulassung etc. der Kassenärzte, sondern geben zunehmend den Lobbyisten.
Aufforderungen zur Rückgabe der Kassenzulassung (wie bei den KFO) oder "hilfreiche Tipps zur Ausdünnung der gesetzlich Versicherten zugunsten von Privatpatienten durch geschickte Terminvergabe" usw.
Ausserdem ist es ja nicht so, dass sich eine Kasse die Höhe ihrer Kopfpauschale selbst aussuchen kann.
Re: Vom Holzmichel
Sangriaeimer , Mittwoch, 18.08.2004, 15:21 (vor 7402 Tagen) @ Holzmichel
Hallo Holzmichel,
die Zahlen halte ich schon für neutral.
Das mit der Aufforderung zur Rückgabe der Kassenzulassung (KFO) halte ich natürlich ebenfalls nicht für richtig.
Ich war eigentlich immer schon Gegner von Kassenärztlicher- und Kassenzahnärztlicher Vereinigung, sondern Freund davon, dass die Kassen selbst Verträge mit einzelnen Ärzten schließen kann.
Hierdurch könnte man im Gesundheitssystem einiges an Geld sparen, wenn man KZV und KÄV abschaffen würde.
Aber bitte: schafft das BVA direkt mit ab, weil die sprechen doch eh vieles mit dem Gesundheitsmisterium ab und sind im Fall der BKK Taunus total überfordert.
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
mad max, Freitag, 20.08.2004, 16:49 (vor 7400 Tagen) @ Holzmichel
endlich einer der es versteht, fast alle bkks zahlen mehr in den topf als irgendeine aok, barmer, dak und gek. würden die Kopfpauschalen mal eingeführt - dann könnten viel bkks den beitrag auch senken. vom RSA wollen wir erst gar nicht reden (der letzte satz gilt der aok, könnte kotzen wenn ich euren werbespot im TV sehe, wurde zum größten Teil von meiner BKK bezahlt)
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Sangriaeimer , Montag, 23.08.2004, 08:44 (vor 7397 Tagen) @ mad max
Hier in Bayern laufen trotzdem jedes Jahr "Unmengen" an Azubis in die AOK. Ich finde den Werbespot auch nicht so prickelnd.
Aber dadurch dass die AOK eine Landeskasse ist und nicht dem Bundesversicherungsamt als Aufsichtsbehörde untersteht, haben die eh Narrenfreiheit
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
maga, Mittwoch, 08.09.2004, 15:09 (vor 7381 Tagen) @ mad max
schon mal was von dem wort "solidarität" gehört?
wenn deine bkk ähnliche (historische) voraussetzungen hätte wie z.b. eine aok, würden die ganz anders argumentieren. außerdem gibt es ja eine art rsa mittlerweile sogar unter den bkk"n...
wenn du beim fernsehen kotzen könntest, könnte ich nur noch kotzen, wenn ich immer wieder diese abgedroschenen phrasen hören/lesen muss.
ich bin jedenfalls bei einer aok versichert und absolut zufrieden!
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Reformstau , Donnerstag, 09.09.2004, 07:41 (vor 7380 Tagen) @ maga
Hallo, insbesondere an mad max,
Kann mich dem Vorgänger nur anschließen.
Weißt Du, mad max, wann ich kotzen könnte? Wenn Leute vom Risikostrukturausgleich reden, die überhaupt keine Ahnung haben!
Die Verteilung über den Risikostrukturausgleich wurde deswegen eingeführt, damit die unterschiedlichen Versicherungsstrukturen und Risiken zwischen den Krankenkassen ausgeglichen werden. Fakt ist dass der Großteil von Rentnern, Behinderten und chronisch Kranken nach wie vor bei den großen Versorgerkassen versichert sind und die wissen auch warum. Hast Du vielleicht mal versucht, Deine Oma usw. auch bei Deiner ach so billigen BKK zu versichern? Schon mal gemerkt, was da dann für eine Freude ausbricht? Den Begriff Solidarität kennst Du offensichtlich nicht.
Es heißt Sozialversicherung. Nun gut, man könnte den RSA abschaffen – dann würden alle Versorgerkassen zuerst noch viel teurer die Billigkassen noch billiger, immer mehr Leute würden wechseln und am Ende würden Krankenkassen Pleite gehen. Und wo bleiben deren übrige Versicherte? Die Alten, Kranken usw.?
Die versichern sich dann auch wieder bei den Billigkassen und die würden dann wieder teurer werden. Am Ende stünde die Einheitskasse und es gäbe keinen Wettbewerb mehr.
Wenn es also einer Versorgerkasse z. B. durch Werbung gelingt junge Versicherte zu bekommen, kommt dass im Prinzip auch einer BKK zu Gute, weil die Versorgerkasse damit Ihre Struktur verbessert und somit weniger Geld aus dem RSA erhält.
Im Übrigen sind die Ausgaben für Werbung verglichen mit dem Gesamt-Etat einer Krankenkasse nicht mal beitragssatzrelevant. (Was natürlich nicht heißen soll, dass man nicht auch hier wirtschaftlich mit dem Geld umgehen muss).
Was die Kopfpauschalen angeht, schon mal darüber nachgedacht, dass nicht nur die Höhe sondern auch die Anzahl der Patienten einer bestimmen KK für den Arzt eine Rolle spielt? Wie viele Patienten hat er wohl von einer Versorgerkasse und wie viele von einer Billig-BKK? Wer ist der besser Kunde?
Es ist sicher jedem sein gutes Recht in eine Billigkasse zu wechseln, aber dann noch blöd daherreden, obwohl man sich unsolidarisch verhält, ist ein Zumutung für alle die wirklich auf die gesetzliche Krankenversicherung angewiesen sind.
Re: Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Hansjörg , Donnerstag, 23.09.2004, 19:24 (vor 7366 Tagen) @ FrankBul
es stimmt die Ersatzkassen zahlen in der Regel tatsächlich höhere Kopfauschalen als viele BKKen, AOKen oder IKKen, die Barmer zahlt mit die höchsten Kopfpauschalen, während die GEK mit die niedrigsten der Ersatzkassen zahlt, deshalb auch der niedrigere Beitrag. Was Zusatzangebote angeht und Zusatzversicherungen ist die Barmer wahrscheinlich nicht zu schlagen, wenn es jedoch lediglich um den Beitrag geht gibts günstigere.
Ersatzkassen besser (für den Arzt) ?
Edwin, Hamburg, Donnerstag, 27.09.2018, 12:42 (vor 2249 Tagen) @ FrankBul
Hallo,
nun sind ja etliche Jahre seit dem letzten Eintrag hier ins Land gegangen.
Ich bin aktuell bei der AOK (NW) versichert und hatte vor mit eine neue KK zu suchen.
Nun sagte mir ein flüchtig bekannter Arzt, dass Patienten der Ersatzkassen "besser" behandelt werden, im Sinne von:
- Muss mir ein Medikament verschrieben werden kann es sein, dass die AOK nur Medikament X bezahlt und der Arzt somit dieses verschreibt; Die Ersatzkasse dagegen bezahlt vielleicht noch ein oder mehrere gleichgültige Medikamente, so dass der Arzt hier besser abwegen kann (z.B. wegen Nebenwirkungen o.ä.) welches Medikament er verschreibt.
Ist dem wirklich so?
Als Randinfo: Als mögliche "Kandidaten" für meinen Wechsel hatte ich entweder an die BARMER, oder an die BKK Verbund gedacht.