Nachteile der Billigkassen (Gesetzliche Krankenkassen)

Isam, (vor 7450 Tagen)

Hallo,
Ich habe meine jeztige Krankenkasse gekündigt, da sie leider unter allen gesetztlichen Krankenkassen die teuerte war, und ihre Leistungen waren schlechter als viele günstigere Kassen. Danach habe ich mich auf der Suche nach einer guten und günstigeren Kasse. Nachdem ich in zahlreichen Foren reingelesen habe, und vielen Tarif- und Leistungsrechner die Beiträge und die Leistungen aller gesetztlichen Kassen verglichen hatte, stehen die TK und die BIG im engeren Wahl. Beide haben (Laut meinen gesammelten Informationen) einen sehr guten Service und einen ausgezeichneten Beitrag-Leistungsverhältnis. Die Unterschiede dieser beiden Kassen liegen in den Beitäge und in den Kopfpauschalen in Hamburg. Bei den Beiträgen ist die BIG bei 12,1 % deutlich Sieger (die TK liegt bei 12,8 %). Aber bei den Kopfpauschalen ist die Big unter den Kassen, die in den Topf der KV am wenigsten einzahlt( 76,79€ und damit den Rang 186 in Hamburg). Die TK zahlt dagegen eine Kopfpauschale je Quartal im jahresdurchschnitt von 136,84€ und damit hat sie den Rang 10. Auf eine offizielle Seite der KVH (auch die Quelle dieser Infos -www.billigwirdteuer.de) wird erklärt wie die Ärzte bezahlt werden und eine Liste mit den Kopfpauschalen der Kassen ist veröffentlicht. Dort wird versucht, den Patienten aufzuklären was der Wechsel zu den billigen Krankenkassen für Konsequenzen haben könnte. Zitat: "Die Konsequenz: Das Patientenbudget des Arztes für Versicherte in Billig-Krankenkassen ist schnell aufgebraucht. Er behandelt seine Patienten dann umsonst." Auf der Presseseite stehen sogar Artikel von renomierten Zeitungen, wo billigkassenpatienten von Ärzten schlecht behandelt wurden. Von sehr langen Termine, sehr lane Wrtezeiten, sehr kurze Untersuchungen bis sogar zu einer Behandlungsverweigerung. Eine Ärztin soll sogar von ihrer gesetzlich versicherten Patienten eine Behandlung nur gegen Rechnung angeboten haben. Als Beispiel wurde u.a. die BKK Mobil Oil gennat, wo über 50 Patientenbeschwerden eingegangen waren.

Der Auslöser war eine Aktion der KVH. Sie hat die Kopfpauschalen zahlreicher Krankenkassen nicht nur im Internet veröffentlicht, sondern auch in Form von Flyers, die jede Arztpraxis in Hamburg erhalten hatte. Ich war natürlich über solche Geschichten entsetzt und möchte fragen, ob ein Besucher dieses Forums, der Mitglied einer günstigen Krankenkasse schon mal Probleme bzgl. schlechter Behandlung hatte.

Gruß
Isam

Re: Nachteile der Billigkassen

peter, (vor 7450 Tagen) @ Isam

ich bin ja seit ca 4 monaten bei der BIG versichert

hatte leider jetzt einen unfall und bin schon seit längerem krankgeschrieben

auch war ich im krankenhaus
es gab keinerlei probleme!

die unterlagen für krankengeld
waren innerhalb 2 tagen bei mir
die zahlungen sind schnell auf meinem konto!
reha keine probleme!

das nur zum thema billigkasse


mfg peter

Re: Nachteile der Billigkassen

Sora, (vor 7450 Tagen) @ peter

Deja vu?
Also ich weiß nicht, wie es den anderen Forumsteilnehmern geht, aber ich habe das ungute Gefühl, als habe ich das erstkürzlich in ganz ähnlicher Form als Beitrag gelesen?
Gerade gewechselt, dann schlimmer Unfall... und alles gut geklappt....
Kein weiterer Kommentar!

Re: Nachteile der Billigkassen

Sora, (vor 7450 Tagen) @ Isam

Hallo Isam,
deine Bedenken sind durchaus angebracht.
Die Nachteile einer "Billigkrankenkasse" müssen sich nicht unbedingt bei jedem einzelnen Mitglied negativ auswirken; es kommt auch immer auf den einzelnen Arzt an.
Allerdings ist festzuhalten, dass für alle Versicherten zusammen am Ende weniger Geld vorhanden ist, je mehr Leute bei Billigkassen versichert sind. Es wird somit dem kompletten System Geld entzogen.
Und die Krankenkassen, die teurer sind, sind das ja nicht zum Spaß. Jede Krankenkasse möchte einen möglichst günstigen Beitragssatz haben, muss aber natürlich auch die Leistungsausgaben für Ihre Mitglieder aufbringen können. Die alteingesessenen Kassen haben in der Regel nun mal eine ganz andere Versichertenstruktur, die aufgrund von Alter und Erkrankungen auch einfach leistungsintensiver ist.

Re: Nachteile der Billigkassen

Tom, (vor 7450 Tagen) @ Sora

Richtig Sora,
und deshalb erhalten diese Kassen auch Milliardenbeträge aus dem RSA. Und wer zahlt die? Zum größten Teil die günstigen Krankenkassen (ich habe billig aus Prinzip weggelassen). Für mich immer wieder unverständlich. Nichts gegen den hohen Altersdurchschnitt dieser Kassen und die daraus notwendige Sozialunterstützung. Aber wenn meine Beitragsgelder für die Unterhaltung von unnötigen Geschäftstellen ausgegeben wird, da hört mein Verständnis auf. Die günstigen Kassen bauen nunmal auf ein abgespecktes Verwaltungssystem ohne Geschäststellen in jedem Mini-Ort und fast keinen Außendienst. Und jetzt kann jeder die Vergleich mit der DAK, Barmer und AOK ziehen. Ist das notwendig? Wenn ja, dann bezahlen diese Personen diese Leistungen über den Beitragssatz.

Sora, deine Aussage mit dem Entzug von Geldern aus dem System ist absoluter Blödsinn. Beitragsgelder werden u. U. umverteilt, aber nicht entzogen. Und wenn eine Krankenkasse aufgrund niedriger Kopfpauschalen gegenüber den Ärzten einen wesentlich günstigeren Beitragssatz anbieten kann, dann ist mir das als Versicherter doch nur Recht. Erhalte ich als Patient beim Arzt keinen Termin, dann suche ich mir einen anderen und beschwere mich beim BVA bzw. bei meiner Krankenkasse oder vielleicht auch der Kassenärztlichen Vereinigung.

Isam: Meine Erfahrungen habe gezeigt, dass ich weder bei Fachärzten oder Allgemeinärzten irgendwelche Problem hatte.
Aber lasse dein Gefühl sprechen. Schließlich sollst du dich bei deiner Krankenkasse wohl fühlen.

Gruß
Tom!

Re: Nachteile der Billigkassen

Sora, (vor 7450 Tagen) @ Tom

Hallo Tom,

mit Aussagen, dass Geschäftsstellen unnötig sind, solltest du vorsichtig sein.
Sie mögen für dich unnötig erscheinen, frag aber mal ältere oder kranke Personen, ob sie eine Geschäfststelle in erreichbarer Entfernung brauchen. Ich weiß, dass das nicht die bevorzugte Klientel der meisten Krankenkassen ist, aber auch und erst recht diese Personen sind auf einen Krankenversicherungsschutz angewiesen und müssen schließlich auch irgendwo versichert sein.

Re: Nachteile der Billigkassen

Isam, (vor 7450 Tagen) @ Sora

Hallo Sora,
Bis zum Zeitpunkt der Kündigung meiner bisherigen Kasse hatte ich auch an die soziale Gerechtigkeit stark geglaubt. Aber jetzt nachdem ich viel Zeit für dieses Thema investiert habe, um Informationen -möglichst aus verschiedenen Quellen- zu sammeln, bin ich anderer Meinung. Natürlich sind Filiale für einige Patienten aus verschiedenen Gründen wichtig. Nur der persönliche Kontakt mir einem(r) freundlichen Mitarbeiter(in) vermittelt ein Wohlgefühl bei vielen. Aber die Realität ist heute weit weg von diesem klassischen Bild. Ich habe persönlich zwei mal schlechte Erfahrung in zwei unterschiedlichen Filialen meiner bisherigen Kasse gemacht. Einmal war sie gravierend aus mangelnder Kompetenz wie es sich später nach meiner telefonischen Beschwerde bei der Zentrale herausgestellt hatte, und der Hammer war die Erklärung: " Vielleicht hatte der Kollege einen schlechten Tag gehabt". Der Grund für die Beschwerde war nicht eine unfreundliche Behandlung sondern die Aufforderung, dass ich eine Rechnung der Feuerwehr von 250€ zu bezahlen, die ich nach einem Krankenhaustransport erhalten hatte. Ich war ein Unfallopfer und sie hatten im Krankenhaus meine Krankenversicherungsdaten nicht aufgenommen (Deshalb kam es zur direkten Rechnung). Die Antwort auf meiner Anfrage in der Filialle nach einer 30 minutigen Wartezeit war: Sie müssen diese Rechnung sofort ausgleichen, dann sollte Sie sich mit der Unfallaktennummer bei der Autoversicherung des Unfallverursacher melden und das Geld holen. Bei einem Telefonat mit der Sachbearbeiterin der Feuerwehr, hatte ich sie um eine Erklärung gebeten. Nachdem sie von der Aktion meiner Krankenversicherung erfahren hatte, fragte sie mich -mit einem kurzen Lachen nach meiner Kassen. Dann hatte sie mich ohne weitere Kommentare nach den Versicherungsnummer gefragt, und sagte: Den Rest erledigen wir. Wer weiss wie viele Opfer das Geld schon überwiesen hatten, nur weil der Sachbearbeiter vieleicht einen schlechten Tag hatte. Diese Krankenkasse lag wohlgemerkt vor dem 1.7.05 bei 14,9 %.
Meiner Meinung nach geht es heute um einen harten Kampf um die "Marktanteile". Sie verschwenden ziemlich viel Geld für die Werbung um neue Mitglieder, und die Filiallen sind immer top ausgestattet. und der Höhepunkt ist der Gehälterskandal. Nachdem wir (arme Patienten) durch die Gesundheitreform mit der Praxisgebühr und mehr Zuzahlungen bei Medikamenten die Kassen der versicherer wieder gefüllt hatten, fühlten sich einige Manager zu erfolgreich, als wären die Überschüsse durch ihres genialen Management zustande gekommen, und statt der geforderten Beitragsenkungen, stiegen die Gehälter vieler Kassenvorstände überproportional. "DIE WELT" berichtet von Gehaltserhöhungen zwischen zehn und 20 Prozent.

Die Brutto-Jahresgehälter der Kassenchefs werden jährlich im Bundesanzeiger veröffentlicht. Beispiele für die Spannweite sind 66.242 Euro für den Chef der IKK gesund plus bis hin zu 221.526 Euro für den Vorsitzenden der DAK. AOK-Vorstände bekommen zwischen 121.000 und 156.000 Euro. Teilweise kommen erfolgsabhängige Prämien hinzu.
Die Vorstandsgehälter der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sind sogar noch mehr gestiegen. Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, nannte diese gegenüber dem Hamburger Abendblatt "astronomisch" und "überdimensioniert". Nach seinen Angaben werden den 17 KV-Chefs Jahreseinkommen von 250.000 Euro plus Dienstwagen und Altersvorsorge gezahlt.

Wenn ich solche Informationen lese oder höre, dann weiss ich warum das Gesundheitssystem leidet und warum die KV"s seeeehr bemüht sind, die Patienten aufzuklären, dass sie dem sozialen System zuliebe zu den teueren Kassen gehen sollen. Allein in Hamburg hatten im ersten Jahr nach der Kassenwechsel-Welle 10 Millionen € in den Kassen der KVH gefehlt. Und wenn der neue Audi A8 auf dem Markt kommt, muss sich der Verstand irgenwas einfallen lassen, damit sein Gehalt stabil bleibt.-

Bevor der Patient aufgefordert wird , sich für die soziale Gerechtigkeit zu opfern, müssen die Krankenkassen ein Zeichen der Ehrlichkeit und Vertrauen zeigen. Die Kassen, die bis jetzt ihr Versprecchen der Beitragsenkung gehalten hatten gehören zu den günstigsten der Bundesrepublik.

Re: Nachteile der Billigkassen

Tom, (vor 7450 Tagen) @ Sora

Hallo Sora,
der von dir genannte Personenkreis braucht mit Sicherheit Ansprechpartner vor Ort. Da gebe ich dir vollkommen Recht. Nur Platz mir seh oft der Kragen, wenn ich sehe, dass KK, vorallem die im RSA am stärksten unterstützten AOK`s, in fast jedem kleinen "Kleckerort" Filialen unterhalten. Ich spreche dabei von Orten, welche noch nicht mal 10 KM auseinander liegen.

Aber warten wir ab was politisch die nächsten Monate und Jahre passiert und wie sich die Mitlgiederzahlen der Krankenkassen mit Geschäftstellenübermaß gestalten werden.

Gruß
Tom!

Re: Nachteile der Billigkassen

Sora, (vor 7450 Tagen) @ Tom

Natürlich muss eine Filiale auch durch entsprechende Mitgliederzahlen gerechtfertigt sein.
Aber generell zu sagen, dass eine Reduzierung des Geschäftsstellennetzes automatisch die Verwaltungskosten senkt ist ja nicht der Fall. Das Personal kann durch Zusammenlegung von Geschäftsstellen wenn überhaupt nur minimal reduziert werde, denn betreuen muss ich die Mitglieder ja trotzdem, ob nun vor Ort oder 20km weiter weg. Und Büroraum muss ich auch in entsprechendem Maß bereit stellen.

Re: Nachteile der Billigkassen

Sora, (vor 7450 Tagen) @ Isam

Hallo Isam,
eine falsche Auskunft ist natürlich ärgerlich und unnötig.
Aber das ist doch kein Argument, zu sagen, das Geschäftsstellen generell schlecht sind.
Was meinst du, wie viele Falschauskünfte schon von Callcentern verbreitet wurde. Und da kriegst du die Mitarbeiter meist noch nicht mal mehr zu greifen, um dich zu beschweren.

Re: Nachteile der Billigkassen

Reformstau, (vor 7450 Tagen) @ Sora

Da hat Sora vollkommen Recht.
Eines möchte ich dazu zusätzlich noch anfügen, obwohl ich es auch schon bei vergangenen Beiträge dieser Art getan habe. Das Geschäftsstellennetz hat überhaupt nichts mit dem RSA zu tun. Auch wenn die BEK, DAK oder die AOKn ihre Geschäftsstellen deutlich abbauen und Personal reduzieren würden, müssten die "günstigen" Kassen (ich sage aber lieber Billigkassen dazu) genau den gleichen Betrag in den RSA zahlen. Und zwar weil der RSA das unterschiedliche Risiko und eben nicht die Verwaltungskosten ausgleichen soll.

Und gerade die Kassen, welche eine „schlechtere“ Risikostruktur haben brauchen viel Personal –
weil sie einerseits Ihren Service andererseits aber wirtschaftlich arbeiten sollen.
Wer weniger Leistungen ausgibt, weil seine Mitglieder gesund sind, braucht dazu logischerweise auch weniger Personal!

Re: Nachteile der Billigkassen

richie, (vor 7449 Tagen) @ Isam

Hallo Isam,

Billigkassen haben weitere entscheidende Nachteile. Sie bieten z. B. keine wirklich freie Krankenhauswahl. Die niedergelassenen Ärzte sind vom BKK-Bundesverband dazu aufgefordert worden, bei Überweisung in ein Krankenhaus finanzielle Aspekte zu beachten. Das kann dazu führen, dass man per ärztlicher Verordnung in einem Krankenhaus landet, in das man niemals freiwillig gehen würde. Bei uns gibt es eine Reihe von Krankenhäusern mit schlechtem Ruf, schlechter Ausstattung usw. Die sind aber auch vom Plegesatz her gesehen günstiger. Das wird natürlich von den meisten BKKs gar nicht kommuniziert.

Am ehrlichsten ist da noch die BKK Mobil Oil in ihrer Leistungsbroschüre: "Ist bei Ihnen ein Krankenhausaufenthalt erforderlich, haben Sie in der Regel die freie Wahl unter allen per Gesetz oder Vertrag zugelassenen und geeigneten Krankenhäusern.Verlassen Sie sich grundsätzlich auf die Fachkenntnis Ihres Arztes. Wenn Sie sich jedoch aus persönlichen Gründen für ein anderes Krankenhaus entscheiden als in der Einweisung genannt, gilt: Es können
eventuelle Mehrkosten, z. B. erhöhte Pflegesätze,
höhere Fahrkosten, für Sie entstehen."

Re: Nachteile der Billigkassen

Elgin Fischbach @, (vor 7449 Tagen) @ Reformstau

Und gerade die Kassen, welche eine „schlechtere“ Risikostruktur haben brauchen viel Personal –

weil sie einerseits Ihren Service andererseits aber wirtschaftlich arbeiten sollen. Wer weniger Leistungen ausgibt, weil seine Mitglieder gesund sind, braucht dazu logischerweise auch weniger Personal!

Das stimmt so nicht: Eine nicht unwesentliche Mitgliederzahl gerade auch bei den Kassen mit günstigerer Mitgliederstruktur interessiert sich sehr für Prävention, um gar nicht erst ernsthaft krank zu werden. Viele dieser Betroffenen wünschen sich in derartigen Fragen fachkompetente Beratung und begrüßen darüber hinaus entsprechende Präventionsleistungen ihrer jeweiligen Krankenkasse. Das alles ist (ebenfalls) nicht kostenlos zu haben!

Gruß
Elgin

Re: Nachteile der Billigkassen

Sebastian, (vor 7449 Tagen) @ Tom

Hi Tom,

Fakt ist aber, dass der RSA nur die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen (also keine Satzungsleistungen, Modellvorhaben etc.) oder Verwaltungskosten (Personal, Räumlichkeiten etc.) ausgleicht. Und: Nicht die Billigkassen subventionieren die Versorgerkassen, sondern eher umgekehrt: Nehmen wir an die RSA-Gutschrift für einen 35 jährigen Mann beträgt € 200,- (=durchschnittliche Leistungsausgaben eines 35 jährigen). Diesen Betrag bekommt jede Kasse unabhängig vom tatsächlichen Gesundheitszustand des 35 jährigen aus dem RSA. Jetzt gibt es gesunde und kranke 35jährige. Hat man also als Kasse die gesunden versichert, macht man pro 35jährigen € 200,- "Gewinn", welche man in einen günstigen Beitragssatz investieren kann (muss). Da die Versorgerkassen überdurchschnittlich viele "Kranke" versichert haben, kostet diese Kassen IHR durchschnittlicher 35jähriger beispielsweise € 350,- also mehr als die RSA-Gutschrift. Diese Kassen müssen Ihrem Beitragssatz weit über dem "Ausgleichsbedarfsatz" (=durchschn. Beitragssatz aller Krankenkassen ohne Verwaltungskosten und Satzungsleistungen) ansetzen um die entstandene Kostenlücke zu schließen. Jeder kann über das System denken was er will, aber ich finde es nicht sonderlich gerecht, wenn Krankenkassen, die sich (wie der Name ja auch schon sagt) für Kranke einsetzen und engagieren auf diese Art dafür bestraft werden. Und die Diskussion um die Verwaltungskosten ist ein Witz - die GKV hat im Durchschnitt ca. 5-6% Verwaltungkosten (inkl. Werbung, Außendienst etc.). Die PKV hat zwischen 12 u. 20% wobei da Personalkosten gar nicht mit eingerechnet sind. Diese werden bei vielen PKV´ven zu den Leistungsausgaben gezählt, da die Bearbeitung der Leistungserstattungen ohne Personal gar nicht möglich wäre.

Gruss

Sebastian

Re: Nachteile der Billigkassen: gibt es nicht pauschal

Ulrich, (vor 7449 Tagen) @ Isam

Hallo!

Einige Fakten, die hoffentlich zur Diskussion beitragen ;-)

- Zur Internetseite www.billigwirdteuer.de: Die Seite führt unter "Was Ihre Kasse zahlt" eine Tabelle mit Stand Januar 2004 (also schon 1 1/2 Jahr alt), die noch nicht mal vollständig ist.
- Wie diese Tabelle trotz des überholten Datenbestandes zeigt, sind Beitragssatz und Kopfpauschale durchaus nicht korreliert (meint: niedriger BS bedeutet nicht niedrige Kopfpauschale)
- Die Pauschalen haben die Kassenärztliche Vereinigungen mit den Krankenkassen ausgehandelt. Warum beschweren sie (als Lobby der Ärzteschaft) nun in aller Öffentlichkeit darüber?

Was wollen die Ärzte eigentlich? Einerseits ein geregeltes Einkommen (die Einkünfte aus dem Krankenkassentopf kommen regelmäßig jedes Quartal), andererseits darf es aber auch gern ein wenig freie Marktwirtschaft geben, aber nur wenn man dann mehr verdienen kann?

Bitte gerne: schafft das System mit Kopfpauschalen, Leistungspunkten und -pauschalen etc. ab. Jeder Arzt hängt eine Preisliste mit den von Ihm angebotenen Leistungen an seine Praxistür. Der freie Markt entscheidet dann, welche Praxen überleben und welche nicht. Gute Ärzte verdienen viel, schlechte wenig, und wir erhalten eine Preisstruktur für Gesundheitsdienstleistungen, die dem tatsächlichen Marktwert entspricht.
Abgerechnet wird (wie bei den privaten Kassen) dann direkt mit den Patienten, die (bei stark gesenkten Beitragssätzen) Behandlungskosten bis zu 200 Euro im Monat selber bezahlen. Alles darüber hinaus tragen dann die Krankenkassen.

Mein Fazit für Dich: Es ist egal, wo Du Dich versicherst. Und lass Dir bloß kein schlechtes Gewissen einreden von wegen >Es wird somit dem kompletten System Geld entzogen. Wenn wie in allen anderen Branchen das Geld auch im Gesundheitssystem knapp wird, dann müssen diejenigen, die davon leben eben (Ärzte, Pharmafirmen etc.) eben Abstriche an ihrem eigenen Lebensstandard machen.

Gruß, Ulrich

PS: Nein, ich wähle nicht die FDP.
PS2: Den freien Markt auf dem Gesundheitssektor (>Ich gehe heute zu Dr. Schlunz, der hat Darmspiegelung gerade im Angebot) ist natürlich Blödsinn und kann und darf es nicht geben. Ich wollte nur mal ein Was-wäre-wenn-Szenario vorstellen

Re: Nachteile der Billigkassen

Heiner, (vor 7284 Tagen) @ Sora

Hallo Sora!

Es wird somit dem kompletten System Geld entzogen.

Was für ein (mit Verlaub) Blödsinn. Genau so könnte man sagen: Leute kauft keine billigen Autos und benutzt keine Sparvorwahlen beim Telefonieren, denn sonst entzieht ihr dem Automobilsystem und dem Telekommunikatonssystem Geld.

Tschau, Heiner

Re: Nachteile der Billigkassen

senfdazugeber, (vor 7284 Tagen) @ Heiner

Zitat:

Hallo Sora!

Zitat: "Es wird somit dem kompletten System Geld entzogen."

Was für ein (mit Verlaub) Blödsinn. Genau so könnte man sagen: Leute kauft keine billigen Autos und benutzt keine Sparvorwahlen beim Telefonieren, denn sonst entzieht ihr dem Automobilsystem und dem Telekommunikatonssystem Geld.

Tschau, Heiner


Lieber Heiner,

nun das ist kein Blödsinn, auch wenn man dem einzelnen einen Kassenwechsel deswegen nicht vorwerfen kann. Für den Einzelnen ist ein Wechsel u. U. kein Nachteil, sehr wohl aber für das System, was in der Praxis weitreichende Folgen hat.

Dein Vergleich mit Autokauf und Telefonkosten ist zwar aus Sicht eines Kunden bzw. eines Kassen-Mitglieds richtig – aus gesellschaftlicher Sicht aber nicht.

Das eine ist Privatwirtschaft, in der auf Gewinn gearbeitet wird und der Markt den Preis bestimmt.
In der GKV aber herrscht das Solidaritätsprinzip – hier bestimmt nicht der Markt den Preis – sondern in erster Linie die Mitgliedsstruktur einer Krankenkasse und der Gesetzgeber mit dem vorgeschriebenen Leistungsumfang. Und das bestimmt den Leistungsbedarf der Mitglieder und damit die notwenigen gesetzlich vorgeschriebenen Ausgaben einer Kasse.

Wenn nun junge gesunde Menschen in Billigkassen flüchten, steht den großen Kassen – und damit dem System (Geld für Krankenhäuser, Ärzte usw.) - weniger Geld zur Verfügung.

Folge: Beitragssätze müssen bei den großen Kassen erhöht werden – Folge: Mehr Leute wechseln zu Billigkassen – Folge: Beitragssatzerhöhungen bei den großen Kassen usw. - Konsequenz: Kassenausgleich notwendig, damit das System, welches auf Solidarität beruht - noch funktioniert.

Eigentlich bräuchte man sogar eine Einheitskasse mit einem Beitragssatz für alle, wenn es wirklich solidarisch zugehen soll. Was auch übe kurz oder lang die Konsequenz wäre, würde man den Kassenausgleich abschaffen.

Re: Nachteile der Billigkassen

jan, (vor 7283 Tagen) @ senfdazugeber

Eine Einheitskasse wäre allerdings wieder ein aufgeblähtes Monstrum ohne hang zum Wettbewerb und dadurch würde eine Verschlechterung des Services entstehen (wie z.B. beim Arbeitsamt...äh ich meinte Agentur für Arbeit) , weil es kein Konkurendenken mehr geben würde und der Trieb etwas einzusparen würde entfallen und die Kosten, sprich Beitragssätze, würden steigen...

Re: Nachteile der Billigkassen

Heiner, (vor 7283 Tagen) @ senfdazugeber

Hallo senfdazugeber,

ich habe mir Deinen Beitrag mehrmals durchgelesen: Der Kern der Problems und unseres ganzen momentanen Krankenkassen-Finanz-Dilemmas scheint genau darin zu liegen, dass hier eine gesetzlich geregelte Köperschaft des öffentlichen Rechts mit Zwangsmitgliedschaft und Pflichtbeiträgen (Krankenkasse) auf die Welt der Privatwirtschaft (Pharmafirmen, Ärzte, Apotheker...) trifft. Die einen müssen die Steuergelder (pardon: Mitgliedsbeiträge) ihrer Kunden betreuen, die anderen wollen als Unternehmer möglichst viel Geld verdienen.

Und letzeres klappt ja in der letzten Zeit immer besser, wenn ich mal das Gehalt unseres Nachbarn (Pharmareferent mit abgebrochenem Studium) mit dem meinigen vergleiche (ich gönne es ihm, kein Sozialneid ;-) ).

Eigentlich sollten alle Beitragszahler auf den Euro schauen und in eine Krankenkasse mit möglichst niedrigem Beitragssatz wechseln, damit endlich mal ein wenig Druck in Richtung Ausgabenkontrolle gemacht wird und nicht immer nur überlegt wird, wie man die Einnahmenseite noch verbessern kann.

Ich jedenfalls fühle meine Interessen in der Gesetzlichen Krankenkasse nicht mehr ausreichend vertreten, zumal ich (noch mehr als bei den Steuergeldern) das Gefühl habe, dass keinerlei Kontrolle mehr darüber herrscht, wohin ein Großteil meiner Kassenbeiträge verschwinden.

Zurück zu Soras Beitrag: Ich finde es richtig, wenn möglichst viele ein Zeichen setzen und versuchen, dem System möglichst wenig Geld zukommen zu lassen, nur dann kann die Ausgabenschraube gestoppt werden. Sicher hinkt mein Vergleich mit dem Autokauf, aber im Gesundheitswesen ist es noch viel schlimmer; Ich kann mir aussuchen, ob ich ein Auto kaufe, aber nicht, ob ich einer Krankenkasse beitrete.

Schlusswort für heute: Hoffentlich hoffentlich hoffentlich schaffen die Volksvertreter in Berlin die große Gesundheitsreform mit mehr Selbstverantwortung für die Krankenkassen, einer Ausgabenkontrolle, die Prinzipien des Wettbewerbs und der Privatwirtschaft aufgreift und dabei trotzdem sozial beibt (und um Himmels Willen: bloß keine Einheitskrankenkasse!).

Ich freue mich auf Deine und weitere Antworten...

Gruß, Heiner

Re: Nachteile der Billigkassen

senfdazugeber, (vor 7283 Tagen) @ Heiner

Hallo Heiner,

dass ich nicht missverstanden werde, ich bin nicht unbedingt für eine Einheitskasse.
Ich wollte nur die Problematik der GKV darlegen, welche solidarisch sein soll, aber dann ermöglicht, dass sich vor allem junge und gesunde Mitglieder bei den sogenannten Billigkassen versichern, während die Mitglieder, welche viel kosten, bei den Versorgerkassen bleiben. (Von den „Besserverdienenden“, welche sich privat versichern können und so mit überhaupt nichts in der Krankenversicherung zur Solidarität beitragen gar nicht zu reden). Sozial ist das auf alle Fälle nicht.
Aus diesem Grund ist ja der RSA notwendig, weil sonst das System zusammenbrechen würde.

Was den Wettbewerb angeht, ist der in vielen Bereichen auch nur auf dem Papier vorhanden. Was nutzt es schon, wenn die Kassen mit der Pharmaindustrie über Rabatte verhandeln könnte, wenn die Pharmaindustrie gar kein Interesse hat, egal welcher Krankenkassen Rabatte zu gewähren, weil sowieso alle Kassen nach dem Gesetz verpflichtet sind, die Kosten im gleichem Umfang zu übernehmen.

Hier kann nur der Staat eingreifen und mit welchem dauerhaften Erfolg, hat man ja gesehen.

Zitat:

„Der Kern des Problems und unseres ganzen momentanen Krankenkassen-Finanz-Dilemmas scheint genau darin zu liegen, dass hier eine gesetzlich geregelte Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Zwangsmitgliedschaft und Pflichtbeiträgen (Krankenkasse) auf die Welt der Privatwirtschaft (Pharmafirmen, Ärzte, Apotheker...) trifft. Die einen müssen die Steuergelder (pardon: Mitgliedsbeiträge) ihrer Kunden betreuen, die anderen wollen als Unternehmer möglichst viel Geld verdienen.“

Dem kann ich nur absolut zustimmen (wobei aber auch die Überalterung der Bevölkerung eine immer größere Rolle spielt). Indem man aber dem System weiter Geld entzieht, wird man das nicht lösen. Das führt nach den bisherigen Erfahrungen einfach dazu, dass man wieder den Krankenkassen den schwarzen Peter zu schiebt. (Was zum größten Teil einfach Blödsinn ist, weil die Leistungen und damit die Ausgaben ja gesetzlich vorgeschrieben sind). Zum zweiten wird wieder alles mehr nach Eigenverantwortung schreien und die Patienten werden mit weiteren Leistungsstreichungen noch mehr belastet, was wieder zu weniger Solidarität führt.

Die Politik müsste sich einfach mal trauen, den Lobbyisten den Geldhahn etwas zuzudrehen und daran kann ich mittlerweile nur noch schwer glauben...

Schau ma halt mal, was die nächste Gesundheitsreform bringt...

Re: Nachteile der Billigkassen

Sora, (vor 7283 Tagen) @ Heiner

Hallo Heiner,

nur eine kurze Antwort an dich:
Ich wünsche dir, dass du immer gesund bleibst!

Gruß
Sora

RSS-Feed dieser Diskussion