Na ja, es gibt tatsächlich unterschiedliche Budgetierungen, eine für die Ersatzkassen und eine für die Primärkassen, also den Rest. Das kommt noch aus der Zeit, als die Ersatzkassen einmal Privatkassen waren, die sich in den 20er Jahren verstaatlichen ließen. Nicht umsonst gibt es solche Namensähnlichkeiten zwischen der PKV Barmenia und der GKV Barmer: War früher einmal eine Versicherung, doch dann kam die Versicherungspflicht für Angestellte - früher gabs die nur für Arbeiter.
Und die Ersatzkassen funktionierten früher auch wirklich als ERSATZ-Kassen, d.h. man hat eine Rechnung eingereicht, die einem ERSETZT wurde, also nichts mit Krankenschein (Vorläufer der Chipkarte).
Weil dann das Sachleistungsprinzip (Chipkarte/früher Krankenschein) auch bei den Ersatzkassen eingeführt wurde, wurde dann - wie in Deutschland üblich - der bürokratischste Weg gewählt: zweimal dasselbe, also zwei identische Systeme, einmal für Ersatzkassen und einmal für den Rest (AOK/BKK/IKK).
Wenn man nun aber Frau Fischbach folgen müsste, müsste ja jeder in eine Ersatzkasse gehen wegen der besseren Leistungen. Doch dann würde genau das passieren, was ihre sozialistische Verdi/Linkspartei usw. wollen: Eine gleichmäßige Risikomischung:
Bisher sind aufgrund der historisch kurzen Zeit der freien Wählbarkeit der GKV in den Ersatzkassen sehr viele freiwillig versicherte Angestellte mit hohem Einkommen, v.a. bei der Techniker. Die zahlen natürlich trotz niedrigerem prozentualem Beitragssatz der TK monatlich mehr in Euro in die TK als der arme Renter in die AOK.
Damit haben z.B. die TK-Versicherten - wenn man die hohen absoluten Beiträge berücksichtigt - fast eine so gute Risikodurchmischung wie eine Private Krankenversicherung. Gehen nun alle armen Schlucker zur TK - dann ist es mit dieser guten Risikodurchmischung gleich vorbei. Der prozentuale Beitragssatz wird aufgrund der hohen Kopfpauschalen der TK an die Kassenärtzliche Vereinigung explodieren und die Budgets werden nicht mehr zur Versorgung ausreichen.
Da die Ärzte so viel Mathematik beherrschen, wissen diese mittlerweile auch, dass es nichts bringt, durch deutlich sichtbare Behandlungsunterschiede zwischen Primärkassen- und Ersatzkassenversicherten alle in die Ersatzkassen zu treiben. Denn zum Schluss bleibt der Honorarkuchen aufgrund der Rückflucht in BKKs/IKKs, verursacht durch explodierende Ersatzkassenbeiträge, gleich und wird durch eine wahrscheinliche Reduktion des Ersatzkassenbudgets sogar kleiner. Denn die Ersatzkassen stehen - da sie ja ehemalige Privatkassen sind - unter Bundes- und nicht unter Landesrecht und können deshalb wie die Privatkassen schon immer Pleite gehen. D.h., explodieren die Beiträge, hauen alle gesunden Hochverdiener ab, macht die TK Konkurs, gibts keine TK mehr, also sind dann Millionen in den Primärkassen und es gibt weniger Geld für die Ärzte. Oder die TK zieht die Notbremse und zahlt genauso schlecht wie die IKKs und BKKs.
So das war jetzt etwas kompliziert. Aber die Welt ist halt komplizierter als die auf Tunnelblick basierenden politischen Ideologien, denen Frau Fischbach anhängt.