Freiwillig gesetzlich? Oder doch privat? (Gesetzliche Krankenkassen)

Wombat1985, Samstag, 09.01.2016, 19:06 (vor 3243 Tagen)

Guten Abend,

Ich bin Lehrerin in Bremen und werde demnächst verbeamtet (bisher bin ich fest angestellt). Ich war während meines Referendariats privat versichert bei der Debeka und habe danach Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, wieder in die gesetzliche Kasse zu kommen.

Die Gründe: Ich musste mich sowohl mit der Debeka als auch mit der Beihilfe um nahezu jede zweite Rechnung streiten, auch bei Rechnungen wegen akuter Verletzungen oder fälliger Impfungen. Ich habe im Laufe meines Referendariats deutlich draufgezahlt, weil ich immer wieder auf Kosten sitzengeblieben bin. Von einer besseren oder bevorzugten Behandlung habe ich rein gar nichts mitgekriegt.

Jetzt steht meine Verbeamtung an - und ich grause mich davor, wieder das Hickhack und das Gezanke um jedes Kinkerlitzchen zu haben und auf Jahrzehnte hinaus darüber debattieren zu müssen, ob ich nun gegen Tetanus geimpft werden soll oder nicht. Ich genieße es im Augenblick sehr, einfach nur meine Karte hinlegen zu müssen und dann mit dem Theater durch zu sein.

Aber: Natürlich ist die GKV irrsinnig teuer im Vergleich - aber wenn ich in die PKV gehe, aber dann doch wieder auf Rechnungen sitzenbleibe...? Mir machen die ungewissen Preiserhöhungen in der PKV Angst. Noch bin ich jung, gerade 30. Dazu kommt, dass mein Freund und ich Kinder wollen, die wir in der PKV extra versichern müssten, und dann würde ich auch ggf. weniger arbeiten wollen und und und...

In der PKV muss ich außerdem 30% Risikozuschlag zahlen, da ich eine angeborene Hüftdysplasie habe, die zwar operativ korrigiert ist, aber im Prinzip nochmal ein neues Hüftgelenk erfordern könnte, falls ich Pech habe.

Kann mir bitte jemand einen fundierten Rat geben, was ich tun sollte? Es heißt immer nur so pauschal "Beamte sollten in die PKV", aber ich sehe einfach nur die Nachteile!!! :-(

Freiwillig gesetzlich? Oder doch privat?

derKVProfi ⌂ @, Samstag, 09.01.2016, 19:37 (vor 3243 Tagen) @ Wombat1985

Beamte sollen in die PKV? Mitnichten.

Richtig ist, dass das System der Beihilfe mit dem System der GKV nicht kompatibel ist.

Wenn Sie sich in der GKV besser versorgt fühlen, dann ist das so?

Teuer? Nun ja, was ist teuer. Was ist es Ihnen Wert, dass zu haben, was Sie sich wünschen.

Kinder müssen Sie auch nicht privat versichern, weil Kinder regelmäßig Anspruch auf Familienversicherung haben, wenn der Ehepartner in der GKV ist unbd das Einkommen des Beihilfeberechtigten (hier sie) die JAEG nicht überschreitet, und wenn niedriger ist, als das des Ehepartners!

Sie müssen sich schon für sich ganz alleine entscheiden, ob Sie Selbstzahler sein wollen (das ist der PKV versicherte Beamte) oder im Versorgungssystem GKV bleiben wollen.

Beratung kostet Geld, wenn sie qualifiziert, individuell und ergebnisoffen sein soll!

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Freiwillig gesetzlich? Oder doch privat?

Czauderna, Samstag, 09.01.2016, 19:41 (vor 3243 Tagen) @ Wombat1985

Hallo, ich kann dir nur raten in der GKV zu bleiben, aber das ist ja auch kein Wunder, arbeite ich bei einer GKV-Kasse.
Aber im Ernst - auch wenn die GKV im Beitrag teurer sein sollte als die PKV zzgl. Beihilfe - du trifft u.U. eine Entscheidung, die du nicht mehr rückgängig machen kannst. Was die Zukunft bringt, das kann heute keiner sagen, aber wenn ggf. Familie hinzu kommt, also Kinder, dann ist die GKV allein unter diesem Aspekt vorteilhafter als die PKV, meine ich.
Gruss
Czauderna

Freiwillig gesetzlich? Oder doch privat?

GKVler, Samstag, 09.01.2016, 22:56 (vor 3243 Tagen) @ Wombat1985

nein - es gibt nicht nur Nachteile, sondern auch Vorteile.

zu dem Thema teuer: eine PKV ist grundsätzlich umso günstiger, je gesünder und jünger du bist. Beides ändert sich im Laufe des Lebens bekanntlich.
Und wenn du irgendwann mal heiratest, schwanger wirst und Kinder bekommst, hast du auch finanzielle Vorteile: e h. eventl. Beitragsfreiheit während Mutterschutz und Elternzeit, kostenlose Familienversicherung.

Einen anderen Vorteil der GKV hast du beschrieben - das Sachleistungsprinzip, du musst nicnht in Vorlage treten.

Nachteil ist unbestritten das Beihilfe-Prinzip, du hast also keinen Arbeitgeberanteil wie andere Beschäftigte. Trotzdem gibt es einige Beamte, die gesetzlich krankenversichert sind.

Die Entscheidung liegt letztendlich bei dir - im Internet gibt es einige Infos zu dem Thema.

Freiwillig gesetzlich? Oder doch privat?

RHW, Sonntag, 10.01.2016, 13:48 (vor 3242 Tagen) @ Wombat1985

Hallo Wombat1985,

wenn man sich für die PKV entscheidet, ist das gerade für Beamte eine lebenslange Entscheidung. Daher sollte man spätere Veränderungen im Leben vor der Entscheidung genau betrachten:

- Teilzeitarbeit

- Familiengründung: Beiträge für gesunde Kinder? Beiträge für ein behindertes Kind?

- Ehegatte (ungewollt)nicht berufstätig? Dann zahlt er in der GKV Beiträge nach der Hälfte der Bruttoeinnahmen des PKV-Ehegatten (sog. Ehegatteneinstufung: § 240 SGB V)

- Beiträge in den Mutterschutzfristen? In der Elternzeit der Ehefrau? In der Elternzeit des Ehemannes (Ehegatteneinstufung?)?

- Beiträge bei Teilzeitarbeit?

- Beiträge bei Frühpensionierung? Risiko als Lehrerin?

- Aufgabe der Beamtentätigkeit und Exustenzgründung als Selbständige? Wegfall der Beihilfe und drastische Erhöhung der PKV-Beiträge (50% als Anhaltswert; bei Kindern ca. Verfünffachung der Beiträge für Kinder), keine Rückkehrmöglichkeit in die GKV

Es gibt keine Möglichkeit, als Beamtin oder Pensionärin wieder in die GKV zu wechseln.

Die Gesundheitsfrage im PKV-Antrag sind immer zu 100% korrekt zu beantworten. Vergessene Angaben könne gefährlich werden:

Gesundheitsfragen

Bei den Leistungen kann man sich u.U. in folgenden Bereichen - je nach PKV-Tarif - gegenüber der GKV verschlechtern:

Psychotherapie (z.B. Burnout), Hilfsmittel (offener Hilfsmittelkatalog), Heilmittel (Arten und Erstattungshöhe), Kuren/Reha (auch Mutter-Kind-Kuren), Haushaltshilfe (bei Teilzeit oder in Elternzeit), Hebammenhilfe

Hier sind Beschwerden von PKV-Versicherten beschrieben:

Beschwerden von PKV-Versicherten

Hier sind die Erfahrungen von Eltern mit behinderten Kindern nachzulesen:

(z.B. Suchbegriff "PKV")Kinder in der PKV

In der GKV werden übrigens die Beiträge in der Pflegeversicherung auf etwa 50% ermäßigt.

Vor einer Entscheidung sollte man sehr ausführliche Gespräche mit Experten der PKV und mit Experten der GKV führen. Die Entscheidung ist ähnlich wichtig wie ein Hauskauf.

Gruß

RHW

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