Ersatzkassen machen die meisten Miese! (Gesetzliche Krankenkassen)

Wonderboy, (vor 6777 Tagen)

Krankenkassen mit 700 Millionen Euro im Minus
Die gesetzlichen Krankenkassen haben das erste Quartal 2007
mit einem Defizit von 700 Mio. Euro abgeschlossen.
Dennoch rechnet Bundesgesundheitsministerin
Ulla Schmidt (SPD) für das Gesamtjahr mit schwarzen Zahlen.
Das aktuelle Minus sei jahreszeitlich bedingt.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Freitag fiel das Quartals-Defizit dieses Mal sogar deutlich geringer aus als im ersten Quartal 2006, als die Kassen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) 1,22 Mrd. Euro mehr ausgaben als einnahmen.
Im Gesamtjahr 2006 hatte es dann einen Überschuss von gut 1,7 Mrd. Euro gegeben.

Am höchsten fiel das Defizit mit 303 Mio. Euro von
Januar bis März bei den Ersatzkassen aus,
zu denen die Marktführer
Barmer, DAK und Techniker gehören.
Die Betriebskrankenkassen (BKK) fuhren in den ersten drei Monaten ein Minus von 217 Mio. Euro ein,
die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) von 48 Mio.
und die Innungskrankenkassen von 46 Mio. Euro.

Re: Ersatzkassen machen die meisten Miese!

Stefan Wisniewski, (vor 6776 Tagen) @ Wonderboy

Ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet....

aber könnte es (zumindest teilweise) hieran

http://www.gesetzlichekrankenkassen.de/kostentransparenz/kostentransparenz.html

liegen ??

Re: Ersatzkassen machen die meisten Miese!

Cindy @, (vor 6775 Tagen) @ Stefan Wisniewski

Immer wieder taucht hier die Dak & Co. negativ auf!
Können wir nicht mal ein Forum für die Ersatzkassengeschädigten aufmachen?
Das kann doch kein Zufall sein, dass bundesweit diese Akquisekassen negativ auffallen!!!

Entweder BKK (Geiz-ist-geil) oder AOK (Qualität zahlt sich doch aus)!

Re: Ersatzkassen machen die meisten Miese!

Besucher, (vor 6772 Tagen) @ Cindy

Hallo Cindy!

DAK - und Akquisekasse??? *mirerstauntdieaugenreib*

Wie kommst Du denn darauf??? *neugierigundgespanntbin*

Hier mal ein paar Mitglieder-Zahlen der DAK zur Info:
* 01/2000: 5.688.196
* 01/2001: 5.481.835
* 01/2002: 5.467.281
* 01/2003: 5.292.133
* 01/2004: 4.854.809
* 01/2005: 4.737.784
* 01/2006: 4.671.774
* 01/2007: 4.675.877
* 04/2007: 4.656.184

Im Bundesland Sachsen hat diese Kasse inzwischen ca. 10 % weniger Versicherte - als sie 2000/2001 noch Mitglieder hatte. Und auch bundesweit hat sie das fast geschafft: Zum Jahreswechsel 1996/97 hatte sie noch 6.059.944 Mitglieder - im April 2007 hatte sie gerade mal noch 6.129.123 Versicherte.

Und entweder hat die TK die DAK in Sachen Versichertenzahl schon eingeholt - oder sie steht kurz davor. Denn die TK hatte im April 2007 6.090.759 Versicherte (und im Januar 2007 6.020.945) - und wächst weiterhin, während die DAK weiterhin rückläufige Zahlen verbucht. Bis auf wenige Monate Ausnahme jedenfalls.

Und ganz ehrlich: Auch wenn ihr Rentneranteil inzwischen von früheren glänzenden 20 % auf beinahe besorgniserregende *grins* 35 % gestiegen ist: Sooooooo viel ist das nun auch wieder nicht. Schließlich gibt es jede Menge Kassen mit weit über 40 oder sogar 50 % Rentneranteil. Und die haben längst nicht alle so einen hohen Beitragssatz - geschweige denn so eine katastrophale Mitgliederentwicklung!

Freundliche Grüße

Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

Besucher, (vor 6772 Tagen) @ Stefan Wisniewski

Hallo Stefan!

Vielleicht irgendwie auch das.

Ich denke einfach: Die Ersatzkassen müssen nun endlich auch mal ihre Hausaufgaben machen! Weil langsam aber sicher auch bei ihnen ein nennenswerter Renteranteil versichert ist - und kosten- und betreuungsintensive Menschen.

Früher aber hatte eine Ersatzkasse es einfach nicht so nötig, wirklich wirtschaftlich zu arbeiten, die Prozesse zu straffen usw. usf. Es ging ihnen doch prima: Gutzahlendes und kaum krankes Versichertenklientel - und leichte Jobs!

Was die AOKn (und einzelne BKKn sowie IKKn) also schon vor Jahren schafften (nämlich ihre Verwaltung intensiven Prüfungen und Straffungen zu unterziehen) - das müssen die EKn nun also jetzt auch nachholen. Und bis das alles Früchte trägt, steigen (oder explodieren?) halt die Kosten.

Hier ein paar Zahlen zur Untermalung:
* der Renteranteil bei der BEK stieg von ca. 20 % (1991-1997) über ca. 25 % (in 2002) auf inzwischen deutlich über 35 %
* der Renteranteil der DAK stieg von ca. 18 % (1992) über 20-25 % (1997-2002) auf inzwischen deutlich über 36 %
* der Renteranteil der TK stieg von 9-10 % (1993-2002) über 18 % (2003-2004) auf inzwischen über 20 %

Damit haben nicht einmal BEK + DAK (geschweige denn die TK) wirklich das Niveau der "Versorgerkassen" (AOKn, BKK Bahn, Deutsche BKK, Novitas BKK, ...) erreicht - aber auch in diesem Ausmaß ist es offenbar für die Finanzlage der EKn bereits ein Problem.

Anmerkung: Das sind nur Vermutungen anhand der bekannten/offiziellen Zahlen (aus KM1 + Geschäftsberichten) - und für weitere/andere Infos bin ich immer offen.

Freundliche Grüße

Re: Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

Shoppingqueen, (vor 6772 Tagen) @ Besucher

Hallo,

... ja sicher. Die Ersatzkassen waren schon immer das Paradies. *ggg Ich mag solche Pauschalisierungen nicht, denn auch da gibt es Licht und Schatten, genau wie bei den anderen Kassenarten auch.
Ganz besonders gefällt mir der Vergleich mit den BKKn, wo bei denen doch in der Vergangenheit immer und jetzt auch vereinzelt noch die Gehälter der Krankenkassenmitarbeiter über die Firma bezahlt wurden/werden. Fehlende Personalkosten schönen halt die Verwaltungskosten.
Ein Geschäftsstellennetz kostet halt Geld. Und wer meint das nicht haben zu müssen sollte auch mal an seine Zukunft denken, wenn er mit 70 zu tüttelig ist alles per Telefon oder Internet erledigen zu können.
Ich persönlich finde Werbespots und Zeitungsanzeigen rausgeschmissenes Geld, die unter dem Deckmäntelchen der Aufklärung oder Prävention laufen und nur dem Bekanntheitsgrad dienen.

LG, Shops

Re: Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

Besucher, (vor 6772 Tagen) @ Shoppingqueen

@ Shops:

Ohne Pauschalierungen geht es aber manchmal einfach nicht. Um Grundsätze deutlich zu machen, sind sie hin und wieder einfach nötig. Finde jedenfalls ich. Dass darüber hinaus jede Kasse anders ist - ist doch wohl (denke ich) eh allen klar. ;-)

Und zu den BKKn: Also von den paar, die ihre Leute immer noch von der Trägerfirma einstellen und bezahlen lassen, rede ich doch hier gar nicht. Und die ganzen großen tragen ihre Personalkosten schon seit vielen Jahren vollständig selbst.

Natürlich kosten Geschäftsstellen Geld - aber ein gut (in aller Regel weit besser!) ausgebautes Geschäftsstellennetz haben AOKn + IKKn auch. Nicht nur die EKn. Also kann es daran ja wohl nicht liegen, dass gerade die EKn schon länger (auch im 1. Quartal 2006 verbuchten BEK + DAK + TK allein etwa 45 % des GKV-Defizits für sich) Minus machen.

Freundliche Grüße

Re: Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

aucheinBesucher, (vor 6771 Tagen) @ Besucher

Schwere Kost für den Besucher
Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass das KV 45 des ersten Quartals für vieles geeignet ist, nur nicht für eine Aussage über den wirtschaftlichen Erfolg eines Jahres von einzelnen Kassen. Zum einen gehen fast nur Schätzungen in das Ergebnis ein und zum zweiten berücksichtigt das KV 45 keine vernünftige Abgrenzung von RSA-Forderungen oder Verpflichtungen.
Die Ersatzkassen weisen im KV 45 des 4.Quartals 2006 fürs Jahr einen Überschuss von knapp 600 Mio. Euro aus, was wiederum 40% des GKV-Ergebnisses entspricht. Was hatte also die Aussage, dass sie im ersten Quartal 2006 50% des Defizits erwirtschafteten für einen Nährwert.
Quelle: Seite 168 http://www.bmg.bund.de/cln_041/nn_601100/SharedDocs/Download/DE/Datenbanken-Statistiken/Statistiken-Gesundheit/Gesetzliche-Krankenversicherung/Finanzergebnisse/kv45-1-4q-2006,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/kv45-1-4q-2006.pdf

Übrigens werden im RSA pro Altersjahrgang grundsätzlich soviel Gelder aus dem RSA ausgeschüttet, wie Kosten für diese Gruppe entstanden sind. Eine Kasse, die alle 70 jährigen Männer der GKV versichert, würde alle Kosten dieser Klasse melden und bekäme diese auch erstattet. Wie soll man sich also durch viele Rentner sanieren können? (Kleine Ausnahme bleibt der Hauptleistungsbereich Ärzte, da der RSA hier die Einnahmen der Ärzte berücksichtigt und nicht die Kosten der Kassen (Kopfpauschale))

Re: Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

Besucher, (vor 6771 Tagen) @ aucheinBesucher

@ aucheinBesucher:

Das mit dem Sanieren über Rentner klappt dann, wenn eine Kasse eben nur wenige Rentner versichert - und das die eher "fitteren" sind. Und in der Mehrheit wechseln ja auch die eher rüstigeren Rentner - denn die, die eh schon im (Krankenhaus-, Pflege-, ...)Bett liegen, haben in aller Regel anderes zu tun und andere Sorgen, als ihre Kasse zu wechseln.

Die kränkeren, teureren bleiben also nach wie vor in der Mehrheit eher den AOKn und einigen wenigen alteingesessenen BKKn erhalten. Und die anderen Kassen nehmen für ihre Rentner dann eben teils mehr ein - als sie für sie ausgeben. Wozu man dann ja auch "Sich-Sanieren" sagen könnte.

Freundliche Grüße


PS: Für finanzielle Hochrechnungen auf Dauer ist das erste Quartal nie geeignet. Das ist doch eh bekannt. Weil da in aller Regel am wenigsten eingenommen wird.

Aber: Meiner Ansicht nach kann man einige Grundsätze dennoch an den einzelnen Quartalen ablesen:

* Dass die Ersatzkassen im vierten Quartal mehr einnehmen, als der Durchschnitt der Kassen, erklärt sich aus der Versichertenstruktur. Denn gerade bei diesem Klientel erhalten nach wie vor viele sowas wie ein Weihnachtsgeld oder sonstige Sonderzahlungen. Was man von den Arbeitern und Arbeitslosen bei den meisten AOKn ja eher seltener sagen kann.

* Dass die Ersatzkassen im ersten Quartal sehr viel mehr ausgeben, als der Durchschnitt der anderen Kassen, erklärt sich eher aus der Zeit. Sozusagen. Denn in diesem Quartal wirkt sich das höhere Einkommen bei den Ersatzkassen-Mitgliedern nicht so sehr aus, wie z. B. im 4. Quartal - aber die Kosten entstehen so wie sonst auch und schlagen sich recht ungeschönt und ungefedert nieder.

Für mich heißt das so viel wie: Würden die Ersatzkassen-Mitglieder ähnlich schlecht verdienen, wie die meisten AOK-Mitglieder - sähe es bei den Ersatzkassen noch weit mieser aus. So aber retten sie sich gerade noch so.

Und es ist für jeden Krankenkassenbeobachter seit Jahren ersichtlich, dass die Ersatzkassen erst seit vergleichsweise kurzer Zeit sowas wie Fallmanagement einführen, oder sonstige kostensenkende Maßnahmen. Und dass sie das dann auch noch bewerben, als wäre es sonst was Neues. Obwohl die großen Versorgerkassen das schon weit länger praktizieren.

Andererseits ziehen die Ersatzkassen dann oft gleich sehr extrem die Kostenbremse, wenn ihnen etwas über den Kopf zu wachsen droht: Siehe Haushalthilferegelung der DAK. Oder Kuren bei der BEK.

Aber wie gesagt: Ich bin kein Kassenmitarbeiter - und also nur Laie.

Freundliche Grüße.

Re: Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

aucheinBesucher, (vor 6771 Tagen) @ Besucher

Ist es nicht eher so, das die bpE des Nov/Dez Basis für die RSA Zahlungen im Januar/Februar sind und deshalb die Ersatzkassen wegen des hohen Weihnachtsgelds hohe Abschlagszahlungen im ersten Quartal zahlen und deshalb das erste Quartal zu stark belastet ist. Diese Verschiebung wird dann über den Halbjahresausgleichs des RSA wieder ausgeglichen. Also wäre das Ergebnis doch eher ein zeitlich verzerrtes Buchungsergebnis und kein kostenrechnerisch korrektes.
Wie gut oder schlecht die Mitglieder verdienen spielt beim RSA-Deckungsbeitrag eher eine untergeordnete Rolle, da hohe Einkommen auch zu hohen RSA Zahlungen führen (Finanzkraftausgleichzu ca. 93%). Zudem sind dann die Krankengeldzahlungen ja auch entsprechend höher obwohl es dafür keine Berücksichtigung im RSA gibt.
Übrigens beträgt der Rentneranteil in der GKV 26% der Versicherten bei den Ersatzkassen 25%
http://www.bmg.bund.de
Welche Kassen also Versorgerkassen sind ist sicherlich nicht so pauschal zu beantworten.
Übrigens profitieren die Ersatzkassen durch den eingeführten Risikopool (Kosten für KG,AM und KH von Versicherten die eine Grenze von ca. 20.500€ übersteigen werden zu 60% ausgeglichen) was doch wohl darauf hindeutet, das sie nicht nur Gesunde versichern.
Zudem zahlen die Ersatzkassen netto durch den gesamtdeutschen RSA an die Ost-Kassen, damit die ihre angehäuften Schulden aus den 90ern begleichen können. Zumindest war 2000 so die Begründung was natürlich für die AOK Sachsen und Thüringen nicht zutrifft. Die schwimmen ja eher wie Dagobert schon im Geld und bekommen Jahr für Jahr noch was draufgelegt. Das fehlt natürlich den anderen Ost-AOK was sich in deren hohen Beitragssätzen ausdrückt. Hausaufgaben sind sicherlich von vielen Kassen zu erledigen, auch von Ersatzkassen ...
Die Welt ist vielleicht doch ein wenig komplizierter ;-)

Re: Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

mrzylinder, (vor 6772 Tagen) @ Besucher

Hi,

hmm, so weit ich weiss machen die Kassen mit Rentern ein gutes Geschäft. Hintergrund: der Bedarfssatz für Rentner aus dem RSA soll (angeblich) deutlich höher sein, als die Kosten. Andererseits ist das nicht plausibel, da es ansonsten den AOKn ja blendend gehen müsste.

Das verstehe einer wer will...

Re: Möglicher Hintergrund: Deutliche Erhöhung des Renteranteils bei den EKn

Besucher, (vor 6772 Tagen) @ mrzylinder

@ mrzylinder:

Also soweit ich das mitbekommen habe, ist der RSA-Satz für Rentner tatsächlich höher, als das, was der Rentner kostet.

Sofern es sich z. B. um einen Rentner wie meine Oma handelt: Rüstig, fit, braucht mal ne Brille (die ja eh nicht mehr bezahlt wird), mal nen Blutdruckmittel, hatte vor Jahren mal ne Gallen-OP, lässt sich immer mal untersuchen - und das wars.

Sobald der Rentner aber kränker, teurer, ... wird - schnellen die Kosten gigantisch in die Höhe! Und dann ist der RSA-Satz nur noch ein Witz im Vergleich. Bloß nicht so komisch.

Freundliche Grüße.

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