Wahrheiten zum Arzteinkommen (Gesetzliche Krankenkassen)

ein ehrlicher Hausarzt, Dienstag, 21.12.2010, 06:37 (vor 5087 Tagen)

Ich stelle den Artikel hier noch einmal ein, da ja gerade wieder mal die bayrischen hausärzte schön jammern wie schlecht es ihnen geht und sie angeblich über 60 Std. in der Woche arbeiten müssen und zum schluss einen Hungerlohn kassieren.

Hier ist mal ein uHausArzt der ehrlich ist, noch Bodenhaftung hat und mitbekommt was um ihn herum so passiert

Arzt: "Mir geht es gut"

und eine Beispielquelle zu Arzteinkommen etc:

link

Wahrheiten zum Arzteinkommen

Gast2, Dienstag, 21.12.2010, 06:41 (vor 5087 Tagen) @ ein ehrlicher Hausarzt

Bitte auch Seite 2

2. Teil: "Ein rein innerärztlicher Verteilungskonflikt"

lesen

typisch deutsche Neiddiskussion

Markus, Dienstag, 21.12.2010, 14:42 (vor 5086 Tagen) @ ein ehrlicher Hausarzt

Da ist sie wieder, die typisch deutsche Neiddiskussion. Dass Ärzte jede Menge Risiken tragen, investieren, Kredite abzahlen, Rücklagen für Investitionen bilden müssen etc. wird in den Milchmädchenrechnungen oft übersehen. Nicht jeder Arzt hat die Praxis vom Papi geerbt. Wenn es denn so attraktiv ist, warum klagt jetzt selbst die Politik vom drohenden Hausärztemangel und legt schon abenteuerliche Unterstützungs- und Ersatzprogramme (Gemeindeschwester etc.)auf?

Mit ist es völlig egal, wieviel der Arzt insgesamt verdient. Aber ich möchte, dass mein Hausarzt für meine Behandlung von meinen Beitragsgeldern adäquat bezahlt wird. Im Moment bekommt er ja nicht mal mehr die offizielle EBM-Gebühr erstattet. Ich möchte, dass er den Hausbesuch bei meiner Mutter nicht umsonst macht, denn dann kommt er irgendwann gar nicht mehr. Ich möchte auch keine Flatrate-Medizin, die die wirklich Kranken eklatant benachteiligt und industrielle Drehtür-Medizin der Kapitalgesellschaften von Rhön, Asklepios etc. fördert.

Aber wenn Sie schon beim Vergleichen sind, warum muss denn ein Kassenvorstand mehr verdienen als die Bundeskanzlerin, wobei sein unternehmerisches Risiko dem eines Finanzamtschef entspricht? Und warum werden Arzthelferinnen, die direkt am Patienten arbeiten, tariflich um mehr als ein Drittel schlechter bezahlt als den Patienten verwaltende Kassenangestellte?

typisch deutsche Neiddiskussion

Kitty, Dienstag, 21.12.2010, 15:16 (vor 5086 Tagen) @ Markus

der Verweis auf Neid ist leider auch wieder "typisch" deutsch.

Mir ist kein Arzt bekannt, der gezwungen wurde eine Praxis zu eröffnen und sich eine Kassenzulassung zu holen.

typisch deutsche Neiddiskussion

nur mal so, Dienstag, 21.12.2010, 16:25 (vor 5086 Tagen) @ Kitty

An und für sich ist es doch schon krotesk wenn mit einem Medizinstudium eine obligatorische Gehaltsvorstellung von weit über 120.000 Euro aufwärts einhergehen soll.
Es zwingt keiner jemanden ein Medizinstudium auf. Er hätte auch Architekt werden können und müßte dann u.U. für 2500-3000 € Brutto arbeiten??!

Die Herren in Weis sollten sich mal Gedanken darüber machen welche Risiken andere Selbstständige und Freiberufler eingehen. Von Wettbewerb und Werben um Kunden mal ganz abgesehen.
Da würde Gehaltstechnisch im Vergleich leider ein Großteil der Ärzteschaft den Monat nach 1-2 Wochen bereits beenden.

dann lasst ihnen doch die Freiheit

Markus, Mittwoch, 22.12.2010, 11:20 (vor 5085 Tagen) @ Kitty

Stimmt, aber warum wird jetzt mit aller Macht versucht, die Hausärzte in Bayern, die sich die Freiheit nehmen, dieses System heute zu verlassen, unbedingt am Ausstieg zu hindern. Kassen und Politik müssen schon sehr nervös sein, wenn sie sich zu solch lächerlichen Drohungen wie die von Stackelbergs hinreißen lassen.

dann lasst ihnen doch die Freiheit

Paul, Mittwoch, 22.12.2010, 11:45 (vor 5085 Tagen) @ Markus

Naja Drohungen, er weist in alle Deutlichkeit darauf hin, was einem Hausarzt blüht, der seine Kassenzulassung abgibt. Soll ja hinterher keiner sagen können, er habe es vorher nicht gewusst. Und ob es in den abgelegenen Gegenden Bayerns genügend Privatpatienten gibt? Vielleicht geht es dann back to the roots - Behandlung gegen Naturalien?

Der Sicherstellungsauftrag geht auf die Krankenkassen über, wenn die kassenärztlichen Vereinigungen das nicht mehr können. Wenn den Ärzten das lieber ist?!? Aber auch von diesen Verträgen sind die zulassungszurückgebenden Ärzte erstmal ausgeschlossen.

dann lasst ihnen doch die Freiheit

Markus, Mittwoch, 22.12.2010, 12:24 (vor 5085 Tagen) @ Paul

Mit wem wollen denn die Kassen nach dem Ausstieg die Sicherstellung übernehmen? Mit jetzt schon überfüllten Krankenhausambulanzen, Gemeindeschwestern, tschechischen Ärzten? Da werden den Kassen die Patienten schon Beine machen, dass nach einem Ausstieg der Hausärzte auf Augenhöhe neue Verträge abgeschlossen werden. Die Plattheit der leeren Drohungen seitens der Kassen zeigt doch gerade, dass sie nichts anzubieten haben, denn sonst würden sie sich gemütlich zurücklehnen. Die kassenärztlichen Vereinigungen sind dann natürlich aus dem Spiel, wie sie richtig beschreiben. Aber genau das wollen die Ärzte offensichtlich.

dann lasst ihnen doch die Freiheit

Paul, Mittwoch, 22.12.2010, 12:42 (vor 5085 Tagen) @ Markus

Die Idee mit den tschechischen Ärzten ist schon mal gut :-D . Wer weiß, vielleicht ist der ein oder andere gestresste Krankenhausarzt, der die Selbständigkeit scheut, froh, in einem kasseneigenen Versorungszentrum zu arbeiten? Die Dummen sind zum Schluss die Landärzte, die sich vor den Karren haben spannen lassen, während sich die Stadtärzte in den überversorgten Gebieten 'nen Ast lachen. Wo ist denn da die Solidarität innerhalb der Ärzteschaft? Nicht vorhanden, genausowenig wie bei der Honorarverteilung.

dann lasst ihnen doch die Freiheit

Markus, Mittwoch, 22.12.2010, 14:19 (vor 5085 Tagen) @ Paul

Da haben Sie Recht, Solidarität scheint keine Stärke von Ärzten zu sein. Darauf konnten Politik und Kassen bisher immer bauen. Ich glaube aber, dass es Kassen und Politik diesmal (ohne Not) überreizt haben.

dann lasst ihnen doch die Freiheit

Gast1, Mittwoch, 22.12.2010, 14:59 (vor 5085 Tagen) @ Markus

Arroganz kommt vor dem Fall .....

typisch deutsche Neiddiskussion

Paul, Dienstag, 21.12.2010, 16:53 (vor 5086 Tagen) @ Markus

Markus hat geschrieben:

Da ist sie wieder, die typisch deutsche Neiddiskussion.

Genau.

Markus:

Aber wenn Sie schon beim Vergleichen sind, warum muss denn ein Kassenvorstand mehr verdienen als die Bundeskanzlerin, wobei sein unternehmerisches Risiko dem eines Finanzamtschef entspricht? Und warum werden Arzthelferinnen, die direkt am Patienten arbeiten, tariflich um mehr als ein Drittel schlechter bezahlt als den Patienten verwaltende Kassenangestellte?

Und warum wird der Busfahrer, der meine Kinder bei Wind und Wetter zur Schule fährt, mit dem Vierteljahresgehalt eines Arztes abgespeist?

typisch deutsche Neiddiskussion

Czauderna, Dienstag, 21.12.2010, 18:56 (vor 5086 Tagen) @ Markus

Hallo,
wie hoch ist das untzernehmerische Risiko der Bundeskanzlerin ??
Ich denke bei 0% - allein die politische Verantwortung zählt. Wenn Frau Merkel heute zurücktritt oder nicht mehr gewählt wird dann
muss sie für den Murks der unter ihrere "Regentschaft" veranstaltet wurde nicht geradestehen.
Auch der Finanzamtchef, ein Beamter, verfügt über kein unternehmerisches Risiko.
Anders ein Vorstandsmitglied einer gesetzlichen Krankenkasse -
Verantwortlich für ca. 14000 Mitarbeiter und ein Haushaltsvolumen von ca. 16 Milliarden Euro. Ich will nun keine Diskussion darüber führen ob die tatsächlichen Höhen von Krankenkassenvorständen in Ordnung sind oder nicht, aber man sollte doch keinen Vergleich zwischen Äpfel und Birnen vornehmen sondern vielleicht mal eher
Vergleiche zu Vorstandvorsitzenden von Privatversicherungen oder überhaupt mit Einkommen von Managern in der freien Wirtschaft.
Das würde passen.
Gruss
Czauderna

typisch deutsche Neiddiskussion

Hans, Mittwoch, 22.12.2010, 18:39 (vor 5085 Tagen) @ Czauderna

Krankenkassenvorstände haben kein größeres unternehmerisches Risiko als Bankvorstände, nämlich persönlich gar keins. Sie können allenfalls ihren Job verlieren. Sämtliche Verträge sehen bei vorzeitiger Auflösung hohe Abfindungen vor, die selbst denjenigen, die das Unternehmen gegen die Wand gefahren haben einen goldenen Abgang verschaffen.

typisch deutsche Neiddiskussion

Czauderna, Mittwoch, 22.12.2010, 19:29 (vor 5085 Tagen) @ Hans

Hallo Hans,
das stimmt so nicht - wenn es dich interessiert kann ich mal einige Bestimmungen aus dem SGB herausfiltern wo es um die Haftung der Geschäftsführung einer Krankenkasse geht, und die Geschäftsführung ist hier der Vorstand, nicht der Dienststellenleiter vor Ort.
Allerdings musst du dich dann bis zum nächsten Jahr gedulden.
Gruss
Czauderna

Geschäftsführer haften für ihre Kassen

Bosselt, Montag, 27.12.2010, 12:33 (vor 5080 Tagen) @ Czauderna

Hallo Czauderna,
da werden sich aber die Geschäftsführer freuen, dass ihnen ein treuer Mitarbeiter beispringt und auch noch Auszüge aus dem SGB zitieren will. Interessanter wäre es allerdings, wenn man an konkreten Beispielen erfahren köännte, mit wieviel Geld ein Geschäftsführer für wirtschaftliche oder andere Probleme persönlich haftete. Aber da heißt es natürlich:"Da konnte doch der Herr Geschäftsführer nichts dafür." Ein Handwerksmeister oder anderer Selbständiger kann sich allerdings auch nicht aufs SGB berufen, wenn's mal bei ihm im Betrieb nicht klappt - und einfach mal 'ne Zuzahlung von seinen Kunden kann er auch nicht fordern
meint Bosselt

Geschäftsführer haften für ihre Kassen

Czauderna, Montag, 27.12.2010, 13:39 (vor 5080 Tagen) @ Bosselt

Hallo Bosselt,
ob sich da Geschäftsführer freuen oder nicht, das ist mir egal.
Mir ging es einfach nur darum deiner Behauptung entgegenzutreten dass ein Vorstand einer gesetzlichen Krankenkasse nicht persönlich haftbar wäre, nicht mehr und nicht weniger.
Was du in deinen beiden Beiträgen dazu geschrieben hast war einfach nur deine Meinung und diese steht nun gegen meine "Gegenbehauptung".
Gruss
Czauderna

Geschäftsführer haften für ihre Kassen

Bosselt, Mittwoch, 29.12.2010, 14:09 (vor 5078 Tagen) @ Czauderna

So sympatisch mir auch der Hans und sein letzter Beitrag sind, so möchte ich doch nicht mir ihm verwechselt werden oder mir seine Beiträge zueignen.

Bosselt

typisch deutsche Neiddiskussion

GKVler, Dienstag, 21.12.2010, 20:03 (vor 5086 Tagen) @ Markus

Dass Ärzte jede Menge Risiken tragen, investieren, Kredite abzahlen, Rücklagen für Investitionen bilden müssen etc. wird in den Milchmädchenrechnungen oft übersehen.

das trifft auf jeden zu, der selbständig oder freiberuflich arbeiten will. Beim Maler nicht anders als beim Rechtsanwalt oder eben beim Arzt.

wieso ist es nicht möglich, zu sagen, ich habe einen Job der mir Spass macht, der überdurchschnittlich gut bezahlt wird, der immer noch ein hohes soziales Ansehen mit sich bringt und krisensicher ist. Das ist doch schon ne ganze Menge - wieso kann man damit nicht zufrieden sein????

Gruß
GKVler

typisch deutsche Neiddiskussion

MissX, Mittwoch, 22.12.2010, 07:13 (vor 5086 Tagen) @ GKVler

WIESO?

Das ist der Neid unter den Ärzten selbst.

Der eine fängt an und kauft sich eine Ferienwohnung an der Ostsee
.... die braucht der andere dann auch .... er will ja nicht nachstehen

... dann kommt der 5er BMW
... der Porsche
...

Die meißten Ärzte haben echt den Blick für die Realität verloren und keinen Respekt vor anderen viel schlechter bezahlten Berufsgruppen. Und die müssen auch 40 Stunden schwer arbeiten.

Am besten die Ärzte würden nach Leistung und Qualität bezahlt, dann muesste sicher ein paar mehr Ärzt Insolvenz anmelden.

Wahrheiten zum Arzteinkommen

GKVler, Freitag, 07.01.2011, 20:29 (vor 5069 Tagen) @ ein ehrlicher Hausarzt

laut der Ärztezeitung erzielten Hausärzte im Jahr 2009 durchschnittlich ein Honorar von 200.000 € aus kassenärztlicher Behandlung
dazu kommen dann noch die Privat-Honorare und die Honorare für die Igel-Leistungen...

Gruß
GKVler

Wahrheiten zum Arzteinkommen

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Freitag, 07.01.2011, 23:33 (vor 5069 Tagen) @ GKVler
bearbeitet von Joachim Röhl, Samstag, 08.01.2011, 00:31

Ein anonymisiertes Zahlenbeispiel aus dem Berufsalltag eines niedergelassenen Allgemeinarztes im Berliner Großraum für 2009:

Einnahmen -> 209.845€ Honorar von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) plus 19.730€ Praxisgebühr plus 18.248€ Privatpatienten, IGEL-Leistungen und Atteste

Ausgaben -> für drei Praxisschwestern inkl. Sozialabgaben/Direktversicherungen 78.048€, Aushilfslöhne 9600€, KV-Verwaltungsgebühren 5387€, medizinischer Praxisbedarf (Handschuh, Rolle, Test etc.) 2908€, Medikamente 1101€, Laborkosten 6771€, Instandhaltung/Praxiswartung 1303€, Ausbildungskosten Azubis 3622€, Fahrtkostenersatz Azubis 1378€, Seminarkosten 3709€, Fahrtkosten 1356€, Porto 655€, Bürobedarf 456€, Telefon/Internetkosten 2717€, Annoncen/Branchenregister 446€, Geschenke abzugsfähig 157€, Bewirtung in der Praxis 482€, Praxisdekoration 237€, Fachliteratur 841€, Wartezimmerlektüre 484€, Rechts-/Beratungskosten 2443€, Rechtsanwaltskosten 732€, Buchführungs-/Lohnabrechnungskosten 4866€, Abschluss-/Prüfungskosten 1477€, Nebenkosten des Geldverkehrs 469€, Beiträge berufsbedingt 1423€, Gebühren/GEZ 215€, PC-Bedarf (Wartung, Software) 1753€, Betriebsbedarf/Kleingeräte 1822€, Mieten 26.508€, Gas/Strom/Wasser 1834€, medizinische Müllabfuhr 558€, Berufsgenossenschaft 1474€, Kfz-Steuern 249€, Kft-Versicherungen 1816€, Kfz-Reparaturen 1557€, Kfz-Betriebskosten 4614€, Fremdfahrzeuge 767€, Parkgebühren 137€, PVS-Verwaltungskosten 606€, Praxisversicherungen 1677€, Praxisfinanzierungskosten inkl. lfd. Dispositionskredit 9318€

Vom Zwischenergebnis wird die private Krankenversicherung 4854€ und das Ärztliche Versorgungswerk 16.890€ beglichen und auch hier gilt Einkommen ist ebenso ungleich Gewinn wie Brutto und Netto ..

Alles Gute allen Stammschreibern und Gästen wo auch immer versichert! wünscht in 2011 Joachim Röhl

Anm. nach den Kommastellen wurde bei der Auflistung generell auf-/abgerundet.

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