Hallo,

erstmal ein "Hallo" in die Runde

wieder mal eine verzwickte Frage zur Krankenversicherung. Es geht um eine polnische Staatsbürgerin.

Meine Freundin aus Polin hat mich im Juni für einen Monat besucht. Wir haben sie auch gleich mit dem Wohnsitz angemeldet und ich hab sie einen Monat privat versichert (so eine Versicherung für Ausländer in Deutschland für 40 Euro im Monat), da sie in Polin nicht versichert gewesen ist.

Sie musste leider nach einem Monat wieder abreisen und ist jetzt seit Mitte Oktober wieder hier. Zwischenzeitlich war sie aber nicht abgemeldet, da wir wussten, dass sie wiederkommen wird....nun gut...

1.) Ich würde sie gerne nun wieder versichern, habe aber gehört, dass sie für die Zwischenzeit dann Krankenkassenbeiträge zahlen müsste, da sie sich nicht abgemeldet hat, quasi als auf dem Papier in Deutschland wohnte. Stimmt das?

Kann sie sich überhaupt freiwillig gesetzlich krankenversichern? Sie war ja die letzten 3 Monate weder in Deutschland noch in Polen versichert. Halt nur den einen Monat in Deutschland mit einer privaten KV für 40 Euro. Ihre polnische KV bei einer normalen Tätigkeit endete schon im Februar

Würde eine KV Nachzahlungen für die letzten 3 Monate mit Wohnsitz in Deutschland fordern? Fragen auch die privaten nach?

2.) Ein polnischer Kumpel meinte, dass sie sich am Besten jetzt abmeldet und in einem Monat wieder anmeldet, um dann quasi wieder "neu" in Deutschland zu sein und sich ohne probleme KV zu versichern. Ist das möglich?

3.) Warum diese massiven Preisunterschiede bei den KVs? Ist eine Private KV für 40 Euro im Monat erstmal ok? Sie will ja erstmal hier eine Arbeit finden und kann nicht gleich die 1XX Euro für die freiwillig gesetzliche aufbringen. Was wäre für jemanden am Besten der neu in Deutschland ist, jung ist und erstmal Arbeit sucht?

Hoffe ihr könnt mir weiterhelfen?

Viele Grüße

monmar

Das ist ein sehr vermintes Feld, denn als Touristin kann sie sich schon für 33€ monatlich und bis zu einem Jahr versichern. Bis zu 60 Monaten ginge es für ganze 79€ über die würzburger im Traif expat germany. Der Touristenstatus endet spätestens dann, wenn sie einen dauerhaften Wohnsitz in der Bundesrepublik nimmt, ist aber auch Definitionssache und wird immer dann nicht umzudeuten sein, wenn sie Rückkehrwilligkeit besitzt und glaubhaft auf ihren Lebensmittelpunkt im Ausland verweisen kann. Andernfalls könnte man ja auch in Neuschwanstein reihenweise japanische Busbesatzungen zwangsversichern ..

In eine unbefristet private Versicherung kann sie ab Einreise ebenfalls eintreten, wobei viele Gesellschaften Hürden bei Neukunden ohne Nachweis einer Vorversicherung aufstellen. Hätte sie aber einen schriftlichen per E101 vom Narodowy Fundusz Strowia zur natlosen polnische Vorversicherung, wird´s relativ unkompliziert. Sie könnte dann sogar vor Ablauf eines Jahres auch der GKV beitreten. Die Kassen kosten ab 140€ im sogenannten Hausfrauentarif, bei den Privaten würden dagegen mit dreissig 190€ fällig werden. Die einfachste aber langfristig "teuerste" Lösung ist die schnelle Ehelichung mit sofortiger kostenloser Familienversicherung.

Achtung! erfahrungsemäß verlangen beide Syteme rückwirkend und ab Wohnsitznahme Beiträge. Insofern ist die angesprochene Abmeldung beim Einwohneramt dringend zu empfehlen. Bei der PKV verzichten hanse-merkur und signal auf diese Nachlösepraktik, über die Gründe wurde hier bereits mehrfach geschrieben.

Fragen? joachimroehl@web.de

Hallo Herr Röhl,

vielen Dank für die rasche und genaue Antwort. Ja, den Wohnsitz hat sie hier ja schon seit Juni registriert. Anderseits bieten, wie auch schon von Ihnen erwähnt, auch die billigen PKVs längere Versicherungsdauern (6 Monate, 1 Jahr ...) und jeder Ausländer hat nach 3 Monaten Aufenthalt quasi seinen Wohnsitz hier zu registrieren....wär also damit nicht mehr Tourist. Anderseits finde ich 190 Euro für eine "richtige" PKV schon ziemlich viel und eigentlich nicht machbar. Daher wäre jede legale Zwischenlösung interessant.

Vorversichert war sie leider in Polen nicht für 6 Monate zwischen Arbeitsverlust und Umzug nach Berlin.

Könnte sie sich denn für eine Woche ab- und wieder anmelden? Oder gibt es da bestimmte Fristen einzuhalten?

Ansonsten schreibe ich sie gerne auch persönlich einmal an, wenn es möglich ist.

Nun erstmal genug getippt...

Viele Grüße

Monmar

Das ist wie gesagt ein sehr weites Feld und wenn man an einen ganz scharfen Hund gerät, flattert einem plötzlich die Zahlungsforderung rückwirkend ab erster Einreise ins Haus. Als polnische EU-Bürgerin wird es am preisgünstigtsen sein dort für wenige Złoty die Versicherung aufrecht zu halten und gegebenfalls die Lücke nachzuzahlen. Mit ihrer Europäischen Versicherungskarte wäre sie auch hier versichert bzw. spricht mit dem E101 dann bei einer deutschen Kasse vor.

Die eigentliche Anmeldung ist länderrechtlich unterschiedlich geregelt und kann schon bei einer Hotelübernachtung in Bayern ausgelöst werden. In Berlin z.B. fordert man von polnischen EU-Bürgern erst nach drei Monaten einen Gang zum Meldeamt, auch um die sogenannte Freizügigkeitsbescheinigung zu erhalten. Durch die Medien ging die Tage, daß über 200.000 Ausländer in Berlin auf dem Papier angemeldet aber nicht wohnhaft sind. Die Steuernummern gingen wegen "unbekannt" zurück nach Bonn ..

Das ist wie gesagt ein sehr weites Feld und wenn man an einen >ganz scharfen Hund gerät, flattert einem plötzlich die >Zahlungsforderung rückwirkend ab erster Einreise ins Haus.

Ja, das weite Feld bemerken wir auch gerade, daher suchen wir auch so händeringend nach richtigen Infos, die uns weiterhelfen.

Als polnische EU-Bürgerin wird es am preisgünstigtsen sein >dort für wenige Złoty die Versicherung aufrecht zu halten und >gegebenfalls die Lücke nachzuzahlen.

Hm, würde ich sofort machen. Leider war sie die letzten 6 Monate in Polen nicht versichert und auch nicht arbeitslos gemeldet. Wenn man arbeitslos gemeldet ist, dann hat man auch Anspruch auf die polnische GKV.

Durch die Medien ging die Tage, daß über 200.000 Ausländer in >Berlin auf dem Papier angemeldet aber nicht wohnhaft sind. Die >Steuernummern gingen wegen "unbekannt" zurück nach Bonn ..

Die Tage kam ein Brief vom Bürgeramt, in denen unser Hauptmieter angeben soll, ob sie noch bei uns wohnt. Gleichzeitig ist ihre Steuernummer per Brief überfällig. Klingt nicht nach einem Zufall.

Insgesamt bin ich jetzt nicht wirklich schlauer, eher etwas verunsicherter. Ist sie nun pflichtversichert hier? Können wir ihr einfach eine billige PKV für Touristen erstmal besorgen? Rollen gleich von der KV Forderungen in 600 Euro auf uns zu. Gibt es eine Beratungstelle, die uns nicht sofort anspringt. Das Bürgeramt hat uns eher sehr misstrauisch beäugt...

Die Situation ist nicht wirklich einfach, Ich lebe hier in einem internationalen Umfeld. Spanische und französische Freunde arbeiten in Callcentern oder in Bars, wenn sie hier ankommen und können ihr Leben und KV finanzieren. Nur Polen können hier nicht einfach so arbeiten.... :(

Viele Grüße monmar

Warum telefoniert sie nicht direkt mit dem zuständigen Narodowy Fundusz Strowia in ihrer Wojewodschaft und klärt Nachzahlung und Nachweis? Läuft von Riga bis Sofia so und Polen liegt doch nicht hinterm Mond ..

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Warum telefoniert sie nicht direkt mit dem zuständigen Narodowy >Fundusz Strowia in ihrer Wojewodschaft und klärt Nachzahlung und >Nachweis? Läuft von Riga bis Sofia so und Polen liegt doch nicht >hinterm Mond ..

Ich werde das mal an sie herantragen. Soweit ich weiß, ist in Polen eine KV nicht Pflicht. Rückwirkend arbeitslos melden geht bestimmt auch nicht (wo sie ja automatisch umsonst krankenversichert wäre).

Also ihr Vorschlag wäre in Polen anzurufen und zu fragen, ob sie quasi in eine freiwillige gesetzliche Krankenversicherung rückwirkend aufgenommen wird? Wir werden es versuchen, aber ob es so eine Versicherungsmöglichkeit in Polen gibt?

Ansonsten habe ich bei verschiedenen PKVs angefragt. Meist war das Problem eine fehlende Vorversicherung und die Überschreitung der Aufenthalts in Deutschland für 31 Tage.

Grüße Monmar

Dann ist es doch aber sinnvoll für alle Fälle und 79€ erstmal die würzburger zu nehmen. Und falls sie in eine Gesetzliche aufgrund Ehelichung oder wegen Versicherungspflicht durch Arbeit kommt, kann sie dann sofort kündigen. Fragen s.o.

PS: keine Versicherungspflicht in Polen?

Vielen Dank für den Link, leider ist es für mich schwierig als Deutscher da etwas zu finden. Ich vermute der Stolperstein ist, dass man als polnischer Arbeitsloser auf alle Fälle arbeitslos gemeldet sein muss, um diese Krankenversicherung zu bekommen (wie ja auch in Deutschland).

Achja, die Würzburger ist zwar toll, aber da müssten wir etwas flunkern mit dem Einreisedatum. Folgende Bedingungen stellt sie:

- Versicherbarkeit innerhalb von 31 Tagen nach der Einreise (Einreisedatum auf Verlangen nachweisen)
- Bis zu einem Jahr nach Einreise nur mit ununterbrochener KV bei einem deutschen Versicher oder mit einem ärztlichen Zeugnis

Ihr letzter Post war schon sehr hilfreich.

Grüße monmar

Nach den 31 Tagen wird einfach auf Seite 7 der Fragebogen vom Arzt und Zahnarzt ausgefüllt, rauf aufs Fax und versichert wäre sie, so keine! Vorerkrankungen anliegen, ab voraussichtlich schon Montag. Viele polnische Versicherte nutzen hier in Berlin auch die komfortabel erweiterte Deckungsklausel und fahren gern 138km auf der A11 nach Stettin ins nächste Krankenhaus mit rundum polnischen Service ..

Ok, wir werden dann versuchen ein ärztliches Zeugnis am Montag zu kriegen und uns dann bei dieser Versicherung anzumelden. Vielen Dank...

Wird die Nachzahlung für diese 4 Monate auf alle Fälle anfallen? Kann man diese irgendwie vermeiden (Abmeldung) für einen Monat. Sicherlich ist Gesetz Gesetz, aber auch irgendwo kontraproduktiv. Würde nämlich bedeuten, man verschuldet sich schon bevor man überhaupt Arbeit findet.

Noch mehr Fragen? joachimroehl@web.de