2 Fragen:

a) warum gibt es in manchen Kliniken "Chefärzte" und in manchen (insbesondere größeren Kliniken) "ärztliche Direktoren" - sind äD = Chefärtzte oder stehen sie noch höher? Wenn es einen äD gibt, dann gibt es in der gleichen Klinik doch keinen Chefarzt mehr, oder gibt es das irgendwo?

b) als PKV versicherter (mit Wahlleistungen Privatarzt) kann ich mich vom Chefarzt/äD behandeln lassen (obwohl es vielleicht gar nicht notwendig wäre...?) Wie ist das wenn ich als GKVler mit einer schweren Erkrankung z.B. in ein Uniklinikum komme, behandelt mich dann auch der Chefarzt (wer entscheidet wer mich behandelt bzw ab welcher Schwere der Chef kommt)
Wenn ich als GKVler mit eine "normalen Krankheit" komme, werde ich von Oberärzten oder Assistenzärzten behandelt, das ist mir klar?

zu a) hat eine Klinik mehrere Chefärzte auf einzelnen Stationen, ist einer von denen dann deren Chef und ärztlicher Direktor

zu b) jeder kann sich vom Chefarzt behandeln lassen nur mit dem Unterschied, daß die PKV das tariflich vorgesehen hat und die GKV diesen Sonderwunsch nicht übernimmt. Ausnahme! der Chef behandelt gerade laut Dienstplan oder was gelegentlich auch vorkommt er reißt sich drum, weil Dein Krankheitsbild ein besonders interessanter Fall zu sein scheint. Die Aufnahmeschwester wird Dir ob nun versichert oder nicht immer die Wahlleistungsvereinbarung vor Beginn der Behandlung in die Hand drücken. Ohne Unterschrift gibts kein privates Bett.

Auch hier eine böse Ausnahme: Patient kommt schwer verletzt in die Notaufnahme und stammelt halb im Koma was von privat versichert .. falls dann sofort und ungeprüft die chefärztliche Behandlung einsetzt, er nach überstandener OP im Einzelzimmer nebst eigener Sanitärzelle, WLAN und Wahlessen noch von Schwester Mandy weißer Kittel roter Mund träumt .. ohne Unterschrift bleibt die Klinik auf den wahlärztlichen Kosten sitzen. Die OP-Kosten der Münchner Uniklinik hier mal aufgelistet sind vorrangig gedacht für "ganz Private" oder Eingeflogene aus den Ölländern, Moskowiter und Petersburger.

...oder der Tarif der PKV sieht es vor, Du möchtest auch Chefarztbehandlung, aber der Chefarzt sieht das anders

Das Geschäft mit dem Mythos Chefarztbehandlung

/www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste_vom_07_10

Versichert ist die wahlärztliche Behandlung mit einer über dem 2,3fachen oder sogar nach oben geöffneten Gebührenordnung. Ausgeführt wird die möglicherweise durch den ärztlichen Direktor, in der Praxis einen der Chefärzte bzw. deren Oberärzte und nur im Verhinderungsfall wie Erkrankung oder einem Notfall kann dies abgeändert werden. In der Praxis wird der behandelnde Facharzt eine Empfehlung an diese oder jene Kapazität geben und nach Terminvereinbarung und Vorgespräch mit diesem, erfolgt dann die weitere Versorgung.

Unzufriedenheit über einen Spezialistenzugang ist mir bei Privatversicherten noch nie zu Ohren gekommen. Eher die verärgerten Ausnahmen, wo einer dennoch kurzfristig ins Mehrbettzimmer mußte oder die geplatzte Wunschvorstellung, der Chefarzt müsse doch eigentlich auch persönlich Blut abnahmen, ein CT durchführen ..

Hintergrund: da die Krankenhäuser von den Privatliquidationen anteilig und kräftig profitieren, werden durch wahlärztliche Behandlungen Verluste aus dem Bereich allgemeiner Kassenversorgung wettgemacht. Da die Einnahmeausfälle von gesetzlicher Seite jedoch immer mehr wegbrechen, kommt manch einer auf kriminelle Abwege oder liquidiert gar wie in einem anderen Fall in Berlin privat, bei zeitgleicher Teilnahme an einem Ärztekongess in Hamburg. "Ferndiagnostische Telemedizin" läßt hier berechtigt die betroffene AOK aufschreien. Die Demonstrationen der Mediziner werden aber überhört und zeigen das Problem der unterbezahlten Krankenhausärzte vom Assistenten auch bis zu den Göttern in weiß deutlich auf. Lösung eventuell in Sicht mit der weiteren Gesundheitsreform in 2011 oder glaubt einer tausende unsere Ärzte fliegen Woche für Woche aus Spaß zu Diensten nach Großbritannien oder gehen gleich nach Studienabschluß ins besser bezahlte Ausland.

ja aber...

...gibt es Fälle, in denen der Chefarzt persönlich auch den GKVler behandelt, weil es offensichtlich ein besonders schwieriger Fall ist? und wird dann bei der GKV die Privatrechnung eingereicht??? gibt es überhaupt eine Privatrechnung oder behandelt der Chef dann ohne besondere Rechnung?

Kommt es oft vor, dass Chefärzte besondere Fälle der GKVler behandeln?

Und wie ist es an Großkliniken, wenn sehr viele PKVler auf einmal kommen, kann der Chef ja gar nicht alle selbst behandeln. Wälzt er dann einfach auf viele Stellvertreter ab?

ich habe erlebt, dass ich im Krankenhaus lag, in einem 2-Bett-Zimmer übrigens, und der Chefarzt mit Karawane hat jeden morgen Visite gemacht (ca. 6-7 Uhr)

ich geh mal davon aus, dass der Chefarzt sich teilen wird, wenn es zuviele Privatpatienten gibt oder im Zweifelsfall wird er die Hände schneller schütteln und die eigentliche Behandlung an den Oberarzt deligieren.....genau weiß ich es aber nicht.

Gruß
GKVler

Das Abrechnungssystem für gesetzlich Versicherte mit den reinen Fallpauschalen führt für Wahlarzt und beteiligtes Krankenhaus zu Verlusten im Vergleich zu einer kompletten privatärztlichen Liquidation. Die Mediziner selbst stehen im Spannungsdreieck von hippokratischem Eid der Gleichbehandlung, dem Druck der Verwaltungsdirektion entsprechende Privatbehandlungen zahlenmäßig einzufahren und ihrem eigenen Gewissen. Im öffentlichen Krankenhaus wird vorselektiert mit der einfachen Nachfrage nach der richtigen Karte. In der ambulanten Versorgung geben mittlerweile viele Ärzte einfach ihre Kassenzulassung zurück und behandeln nur noch privat oder gegen Kostenerstattung. Und bei bundesweit anerkannten Spezialisten ist meist nur noch ein Rankommen in komplett privaten Privat- oder Fachkliniken. Aufschlussreich sind hierzu die Positionen des Privatärztlichen Bundesverbandes und zeigen deutlich auf, was vom nächsten Reformschritts Dr. Röslers von Behandlerseite erwartet wird. Die aktuell kursierende Ärzteliste 2010 vom FOCUS ist für den Gripperekrankten voll entbehrlich, sichert aber den Heilerfolg bei der OP eines komplizierten Sportunfalls oder dem Beenden der Ärzteodyssee wegen beispielsweise einer infektreaktiven Arthritis. Wir wissen ja, alle sind gleich und einige gleicher ..

Guten Tag,

interessantes Thema.

Kann ich mich mit Kostenerstattung (und Kostenübernahme GKV) eigentlich auch ambulant vom Chefarzt behandeln lassen (sofern dieser eine Kassenzulassung hat)? Ich kenne im Familienumfeld jemand mit Voll-PKV, der sich ambulant regelmäßig vom Chefarzt behandeln lässt.

Grüße
yuser

Das Abrechnungssystem für gesetzlich Versicherte mit den reinen Fallpauschalen führt für Wahlarzt und beteiligtes Krankenhaus zu Verlusten im Vergleich zu einer kompletten privatärztlichen Liquidation.

das ist falsch. Verluste würde das Krankenhaus nur dann einfahren, wenn die Kosten höher sind als die Fallpauschale - und gerade das ist eben in der Regel nicht der Fall.

Die Vergütung nach Einzelleistungen birgt das Risiko der Kostenausweitung - was die PKVen ja auch schmerzlich erfahren: bei den PKVen steigen die Kosten bereits seit Jahren überproportional höher als in der GKV. Deshalb haben die PKVen ja auch schon Minister Rösler um Hilfe gebeten - bei den Preisen für Medikamente. Das ist der Einstieg - bei anderen Kostenarten wird es weitergehen. Und schließlich sind die Kosten für Krankenhausaufenthalte der größte Kostenblock für Krankenversicherung überhaupt.

In der ambulanten Versorgung geben mittlerweile viele Ärzte einfach ihre Kassenzulassung zurück und behandeln nur noch privat oder gegen Kostenerstattung.

was ist "viel"? Kannst du konkrete Zahlen nennen?

sichert aber den Heilerfolg bei der OP eines komplizierten Sportunfalls

das bezweifle ich: nach einem komplizierten/schweren Unfall wirst du in der Regel in die nächste Klinik gefahren - und nicht selten entscheidet der Fahrer des Rettungswagen das Ziel. Ich glaube nicht, dass du noch Zeit zum Studium irgendeiner Ärzteliste hast, wenn du gebrochene Knochen oder irgendwelche anderen schweren Verletzungen hast....und in der Klinik angekommen übernimmt die erste Behandlung derjenige Arzt, der gerade anwesend ist - bei gesetzlich Versicherten übrigens ebenso wie bei privat Versicherten. Eventuell wird dann ein Chefarzt angerufen - wenn er greifbar ist und nicht in Urlaub, auf dem Golfplatz oder auf irgendeiner Fachtagung.
Und gerade bei Verletzungen ist es häufig so, dass die erste Behandlung ausschlaggeben für den Heilungserfolg ist - und erst wenn die misslingt beginnt die Odysee zu den verschiedenen Spezialisten.
ich glaube nicht, dass der Vorstandsvorsitzende irgendeines Konzernes, der bei einem Autounfall ein Schädeltrauma erlitten hat, 2 Studen auf die erste Behandlung warten möchte, weil der Chefarzt eben einen gewissen Anfahrtsweg hat....

schönes Wochenende
GKVler

Wenn unserer GKVlerin die Argumente ausgehen spricht sie gern von gefälschten Statistiken, verweist gebetsmühlenartig auf Vergleiche von Äpfeln und Birnen und manchmal spielt sie gar den Fuchs mit den Trauben, wenn ihr die versicherten Kassenleistungen ausreichen ..

@yuser: Sicher. Die meist vorgeschaltete Sekretärin wird einen Termin beim Chef bestätigen, wenn die Kostenfrage per Privattarif, möglicher Kostenerstattung nach §13 SGB V der GKV oder auch Barzahlung wie hier geklärt ist.

Hallo,

ich wurde vor 2 Jahren in einem Uniklinikum vom Chefarzt operiert, obwohl GKV und keine Zusatzversicherung.
Aber nur weil sehr seltene und schwierige OP...
Aber ist Chef auch der beste.....?

Eine Freundin hat jetzt im Neuköllner Urbankrankenhaus mit Kaiserschnitt entbunden und sich einfach auf eigenen Wunsch in ein Mehrbettzimmer legen lassen, weil der Vertreter ihr erzählt hat, das sie sogar noch Geld rauskriegt. Gab auch wirklich für jeden Tag dreissig Euro, weil die Versicherung eine ganze Stange Geld nicht bezahlen mußte. Den Fehler will sie aber nicht nochmal machen, denn zwei Türkinnen mit im Zimmer, eine ständig am Schreien und dann am Wochenden das ganze Besucherbimsalabimm Hilfe, hat sie am falschen Ende gespart. Aber der Chef war auch bei allen jeden Morgen zur Visite da und hat sich ganz süß gekümmert.