Re: Beste Versorgung (Gesetzliche Krankenkassen)

Elgin Fischbach @, Samstag, 25.08.2007, 12:24 (vor 6306 Tagen) @ Krankenkassenbetriebswirt

Wir sind unbedeutend, da die Kassen nur ausführende Organe und ein Spielball der Politik sind.

Warum werden von vielen Kassen vorhandene gesetzliche Spielräume im Rahmen von freiwilligen Satzungsleistungen nicht konsequenz ausgenutzt? Beispiele: Stärkere Förderung von Präventionskursen im Rahmen der Primärprävention (die einzelnen Kassen unterstützen hier ihre Versicherten finanziell und quantitativ unterschiedlich gut oder schlecht), Komplementärmedizin - die im Gegensatz zur Schulmedizin stärker präventiv statt nur kurativ orientiert ist (die allerwenigsten Kassen setzten ein Urteil des Bundessozialgerichtes v. 22.03.2005 um, auf dessen Grundlage gesetzliche Krankenkassen anthroposophische Medizin verstärkt erstatten dürfen - aber leider nicht müssen).

Die Menschen in den Krankenkassen, egal ob GKV oder PKV, werden lediglich verwaltet.

Das hängt nicht zuletzt auch sehr stark vom einzelnen Sachbearbeiter ab: Berät er seine Versicherten im Ernstfall bzw. auch auf Anfrage über vorhandene Möglichkeiten der jeweiligen Krankenkasse - insbesondere auch im Rahmen freiwilliger Satzungsleistungen, die dem Arzt evt. gar nicht bekannt sind? Und das nicht nur im Akutfall, sondern auch im Rahmen möglicher Prävention? Oder handelt es sich beim jeweiligen Sachbearbeiter um einen Bürokraten, der nur seine "Fälle" formell abarbeitet?

Die Menschen werden weiter übergewichtig, sitzen rum, treiben keinen Sport, rauchen und trinken Alkohol. Die Kassen haben kaum eine Möglichkeit auf diese Situation zu reagieren. ... Soziale Ungerechtigkeit wirkt sich in einer ungesünderen Lebensweise und höheren Leistungsausgaben aus.

Zum einen fördern die einzelnen Kassen die Primärprävention sehr unterschiedlich (siehe oben). Außerdem belegen mittlerweile diverse Untersuchungen, dass gesundheitliches Fehlverhalten stark vom Bildungsgrad abhängig ist - sprich: Akademiker verhalten sich weitaus seltener gesundheitsgefährdend als ungelernte Hilfsarbeiter. Bei Arbeitslosen kommt es auf die vorhandene Vorbildung an: Ein arbeitsloser Akademiker geht mit seiner Gesundheit immer noch verantwortungsbewusster um als ein arbeitsloser ungelernter Hilfsarbeiter. Dementsprechend sehe ich den Schlüssel zur Problemlösung in erster Linie im Bildungsbereich, bereits die PISA-Studie vor mehreren Jahren hat ja die speziell in Deutschland extrem ausgeprägte Selektierung unseres Bildungswesens nach der sozialen Herkunft und die damit einhergehenden unterschiedlichen Bildungschancen öffentlich angeprangert.

Leute, das System muß radikal verändert werden und da hilft es nix, dass ein AOK Kunde zur IKK Direkt wechselt oder ein BKK Novitas Kunde zur BKK Dr. Oetker so nach dem Motto "Spare Beiträge" bis Ende 2008, um dann Netto wieder weniger in der Tasche zu haben.

Die beitragsgünstigeren Kassen sind vielfach deshalb so günstig, weil sie weniger freiwillige Satzungsleistungen anbieten und deren Mitglieder seltener krank sind - sprich: Die besser Gebildeten und damit auch Gesundheitsbewussteren (ob zugleich auch besser verdienend, sei im Einzelfall dahingestellt - denn heutzutage müssen auch Akademiker nicht selten mit im Vergleich zu früher schlechter bezahlten Jobs vorlieb nehmen) wechseln eher ihre Kasse als wenig Gebildete, die zudem oft ungesünder leben - siehe oben.

Gruß
Elgin


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