Danke an alle! (Sonstige Themen)

Versicherungskaufmann, Montag, 12.05.2003, 19:29 (vor 7869 Tagen)

Erst mal ein großes DANKE an alle, die sich sachlich mit meinem Gedanken befasst haben.
Ich hab mal wieder was dazugelernt.
Jedoch möchte ich nochmals betonen, dass ich weder gegen eine "günstige" BKK bin, noch gegen eine "teure" DAK, Barmer, IKK...
Ich bin selber in einer BKK. Ich bin zufrieden und wurde bis jetzt immer behandelt. Es gibt einen Arzt, der BKK Patienten ablehnt und die BKK als "kriminelle" bezeichnete. Gegen ihn habe ich schon rechtliche Schritte eingeleitet.
Wie sie alle den Medien entnehmen können, herrscht in unserer Gesellschaft Angst, Wut und Hilflosigkeit. Angst, dass unserer medizinische Grundversorgung zusammenbricht, Wut, dass die Beitragssätze in die Höhe steigen und Hilflosigkeit, weil keiner, weiß wie er sich nun verhalten soll. Jedem ist und MUSS klar sein, dass es mit unserem Sozialsystem nicht so weiter gehen kann. Wir haben die Wahl: Entweder die Leistungen bleiben gleich und der durchschnittliche Beitragssatz steigt in den nächsten Jahren auf ca. 18 %. Oder wir nehmen versicherungsfremde Leistungen (z.B. Sterbegeld, Kieferorthopädische Behandlungen, Befreiungen) aus den Leistungen der Krankenkassen raus. Ich weiß selber, dass nicht nur die Verwaltungskosten eine Rolle spielen, sondern viele andere Probleme (demograph. Entwicklung, Anschaffung teurer Behandlungsgeräte, hohe Arbeitslosigkeit). Trotzdem, da ich im Vertrieb und in der Versicherung arbeite, weiß ich wie sich die Beiträge zusammensetzen (bezogen auf die Individualversicherung). Und da gibt es schon gewaltige Unterschiede zwischen den Versicherern. Der Kostenfaktor ist ein wichtiger Faktor, den man nicht außer Acht lassen sollte.
Die Reformen der Frau Ulla Schmidt haben gute Ansätze. Da sind wir doch aller einer Meinung, oder? Es muss ja was geändert werden. Jedem muss bewusst werden, dass man nicht einfach aus Jux und Dollerei zum Arzt gehen sollte (Atteste, auch bekannt: gelbe Scheine kosten auch Geld). Jede Behandlung kostet Geld. Wir müssen uns mal alle am Riemen reissen. Außerdem wäre es doch eine sinnvolle Sache, die Anzahl der gesetzlichen Kassen zu reduzieren (Problem nur: Arbeitsplätze gehen verloren).
Die gestzlichen Kassen sind nicht Bestandteil der freien Marktwirtschaft, wie das jemand im Forum gesagt hat. Es herrscht unter den KAssen kein freier Wettberwerb. Und das ist ein Fehler. DIe Leistung aller Kassen sind gleich und müssen ja gleich sein. Daher herrscht hier kein Wettbewerb. Ich wäre dafür, wenn jede Kasse selbst entscheiden dürfte, welche Leistungen sie anbietet und nicht eingeschränkt ist. Das wäre auch zum Vorteil der Patienten. Nur so können die Kassen zeigen, was "sie drauf haben".
Könnte mir die Person nochmals sagen, wo genau im Gesetzestext steht, dass Sozialhilfeempfänger die Kasse frei wählen dürfen. Danke
Ich persönlich wäre dafür, dass man die Sozial- und Individualversicherung koppelt. Nur für wirklich notwendige Leistungen sollen die gesetzlichen Krankenkassen zahlen. Alle Extras sollten über eine Zusatzversicherung abgeschlossen werden. Viele von Ihnen wissen, dass in der Sozialversicherung das Solidaritätsprinzip herrscht. "Jeder hilft jedem. Schutz der Schwachen." Das ist auch gut so, aber langfristig kann sich dieses System nicht durchsetzen. Wir haben jetzt schon das Problem, dass die Kassen mehr ausgeben müssen, als sie einnehmen können. Möchte jemand über die ausreichende medizinische Versorgung hinaus Leistungen erhalten, müsste er eine ZUsatzversicherung abschließen. Zu Info: So teuer ist eine Zusatzversicherung auch wieder nicht. Je früher man anfängt, desto geringer sind die Beiträge. Außerdem ist die Behandlung eines Privatpatienten (z.B. im Krankenhaus) wirklich besser als beim Kassenpatienten. Von hohen Provisionen kann man hier nicht sprechen. Die großen Fische sind die (Fondsgebundene) Lebensversicherungen und Rentenversicherungen.
Zusatzvers. und andere Sachsparten sind "Peanuts". Natürlich gibt es auch die "Modellvorhaben" der Kassen, die jedoch auf eine bestimmte Dauer beschränkt sind. Trotzdem eine gute Sache.
Mfg

Re: Danke an alle!

Elgin Fischbach @, Montag, 12.05.2003, 22:57 (vor 7868 Tagen) @ Versicherungskaufmann

Dass das System der GKV reformiert werden muss, darüber sind wir uns wohl einig.

Ebenso darin, dass eine "Einheitskasse" wegen der invididuellen Bedürfnisse der Versicherten und der damit einhergehenden unterschiedlichen Leistungserwartungen nicht wünschenswert ist; beispielsweise benötigt eine Familie keine Haushaltshilfe für Singles (wie von wenigen BKKs als freiwillige Satzungsleistung angeboten) - dafür jedoch evt. für ihre Kinder spezielle Chronikerprogramme (manche Krankenkassen bieten als freiwillige Satzungsleistung spezielle Kinder-Chronikerprogramme an), was wiederum für Singles absolut uninteresant ist.

Auch stimme ich mit Ihnen darin überein, dass versicherungsfremde Leistungen aus der GKV auszugliedern bzw. aus Steuermitteln zu finanzieren sind (sodass nicht nur die abhängig Beschäftigten und ihre Arbeitgeber hierfür zur Kasse gebeten haben).

Unterschiedlicher Meinung bin ich bezüglich privater Zusatzversicherungen und der damit einhergehenden Begrenzung des solidarischen Gesundheitssystems auf eine minimale Grundversorgung: Schon heute lehnen Privatversicherer AntragstellerInnen wegen diverser Vorerkrankungen, Behinderungen oder aus Altersgründen ab. Wenn sich Ihre Vorstellungen durchsetzen würden, gäbe es für diesen Personenkreis keine ausreichende Gesundheitsversorgung mehr - was nicht nur für die Betroffenen teilweise immense Einschränkungen ihres individuellen Lebens mit sich brächte, sondern durch die Verschleppung ansteckender Erkrankungen der gesamten Versichertengemeinschaft mehr finanziellen Schaden zufügen würde als die sofortige Behandlung der Ersterkrankten.

Vielmehr muss die Beitragsbemessungsgrenze aufgehoben und müssen sämtliche Erwerbstätigengruppen in die GKV eingebunden werden - denn die Leistungen sind wegen des Solidarprinzips für alle Versicherten einer gesetzlichen Krankenkasse die gleichen, unabhängig von der Höhe ihres Einkommens und den daran gekoppelten Beitragszahlungen (was bedeutet, dass BezieherInnen höherer Einkommen einen erhöhten Solidarbeitag für die gesamte Versichertengemeinschaft leisten).

Des Weiteren müssen künftig lohnunabhängige Einnahmen (Mieteinnahmen, Zinseinnahmen etc.) in die Einkommensberechnungen mit einbezogen werden, um die Finanzierung der GKV von der so kunjunkturanfälligen Lohnquote zu entkoppeln.

Auch wenn ich - ebenso wie Sie - der Meinung bin, dass sich unser Gesundheitssystem verändern muss: Über das "Wie" werden wir uns wohl noch eine Weile streiten ...


Gruß
Elgin

Re: Danke an alle!

Ulrich, Dienstag, 13.05.2003, 11:03 (vor 7868 Tagen) @ Elgin Fischbach

und müssen sämtliche Erwerbstätigengruppen in die GKV eingebunden werden

...dann aber bitteschön auch die Beamten, Richter, Selbstständigen, Politiker etc.

Gruß, Uli

Re: Danke an alle!

Elgin Fischbach @, Dienstag, 13.05.2003, 13:38 (vor 7868 Tagen) @ Ulrich

Ja, natürlich!!!


Gruß
Elgin

Re: Danke an alle!

Lui, Dienstag, 13.05.2003, 11:28 (vor 7868 Tagen) @ Elgin Fischbach

Genau - wenn schon, denn schon.
Zusätzlich die Beitragsbemessungsgrenze der KV abschaffen oder zumindest an die RV-Grenze angleichen.
Die Beiträge sollten nicht nur aus dem Arbeitsentgelt, sondern auch aus den Einkünften zum Lebensunterhalt berechnet werden - warum nicht auch aus Miete, Pacht etc.

Die private Absicherung einiger Leistungen sprich die Ausgliederung aus der GKV finde ich problematisch - der Arbeitgeber beteiligt sich an den Beiträgen nicht mehr, d. h. der Versicherte trägt diese allein.
Nichts desto trotz haben einige Bereiche nichts in der GKV zu suchen - etwa Mutterschaftsgeld, Sterbegeld.

Re: Danke an alle!

Andreas @, Dienstag, 13.05.2003, 08:01 (vor 7868 Tagen) @ Versicherungskaufmann

Sozialhilfeempfänger können sich, so sie die vorversicherungszeit erfüllt haben, freiwillig bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern. In diesem Fall gilt für die wählbaren Kassen dann der § 173 SGB V.
Dort sind selbstverständlich nicht explizit Sozialhilfeempfänger genannt. Muß auch nicht, denn sollten diese kein Wahlrecht haben, müsste dies, abweichend von den dort getroffenen Regelungen, irgendwo im Gesetz stehen. Dies ist nicht der Fall (ich weiß auch nicht, warum dieser Personenkreis kein Wahlrecht haben sollte??)

Gruß
Andreas

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