DER SPIEGEL zur drohenden Pleite BKK für Heilberufe (Sonstige Themen)
Terry, Samstag, 03.04.2004, 12:55 (vor 7539 Tagen)
Die hoch defizitäre Betriebskrankenkasse (BKK) für Heilberufe hat offenbar kaum noch Chancen, eine Schließung abzuwenden. Nach Informationen des SPIEGEL kamen Spitzenvertreter anderer Betriebskrankenkassen aus Nordrhein-Westfalen am vergangenen Freitag überein, dem mit etwa 300 Millionen Euro verschuldeten früheren Billiganbieter keine finanzielle Hilfe zu gewähren. Die Kassenmanager, darunter die Chefs von BKK Gildemeister, BKK Dr. Oetker und der Bertelsmann-BKK, stützen sich dabei auf ein juristisches Gutachten, nach dem sie nicht für die von der BKK für Heilberufe offenbar rechtswidrig aufgenommenen Kredite haftbar seien. "Nachdem uns die Billigkassen mit künstlich niedrigen Beitragssätzen jahrelang unter Druck gesetzt haben", so Bertelsmann-BKK-Chef Wolfgang Diembeck, "sehen wir nicht ein, jetzt auch noch deren Schulden zu begleichen." Laut Brancheninformationen sind neben der BKK für Heilberufe auch die BKK Mobil Oil, die mhplus BKK und die BKK Novitas von Zahlungsunfähigkeit bedroht.
Hoffentlich stimmt das so...
Franz, Samstag, 03.04.2004, 13:04 (vor 7539 Tagen) @ Terry
Ich will zwar nicht ketzerisch sein, aber wenn die verantwortlichen Vorstände und Geschäftsführer gesetzeswidrig gehandelt haben, so düften sie ggf. mit ihrem Privatvermögen haftbar zu machen sein.
Also: für die Kasse Insolvenz anmelden, keine Schulden übernehmen, Versicherte in andere Krankenkassen wechseln lassen, aber die Schulden keinesfalls von anderen Krankenkassen und zu Lasten derer Versicherten tragen lassen.
Als Unternehmer müsste ich auch Insolvenz anmelden und könnte nicht zu meinem Konkurenzunternehmen gehen, ihn auffordern die Preise erhöhen und meine (ggf. selbst verursachten) Schulden auch noch zu übernehmen...
Re: Hoffentlich stimmt das so...
marcstahl , Dienstag, 06.04.2004, 01:08 (vor 7536 Tagen) @ Franz
- andererseits scheinst du unrealistisch zu denken ( soll kein angriff sein )- so funktioniert das system nun leider nicht, selbstverständlich bezahlt die versichertengemeinschaft und zwar alles- wer auch sonst ?- im zweifel vielleicht der bund ? ( also wer ? )
- kein versicherter wird im stich gelassen, jahrelang mit unrealistischen beiträgen das system mitruiniert, nunmehr jammernd, bittend wieder um einlass bittend- mitgemacht haben doch alle- oder ? noch wegen dem letzten 0,1 %- prozentpunkt die kasse gewechselt, nunmehr den grossen das leben schwer gemacht ( die müssen nämlich realistisch sein, sonst werden sie vom volke eben verunglimpft )- und mal ganz ehrlich,war doch allen recht oder ?
- grüsse, m. stahl
Nö nö...
Franz, Dienstag, 06.04.2004, 20:25 (vor 7536 Tagen) @ marcstahl
Hallo Marc,
so unrealistisch sehe ich das gar nicht. Natürlich kommt in letzter Konsequenz die Versichertengemeinschaft für die Schulden auf. Auch ich habe die Kasse gewechselt, aber erst nachdem mir der Beitrag der DAK nach mittlerweile 15 Jahren dort mit 15,2% zu hoch war. Hätte natürlich auch wechseln können und vorher über Jahre bis zu 2,9% (d.h. 50% davon) sparen können.
Die Haltung bzw. die Meinung der zitierten "Kassen-Chefs" kann ich nachvollziehen und wollte dies auch zum Ausdruck bringen. Ebenso verurteile ich die bisherige Beitragspolitik mancher Kassen: niedrig so lang es geht und die Banken Kontokorrentkredite geben. Wenn nix mehr geht und sogar gesetzeswidrig normale Darlehen aufgenommen werden müssten, wird der Beitragssatz fix mal um 2% angehoben innerhalb weniger Monate. Da in der Folge mit einem Mitgliederschwund zu rechnen ist, bleiben Einnahmen aus und die wirtschaftliche Situation verschärft sich zusehends bis die KK kurz vor der Schließung wg. Zahlungsunfähigkeit steht.
Und das mal umgelegt auf ein stinknormales Unternehmen, welches kurzerhand ständig seine Preise erhöht. Sich der Unternehmer dann wundert, daß die Kunden ausbleiben, kein Umsatz und folglich kein Abbau von Verbindlichkeiten von statten gehen kann usw.
Ich denke nicht, daß dies so unrealistisch ist. Unrealistisch, kurzsichtig und (volks-) wirtschaftlich schadhaft ist das Handeln, sprich gesetzeswidrige Schuldenaufnahme, mancher KK-Chefs und somit gehört dies bestraft.
BKK Mobil Oil
Andrea Höbel , Samstag, 03.04.2004, 13:49 (vor 7539 Tagen) @ Terry
Jetzt muss ich ja mal ein bisschen frech werden ).
Nachdem die BKK Mobil Oil ja in vielerei Hinsicht gelobt wurde (u.a. auch in diesem Chat), ist sie jetzt laut dem Spiegel von Zahlungsunfähigkeit bedroht. Man erkennt doch auch in diesem Fall eindeutige Parallelen zur BKK für Heilberufe -- megagünstiger Beitragssatz, innerhalb kurzer Zeit damit hochgeschnellt und dann ??? Wir werden sehen...
Die gleiche Parallele erkennt man zur Taunus BKK (frech gesagt) und ich will jetzt hier kein Gerücht reinstreuen, aber wir werden mal sehen wie die Geschichte mit der IKK Direkt endet. Es fängt ja schon gut an da, z. B. keine Rückantwort, keine Erreichbarkeit u.s.w. und gerade heute wo der Service immer stärker geschrieben wird. Also Versicherte dieser Kassen, schon mal an einen erneuten Kassenwechsel gedacht? (das ist eine Frage, die sehr viel Diskussionsmöglichkeiten bietet, deswegen stelle ich sie)
Re: BKK Mobil Oil
Jojo, Samstag, 03.04.2004, 16:58 (vor 7539 Tagen) @ Andrea Höbel
Ich fühle mich (mal wieder) genötigt für die Mobil Oil in die Presche zu springen...
Keine telefonische Erreichbarkeit, keine Rückantwort..?
Das war der Stand vor knapp drei Jahren !!
Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Ich habe, gerade erst in jüngster Zeit, nur gute Erfahrungen als Mitglieder der Mobil Oil gemacht.
Bei einer so großen Kasse kann ich mir auch nicht vorstellen, dass diese eine fehlende Liquidität aufzuweisen hat.
Papier (Der Spiegel) ist nunmal geduldig..!!
Re: BKK Mobil Oil
k.a., Samstag, 03.04.2004, 18:28 (vor 7539 Tagen) @ Jojo
also bei der bkk mobil oil geht sieht es schon etwas schlimmer mit den schulden aus, wer will mit mir wetten das die in kürzester zeit noch mehr erhöhen?!!!
bei der taunus sieht es noch nicht so aus mit schulden, da sie den beitragssatz an ihre ausgaben angepasst haben. das ist sehr verantwortungsvoll! der beitragssatz liegt noch unterm durchschnitt, aber 13,8% - naja
pleite und nun ?
sascha, Samstag, 03.04.2004, 20:47 (vor 7538 Tagen) @ Andrea Höbel
was passiert mit den versicherten
wenn eine kasse pleite geht ?
wie ist dann der ablauf und wer bezahlt laufende arztrechnungen ?
Re: pleite und nun ?
Erwin, Samstag, 03.04.2004, 21:23 (vor 7538 Tagen) @ sascha
Laut telefonischer Auskunft der BKK Mobil Oil deckt der aktuelle Beitragssatz die Ausgaben der Kasse. Schulden gibt es keine!!! Die solide Haushaltsführung wurde gerade durch das BVA bestätigt.
Re: pleite und nun ?
Insider, Sonntag, 04.04.2004, 11:06 (vor 7538 Tagen) @ Erwin
Größter Fehler der Kassenmanager: Man verwechselt Liquidität (aus Beitragsaufkommen bei Wachstumskassen) mit (langfristigem) Vermögen.
Daher sind die hier gestreuten Gerüchte um verschiedenene BKKn leider leider wahr.
Re: pleite und nun ?
k.a., Sonntag, 04.04.2004, 15:57 (vor 7538 Tagen) @ Insider
soweit mir bekannt deckt der akt. beitragssatz der mobil oil keineswegs die ausgaben. das bva wollte einen höheren beitragssatz aber die mobil oil ist da nicht mitgegangen.
Re: pleite und nun ?
Erwin, Sonntag, 04.04.2004, 17:31 (vor 7538 Tagen) @ k.a.
@ k.a.
Und warum wird in der aktuellen Presseerklärung bereits über eine mögliche Beitragssatzsenkung nachgedacht??? Alles Lüge? Ich glaube wohl kaum. Woher hast du denn deine Infos? Würde mich mal interessieren. Zumal ich auch immer vieles mitbekomme....
Re: pleite und nun ?
marcstahl , Dienstag, 06.04.2004, 00:53 (vor 7536 Tagen) @ sascha
- wird im zweifel selbstverständlich von der aok übernommen, also auf kosten der gesamten versichertengemeinschaft
- über 250 bkk versichern sage und schreibe nicht mal 20 % der gkv- versicherten
- kleines beispiel der bezahlung an einen leistungserbringer:
ultraschallbehandlung ( physiotherapie ) zahlen rvo- kassen ( aok, alle bkk, alle ikk, bundesknappschaft usw. ) 2,94 eur- vdak- kassen ( barmer, dak, gek, tk, kkh, usw. ) zahlen 7,16 eur, privatkassen zahlen ab 15 eur ( alle jeweils die gleiche behandlung )
- bkk- patienten haben bei ihrer sparentscheidung eines richtig erkannt: die leistungen sind zu 95 % überall gleich ( für die patienten ) für die leistungserbringer bedeutet diese entscheidung des patienten also mehr oder weniger vergütung ( für die gleiche leistung )
- und nun beantworte dir selbst die frage ( ohne gerechtigkeitsgejammer und warum das doch alles so ungerecht ist )- wen würdest du zuerst behandeln ?
- abgesehen davon ist es doch wohl so, dass der rvo- patient doch ohnehin nicht die verordnungen wie ein vdak- patient erhält ( das kannst du drehen und wenden wie du willst - ich rede auch nicht von ausnahmen usw.- selber kenn ich mich nur bei den physiotherapiepositionen aus: kommt es nicht vielen bekannt vor, dass die bkk noch nie probleme bei der bezahlung von elektrotherapiebehandlungen gemacht hat ?- der vdak- patient erhält vom selben arzt, bei gleichem problem viel häufiger doch krankengymnastik oder massage verordnet ?
- übrigens: für berlin gibt es kein budget für heil+ hilfsmittel- hat sozgericht vor kurzem entschieden, nachträgliche richtgrössenvereinb. sind nämlich unwirksam, viele grüsse+ glück beim sparen ( z. b. satte 0.6 % ), m. stahl
Unterschiedliche Honorare
Franz, Dienstag, 06.04.2004, 20:36 (vor 7535 Tagen) @ marcstahl
Wenn manche Kassen mehr Honorar zahlen, dann frage ich mich folgendes:
- muß das so sein?
- geht die höhere Vergütung nicht auch wieder zu lasten der Versichertengemeinschaft?
- warum werden unterschiedliche Honorare für die gleiche Leistung gezahlt?
An Deiner Stelle würde ich mich auch freuen, wenn ein privat oder VdaK-Versicherter in meine Praxis schneit und würde den AOK- und BKK- bzw. RVO-Versicherten die lange Nase zeigen... aber nur, wenn ich´s mir leisten könnte. Sonst säße ich ja morgen ohne Kunden da.