Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform (Sozialpolitik)
Mich wundert, dass die AOK"n ihren Beitragssatz nicht senken wollen im Rahmen der Gesundheitsreform. Es lässt
mich stark vermuten, dass die erst einmal ihre aufgenommenen Kredite tilgen müssen und erst dann die
Versicherten mit einer Beitragssatzsenkung erfreuen.
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Oliver, Samstag, 26.07.2003, 00:26 (vor 7793 Tagen) @ Daniel
Da hast du Recht Daniel. Die AOK"n müssen erst ihre aktuellen Schulden abbauen. Aber viele AOK"n haben schon einen Beitragssatz um die 13% rum, was soll denn da noch gesenkt werden? Wenn die DAK nächstes Jahr z.B. ihren Beitragsatz um einen Prozent senken würde, hätten die ja immer noch einen Beitragssatz von 14,2%.
Ich denke mal wenn die Regierung die Kassen zwingen würde ihre Beitragssätze zu senken, müssten ja viele Kassen neue Schulden machen um den BS senken zu können.
Ob das so gut ist?
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Daniel , Samstag, 26.07.2003, 08:02 (vor 7793 Tagen) @ Oliver
Ich denke auch so, Oliver. Wenn die Regierung die Kassen
zwingt, dann gibt es neue Schulden und die zahlt im
Endeffekt wieder der "Endverbraucher"; nämlich der oder
die Versicherte.
Es wird ja sehr wahrscheinlich Zahnersatz, Krankengeld,
Zuschuß zu Brillengläsern wegfallen. Ob das wirklich die
erhofften Sparmassnahmen sind ?
Schade, dass keiner an das Mutterschaftsgeld herangeht,
welches eigentlich aus Steuergeldern finanziert werden sollte.
Ich bin trotzdem skeptisch, ob die jetzt angekündigten
Beitragssatzsenkungen wirklich umgesetzt werden oder ob
dies nur Medienkampagnen sind.
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Elgin Fischbach , Samstag, 26.07.2003, 13:18 (vor 7793 Tagen) @ Oliver
Hallo Oliver,
es bleibt die Feststellung, dass die GKV-Mitglieder bzw. Versicherten letztlich die großen Verlierer der geplanten Gesundheitsreform sind:
Leistungsausgliederungen (Zahnersatz, Krankengeld) und deutlich höhere Zuzahlungen ohne jeglichen finanziellen Ausgleich in Form von Beitragssatzsenkungen. Dies führt wegen der damit einhergehenden weiteren Dämpfung der für die aktuelle Wirtschaftskrise vorrangig verantwortlichen schwachen Binnennachfrage (lt. Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung - DIW) nicht zu mehr Wirtschaftswachstum und Beschäftigung (wie von der Bundesregierung beabsichtigt), sondern zu noch mehr Arbeitslosigkeit - und damit zu einer weiteren Reduzierung der Beitragseinnahmen für die GKV und die anderen gesetzlichen Sozialversicherungssysteme.
Außerdem zeigt mir Dein Beitrag nebenbei auch noch, dass Empfängerkassen des Risikostrukturausgleiches (AOKs) teilweise einen niedrigeren Beitragssatz haben als die Einzahlerkassen (Ersatzkassen, einige BKKn). Das ist - gerade auch gegenüber den Versicherten der Einzahlerkassen - mehr als ungerecht!
Gruß
Elgin
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Daniel , Sonntag, 27.07.2003, 12:32 (vor 7792 Tagen) @ Elgin Fischbach
Hallo Elgin,
da gebe ich Dir Recht. Es kann echt nicht sein, dass
eine Empfängerkasse, wie z. B. die AOK Sachsen,
einen so niedrigen Beitragssatz hält und andere Kassen,
wie z. B. die BKK"n oder die Ersatzkassen dafür
"bluten" müssen.
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Hansjürgen, Sonntag, 27.07.2003, 13:14 (vor 7792 Tagen) @ Daniel
Hallo Daniel!
Was für eine eigenartige Logik: Eine AOK, die Zahlungen aus dem RSA erhält und dennoch gut wirtschaftet soll bestraft werden, weil sie einen niedrigeren Beitragssatz anbietet als eine andere Kasse, die trotz gesunder Mitgliederstruktur einen hohen Beitragssatz hat weil sie schlecht wirtschaftet? (das setzt antürlich voraus, dass der RSA gerecht berechnet wird, wovon ich mal ausgehe) Nicht, dass ich die AOKen hiermit verteidige.
Hansjürgen
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Daniel , Sonntag, 27.07.2003, 13:24 (vor 7792 Tagen) @ Hansjürgen
Hallo Hansjürgen,
ich will hier auch keine Kasse gut oder schlecht reden:
aber die AOK Sachsen kann nur den niedrigen Beitragssatz
halten, weil sie aus dem RSA Geld bekommt.
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Elgin Fischbach , Sonntag, 27.07.2003, 14:01 (vor 7791 Tagen) @ Hansjürgen
Weshalb kehren denn so viele "bessere Risiken" den AOKs scharenweise den Rücken?
Antwort: Wegen ihrem weitaus schlechteren Leistungsangebot:
Schau" Dir doch nur einmal die vielen freiwilligen Satzungsleistungen von Ersatzkassen und vor allem einiger Betriebskrankenkassen an! Angefangen von der unbürokratischen Kostenübernahme alternativer Behandlungsmethoden (ohne Einzelfallprüfung - beispielsweise SECURVITA BKK oder Hanseatische Ersatzkasse) über Leistungserweiterungen bei Haushaltshilfen und häuslicher Krankenpflege (beispielsweise BKK Gothaer, Vekehr und Dienstleistungen: Haushaltshilfe sogar für Singles - bis zu 8 Wochen je Krankheitsfall, häusliche Krankenpflege: Übernahme von Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung neben der üblichen Behandlungspflege - ebenfalls für bis zu 8 Wochen je Krankheitsfall) bis hin zu Spezialprogrammen für Schwangere (beispielsweise das von vielen BKKs angebotene Zusatzprogramm "BabyCare"), der Kostenübernahme für Geburten in Geburtshäusern - d. h. außerhalb eines Krankenhauses (BKK Gothaer, Verkehr und Dienstleistungen, SECURVITA BKK) und vielem mehr, was den vertretbaren Umfang dieses Forumsbeitrages sprengen würde ...!
Müssten diese Krankenkassen (BKKs, Ersatzkassen) nicht teilweise über 60 % ihrer gesamten Beitragseinnahmen an den RSA abführen, lägen deren Beitragssätze sogar deutlich niedriger als diejenigen der RSA-Empfängerkassen (AOKs).
Ich als heutiges BKK-Mitglied (früher: AOK, Techniker Krankenkasse - letztere hat ihr Angebot an freiwilligen Satzungsleistungen gegenüber früheren Jahren deutlich zurückgeschraubt) sehe überhaupt nicht ein, über den Umweg des RSA einen Teil meiner gezahlten Beiträge solchen Kassen zur Verfügung zu stellen, denen ich früher sehr bewusst "den Rücken gekehrt" habe!
Gruß
Elgin
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Daniel , Sonntag, 27.07.2003, 14:03 (vor 7791 Tagen) @ Elgin Fischbach
Die AOK ist für mich auch nicht die richtige Kasse, aber
Geschmack ist ja verschieden..
BKK Taunus
christian, Mittwoch, 27.08.2003, 21:51 (vor 7760 Tagen) @ Daniel
Hallo alle zusammen,
ich und einige meiner Kollegen haben letzten Monat zur Taunus BKK gewechselt.
Der Wechsel verlief bei uns allen reibungslos, können uns nicht über die Taunus beklagen. Ganz im Gegenteil, großes lob an die Jungs der BKK Taunus.
Mfg
Christian
P.S.: 12,8% sind besser wie 14,9%. Da nehm ich auch ein paar Anrufe in Kauf. Achja, ich bin auch kein KK Mitarbeiter
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Oliver, Sonntag, 27.07.2003, 23:48 (vor 7791 Tagen) @ Elgin Fischbach
Zitat
"Außerdem zeigt mir Dein Beitrag nebenbei auch noch, dass Empfängerkassen des Risikostrukturausgleiches (AOKs) teilweise einen niedrigeren Beitragssatz haben als die Einzahlerkassen (Ersatzkassen, einige BKKn). Das ist - gerade auch gegenüber den Versicherten der Einzahlerkassen - mehr als ungerecht!
Gruß
Elgin"
Und schon wieder ist der RSA für alles Schuld.
Nachdem ich hier in diesem Forum öfters schon als Propagandist beleidigt wurde möchte ich in diesem Beitrag keine KK nennen.
Anscheinend ist nicht jedem hier bewusst wofür der RSA dient. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl das sich einige Menschen in Deutschland ein zwei Klassen System wünschen. Das heisst alle chronisch Kranken und alle alten Menschen in die Kasse A, und alle gesunden und junge Menschen in die Kasse B. Also alle aus der Kasse A zahlen höhere Beiträge weil sie halt alt und krank sind, und alle anderen aus Kasse B zahlen niedrigere Beiträge da sie jung und gesund sind. Wenn das so wäre würden sich sicherlich einige Menschen in Deutschland freuen. Soweit ich das verstanden habe dient der RSA doch dafür das man die Kassen unterstützt die auch viele Risiken haben. Oder?
Anmerkung: Ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren.
Tut mir wirklich leid Leute, aber ich kann die Sache mit dem RSA echt nicht mehr hören oder lesen.
Es ist nur wirklich schade das das Prinzip der Ellenbogengesellschaft überhand nimmt.
Oliver
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Elgin Fischbach , Montag, 28.07.2003, 00:41 (vor 7791 Tagen) @ Oliver
Hallo Oliver,
jede(r) Versicherte hat - unabhängig von Alter und Gesundheitszustand - das Recht, "seine" Krankenkasse frei zu wählen.
Die teils sehr unterschiedlichen Leistungsprofile der gesetzlichen Krankenkassen machen es möglich, dass jede(r) Versicherte die Krankenkasse auswählt, die ihren/seinen individuellen Bedürfnissen am ehesten entspricht.
Außerdem ist mittlerweile schon vielfach nachgewiesen worden, dass ein höheres Alter nicht automatisch ein höheres Krankheitsrisiko bedeutet. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die präventive Eigenverantwortung der Versicherten. Manche Kassen bieten in Form freiwilliger Zusatzleistungen Präventionsangebote verschiedener Art an (Präventionskurse zu verschiedenen Themen, betriebliche Gesundheitsförderung - sehr wichtig für ältere Beschäftigte angesichts der stetig zunehmenden Ausbeutungstendenzen von den Arbeitgebern, Entspannungstechniken für Streßgeplagte, Ernährungsberatung etc.). Man spricht in diesem Zusammenhang aus ganzheitlicher Sicht gerne vom "mündigen Patienten".
Auch chronisch Krankem ist mit verstärkter präventiver Eingenverantwortung gut gedient - denn lediglich das Kurieren auftretender Symptome verhilft weder zu einem höheren Wohlbefinden der Betroffenen noch zu mittel- und langfristiger Kostenersparnis im Gesundheitswesen.
Fazit: Ob eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" entsteht, haben die Versicherten nicht unerheblich mitzuverantworten!
Gruß
Elgin
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
rammel, Samstag, 26.07.2003, 11:19 (vor 7793 Tagen) @ Daniel
Ich finde es quatsch, die Kassen zu zwingen...
Die meisten Kassen haben schulden und die müssen dann erst mal abgebaut werden, um langfristig die BS senken zu können, denn die Zinsen kosten ja auch ein Schweinegeld....und wenn man das ganze richtig angeht und weitreichend in die Zukunft schaut, dann ist es das sinnvollste schulden abzubauen und dann erts den BS zu sneken!
Re: Beitragssatzsenkung wegen Gesundheitsreform
Elgin Fischbach , Samstag, 26.07.2003, 13:25 (vor 7793 Tagen) @ rammel
Rat an alle Versicherten verschuldeter Kassen, die ihre Beiträge nicht senken wollen:
Wechselt zu einer derjenigen Krankenkassen, die im Gegenzug zu den künftig deutlich höheren finanziellen Belastungen der Versicherten Beitragssatzsenkungen vornehmen!
Hier hat der GKV-Wettbewerb einen positiven Effekt: Krankenkassen, die wittschaftlich nicht mithalten können, werden dauerhaft aussortiert - im Sinne aller Beitragszahler!
Reduzierung der Anzahl der KKen!
Maxim, Sonntag, 27.07.2003, 21:46 (vor 7791 Tagen) @ Daniel
Hallo,
einfacher wre es, wenn man die Anzahl der gestzlichen Krankenkassen in Deutschland von ca.325 KKenuf ma. 50 KKen runterschrauben würde.
Denn ihr wisst ja: Je mehr Kranknkassen es gibt,desto höher sind die Verwaltungskosten, die in den Beitragssätzen wiederzufinden sind.
Außerdem: Da die Grundversorgung aller gesetzlichen KK zu ca. 96% gleich sind und gleich sein müssen (sh. SGB), wäre doch eine Reduzierung sinnvoll, oder?
Was bringen uns 325 KK, die alle die gleichen Leistungen erbringen müssen? Gar nichts.
Es müsste ja Wettbewerb unter gen KK herrschen. Das wiederum hat die Opposition unterbunden. Sie will keinen Wettberwerb unter den gestzl KK. Das wäre nämlich ne große Konkurrenz zu den privaten Kasse.
So sieht`s aus!
Natürlich gibts ein größeres Problem bei so einer Umsetzung.
Dann haben wir nämlich wieder ne Menge Leute, die ihre Jobs verlieren.
Und das wiederum wollen wir ja auch nicht!
Trotzdem: Eine gewisse Senkung der Anzahl der KKen oder Fusionierungen würde den HAushalt aller gestzl. KK deutlich entlasten.
Das würde sich in den Batragssätzen wiederspiegeln.
Und wir als Mitglieder hätten wirklich was davon.
Mfg
Maxim
Re: Reduzierung der Anzahl der KKen!
Elgin Fischbach , Sonntag, 27.07.2003, 22:53 (vor 7791 Tagen) @ Maxim
Hallo Maxim,
nach meiner bisherigen Erfahrung als GKV-Mitglied gibt es teils erhebliche Unterschiede bei den Krankenkassen - angefangen von der (teils unbürokratischen, teils von einer bürokratischen Einzelfallprüfung abhängigen) Kostenübernahme für alternative Behandlungsmethoden über freiwillige Leistungserweiterungen bei Haushaltshilfen (beispielsweise Haushaltshilfe auch für Singles) und häuslicher Krankenpflege (Übernahme von Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung neben der üblichen Behandlungspflege) bis hin zu Spezialprogrammen für Schwangere (beispielsweise "BabyCare"), Geburten in Geburtshäusern - d. h. außerhalb eines Krankenhauses, Präventionsmaßnahmen, BKK-Hausapotheke (Modellprojekt in Niedersachsen, welches bei entsprechendem Erfolg auf ganz Deutschland ausgedehnt werden soll) und und und ... eine vollständige Auflistung aller Unterschiede würde diesen Forumsbeitrag bei weitem sprengen!
Ich betrachte dies als sinnvolle Konkurrenz - denn was der eine Versicherte meint nicht nötig zu haben, betrachtet jemand anders für sich als unbedingt notwendig (und umgekehrt!).
So kann sich jede(r) Versicherte die Krankenkasse auswählen, die seinen individuellen Bedürfnissen am ehesten entspricht - denn dies sorgt dafür, dass der monatliche Krankenkassenbeitrag von den Versicherten nicht einseitig als finanzielle Belastung betrachtet und somit die Treue zur jeweiligen Krankenkasse auch bei einer Beitragssatzerhöhung aufrecht erhalten wird.
Gruß
Elgin