@elgin_fischbach (Sozialpolitik)

Lui, Donnerstag, 25.09.2003, 17:59 (vor 7728 Tagen)

Verwaltungskosten

Den Beitrag von „trabbifahrer“ haben Sie letztlich sicher gelesen. Wo war Ihre Stellungnahme dazu? Bis heute haben Sie keine abgegeben. Warum wohl?

Er hat doch ganz deutlich gemacht, dass die Verwaltungskosten insgesamt etwa 0,6 % vom Beitragssatz ausmachen.
Geht man von einem Beitragssatz von 14,5 % aus und unterstellt eine Halbierung der Verwaltungskosten (was in der Praxis ohnehin nicht funktioniert) – ist das dann der große Wurf?
Darum verstehe ich ehrlich gesagt nicht, weshalb Sie immer und immer wieder auf dieses Thema zugehen.

Dann noch ein Beispiel aus der Praxis:
Ich bin jetzt seit über 20 Jahren AOK-Mitarbeiter. Damals hatten wir einen Beitragssatz von 10,8 %. Den momentanen Satz nenne ich nicht, aber gehen wir von 14,5 % aus.

Wie glauben Sie, kommt diese Erhöhung zustande?

Wurde vielleicht eine Geschäftsstelle nach der anderen errichtet?
Sind die Mitarbeiter Millionäre?
Ist ein schnittiger Benz als Dienstwagen gerade mal gut genug?


Nach Ihrer Aussage könnte man den Eindruck gewinnen, dass fast 4 % vom Beitragssatz für Verwaltungskosten draufgehen.
Genau das Gegenteil ist der Fall.
Natürlich wurde irgendwann mal eine Geschäftsstelle gebaut – nämlich 1910. Das ist auch nix mehr abzuzahlen. Gilt sicher nicht für jede AOK, aber bei unserer weiß ich das.

Aber selbst die kleinste BKK muß irgendwo untergebracht sein und Personal vorhalten.

Ist Ihnen vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass noch andere Gründe dafür verantwortlich sein können – etwa:

-ständig steigende Leistungsausgaben
-medizinischer Fortschritt und steigende Lebenserwartung (ist ja schön, aber muß erst mal finanziert werden)
-die ständig sinkende Zahl von Beitragszahlern steht einer immer größeren Zahl von Leistungsempfängern gegenüber (demographische Entwicklung)
-ständiger Anstieg der Arbeitslosen (die Beitragsbemessungsgrundlage für die Arbeitslosen wurde gesenkt, d. h. weniger Beitrag)
-letztlich auch die Gleitzonenfälle, auch hier gehen Beiträge verloren.

Wo ich grad bei den Arbeitlosen bin – bei der Rücknahme der Verwaltungskosten hängen natürlich auch Arbeitsplätze dran. Also ein Teufelskreis. Ruhig mal etwas über den Tellerrand hinaus schauen.
Und das aus dem Munde einer Gewerkschafterin – bin verblüfft.


Geschäftsstellen:

Warum die AOK, Barmer, DAK usw. mehr Geschäftsstellen als beispielsweise BKK’s haben, hat einen ganz einfachen Grund, der historisch bedingt ist.
Früher waren bei den BKK’s nur die Beschäftigten des Betriebes versichert. Warum also Geschäftsstellen? Wenn die BKK sowieso im Betrieb integriert ist, war das nicht notwendig.
Außerdem fällt mir schon auf, dass die BKK’s natürlich zu ihrem Vorteil argumentieren.
Gibt’s nur eine Geschäftsstelle, werden Verwaltungskosten gespart (in welcher Höhe auch immer, aber hört sich gut an), kommt also den Versicherten zu gute.
Wenn bei einer Fusion, die in letzter Zeit Mode zu werden scheint, zusätzliche Geschäftsstellen dazu kommen, wieder gut für die Versicherten, weil der Service erhöht wird.

Was nun? Gut oder schlecht?

Die Thematik „Geschäftsstellennetz“ könnte sowieso uferlos dikutiert werden.
Aber machen wir einfach einen Vergleich mit anderen.
Warum gibt’s in fast jeder Ortschaft eine Sparkassenfiliale?
Warum gibt’s so viele Arbeitsämter?
Warum gibt’s so viele LVAen?
Warum fahren die LVAen sogar vor Ort und führen Rentenberatungen durch?
Warum gibt’s eigentlich so viele Gemeindeverwaltungen?
Könnte man doch alles telefonisch erledigen.
Viele von den vorgenannten „Behörden“ stehen nicht im Wettbewerb und hätten guten Service mangels Konkurrenz auch nicht nötig. Warum wohl machen sie’s dann?


Dauerthema RSA:

Kleines Beispiel: In Deutschland gibt’s genau zwei Krankenkassen – eine BKK Teufel und eine BKK Goth

Bei der BKK Teufel sind ausnahmslos Rentner, Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose versichert.
Die BKK Goth hat es da besser, hier ausschließlich Arbeitnehmer um die 30 mit einem Einkommen über der JAE.

Kommen wir zu den Beitragssätzen – die BKK Teufel ist nahe am Ruin, der Beitragssatz ist auf mittlerweile 30 % angewachsen und das Geld reicht trotz wirtschaftlichster Haushaltsweise hinten und vorne nicht.
Die BKK Goth hats da besser – diese weiß nicht mehr wohin mit den Beiträgen und nachdem sie nicht gewinnorientiert wirtschaften darf, ist der BS mittlerweile auf 5 % geschrumpft.

Jetzt ist also der Gesetzgeber gefordert – welche Möglichkeiten gibt’s:

Möglichkeit 1:
Alles so lassen wie es ist – kann keine Lösung sein, weil die BKK Teufel zusammenbricht und was passiert dann mit diesen Versicherten?

Möglichkeit 2:
Man löst die BKK Teufel auf und versichert diese Mitglieder bei der BKK Goth. Dann haben alle einen Beitragssatz von 5 % - super.
Bloß funktioniert diese Lösung nicht. Zum einen wird die BKK Goth dem Mitgliederansturm nie und nimmer gerecht werden können und bricht auch zusammen. Weiterhin wird sie was dagegen haben, wenn ihr schlechte Risiken aufgedrückt werden.
Aber egal, angenommen es funktioniert, wie lange glauben Sie wird die BKK Goth den BS von 5 % halten können?
Und wo kommt eigentlich der durchschnittliche Beitragssatz von 14 % her%

Möglichkeit 3:
Man schafft einen gemeinsamen Topf wo ein gewisser Ausgleich geschaffen wird. Bloß wie?

Ganz einfach, man ermittelt von jeder Kasse die Mitgliederstruktur und unterstellt pro Mitglied einen gewissen Beitragsbedarf. Ein Arbeitsloser oder Rentner bringt beitragsmäßig logischerweise nicht so viel wie einer über der JAE. Leistungen braucht er aber die gleichen.
Anhand dieser Struktur kann genau beurteilt werden, ob die Kasse mit ihren Finanzen über dem Beitragsbedarf liegt oder drunter. Sie bekommt Zahlungen aus dem RSA oder muß einzahlen.

Damit wird nur die Solidaritätsprinzip unterstrichen – nichts anderes. Und auf diesem System ist die GKV nun mal aufgebaut. Ansonsten könnten wir gleich eine „Privatversicherung für alle“ erschaffen.
Letztlich sitzen trotzdem alle in einem Boot. Auch wenn sich manche gerne abkapseln würden, weil sie vielleicht zu den finanziell „Potenteren“ gehören.
Ja ich weiß schon, jetzt kommt wieder das gegenseitige Geben und Nehmen und die Verpflichtung zu wirtschaftlicher Handlungsweise.
Wird alles gemacht – keine Sorge.

Bitte jetzt aber konkret zu meinen Fragen Stellung beziehen und nicht nur Textpassagen in die Zwischenablage kopieren und wieder drauf los poltern.

Re: @elgin_fischbach

W. Groß, Donnerstag, 25.09.2003, 22:00 (vor 7728 Tagen) @ Lui

Hallo Lui,

das war ja zu erwarten, dass Du auch in die nutzlose RSA-Diskussion einsteigen wirst. Wie könntest Du wohl Elgin und Rammel allein das Schlachtfeld überlassen? Und natürlich tauchen wieder die alten Waffen auf, z.B. der "schnittige Benz" - es fehlt nur noch das rostige Skalpell, aber das musste schon für einen anderen Vergleich herhalten.

Schon im nächsten Satz folgt der sprachliche salto mortale:
"Nach Ihrer Aussage könnte man den Eindruck gewinnen, dass fast 4 % vom Beitragssatz für Verwaltungskosten draufgehen. Genau das Gegenteil ist der Fall." - Was bitte ist denn das Gegenteil von 4 %???

Und dann geht"s weiter mit unsachlichen Vergleichen und Argumenten:
- die Geschäftsstelle von 1910
- die ständig steigenden Leistungsausgeben
- die demographische Entwicklung
- ständiger Anstieg der Arbeitslosen (gemeint ist wahrscheinlich ihre Zahl)
- und die "Gleitzonenfälle" (was immer das auch ist)
...was scheinbar nach Deiner Meinung nur die AOK betrifft(????).

Nur gut, dass Du das Thema "Geschäftsstellennetz" nicht tatsächlich "uferlos dikutiert" hast (bzw. diskutiert) - die Aufzählung hätte man wirklich noch fortführen können:

Warum gibt"s so viele Bundesländer, Polizisten, Bahnschranken ...?

Aber was haben solche schwachsinnigen Argumente im Forum "KrankenkassenTARIFE" zu suchen?

Schließlich musst Du noch zwei Krankenkassen erfinden, um Deinen Unsinn mit Gleichnissen zu untermauern (obwohl es doch schon so viele gibt, dass sie fusionieren!). Also ich muss schon sagen, im Neuen Testament findet man bessere Gleichnisse - aber da geht es auch um vernünftigere Themen!

Natürlich darf auch ein "guter Rat an den Gesetzgeber" nicht fehlen - fragt sich nur, ob der Deine Forumsbeiträge liest!

Ja Lui, Dein Beitrag war zwar an Elgin gerichtet, aber ich wollte auch gern zu Deinen Fragen Stellung nehmen. Allerdings fällt es einem schwer, wenn solche Fragen wie

"Und wo kommt eigentlich der durchschnittliche Beitragssatz von 14 % her%"

"Man schafft einen gemeinsamen Topf wo ein gewisser Ausgleich geschaffen wird. Bloß wie?"

"Warum gibt"s eigentlich so viele Gemeindeverwaltungen?"

gestellt werden!

Lieber Lui, veröffentliche Deine abstrusen Ideen in Romanform und verkaufe sie zu einem Dir angemessen erscheinenden Preis, dann wirst Du sehen, wer sich dafür interessiert. Und lass uns hier im Forum über KrankenkassenTARIFE, Leistungen, positive und negative Erfahrungen mit den Kassen und deren Mitarbeitern diskutieren - dazu ist das Forum nämlich da!

Viele Grüße

Wolfgang

Forumsthemen

Redaktion krankenkassentarife.de ⌂ @, Braunschweig, Freitag, 26.09.2003, 10:33 (vor 7728 Tagen) @ W. Groß

Zitat: Und lass uns hier im Forum über KrankenkassenTARIFE, Leistungen, positive und negative Erfahrungen mit den Kassen und deren Mitarbeitern diskutieren - dazu ist das Forum nämlich da!

Dieses Forum soll nicht nur als Diskussionsplattform für Krankenkassentarife dienen. Hier soll vielmehr das gesamte Themenspektrum "Krankenversicherung" mit Schwerpunkt gesetzliche Krankenkassen dikutiert werden können. Dazu gehören natürlich auch Randbereiche wie Bürgerversicherung, RSA oder Gesundheitsreform.

Gruß, die Redaktion

Re: Forumsthemen

W. Groß, Freitag, 26.09.2003, 12:15 (vor 7728 Tagen) @ Redaktion krankenkassentarife.de

Aber mittlerweile hat sich zu dem Randbereich RSA eine unsachliche Diskussion zwischen den Interessenvertretern bestimmter Kassen ergeben, die man eigentlich auf drei Sätze reduzieren kann:

1. Der RSA erfolgt auf gesetzlicher Grundlage,

2. Er erfreut die Kassen, denen dadurch Geld zufließt.

3. Er ärgert die Kassen, die an andere Geld zahlen müssen.

Wegen Satz 1 lohnt es sich nicht, darüber so erbittert und mit z.T. unsachlichen Argumenten zu streiten, wie es z.Z. wieder hier läuft.

Wenn eine Kasse einen guten Beitragssatz hat (muß ja nicht die billigste sein!), gute Leistungen zuverlässig anbietet und die Mitglieder gute Erfahrungen mit dieser Kasse und ihren Mitarbeitern gemacht haben, dann sind das nützliche Informartionen für die Nutzer dieses Forums. Und wenn man erfährt, dass man sich über bestimmte Kassen dauernd ärgern muss, weil sie entweder hohe Beitragssätze verlangen oder die selbstverständlichen Leistungen nicht zuverlässig erbringen, dann kann jeder seine eigenen Entscheidungen treffen.

Die RSA - Streithähne schlagen sich ständig sachliche und unsachliche / richtige und falsche Argumente um die Ohren und werden nie auf einen Nenner kommen. - Aber wenn das in diesem Forum so gewollt ist, dann muss man sich Informationen über Tarife, Leistungen usw, eben woanders holen.

Re: Forumsthemen

Redaktion krankenkassentarife.de ⌂ @, Braunschweig, Freitag, 26.09.2003, 14:28 (vor 7727 Tagen) @ W. Groß

Sehr geehrter Herr Groß!

Zitat: Aber wenn das in diesem Forum so gewollt ist, dann muss man sich Informationen über Tarife, Leistungen usw, eben woanders holen.

... oder die entsprechenden Themen einfach überlesen.

Wir würden den Verlust von kompetenten und langjährigen Forumsteilnehmern natürlich sehr bedauern. Aber wir legen Wert darauf, dass dieses Forum ein offenes Forum bleibt, in dem jeder seine Meinung äußern (aber bei falschen Meinungen auch gerne widerlegt werden) darf.

Dieses Forum lebt u.a. von den vielfältigen Meinungen seiner Teilnehmer. Wir sind ein wenig stolz, dass es hier zu sachlichen Diskussionen kommt ohne dass sich Teilnehmer anmelden müssen und daher auf Wunsch auch anonym bleiben können. In keinem Fall mussten wir bislang Einträge löschen, die den Forumsregeln wiedersprachen

Auch wenn das Theman RSA hier nun zum x-tem Male diskutiert wird, wir werden nicht zensierend eingreifen.
Wir hoffen aber, dass Sie uns trotzdem weiterhin erhalten bleiben.

Mit freundlichen Grüßen,
die Redaktion

Re: Forumsthemen

Elgin Fischbach @, Freitag, 26.09.2003, 14:48 (vor 7727 Tagen) @ W. Groß

Zitat:

"Aber wenn das in diesem Forum so gewollt ist, dann muss man sich Informationen über Tarife, Leistungen usw, eben woanders holen."

Die aktuellsten Informationen über Tarife und Leistungen sind zweifelsfrei unmittelbar von den jeweiligen Krankenkassen zu bekommen. Denn dass nur ein geringer Teil der Versicherten diesbezüglich "auf dem Laufenden" ist (vor allem im Bereich freiwilliger Satzungsleistungen), ist an den diesbezüglich oftmals deprimierenden Ergebnissen vieler Krankenkassen-Umfragen zu erkennen.

Das hängt wohl damit zusammen, dass die große Mehrheit der Beitragszahler einseitig die Beitragshöhe im Auge hat - d. h. nicht das gesamte Preis-Leistungs-Verhältnis einer Krankenkasse im Blick hat.

Der Einfluss des Risikostrukturausgleiches auf die Höhe der Beitragssätze einiger (Einzahler-)Krankenkassen ist jedoch mittlerweile selbst unter "unabhängigen" Experten unumstritten. Wenn eine Krankenkasse 50 - 60 % ihrer Gesamteinnahmen an den Risikostrukturausgleich abgeben muss, bleibt dies zwangsläufig nicht ohne Folgen auf die Beitragshöhe - sofern die Versicherten dieser Krankenkasse bezüglich dem Umfang des bisherigen Leistungsspektrums ihrer Krankenkasse keinerlei Abstriche akzeptieren und ggf. gar noch eine weitere Ausweitung freiwilliger Zusatzleistungen fordern (um das gesamte Preis-Leistungsverhältnis bei höherem Beitragssatz weiterhin attraktiv zu halten - was aus meiner Sicht absolut verständlich ist, um das langfristige wirtschaftliche Überleben einer solchen Krankenkasse im Rahmen des bestehenden Wettbewerbs auch künftig zu sichern: Neuinteressenten werden nur durch ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis "angezogen" - besonders bei höherem Beitragssatz).

Gruß
Elgin

Toll

Ralf @, Donnerstag, 28.04.2005, 17:11 (vor 7147 Tagen) @ Redaktion krankenkassentarife.de

Kompliment, sehr schöne Seiten!


http://www.private-krankenkasse-vergleichen.de

Re: @elgin_fischbach

Elgin Fischbach @, Donnerstag, 25.09.2003, 22:21 (vor 7728 Tagen) @ Lui

Zitat:

"ständig steigende Leistungsausgaben"

Die Leistungsausgaben sind im langjährigen Mittel tendenziell nicht nenneswert angewachsen (wie im Rahmen der ver.di-Gesundheitskampagne im Internet - http://www.verdi.de - unter dem weiterführenden Link "Gesundheitskampagne" für Jedermann nachzulesen ist!). Die sinkenden Einnahmen - wie von "Lui" schon richtig erkannt - sind neben den Verwaltungskosten mancher Krankenkassen (nicht umsonst hat der Gesetzgeber die Krankenkassen mittlerweile aufgefordert, dass die Verwaltunskosten im laufenden Jahr zumindest auf dem Vorjahresstand "eingefroren" werden müssen) ein Hauptgrund für die aktuelle Misere:

- Reduzierung der Krankenkassenbeiträge für Langzeitarbeitslose seitens des Bundes (aus kurzfristigen fiskalischen Gründen)
- Umwandlung zuvor sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze in "geringfügige" Jobs
- Veränderung der Erwerbsbiographien (Zunahme nicht sozialversicherungspflichtiger Selbstständiger und Freiberufler, abnehmende Zahl nicht sozialversicherungspflichtig Beschäftigter, "Patchwork"-Biographien etc.)
- vermehrte Abwanderung "besser Verdienender" in die private Krankenversicherung
- Zunahme "versicherungsfremder" Leistungen, die wegen ihres allgemeingesellschaftlichen Charakters eigentlich aus Steuermitteln finanziert werden müssen (Mutterschaftsgeld, Lasten der deutschen Wiedervereinigung etc.)

Hier muss - nicht nur aus meiner Sicht, sondern auch aus derjenigen von ver.di - der Hebel angesetzt werden:

- Rücknahme der Beitragsreduzierungen für Langzeitarbeitslose durch den Bund
- Infragestellen einer Beitragsbemessungsgrenze (damit sich besser Verdienende nicht mehr so einfach legal aus dem solidarischen System der gesetzlichen Krankenversicherung verabschieden können)
- Erweiterung der Einnahmenbasis in Form einer "Bürgerversicherung" (auch Selbstständige, Freiberufler, Beamte, Politiker etc. sollen einzahlen - zumal dieser Personenkreis in nicht wenigen Fällen zu den besser Verdienenden gehört), bei der auch Einkünfte aus Kapitalvermögen (Miet-, Pacht- und Zinseinnahmen) zu den beitragspflichtigen Einnahmen zählen
- Herausnahme "versicherungsfremder" Leistungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung und deren Finanzierung aus Steuermitteln


Zitat:

"Viele von den vorgenannten „Behörden“ stehen nicht im Wettbewerb und hätten guten Service mangels Konkurrenz auch nicht nötig. Warum wohl machen sie’s dann?"

Gerade im Bankenbereich nehmen Online-Banking und andere technische Möglichkeiten immer mehr zu - mit dem Ergebnis, dass die persönliche Beratung in Geschäftsstellen deutlich eingeschränkt wird (erkennbar nicht zuletzt auch an der enorm steigenden Arbeitslosigkeit ehemaliger "Banker"). Manche Banken haben lediglich noch einen Hauptsitz und erwarten von ihren Kunden somit geradezu die Akzeptanz moderner Kontoführungsmethoden. Andererseits hat dies - im Interesse der Kunden - auch Einfluss auf die Höhe von Kontoführungsgebühren etc., die der Kunde bei den meisten Banken nach wie vor zu bezahlen hat (mit Ausnahme weniger Banken, wo es bisher schon gebührenfreie Girokonten gab - zumindest für Privatkunden - und auch weiterhin gibt wie beispielsweise bei der Sparda-Bank oder der Badischen Beamtenbank eG). Wäre der großen Mehrheit der Kunden die persönliche Beratung in einer Geschäftsstelle so wichtig (trotz damit ggf. einhergehender höherer Gebühren), hätte es schon längst einen großen "Aufstand" geben müssen - denn der Kunde bestimmt letztlich immer das Geschäft, egal ob bei Banken, in der gesetzlichen Krankenversicherung oder anderswo!

Zudem bieten beispielsweise immer mehr Kommunalverwaltungen ihren Bürgern an, diverse Anträge online auszufüllen, auszudrucken, daheim zu unterschreiben und - versehen mit allen notwendigen Anlagen - per Post rechtskräftig zu verschicken. Vorteile: Zeitliche Unabhängigkeit von Sprechstundenzeiten - besonders im Sinne berufstätiger "Kunden", für die Behördenmitarbeiter und ihre Arbeitgeber gleichermaßen: Verstärkte Konzentration auf die eigentliche konkrete Arbeit (Antragsbearbeitung) - d. h. keine ständige Ablenkung durch Publikumsverkehr, was im Interesse der "Kunden" zu kürzeren Bearbeitunszeiten führt.

Es gibt noch viele weitere handfeste Beispiele - aber belassen wir es "mal dabei!

Die oft gehörte Ausrede, dass nach wie vor etliche Menschen keinen Zugang zu modernen Kommunikationstechniken hätten, lasse ich heutzutage nicht mehr gelten: Selbst für Senioren, Behinderte etc. gibt"s mittlerweile genügend spezielle Einstiegsangebote (Internetkurse etc.), und "neue" PCs sind im Gegensatz zu früheren Jahren deutlich billiger geworden (bei einer Neuanschaffung genügt für einen durchschnittlichen Anwender eine "Standard-Ausstattung" ohne besondere Features - daneben gibt"s nach wie vor auch die Möglichkeit, gut erhaltene "gebrauchte" PCs günstig zu erwerben) - d. h. Einstiegswillige haben heutzutage vielfältige Möglichkeiten! Hinzu kommt: Nach meiner eigenen Erfahrung gibt"s im Informationsalltag immer mehr Problemstellungen, die nur noch mit "moderner" Technik zu bewältigen sind.


Apropos "RSA"/"Solidarität":

Jeder hat seit dem Jahr 1996 das Recht, "seine" Krankenkasse frei zu wählen - auch Arbeitslose, Geringverdiener, Rentner, Sozialhilfeempfänger (diese sollen ja bald auch "normale" Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung werden dürfen). Wer davon bei Unzufriedenheit keinen Gebrauch macht und deshalb - auch nach 7 Jahren freiem Krankenkassenwahlrecht - in einer Krankenkasse mit überproportional niedriger Einnahmenbasis versichert ist, muss sich über die damit einhergehende finanzielle Konsequenz (höherer Krankenkassenbeitrag) bewusst sein, wenn er/sie keine Leistungsabstriche hinnehmen will!

Für eine befristete Übergangszeit (2 - 3 Jahre) hätte ich den RSA sicherlich akzeptiert, weil die AOKen - im Gegensatz zu ihren Konkurrenten - früher gezwungen waren, jeden Antragsteller aufzunehmen (was ungleiche Ausgangsbedingungen beim Einstieg in den Wettbewerb zur Folge hatte). Nach mittlerweile fast 7 Jahren jedoch bin ich der Meinung, dass die AOKen mittlerweile wirtschaftlich "auf eigenen Beinen" stehen müssen - was ihnen letztlich nur durch die Gewinnung von Neuinteressenten mittels attraktiver Angebote (solche, die bei vielen Konkurrenten nach wie vor unterrepräsentiert sind - beispielsweise besonderes Engagement bei alternativen Heilmethoden, sei es in Form von Modellprojekten oder freiwilliger Satzungsleistungen) gelingen kann. Denn die Probleme der Mitgliederstruktur bei den AOKen lassen sich letztlich nur dadurch lösen, dass solide verdienende NeuinteressentInnen durch attraktive Angebote geradezu "angelockt" werden (so sehr, dass sie - trotz ggf. höherem Beitragssatz - wegen der freiwilligen Leistungsangebote letztlich nicht mehr widerstehen können!).

Darüber hinaus bin ich nach wie vor der Meinung, dass nicht in jedem kleinen Ort eine Geschäftsstelle notwendig ist (es reicht aus meiner Sicht vollkommen aus, wenn in allen kommunalen Großstädten - bei überdurchschnittlicher Mitgliederzahl in bestimmten Regionen auch in den entsprechenden Mittelzentren mit mindestens 50.000 Einwohnern - Geschäftsstellen vorhanden sind). Viel wichtiger ist - auch gemäß meiner bisherigen praktischen Erfahrung - die fachkompetente telefonische Erreichbarkeit außerhalb der "üblichen" Arbeitszeiten (abends, Wochenende). Denn immer weniger Arbeitgeber akzeptieren es, dass ihre Beschäftigen "private" Dinge (wozu aus der Sicht vieler Arbeitgeber mittlerweile auch Probleme mit der Krankenkasse gehören - obwohl gute Gesundheit geradezu die Grundvoraussetzung für eine hohe Leistungsfähigkeit im Berufsleben darstellt) während der Arbeitszeit erledigen. Somit muss ein Abbau des Geschäftsstellennetzes nicht automatisch zur Entlassung qualifizierter Fachkräfte führen - denn diese werden nämlich für einen fachkompetenten Telefonservice außerhalb der "üblichen" Arbeitszeiten dringend benötigt! Dieser Telefonservice kann jedoch an zentralen Standorten erfolgen - was zu Kosteneinsparungen bei "fixen" Mietkosten etc. führt, die bei einem umfangreichen Geschäftsstellennetz deutlich höher liegen!

Gruß
Elgin

endlich die Lösung - zumindest zum Teil

Trabbifahrer, Freitag, 26.09.2003, 08:55 (vor 7728 Tagen) @ Elgin Fischbach

die Beitragsbemessung von Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfebeziehern hat tatsächlich zu steigenden KrankenkassenTARIFEN geführt, (siehe § 232a SGB V).

Für Arbeitslosengeldempfänger gibt es nämlich weniger als 80 % der Beiträge, die er vorher aus der Beschäftigung erhalten hat und bei Arbeitslosenhilfeempfängern maximal 57 %. Dabei verursachen diese Leute in Summe die gleichen Kosten pro Kopf wie in der Zeit als Beschäftigter.

Wenn der Staat diese Berechnungsgrundlage rückgängig machen würde (was angesichts der klammen Bundeshaushaltslage nicht zu erwarten ist), hätten wir zumindest auf der Einnahmenseite schon ein rießiges Problem weniger.


Der RSA ist zwar nicht an allem dran Schuld, allerdings wird er mittlerweile (gerade durch DMP- und Hochrisikoausgleich) pervertiert. Die ursprüngliche Intention des Gesetzgebers war tatsächlich, die verschiedenen Risiken (z.B. der BKKn Goth und Teufel) auszugleichen, damit beide 1996 in den Wettbewerb starten können. Damals war geplant, den RSA zu minimieren und abzuschaffen, sobald eine Durchmischung der Versichertenstruktur stattgefunden hat. Stattdessen beshäftigt sich zur Zeit ein Heer von Bürokraten mit weiteren, feineren Stellschrauben. (z.T. steuerfinanziert -> BVA-Angestellte; z.T. beitragsfinanziert -> RSA-Aufbereiter in den Kassen).

Die derzeitige Disskussion des "morbiditätsorientierten RSA" geht daher in die völlig falsche Richtung, trotzdem wird er 2007 eingeführt.


Re: endlich die Lösung - zumindest zum Teil

Mitch, Sonntag, 28.09.2003, 16:42 (vor 7725 Tagen) @ Trabbifahrer

Zitat:

"Die derzeitige Disskussion des "morbiditätsorientierten RSA" geht daher in die völlig falsche Richtung, trotzdem wird er 2007 eingeführt."

Auch wenn es schon wieder um den RSA geht (verzeiht mir), muss ich Dir hier widersprechen:

Ist das wirklich die falsche Richtung, wenn auch einmal die Morbidität der Versicherten zugrunde gelegt wird? Was kann eine Krankenkasse dafür, wenn sich ein Bluter bei ihr versichert, bzw. nicht zu einer günstigeren Krankenkasse geht?

Leider vermischen sich die Risiken der einzelnen Krankenkassen nicht in dem Maße, wie man das erhofft hatte.

Im Jahr 2001 gab es in Deutschland insgesamt ca. 1,2 Mio. Krankenkassenwechsler zugunsten der BKKn. Wie ist es zu begründen, dass hiervon nur etwa 800 chronisch Kranke waren? Ganz einfach: Die Leute, die ihre Krankenkasse des öfteren brauchen, haben so gut wie alle eine Krankenkasse vor Ort. Diesen Service und diese Sicherheit wollen die chronisch Kranken nicht missen und sie wissen (meist) wass sie an ihrer Krankenkasse haben und sind mit den erhaltenen Leistungen zufrieden.

Ist es denn dann fair, wenn eine Krankenkasse die Rückflüsse aus dem RSA (fast) nur nach Alter und Geschlecht erhält?

Beispiel: Die durschnittlichen Leistungsausgaben aller Kassen für einen 30jährigen Mann sind z. B. 2000 € (wirklich nur eine Beispielszahl, aber so etwa in der Höhe bewegt sie sich). D. h. die Kasse bekommt für diesen Mann 2000 € aus dem RSA, egal ob er kerngesund ist, oder Bluter ist. (Manche Bluter kosten bis zu 1 Mio. Euro pro Jahr!).

Solange die gesetzlichen Krankenkassen keine Risikozuschläge etc. fordern dürfen, kann ein RSA, der nicht morbiditätsorientiert ist, nicht zu einem fairen Wettbewerb unter den gesetzlichen Krankenkassen führen. Wie schon gesagt, wechseln eben (überwiegend) gerade die Mitglieder zu den preisgünstigeren Krankenkassen, die eben weniger verbrauchen, als die Kasse als Rückfluss aus dem RSA erhält. Die Mitglieder die (viel) mehr verbrauchen, bleiben bei bei den Kassen vor Ort. Da legen die Krankenkassen vor Ort natürlich drauf und müssen die Beiträge erhöhen. Es ist wirklich ein Teufelskreis. Je höher der Beitrag, desto mehr (überwiegend gesunde) Mitglieder wandern ab und die Schraube dreht sich immer tiefer.

Dies muss ausgeglichen werden!

Nach Einführung eines morbiditätsorientierten RSA würde auch wieder die Qualität der Leistungen im Vordergrund stehen, denn es würde wieder reizvoller, auch eben "Kranke" zu versichern. Im Moment ist es nur ein "Run" auf gute Risiken!

Man wird sehen, ob sich jetzt bald auch der ADAC mit in diesen Run einbringen wird, denn der ADAC wird auch bald eine eigene Betriebskrankenkasse eröffnen. Ob diese geöffnet sein wird, steht nach meinen Infos wohl noch nicht ganz fest.

Und nochmal zu den Verwaltungskosten: Die Verwaltungskosten werden von Regierungsseite immer pro Mitglied bzw. teilweise auch pro Versichertem berechnet. Klas ist doch, dass die Verwaltungskosten (pro Mitglied bzw. pro Versichertem) nach oben gehen, nicht nur dann, wenn die Verwaltungskosten insgesamt steigen, sondern auch dann, wenn die Verwaltungskosten etwa gleich bleiben, aber die Mitgliedszahlen sinken.
Schlimm ist nur, dass die großen Krankenkassen den Mitgliederschwund nicht 1:1 z. B. durch Personalabbau o. ä. ausgleichen können, denn wie oben schon beschrieben, bleiben die Mitglieder, die die Arbeit verursachen bei der Kasse. Die wechseln nicht! Und was bedeutet das? Die Arbeit bleibt die gleiche, bei geringerem Mitgliederbestand. Wohin soll das führen, wenn man das Personal entsprechend abzieht? Kann nur zu Arbeitsrückständen, folglich zu Problemen bei den Leistungsgewährungen führen. Und manche Leistungen erfordern halt auch eine schnelle Bearbeitung.

Gruß
Mitch.

Re: endlich die Lösung - zumindest zum Teil

Elgin Fischbach @, Sonntag, 28.09.2003, 19:51 (vor 7725 Tagen) @ Mitch

Zitat:

"Im Jahr 2001 gab es in Deutschland insgesamt ca. 1,2 Mio. Krankenkassenwechsler zugunsten der BKKn. Wie ist es zu begründen, dass hiervon nur etwa 800 chronisch Kranke waren?"

Ganz einfach: An mangelnder Informationsrecherche der Betroffenen! Wer sich nicht über die - teils eindeutig höherwertigeren - Leistungsangebote der Konkurrenz informiert, bewegt sich zwangsläufig nicht!

Immer mehr Krankenkassen bieten einen "kombinierten" Service an (Betreuung "aus der Ferne" - d. h. telefonische Erreichbarkeit rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr und somit auch außerhalb der üblichen "Bürozeiten"/per Fax/E-Mail/Internet gekoppelt mit einer "Direkt-Betreuung" durch Außendienstmitarbeiter, die ihre Arbeit außerhalb von Kundenbesuchen nicht in teuren Geschäftsstellen koordinieren, sondern von zu Hause aus - und für die Versicherten im Gegensatz zu Geschäftsstellenbüros den wesentlichen Vorteil haben, auf Wunsch auch außerhalb der üblichen "Bürozeiten" verfügbar zu sein; natürlich bekommen diese Außendienstmitarbeiter die für ihre Arbeit benötigten Arbeitsmittel von ihrem Arbeitgeber gestellt). Beispiele:

Die bundesweit geöffnete IKK Hamburg (in die ich ab 01.01.2004 wechsle, weil meine derzeitige Krankenkasse BKK Gothaer VuD ab 01.10.2003 ihren Beitragssatz ausschließlich wegen höherer Einzahlungen in den Risikostrukturausgleich erhöht - d. h. ohne gleichzeitige Ausweitung der freiwilligen Mehrleistungen und somit ohne jeglichen Vorteil für die betroffenen Beitragszahler). Die IKK Hamburg hat darüber hinaus außergewöhliche freiwillige Zusatzangebote im alternativmedizinischen Bereich - unter anderem ein Modellprojekt für anthroposophische Medizin mit dem Ziel, diese künftig im Leistungskatalog aller gesetzlichen Krankenkassen zu verankern; darüber hinaus übernimmt die IKK Hamburg als freiwillige Satzungsleistung u. a. im Rahmen der häuslichen Krankenpflege Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung - und zwar unbefristet so lange, wie der Arzt Behandlungspflege verschreibt (andere gesetzliche Krankenkassen übernehmen diese freiwillige Leistung entweder gar nicht oder nur für einen von vorneherein befristeten Zeitraum - d. h. unabhängig davon, für welchen Zeitraum der Arzt im Einzelfall Behandlungspflege verschreibt); sie hat lediglich eine einzige bundesweit zuständige Geschäftsstelle, von der aus bundesweit sämtliche Aktivitäten gesteuert werden: In Hamburg.

Oder die ebenfalls bundesweit geöffnete BKK IHV, die ihren Versicherten ebenfalls außergewöhnliche Zusatzangebote macht (sowohl im alternativmedizinischen Bereich als auch anderweitig) - die bei den meisten anderen gesetzlichen Krankenkassen nicht zu haben sind.

Natürlich haben solche außergewöhnlichen "Vorbildkrankenkassen" überdurchschnittliche Beitragssätze (die Innungskrankenkasse Hamburg 14,7 %, die BKK IHV 14,6 %) - aber bei diesen Krankenkassen weiß der Kunde, was er für sein Geld im Gegenzug an Leistung bekommt (im Gegensatz zu den meisten anderen gesetzlichen Krankenkassen)!

Wer von seinem Krankenkassenwahlrecht keinen Gebrauch macht bzw. aus Bequemlichkeit keinen einzigen Gedanken daran "verschwendet", soll die damit verbundenen Konsequenzen (steigende Beiträge ohne entsprechende Gegenleistung) tragen - zu Recht!!!


Gruß
Elgin

Re: endlich die Lösung - zumindest zum Teil

Mitch, Dienstag, 30.09.2003, 19:30 (vor 7723 Tagen) @ Elgin Fischbach

Ich glaube, Du warst noch nie wirklich richtig krank!

Die Leute, von denen ich in meinem Artikel sprach, wechseln beim besten Willen nicht "nicht" aufgrund Bequemlichkeit oder Interessenlosigkeit, nein, sondern definitiv weil sie wissen, was sie an ihrer Kasse haben. Sind solche Personen unzufrieden, wechseln sie auch.

Ich erlebe es von Tag zu Tag, dass Leute im Außendienst Besuche im Krankenhaus o. ä. machen, nur damit das Mitglied rechtzeitig gewisse Leistungen zur Verfügung gestellt werden können. Wenns einem mal richtig mies geht, hat man keine Lust oder kann evtl. gar nicht sich mit Telefon, Fax o. ä. rumzuschlagen.

Aber mich wundert, dass Du keine Einwände gegen meine restlichen Ausführungen hattest!?

Gruß
Mitch

Re: endlich die Lösung - zumindest zum Teil

Elgin Fischbach @, Dienstag, 30.09.2003, 21:07 (vor 7723 Tagen) @ Mitch

Zitat:

"Ich glaube, Du warst noch nie wirklich richtig krank!"

Ich habe chronische Atemwegserkrankungen (Asthma, Heuschnupfen).


Zitat:

"Die Leute, von denen ich in meinem Artikel sprach, wechseln beim besten Willen nicht "nicht" aufgrund Bequemlichkeit oder Interessenlosigkeit, nein, sondern definitiv weil sie wissen, was sie an ihrer Kasse haben. Sind solche Personen unzufrieden, wechseln sie auch."

Ich kenne in meinem Umfeld genügend Leute ("gute" und "schlechte" Risiken gleichermaßen!), die zwar über ihre Krankenkasse meckern, jedoch sich aus reiner Bequemlichkeit nicht die Mühe eines Wechsels (Recherche, Kontaktaufnahme mit neuer Krankenkasse, Formalitäten etc.) machen.

Ich jedenfalls habe mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass manche Krankenkassen ohne umfangreiches teures Geschäftsstellennetz weitaus mehr in ihr konkretes Leistungsangebot im Krankheitsfall investieren als solche mit einem umfangreichen teuren Geschäftsstellennetz. Was bringt mir die persönliche Beratung in einer Geschäftsstelle, wenn die konkreten Leistungen im Krankheitsfall - auf die es letztlich ankommt - nicht "stimmen"???


Zitat:

"Ich erlebe es von Tag zu Tag, dass Leute im Außendienst Besuche im Krankenhaus o. ä. machen, nur damit das Mitglied rechtzeitig gewisse Leistungen zur Verfügung gestellt werden können. Wenns einem mal richtig mies geht, hat man keine Lust oder kann evtl. gar nicht sich mit Telefon, Fax o. ä. rumzuschlagen."

Auch die von mir ab 01.01.2004 gewählte IKK Hamburg hat - neben ihrer telefonischen Erreichbarkeit in sozialversicherugnsrechtlichen und medizinischen Fragen rund um die Uhr an 365 Tagen/Jahr sowie ihren Kontaktierungsmöglichkeiten per Fax, Internet und E-Mail - ein bundesweites Netz von Außendienstmitarbeitern (worauf ich in meinem vorangegangenen Forumsbeitrag bereits eingegangen bin). Dies hat zweierlei Vorteile:
- Im Gegensatz zu den "üblichen" Bürozeiten einer Geschäftsstelle nimmt sich der Außendienstmitarbeiter dann Zeit, wann der Kunde es wünscht - denn der Kunde ist König (bzw. wechselt seine Krankenkasse, wenn er unzufrieden ist!)
- Außendienstmitarbeiter, die ihre verwaltende "Hintergrundarbeit" von zu Hause aus erledigen (d. h. nicht in Geschäftsräumen), verursachen deutlich geringere Verwaltungskosten (keine Miete/Pacht, Nebenkosten etc. für Geschäftsstellen).


Zitat:

"Aber mich wundert, dass Du keine Einwände gegen meine restlichen Ausführungen hattest!?"

Was ich von Deinen restlichen Ausführungen halte, habe ich bereits an anderer passender Stelle innerhalb dieses Forums mehr als deutlich gemacht!


Gruß
Elgin

Re: @elgin_fischbach - wieder einmal ...

HeriZey @, Freitag, 03.10.2003, 07:21 (vor 7721 Tagen) @ Elgin Fischbach

Guten Morgen an Elgin und die anderen,

lange nicht(s) gehört. Und trotzdem hat sich nicht viel verändert ... Immer die alten Argumente, immer die alten Schlagworte mit Tendenz zum Totschlagen.

"Infragestellen einer Beitragsbemessungsgrenze (damit sich besser Verdienende nicht mehr so einfach legal aus dem solidarischen System der gesetzlichen Krankenversicherung verabschieden können)"
Das ist "verdi-like" ein geliebtes Pauschalargument. Alle (bösen) Besserverdiener fliehen der GKV, um sich ach so kostengünstig bei der PKV zu versichern. Und die (guten = solidarischen) Arbeitnehmer tragen die Zeche. Vielleicht ist die Welt nicht nur - wie so bei Ihnen, Elgin - schwarz und weiß? Und die Lösungen nicht immer so einfach wie plakativ?
Die interessante Frage ist doch: Warum werden pauschal quasi-solidarische Leistung ohne Sinn und Verstand gewährt? So z. B. kostenlose Mitversicherung von Gatten und Kindern. Bitte, ersparen Sie sich und uns nun die üblichen verdi-Agrumente. Denken wir doch einmal logisch, ohne gewerkschaftliche/ parteiliche Brillen.: Personen, die nichts einzahlen, haben Anspruch auf volle Leistungen. Nun kann man zu deren "Gunsten" anführen, dass ggf. zukunftsorientierte Leistungen in Form von Kindererziehung o. ä. erbracht werden. Allerdings fehlt dazu, sieht man vom GG ab, die entsprechende Wertung von dieser Leistungen. Was tun? Unter Anerkennung der "unbaren" Leistungen könnte eine Pauschale (vgl. Bürgerversicherung) eimgeführt werden, in die NICHT NUR die "Reichen" mit ihren steten Einnahmen aus Zins, Pacht etc. einzahlen, sondern eben ALLE, auch die, die zZ. noch umsonst in den Genuß der GKV kommen. Wäre das gerecht?

Was mich verwundert: Auf der einen Seiten werden durch Online-Banking/ Hotlines u. ä. Ihres Erachtens Arbeitsplätze abgebaut (oder um es im Kampfjargon zu sagen: vernichtet). Andererseits fordern Sie, dass alle an der "neuen Welt" teilnehmen, zumal es ja Einstiegsangebote für diverseste Gruppen gäbe. Denken wir den Gedanken konsequent und augenfällig (wie Sie es ja gerne tun) zu Ende, heisst dies:
1. Abbau von Beratungskapazitäten zugunsten von Online/ Hotline
2. Zwangsteilnahme aller an diesem System
Was aber ist, wenn ich einen Berater in MEINER Stadt will, ohne 20 km fahren zu müssen? Was ist, wenn mir eine Hotline zu unpersönlich und unverlässlich ist? Muss ich wirklich "Beratung" a la Taunus BKK in Anspruch nehmen, auch wenn ich es nicht will.
Es wird allenthalben über die hohen Beiträge geklagt, doch wenn ich bereit bin, 15% zu zahlen, um dafür meine GS vor Ort zu haben, ist das ok - für mich. Es ist MEINE Entscheidung, und jedem anderen steht es frei, woanders hinzugehen, wo es günstiger ist. Noch eine Bitte: Ersparen Sie mir die Aufwämung von RSA etc. - mir ist es EGAL, warum meine Kasse "mehr" Geld will, denn ich bin zufrieden. Som einfach ist das. Und - obwohl FREIWILLIG versichert, so solidarisch.
Gruß H.

Re: @elgin_fischbach - wieder einmal ...

Elgin Fischbach @, Freitag, 03.10.2003, 15:23 (vor 7720 Tagen) @ HeriZey

Zitat:

"Warum werden pauschal quasi-solidarische Leistung ohne Sinn und Verstand gewährt? So z. B. kostenlose Mitversicherung von Gatten und Kindern. Bitte, ersparen Sie sich und uns nun die üblichen verdi-Agrumente. Denken wir doch einmal logisch, ohne gewerkschaftliche/ parteiliche Brillen.: Personen, die nichts einzahlen, haben Anspruch auf volle Leistungen. Nun kann man zu deren "Gunsten" anführen, dass ggf. zukunftsorientierte Leistungen in Form von Kindererziehung o. ä. erbracht werden. Allerdings fehlt dazu, sieht man vom GG ab, die entsprechende Wertung von dieser Leistungen. Was tun?"

Diese gesellschaftlichen Leistungen für die Leistungserbringer (Eltern) finanziell honorieren bzw. Familien wirtschaftlich deutlicher als bisher entlasten. Mehrere Kinder führen nun einmal im Regelfall dazu, dass ein Elternteil daheim bleiben muss - zumindest so lange, bis die Kinder "aus dem Gröbsten "raus" sind. Das bedeutet für eine solche Familie einen nicht unerheblichen Verdienstausfall und bei vielen daheimgebliebenen Elternteilen auch einen Abschied vom Ziel der beruflichen Selbstverwirklichung (es gibt ja vereinzelt schon noch manche Menschen, die das Berufsleben nicht nur als Zweck zum Geldverdienen betrachten ...) - d. h. die betroffenen Familien verzichten zu Gunsten der Gesellschaft auf einen Teil der Selbstverwirklichung. Da ist es doch nur gerecht, dass sich die Gesellschaft an der Finanzierung dieser Aufgaben beteiligt - dazu gehört beispielsweise auch die Absicherung der zwangsläufig Daheimgebliebenen im Krankheitsfall!


Zitat:

"Unter Anerkennung der "unbaren" Leistungen könnte eine Pauschale (vgl. Bürgerversicherung) eimgeführt werden, in die NICHT NUR die "Reichen" mit ihren steten Einnahmen aus Zins, Pacht etc. einzahlen, sondern eben ALLE, auch die, die zZ. noch umsonst in den Genuß der GKV kommen. Wäre das gerecht?"

Gerecht ist es, wenn wirtschaftlich besser Gestellte ohne familieren "Anhang" für Einkommensschwache und kinderreiche Familien mit aufkommen.


Zitat:

"Was mich verwundert: Auf der einen Seiten werden durch Online-Banking/ Hotlines u. ä. Ihres Erachtens Arbeitsplätze abgebaut (oder um es im Kampfjargon zu sagen: vernichtet). Andererseits fordern Sie, dass alle an der "neuen Welt" teilnehmen, zumal es ja Einstiegsangebote für diverseste Gruppen gäbe. Denken wir den Gedanken konsequent und augenfällig (wie Sie es ja gerne tun) zu Ende, heisst dies:
1. Abbau von Beratungskapazitäten zugunsten von Online/ Hotline
2. Zwangsteilnahme aller an diesem System
Was aber ist, wenn ich einen Berater in MEINER Stadt will, ohne 20 km fahren zu müssen? Was ist, wenn mir eine Hotline zu unpersönlich und unverlässlich ist? Muss ich wirklich "Beratung" a la Taunus BKK in Anspruch nehmen, auch wenn ich es nicht will.
Es wird allenthalben über die hohen Beiträge geklagt, doch wenn ich bereit bin, 15% zu zahlen, um dafür meine GS vor Ort zu haben, ist das ok - für mich. Es ist MEINE Entscheidung, und jedem anderen steht es frei, woanders hinzugehen, wo es günstiger ist."

Es werden keine Arbeitsplätze abgebaut - sondern in andere Bereiche verlagert: Ausbau der telefonischen und Online-Betreuung außerhalb der "üblichen" Bürozeiten an Stelle der bisherigen Betreuung in teuren Geschäftsstellen (die sich oftmals nicht an den zeitlichen Bedürfnissen Berufstätiger orientiert haben). Gerade für die Kundenbetreuung "aus der Ferne" werden qualifizierte Fachkräfte benötigt - d. h. keine angelernten TelefonistInnen oder ähnliches.

Wer die kostspieligere persönliche Beratung vor Ort bevorzugt (obwohl sie nach meiner bisherigen Erfahrung oftmals schlechter ist als manche fachkompetente Beratung "aus der Ferne" - die TAUNUS BKK oder beispielsweise auch die BKK ESSANELLE sind in dieser Beziehung absolute Negativbeispiele, denen man sich ja nicht anvertrauen muss!), muss aus meiner Sicht die zusätzlichen Kosten in Form eines höheren Krankenversicherungsbeitrages schultern. Dass die Beitragszahler anderer Krankenkassen durch den RSA hierfür mit herangezogen werden, ist aus meiner Sicht nicht gerecht - zumal ich, wie schon gesagt, mit fachkompetenter Betreuung "aus der Ferne" bisher weitaus bessere Erfahrungen gemacht habe als früher bei mehreren vor Ort präsenten "Großkassen".


Zitat:

"Ersparen Sie mir die Aufwämung von RSA etc. - mir ist es EGAL, warum meine Kasse "mehr" Geld will, denn ich bin zufrieden. Som einfach ist das. Und - obwohl FREIWILLIG versichert, so solidarisch."

Wenn dies mein Geld wäre, wäre ich weitaus kritischer - egal ob pflicht- oder freiwillig Versicherte (andere Beitragszahler denken - zu Recht - ebenfalls so wie ich, wie sich immer wieder nach ausschließlich RSA-bedingten Beitragserhöhungen vieler Krankenkassen - d. h. ohne gleichzeitige Ausweitung der freiwilligen Zusatzleistungen - herausstellt).


Gruß
Elgin

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