Ausstieg aus dem RSA? (Sozialpolitik)
Hallo!
Was spricht eigentlich dagegen, den vielgescholtenen Risikostrukturausgleich schrittweise, vielleicht über 10 Jahre hinweg konsequent abzubauen?
Die Beitragssätze einiger Kassen würde stark steigen, die anderer Kassen stark sinken. Durch die allgemeine Versichertenwanderung hätten wir in ein paar Jahren eine perfekte Durchmischung der Risiken, und jede/r könnte frei die Krankenkasse entsprechend des von ihm/ihr gewünschten Service-/Leistungsangebot wählen.
Gruß, Uli
Re: Ausstieg aus dem RSA?
da spricht nix dagegen. Der RSA wurde 1995 als zeitlich begrenzt eingeführt und hätte so um 2006 auslaufen müssen.
Deine beschriebene Dynamik ist nämlich eingetreten.
Aber: da müßte sich eine Behörde nahezu selbst auflösen, und die Vertreter der verschiedensten Kassen flüchten sich in alte, überholte Argumente, so dass es momentan zu, Gegenteil, nämlich einem noch komplexeren, aufwändigeren RSA kommt (z.B: "Hochrisikopool" seit 2003).
Re: Ausstieg aus dem RSA?
"Deine beschriebene Dynamik ist nämlich eingetreten"
Eine Dynamik ist nicht eingetreten. Die Alten und Kranken sind weiterhin bei ihren Kassen vor Ort versichert, bei denen sie gut betreut werden, ganz egal wie hoch der Beitragssatz ist.
Die Jungen und Gesunden, die sich dem Solidarprinzip (soweit möglich) entziehen wollen, betreiben Kassenhopping zur jeweils günstigsten Kasse.
Bei einer Abschaffung des RSA würde dieser Prozess noch weiter verschärft werden. Dies könnte unter Umständen zur Schließung einzelner Kassen führen und irgendwann haben wir dann nur noch eine Einheitskasse mit Einheitsbeitragssatz um 15%! Wollt ihr das wirklich?
Re: Ausstieg aus dem RSA?
Zitat:
"Eine Dynamik ist nicht eingetreten. Die Alten und Kranken sind weiterhin bei ihren Kassen vor Ort versichert, bei denen sie gut betreut werden, ganz egal wie hoch der Beitragssatz ist."
Stimmt nicht: Wer beispielsweise - gerade wegen chronischer Krankheiten - besonders auf Alternativmedizin oder eine andere nur von ganz wenigen Krankenkassen angebotene Freiwilligkeitsleistung angewiesen ist, hat bereits in der Vergangenheit die großen "Versorgerkassen" verlassen (ebenso wie ich).
Zitat:
"Die Jungen und Gesunden, die sich dem Solidarprinzip (soweit möglich) entziehen wollen, betreiben Kassenhopping zur jeweils günstigsten Kasse."
Das mag vielleicht auf manche wenigen "schwarzen Schafe" zutreffen. Gesundheit ist für die meisten Menschen nach wie vor das höchste Gut (wie entsprechende Umfragen immer wieder belegen) - weshalb Versicherte, die eine einseitig am Beitragssatz orientierte Krankenkassenwahl treffen, diese Entscheidung früher oder später im Nachhinein massiv bereuen werden (spätestens dann, wenn sie "mal aktut krank werden - falls ihnen nicht schon zuvor beispielsweise der miserable Kundenservice ihrer neuen "Billigkasse" missfallen hat).
Apropos "Schließung einzelner Kassen": Angesichts von immer noch mehr als 300 Krankenkassen, von denen sich der größte Teil nicht nennenswert von der Konkurrenz unterscheidet, ist eine Marktbereinigung aus meiner Sicht angebracht. Wer sich schon heute mit Raritäten im freiwilligen Leistungsbereich (gleichberechtigte Erstattung alternativmedizinischer Leistungen neben der Schulmedizin, Haushaltshilfe für Singles bei akuter ambulanter Erkrankung etc.) von der Konkurrenz unterscheidet, braucht in diesem Gesamtzusammenhang berechtigterweise absolut keine Angst ums Überleben zu haben - denn für die Kundschaft dieser "Ausnahmekassen" gibt"s kaum oder gar überhaupt keine passenden Alternativen! Dies ist zugleich der Grund dafür, dass eine Marktbereinigung nicht automatisch zu einer einzigen "Einheitskasse" führen muss!
Apropos Arbeitsplätze: Weil sich die Anzahl der zu betreuenden gesetzlich Krankenversicherten trotz Marktbereinigung nicht verändert, werden die bei diversen Krankenkassen-Schließungen wegfallenden Arbeitsplätze bei der am Markt überlebenden Konkurrenz neu entstehen.
Gruß
Elgin