Bis zu 300.000 Deutsche ohne Krankenversicherung (Sozialpolitik)
Elgin Fischbach , Dienstag, 19.04.2005, 08:11 (vor 7160 Tagen)
Das soziale Netz in Deutschland ist keineswegs eine "soziale Hängematte", vielmehr fallen immer mehr Personen komplett hindurch - zumindest was das große Lebensrisiko Krankheit betrifft:
http://www.krankenkassen-direkt.de/news/news.pl?val=1113890703&news=108691324
Gruß
Elgin
Re: Bis zu 300.000 Deutsche ohne Krankenversicherung
Siegmund, Dienstag, 19.04.2005, 20:16 (vor 7159 Tagen) @ Elgin Fischbach
Dazu gehören eine ganze Menge Selbständiger, die in die private Krankenversicherung gegangen sind.
Dann aber die mit zunehmendem Alter steigenden Prämien der Privaten nicht mehr bezahlen konnten.
Es vergeht keine Woche, in der nicht solche Leute bei mir in der Geschäftsstelle auf der Matte stehen und händeringend !!!wieder zurück in die gesetzliche KV wollen. Geht aber gottlob nicht, wenn man 55 Jahre und älter ist.
Man muß sich die Sache eben beizeiten überlegen.
Außerdem sollte das un-soziale "Rosinenpicken" der privaten KV verboten werden. Wir sind nun mal nicht alle ewig 30-jahre jung und kerngesund und ohne Familie, wie uns die Werbung der Privaten vorgaukelt. Der privat versicherte Rentner zahlt die Zeche - und das nicht zu knapp. Angelockt und abgezockt.
Ein Krankenkassenmitarbeiter
Re: Bis zu 300.000 Deutsche ohne Krankenversicherung
Elgin Fischbach , Mittwoch, 20.04.2005, 08:21 (vor 7159 Tagen) @ Siegmund
Auch etliche Arbeitslosengeld-II-Bezieher, die wegen zu hohem (Partner-)Einkommen oder anrechenbarem Vermögen aus der Versicherungspflicht herausgefallen sind und die Beiträge für eine freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenkasse nicht aufbringen können (der in manchen Fällen von den Arbeitsämtern gewährte Zuschuss deckt hier meist nicht die vollen Kosten ab, sondern bemisst sich nach den beitragsünstigsten Kassen - bei denen es sich im Regelfall um "Direktkrankenkassen" ohne nennenswerte freiwillige Zusatzleistungen handelt). Denn auch bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften wird das Partnereinkommen gnadenlos angerechnet, obwohl die Familienversicherung der gesetzlichen Krankenkassen nur bei Verheirateten "greift".
Des Weiteren haben auch Existenzgründer und "Klein-Selbstständige" oft große Probleme, die für Selbstständige und Freiberufler geltenden hohen Mindestbeiträge aufzubringen:
http://www.verdi.de/0x0ac80f2b_0x01c7347b;internal&action=verdi_show_listenkopf_seite.action
mit dem Titel: "Wenn Krankheit zum Horror wird - Zahl der Nicht-Krankenversicherten steigt"
Wer sich über den Urheber (ver.di) wundert: ver.di ist die einzige Gewerkschaft mit einer gleichberechtigten Personengruppe "Freiberufler und Selbstständige" - was ich gut finde und aus meiner Sicht auch so bleiben soll (obwohl ich bisher noch nie diesem Personenkreis angehört habe). Denn die Anzahl sozialversicherungspflichtiger Jobs nimmt seit Jahren ab, während besonders die Anzahl an (auch ungewollten) Freiberuflern wegen dem für die auftraggebenden Unternehmen wegfallenden Arbeitgeberanteil an den gesetzlichen Sozialversicherungsbeiträgen massiv zunimmt. Zudem versuchen die Unternehmen mit dieser "Methode" auch, zu Lasten der Betroffenen ihre Lohnkosten zu senken: Für Freiberufler besteht selbst bei tarifgebundenen Arbeitgebern keine Tarifbindung, sodass dieser Personenkreis oftmals nicht nur mit einem im Vergleich zu Festangestellten deutlich geringeren Arbeitsentgelt zufrieden sein muss, sondern von diesem auch noch seine Sozialversicherung zu 100 % alleine bezahlen muss. Hier muss der Gesetzgeber endlich handeln - indem die derzeit bestehende hohe Mindestuntergrenze der Sozialversicherungsbeiträge für Freiberufler und Selbstständige wegfällt und dadurch auch für weniger gut Verdienende dieses Personenkreises das tatsächlich erwirtschaftete Einkommen Bemessungsmaßstab für die zu leistenden Beitragszahlungen wird.
Gruß
Elgin
Re: Bis zu 300.000 Deutsche ohne Krankenversicherung
Cindy, Mittwoch, 20.04.2005, 22:48 (vor 7158 Tagen) @ Elgin Fischbach
Ich muß Siegmund recht geben.
Als egozentrischer Single um die 30 ist mir das Alter doch egal, also ab in die Private! Is" doch so schön günstig und ich werde auch so behandelt meistens natürlich mit Eigenbeteiligung und Vorkasse!
Und die armen Ärzte aus Mettmann können durch den 5,567fachen Satz auch ihren BMW mal wieder volltanken!
Und mal ehrlich was sind "fast 300 000 Deutsche ohne KV"?
Wir haben 82 Mio Einwohner das wären dann 0,36585365853658536585365853658537 % ! Reicht diese Klientel für ein Direktmandat der Ossi-Partei?
Cindy in den Fußstapfen von Einstein
Bosselt, Donnerstag, 21.04.2005, 09:48 (vor 7158 Tagen) @ Cindy
Besser hätte der auch nicht rechnen können!
Re: Cindy in den Fußstapfen von Einstein
Heri Zey, Samstag, 23.04.2005, 16:43 (vor 7156 Tagen) @ Bosselt
Besser hätte der auch nicht rechnen können!
... hätte er! Denn ihm wäre bewusst gewesen, dass nicht 82 Mill. Bundesbürger als Berechnungsgrundlage dienen. Wer dreht sich nun?
Re: Cindy in den Fußstapfen von Einstein
Bosselt, Sonntag, 24.04.2005, 07:51 (vor 7155 Tagen) @ Heri Zey
Ehrlich gesagt, mich hat"s schon gewundert, dass nicht 6 Milliarden Weltbevölkerung als "Berechnungsgrundlage" herhalten mussten. Dann wäre das Ergebnis eine noch eindrucksvollere Zahl mit vielen Nullen geworden.
Einige Leser hätten dann vielleicht die Augen verdreht!