Gleiches Recht für alle!!!!! (Sozialpolitik)
Bernhard, Mittwoch, 11.01.2006, 18:28 (vor 6890 Tagen)
Grundversorgung für alle Bürger in der gesetzlichen KK.
Zusatzleistungen wenn gewünscht in der privaten KK.
Wie man das Kind nennt ob Bürgerversicherung oder Kopfpauschale oder Bürgerpauschale/Kopfversicherung spielt keine Rolle.
Beitrag pro Versicherter bestimmter %Satz von allen Einkünften.
Re: Gleiches Recht für alle!!!!!
Elgin Fischbach , Mittwoch, 11.01.2006, 19:15 (vor 6890 Tagen) @ Bernhard
Zusatzleistungen wenn gewünscht in der privaten KK.
Und diejenigen, die auf Grund ihres Alters oder gesundheitlicher Beeinträchtigungen gar nicht erst in die private Krankenversicherung PKV aufgenommen werden und gerade wegen ihrer bereits bestehenden Erkrankungen auf ein umso umfangreicheres Leistungsangebot angewiesen sind, werden "fallen" gelassen.
Das hat mit notwendiger gesamtgesellschaftlicher Solidarität in keinster Weise mehr irgend etwas zu tun!
Gruß
Elgin
Re: Gleiches Recht für alle!!!!!
jan, Donnerstag, 12.01.2006, 17:38 (vor 6889 Tagen) @ Elgin Fischbach
aber übertriebene "solidarität" ist auch nicht gut, da sonst niemand für alle die gleiche versorgung sicher stellen kann.
In anderen Ländern geht es doch auch...
Ausserdem jedem recht machen kannst du nicht,
ausserdem würde die Grundversorgung immer da sein, und
nur extravagante sachen wie Keramikkronen, Krankenhaustagegeld, etc. zusätzlich abgesichert werden müssen
Sozialstaat ok, der muss sein, aber eine übertriebene Gleichmacherei tut diesem Sozialstaat auch nicht gut.
Sollen die, die sich täglich abrackern und eventuell mehr verdienen als andere oder selbstständig sind und kein wochenende kennen auch etwas davon haben!!
Re: Gleiches Recht für alle!!!!!
Herizey, Samstag, 21.01.2006, 13:29 (vor 6880 Tagen) @ Elgin Fischbach
Das hat mit notwendiger gesamtgesellschaftlicher Solidarität in keinster Weise mehr irgend etwas zu tun!
Muss es auch nicht. Wo bitte steht geschrieben, dass immer alle mit allen soldarisch verpflichtet sind? Elgin, das sind stets die gleichen "Argumente", die zu nichts führen und nichts bringen.
Wie bitte willst Du Deine Schwachen-Armen-Kranken finanzieren? Wie immer mit Reichensteuer oder mehr Abgaben für Betriebe? Auch ein alter und nutzloser Hut.
Es steht jedem frei, in jüngeren Jahren Zusatzversicherungen abzuschließen - zu der Zeit ist das Geld idR. da (ja, es kann sein, dass auch kein Geld da ist, doch das sind Ausnahmen!)
Re: Gleiches Recht für alle!!!!!
Elgin Fischbach , Samstag, 21.01.2006, 20:44 (vor 6879 Tagen) @ Herizey
Es steht jedem frei, in jüngeren Jahren Zusatzversicherungen abzuschließen - zu der Zeit ist das Geld idR. da (ja, es kann sein, dass auch kein Geld da ist, doch das sind Ausnahmen!)
Für von Geburt an behinderte Kinder, deren Eltern aus Unkenntnis die Zwei-Wochen-Frist nach der Geburt verstreichen lassen, oder für Einkommensschwache, bei denen es sich angesichts von ca. 5 Mio. Arbeitslosen mit weiterhin steigender Tendenz und zunehmender Langzeitarbeitslosigkeit sowie zunehmend mehr "Kleinrentnern" und Niedrigverdienern keineswegs um Ausnahmen handelt, ist eine private Zusatzversicherung unter den heutigen Bedingungen quasi unerschwinglich. Nicht jeder, der ernsthaft Arbeit sucht, findet heutzutage einen sozialversicherungspflichtigen, existenzsichernden (d. h. hinreichend entlohnten) Arbeitsplatz, der private Zusatzvorsorge - in Sachen Gesundheit und Alter - ermöglicht. Und die bereits stattgefundenen und für die Zukunft angekündigten Rentenkürzungen in der gesetzlichen Rentenversicherung sorgen dafür, dass es künftig noch mehr "Kleinrentner" geben wird.
Eine Bürgerversicherung, deren Beitragshöhe von den individuellen Einnahmen abhängt und bei der ausnahmslos sämtliche Einkommensarten berücksichtigt werden, würde die in letzter Zeit massive Flucht von besser Verdienenden aus der solidarischen GKV wirksam eindämmen und bei weiterhin gleichen Leistungen für alle Versicherten für höhere Beitragseinnahmen sorgen. Dass Arm und Reich in unserer Gesellschaft in letzter Zeit zunehmend auseinanderdriften und die sogenannte "Mittelschicht" sich dementspechend verringert (was überall zu lesen war und ist), erfordert aus meiner Sicht eine solidarische Pflichtversicherung ausnahmslos für alle - insbesondere auch für die besser Verdienenden.
Auch mich wird die Arbeitslosigkeit in absehbarer Zeit (wieder) treffen: So wie es derzeit aussieht, werde ich mich nach dem baldigen Ende meiner derzeitigen Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen arbeitslos melden müssen. Mein Praktikumsbetrieb, übrigens ein Leistungserbringer, steht finanziell mit dem Rücken zur Wand (weshalb eine spätere Übernahme schon vor Praktikumsbeginn ausgeschlossen worden ist). Und egal, welche Homepages von in Frage kommenden Unternehmen ich mir bis jetzt im Internet angesehen habe: Geeignete Stellenangebote in meinem neu erlernten Beruf gibt es derzeit (anscheinend) nicht. Aber ich lasse mich natürlich gerne vom Gegenteil überzeugen!
Gruß
Elgin
Re: Gleiches Recht für alle!!!!!
Thomas, Sonntag, 22.01.2006, 01:28 (vor 6879 Tagen) @ Elgin Fischbach
Eine Bürgerversicherung wird das Problem der geringen Leistung für Behinderte und finanziell Schwache nicht lösen, da die Politik nicht bereit ist, die Lohnnebenkosten zu erhöhen.
Insofern wird der Markt für Zusatzversicherungen dann erst recht aufblühen.
Auch eine komplette Gleichmacherei a la Prof. Lauterbach, der alle Zusatzversicherungen am liebsten verbieten würde (allein Wellness und Einbettzimmer akzeptiert er, jedoch z.B. nicht Chefarzt), würde den Kranken und Armen nicht nützen. Dann wären nur alle gleich schlecht behandelt.
Und die richtig Reichen würden sich dann zusätzlich zu ihrer Zwangs-GKV eine 100% zusätzliche private Vollversicherung leisten und sich in Privatkrankenhäusern behandeln lassen, wie dies z.B. in Spanien und Großbritannien der Fall ist.
Denn dies kann man wegen der Vertragsfreiheit nicht verbieten.
Re: Gleiches Recht für alle!!!!!
Chylla , Freitag, 02.06.2006, 15:26 (vor 6748 Tagen) @ Thomas
Die Bürgerversicherung hört sich zwar unheimlich sozial und solidarisch an, aber man sollte nie aus den Augen verlieren, dass damit auch die Anzahl der Anspruchsberechtigten enorm steigt. Viele Selbstständige, zum Teil älter oder mit mehreren Kindern, würden nur zu gerne wieder in die GKV. Ich finde nicht, dass jedes Pflaster nach Solidarität schreit. Für meine Gesundheit bin ich in erster Linie selbst verantwortlich, durch mein Verhalten und bei kleineren Störungen auch finanziell. Und wenns dann ganz dicke kommt: dafür steht die Solidargemeinschaft.
Ein klassisches Beispiel sind Massagen, diese tun bestimmt 90 % der Bevölkerung gut und fast jeder hat Verspannungen. Aber ist das die Aufgabe der Solidargemeinschaft diese zu finanzieren ? Das ist doch meine Verantwortung, die ich für meinen Körper übernehmen sollte.
Ich finde es auch zumutbar, dass ich für neuen Zahnersatz meinen Urlaub streichen muss. Für wirklich Arme, wie ALG II Empfänger, muss man dann eben eine Regelung finden.
Ich bin GKV versichert, aber selbst ich sehe, dass in den Krankenhäusern, die einen großen Anteil Privatpatienten haben, die technische Ausstattung meist besser ist. Das kommt dann unterm Strich auch mir zugute. Auch da hilft Gleichmacherei nicht wirklich weiter.
Re: Ungleiches Recht für wenige Priviligierte!!!!!
Dr. Hagenbeck, Freitag, 09.06.2006, 07:28 (vor 6741 Tagen) @ Chylla
Mit Verlaub, Herr oder Frau Chylla, was hat eine Bürgerversicherung mit "Gleichmacherei" zu tun. Es kommt doch auf die konkrete Ausgestaltung und die Umsetzung an. In der ehemaligen DDR waren auch alle "gleich" und gleichzeitig hatten wenige Menschen außerordentliche Privilegien. Das waren ausgerechnet diejenigen, die den ganzen Tag Gleichheit und Sozialismus predigten und sich dabei ständig auf Karl Marx beriefen. Dabei wäre Karl Marx wahrscheinlich der erste Republikflüchtling gewesen oder er hätte den Rest seines Lebens in Bautzen verbracht.
Massagen: Wenn man der Meinung ist, dass Massagen etc. aus medizinischer Sicht nicht unbedingt notwendig sind, dann kann man diese Leistung ganz einfach aus dem Katalog nehmen, auch das hat mit Bürgerversicherung nichts zu tun.
Wenn man die Eigenverantwortung im Gesundheitssystem stärken will, dann sollte man zum einen für mehr Transparenz im System sorgen und zum anderen den prophylaktischen Maßnahmenbereich erweitern, verbessern und hier Anreize zur Vorsorge setzen. Das ist insbesondere langfristig wesentlich kostengünstiger. Aber zur Zeit entfallen fast 99 Prozent der Ausgaben im Gesundheitssystem auf die kurative Medizin, denn daran verdient schließlich die Pharma-Industrie und deren Lobby wesentlich mehr. Und die Lobbyisten sagen, wo es in dieser Demokratie lang geht und weder die Versicherten noch die Gesundheitspolitiker oder die sogenannten "mündigen" Bürger.
Wir wissen heute zum Beispiel, dass das zunehmende Übergewicht bei Kindern und auch Erwachsenen sowohl durch Erbanlagen als auch durch Umweltfaktoren verursacht wird.
Gegen die Umwelt und die Gene kommt der Einzelne aber mit seinem Verhalten nicht an. Nichtsdestoweniger werden immer noch Müsli-Riegel, von denen ein einziges Stück den notwendigen Tagesbedarf an Zucker abdeckt, in der Werbung als "gesund" verkauft oder als kleiner Snack zwischen den Hauptmahlzeiten.
Zumutbarkeit: Armut in diesem sogenannten christlichen Lande beschränkt sich doch nicht (nur) auf die Empfänger von ALG II und Sozialhilfe. Was ist mit den Rentnerinnen und Rentnern, die 40 Jahre lang gearbeitet haben und deren Rente im Monat 10 Euro über dem Sozialhilfeniveau liegt? Was ist mit den Millionen von Geringverdienern, die es inzwischen in Deutschland gibt? Da reicht auch der Verzicht auf den eigenen Urlaub von 20 Jahren nicht für die Finanzierung des Zahnersatzes. ABER WER NICHTS ZU BEISSEN HAT, BRAUCHT ÜBERHAUPT KEINE ZÄHNE. Wollten Sie das sagen? Warum haben Sie es dann nicht gesagt und um den Brei herumgeredet?
Bei einer Bürgerversicherung, die diesen Namen verdient, geht es auf der einen Seite darum, dass auch diejenigen, die in diesem Lande inzwischen jedes Jahr Millionengehälter kassieren oder ausschließlich von Ihren Kapital- und Mieteinkünften etc. leben (und das nicht allzu schlecht) oder wie zum Beispiel Herr Esser eine Abfindung von rund 30 Millionen Euro einstecken und die sich aus dem solidarischen System ausgeklinkt haben, auch wieder ihren Beitrag zu den sozialen Sicherungssystemen leisten und dies nicht ausschließlich aus den Beiträgen der Arbeitgeber (Lohnnebenkosten!) und der gesetzlich Versicherten finanziert wird, obwohl ständig und überall hierzulande davon geredet wird, dass die Lohnnebenkosten gesenkt werden müssen, damit mehr Arbeitsplätze geschaffen werden.
Auf der anderen Seite sollten tatsächlich alle Bürger versichert sein (auch Obdachlose), damit niermand durch Krankheit zum Fall für das Sozialamt wird und Gesundheit langfristig kein Luxusgut für wenige Priviligierte wie im Lande von George W. Bush.
Unter dem Strich dürfte die geplante Gesundheitsreform von Frau Merkel und Co. allerdings für die gesetzlich Versicherten nichts bringen außer monatliche Mehrkosten, denn die Ausgabenseite, d.h. die Frage, wie das Geld im Gesundheitssystem effizienter eingesetzt werden kann, bleibt vollkommen außen vor, und dass durch diese Reform tatsächlich Arbeitsplätze geschaffen werden, steht auf einem ganz anderen Papier. Letzteres ist schließlich von und vor nahezu allen diesen "Reformen" der letzten 25 Jahre behauptet worden.
Re: Ungleiches Recht für wenige Priviligierte!!!!!
angi-51 , Dienstag, 13.06.2006, 15:57 (vor 6737 Tagen) @ Dr. Hagenbeck
Sehr geehrter Dr. Hagenbeck,
ich kann Ihren Beitrag nur dick unterstreichen. Heute kann man bei "arm", nicht nur von arbeitslosen oder Alten sprechen. Ich bin selbständig und verdiene weniger als ein Hartz IV Empfänger erhält, weil inzwischen die Nebenkosten (Benzin, Lohnnebenkosten, Versicherungen, Steuern ect.) so hoch geworden sind, dass nichts am Monatsende mehr übrig bleibt. Ich lebe noch von der Hoffnung, dass es mal besser wird, oder sich eine andere Geldquelle auf tut. Wenn ich an mein Rentenalter denke, kann ich nur ein auswandern in Betracht ziehen, denn für 350,00 € Rente kann ich meine Krankenversicherung nicht mehr bezahlen und leben kann ich auch nicht mehr. Ich hoffe inständig dass es mit der Bürgerversicherung mal eine Regelung geben wird die auch den verarmten Selbständigen hilft in die Zukunft zu blicken. Für die Gesellschaft haben diese ja wohl genug geleistet!
Viele liebe Grüße
angi-51
Re: Ungleiches Recht für wenige Priviligierte!!!!!
Hanna Legde , Dienstag, 12.09.2006, 14:50 (vor 6646 Tagen) @ angi-51
Ein erster Besuch beim Augenarzt in Berlin-Marienfelde,wurde mir mitgeteilt,dass mein Augenproblem nicht sehr schlimm sei,dies sei mit ein paar Tropfen zu regeln.Meine Augen wären gut,auch kein grauer Star.Ich 65.Man lud mich zu einem zweiten Besuch 14 Tg. später.Als erstes sollte ich drei Igelleistungen akzeptieren,die verneinte ich,dann bekam ich Tropfen zur Pupillenerweiterung.
Dann stellte der Arzt doch einen grauen Star fest,verweigerte mir die Verschreibung der Tropfen und ich musste unterschreiben,dass ich mich einer vom Gesetzgeber verordneten Behanldlung (sprich bezahlen) verweigert hätte.
Re: Ungleiches Recht für wenige Priviligierte!!!!!
Thomas, Mittwoch, 13.09.2006, 01:28 (vor 6645 Tagen) @ Hanna Legde
Vom Gesetzgeber ist gar nichts verordnet außer die Praxisgebühr!
Dass die Augenhintergrunduntersuchung als Vorsorgeuntersuchung nicht mehr bezahlt wird, haben Sie Ulla zu verdanken. Dies ist übrigens die einzige IGEL-Leistung beim Augenarzt, die wirklich empfehlenswert ist und die Sie auch bezahlen sollten - ist nicht teuer.
Doch bei ihrem Krankheitsbild ist eine Augenhintergrunduntersuchung auch über die Kasse abrechenbar.
Re: Ungleiches Recht für wenige Priviligierte!!!!!
Thomas, Mittwoch, 13.09.2006, 01:35 (vor 6645 Tagen) @ Thomas
Ich möchte noch eines meinem obigen Beitrag anfügen, das Sie, liebe Hanna, ihren Eintrag an den Bürgerversicherungsthread von Frau Fischbach drangehängt haben. Da sehen wir, wohin Staatsmedizin führt.
In Zukunft müsste man bei einer Bürgerversicherung mit Gesundheitsfond à la Ulla sich durch einen Katalog von IGEL-Leistungen kämpfen und als Laie entscheiden, was sinnvoll und was Abzocke ist.
Und die Reichen kaufen sich dann ganz frech trotzdem den ganzen Katalog und zahlen"s aus der Portokasse. Was schon ein Kranker aus dem Mittelstand, geschweige denn ein ärmerer Mitbürger dann noch für eine Behandlung im teuren Ernstfall erhält, kann ich mir schon ausmalen.