Re: Zitat: (Private Krankenversicherungen)

Elgin Fischbach @, Dienstag, 13.05.2003, 23:01 (vor 7864 Tagen) @ Versicherungskaufmann

Die Annahme, dass nur ältere Menschen durch Vorerkrankungen vom Ausschluss privater Versicherer bedroht sind, stimmt nicht:

Wie viele - von Geburt an oder durch Unfälle in jüngeren Jahren - Behinderte gibt es in unserer Gesellschaft? Und wie viele chronisch Erkrankte bereits in jungen Jahren (die immense Ausbreitung von Pollenallergien und ihrer Folgen - Asthma/Heuschnupfen - spricht hier als konkretes Beispiel eine klare Sprache!).

Dieser - zahlenmäßig nicht kleine - Personenkreis hat es bereits auch schon in jungen Jahren äußerst schwer, eine private Zusatzversicherung zu bekommen (oftmals ist es sogar völlig unmöglich!).

Ihr Beitrag zeigt mir, dass Solidarität mit Benachteiligten für Sie zum absoluten Fremdwort "verkommen" ist (was leider auf einen immer größer werdenden Teil unserer Gesellschaft zutrifft).

Natürlich plädiere auch ich für einen wirtschaftlichen Umgang mit vorhandenen Finanzmitteln (sonst hätte ich mich mit dem Forumsteilnehmer "Lui" nicht so sehr über die Thematiken "RSA und seine Auswirkungen"/"Sparpotentiale der großen Versorgerkassen" gestritten). Das bedeutet jedoch nicht zugleich, dass ich für eine bewusste Ausgrenzung benachteiligter Personengruppen aus unserem Gesundheits- und Sozialsystem plädiere (in Form einer Abkehr vom individuellen Bedarfsdeckungsprinzip) - zumal unser Staat aus kurzfristigen fiskalischen Gründen seit Jahren sein nicht unerhebliches "Schärflein" zur derzeitigen Finanzkrise der Krankenkassen beigetragen hat:


- "Deckelung" der Krankenversicherungsbeiträge für Arbeitslose (besonders für Langzeitarbeitslose) - besonders in konjunkturell schlechten Zeiten wie momentan sehr folgenreich

- Aufbürdung versicherungsfremder Leistungen ohne finanziellen Ausgleich (Mutterschaftsgeld, Sterbegeld, Beteiligung an den Kosten der Wiedervereinigung, etc.)


Hinzu kommt, dass die Prävention bei uns im internationalen Vergleich nur mager entwickelt ist. Was immense Auswirkungen hat - wie eine in der Presse veröffentlichte Untersuchung der Gmünder Ersatzkasse gezeigt hat: Lediglich 20 % ihrer Versicherten beanspruchen über 80 % der Gesamtleistungen - wobei bestimmte Krankheitsbilder (Herz-/Kreislauferkrankungen, Übergewicht etc.), die frühzeitig präventiv hätten angegangen werden können (zum langfristigen finanziellen Nutzen der gesamten Versichertengemeinschaft), besonders herausragen. Die seit kurzem eingeführten DMPs (Disease-Management-Programme) sollen nun helfen, diese Misere zu bekämpfen; zudem bieten manche gesetzlichen Krankenkassen als freiwillige Satzungsleistung die Kostenübernahme für präventiv wirkende Gesundheitskurse (Ernährungsberatung, Raucherentwöhnung, Anti-Stress-Training etc.) an.

Und: Unabhängige Untersuchungen haben - lt. Presseveröffentlichung - ergeben, dass Ältere nicht automatisch häufiger und schwerer krank sind. Vielmehr komme es auf das Ausmaß der Prävention und regelmäßigen Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen an (was allerdings auch schon in jüngeren Jahren eine Rolle spielt).


Fazit: Die ganze Problematik nur einseitig den - angeblich für die private Vorsorge zu faulen - Versicherten "in die Schuhe zu schieben", ist allzu einfach!


Gruß
Elgin


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