Nach Arbeitsstellenwechsel plötzlich GKV-pflichtig? (Private Krankenversicherungen)

Sebastian H. @, Freitag, 29.09.2006, 15:23 (vor 6631 Tagen)

Hallo,
nachdem ich (Arzt, 33 Mahre) > 18 Monate zufriedenes Mitglied einer privaten KV bin, wechsele ich jetzt zum 01.10. die Arbeitsstelle. Wegen weggefallenem Urlaubs- und Weihnachtsgeld ist mein zu erwartendes tarifliches Gehalt der nächsten Monate jedoch lediglich ca. 3500 €, sodass mich die Personalstelle ab sofort als KKV-pflichtig einstufen will. Aufgrund sehr guter zusätzlicher Dienst-Einnahmen in den ersten 9 Monaten des Jahres ist aber für mich klar, dass die Jahresgrenze von 49.000 € überschritten werden wird - das interessiert aber die neue Personalstelle nicht, die gehen lediglich vom zu erwartenden Monatslohn aus.

Ärgerlich ist zudem, dass
1. demnächst wieder Bereitschaftsdienste anstehen und damit das Gehalt mittelfristig wieder höher sein wird.
2. im bisherigen Tarif (BAT) ab April eine Höhergruppierung ansteht
3. Tarifverhandlungen anstehen (ab Miitte Oktober geführt), die auch für die Berliner Ärzte deutlich höhere Gehälter bringen werden (analog zu den bisherigen bundesweiten Abschlüssen) - ein weitere Grund, weshalb bald meinerseits die Verischerungspflichgrenze überschritten sein wird.

Nach der bisherigen Einschätzung ergeben sich mehrere Varianten:
1. PKV kündigen und endgültig zurück zur GKV
2. PKV in Anwartschaft umwandeln und übergangsweise in die GKV (wegen der o.g. Argumente für alle Beteiligten umständlich und das nur für wenige Monate, insgesamt fast die ärgerlichste Variante)
3. "lebenslang" von der gesetzlichen Versicherungspflicht befreien lassen (geht das in meinem Falle tatsächlich???) und in der PKV bleiben

Fällt jemandem evtl. noch eine bessere Lösung ein? Kann man ggf. eine Übergangslösung bis zum Jahresende finden um abzuwarten, um wieviel sich das Gehalt nach Tarifabschluss und Bereitschaftsdiensten tatsächlich steigert (zumal die Jahresgrenze auf jeden Fall überschritten wird)?

Ich finde die Situation sehr ärgerlich - zumal vorauuszusehen ist, dass sich alles nur für ein paar Monate verkompliziert. Aber ich habe eigentlich keine Lust, in eine gesetzliche Kasse einzutreten, aus der PKV auszutreten, eine Anwartschaft einzurichten um das in ein paar Monaten wieder zu ändern. Auf der anderen Siete fände ich es auch sehr radikal, für die kommenden wenigen Monate den Schritt mit der lebenslangen Befreiung von der Versicherungspflicht zu tun - wer weiß, ob man es später bereut....

Für eine profunde Hilfe und Abwägung von Für und Wider wäre ich sehr dankbar - es scheint ja ein nicht so ganz alltäglicher Fall zu sein....
Vielen Dank.
Sebastian

Re: Nach Arbeitsstellenwechsel plötzlich GKV-pflichtig?

vikingz @, Sonntag, 01.10.2006, 02:14 (vor 6630 Tagen) @ Sebastian H.

Nun, zugegebenermaßen eine ärgerliche Situation.

Die versicherungsrechtliche Beurteilung nimmt grds. der Arbeitgeber vor, das Anrechnen der voraussichtlichen Entgelte, Überstunden etc. ist eine Wissenschaft für sich, insbesondere dann, wenn eine neue Arbeitsstelle angetreten wird.

"Zusätzliche Einnahmen" sind erfreulich, aber nicht unbedingt "regelmäßig", zumal bei einem Arbeitgeberwechsel die bisherigen außerordentlichen Mehreinnahmen nicht angerechnet werden können ...ich würde für den Moment mal der Personalstelle vertrauen und von Versicherungspflicht ausgehen (hört sich für mich danach an).

Ich möchte zu Ihren Optionen kommen.

Vorab : eine Alternative gibt es nicht, Sie haben m.E. die Optionen abschließend aufgezählt.

Mit Option 3 möchte ich gern beginnen : ich sehe nicht, warum diese rein rechtlich für Sie in Frage kommen sollte. Für Ihren Fall kommt das tatsächlich m.E. nicht in Frage, womit das beantwortet wäre.

Ich möchte aber gerne meine Erfahrung mitteilen, dass ich unter allem mir möglichen Ignorieren aller Vorurteile mit der dauerhaften Befreiung von der Versicherungspflicht sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe. Nie nie nie (!) sollte man das machen, außer man hat ein paar Millionen auf dem Konto und kann sich sowieso alles erlauben (naja für Studenten ist es akzeptabel, aber für Ihren Fall nicht).

Dazu bemerke ich gern, dass ich selbst GKV-Angestellter bin, und bestimmt auch ein bisschen voreingenommen. Es bringt trotzdem nix, außer den finanziellen Ruin.

Lassen Sie sich da von Ihrem DVAG- oder AWD- oder Bonnfinanz-Spezi nix falsches erzählen

Option 1 : öh, ne, wozu?

Option 2 : die PKV in die Anwartschaft umwandeln und in die GKV wechseln, hört sich für mich sehr vernünftig an. Zunächst haben Sie keine Wahl, Sie können entweder die PKV kündigen oder in eine Anwartschaft umwandeln, in die GKV müssen Sie so oder so. Mit einer Kündigung der PKV verlieren Sie alle erworbenen Vorteile, die Anwartschaft wäre also sinnvoll, Papierkram hin oder her.

Insbesondere vor dem aktuellen politischen Hintergrund halte ich es außerdem für sinnvoll, sich die Optionen für die GKV sowie die PKV offen zu halten.

Wer weiß, was die Gesundheitsreform bringt...

Ich nehm Tor 2

Re: Nach Arbeitsstellenwechsel plötzlich GKV-pflichtig?

Sebastian Höhn @, Sonntag, 01.10.2006, 20:39 (vor 6629 Tagen) @ vikingz

Vielen herzlichen Dank für die schnelle Antwort!

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