Nach 20 Jahren Wechsel von PKV in GKV? (Private Krankenversicherungen)
Was tun? bzw. mit wem diskutieren?
Situation: Bin jetzt 20 Jahre in einer PKV (Alter 50, verh. keine Kinder, Ehefrau arbeitet und GKV). Habe die Entwicklung der Beiträge säuberlich nachgerechnet und komme zu teilweise sehr hohen Steigerungsraten in den letzten 10 Jahren (insbesondere im ambulanten Tarif).
Jetzt habe ich die Möglichkeit in die GKV zu wechseln; werde in 2007 AL2 Empfänger, danach Existenzgründer und werde mich selbständig machen.
Jetzt die Frage: Wechsel in GKV sinnvoll? Mir graut vor der Entwicklung der PKV. Werde ich trotz Altersrückstellungen mit 65 meine PKV noch zahlen können und wollen. Hochgerechnet lande ich bei gleichen Beitragssteigerungen wie im Durchschnitt der letzten 20 Jahren (8,6% bei Amb, 6,9% bei stat Tarifen) bei einem Gesambeitrag, der das 1,5fache des heutigenBeitrages ausmacht. Also bei über 1.100 Euronen pro Monat.
Na klar: ich kann noch Einfluß nehmen: Selbstbeteiligung hochsetzen (bringt Stand heute mehr als 110 Euro pro Monat Kostensenkung und ist auch sinnvoll - warum habe ich das nicht schon längst gemacht?).
Wie wirkt sich die Altersrückstellung auf meine zukünftigen Beiträge aus? Ich versuche eine Risikobetrachtung zu machen.
Jetzt hätte ich die Möglichkeit, in eine GKV zu wechseln; von meiner heutigen PKV könnte ich Zusatztarife zur GKV bekommen, die recht günstig sind (habe immerhin 20 Jahre Beiträge und entsprechende Rückstellungen geleistet). Aber macht das alles Sinn?
Und bei der Risikobetrachtung muß ich auch die Möglichkeit einbeziehen, dass ich im Alter auf die Minimalversicherung bei der PKV wechseln kann (soll ja den Leistungen und Beiträgen der GKV entsprechen). Dann wäre ich jedoch nach Aussagen von Testberichten ein Patient 3. Klasse. Oder nicht?
Wie wirkt es sich aus, wenn meine Frau sich mal entscheidet, nicht mehr zu arbeiten? Wie ist sie dann krankenversichert? Wenn ich in die GKV wechsele, ist sie dann automatisch familien-mitversichert? Wie sieht es aus, wenn ich in der PKV bleibe.
Wo kann man sich "objektiv" beraten lassen?
Re: Nach 20 Jahren Wechsel von PKV in GKV?
Das sind die richtigen. 20 Jahre Beiträge sparen und jetzt versuchen sie in die GKV zurückzukommen. Da hat die Regierung mal wieder ein richtig "gutes" Gesetz geschaffen, dass man als ALG 2 Bezieher in die GKV zurück kann.
Mein Tipp. Bleib in der PKV. Da geht es dir besser als in der GKV
Re: Nach 20 Jahren Wechsel von PKV in GKV?
Super Beitrag: informativ, strukturiert und sachlich. Danke
Re: Nach 20 Jahren Wechsel von PKV in GKV?
Richtig ist: Die GKV-Beitragssteigerungen der letzten Jahre sind geringer als in der PKV. Nicht erwerbstätige Ehepartner oder solche mit nur sehr geringem Einkommen können in der GKV über den beitragszahlenden Ehepartner kostenfrei mitversichert werden. Als ALG-II-Empfänger ist es derzeit möglich, ohne Berücksichtigung von Vorversicherungszeiten GKV-Mitglied zu werden, weil der Gesetzgeber diesen Personenkreis als "besonders schutzbedürftig" eingestuft hat. Der geplante PKV-Basistarif umfasst lediglich Leistungen auf GKV-Niveau - man zahlt dafür jedoch einkommensunabhängig den durchschnittlichen Höchstbeitrag aller gesetzlichen Krankenkassen (in der GKV ist die Beitragszahlung hingegen individuell einkommensbezogen und auch abhängig vom Beitragssatz der jeweils gewählten Krankenkasse).
Richtig ist aber auch:[/u] Es ist nicht fair, sich erst lange Jahre zum eigenen Vorteil aus der Solidargemeinschaft zu verabschieden und zu einem späteren Zeitpunkt - ab dem man selbst auf die Solidarität anderer angewiesen ist - diese Solidargemeinschaft einseitig zum eigenen Vorteil auszunutzen. Solidarität beruht bekanntlich auf Gegenseitigkeit! Da kann ich dem Forumsteilnehmer Ewald nur zustimmen - und ich hoffe sehr darauf, dass der Gesetzgeber diesen Mangel möglichst bald beseitigt!
Gruß
Elgin
Re: Nach 20 Jahren Wechsel von PKV in GKV?
Da Sie sich selbständig machen wollen, ist die Einkommensabhängigkeit auch in der GKV nicht komplett gegeben, da ein fiktives Mindesteinkommen von über 1800 Euro angenommen wird.
Wenn ich richtig rechne, zahlen Sie heute 733 Euro, d.h. die Vorwürfe der Verdi-Fraktion hier im Forum sind nicht zutreffend und die Bürgerversicherungs-Soze Ulla Schmidt hat hier ausnahmsweise mal recht: Die Ersparnisse in der PKV gegenüber der GKV sind schon mit Mitte 40 nicht mehr gegeben und in Ihrem Alter schon aufgefressen.
Ich rate Ihnen: Wechseln Sie in Ihrer unklaren Situation in die GKV und nutzen Sie Ihre Altersrückstellung zur Zusatz-PKV, hier v.a. bitte die risikorelevanten Bereiche, d.h. Chefarzt zur Quersubeventionierung der nicht ausreichenden Fallpauschalen im stationären Bereich, vielleicht auch Zahnbereich - ist zwar mehr ein Sparvertrag, aber Sie haben ja schon Altersrücklagen. Wenn Sie ambulant Privatpatient sein wollen, brauchen Sie einen sogenannten Kostenerstattungsrestkostentarif. Den bieten aber viele PKVen nicht an.
Allgemein bleibt festzustellen, dass Sie heute mit einer GKV + maximale Zusatz-PKV (ambulant + stationär Privatpatient) selbst beim Höchstbeitrag in der GKV kaum teurer kämen als in der Voll-PKV.
Sollten Sie als Selbständiger Erfolg haben, könnten Sie für diesen Fall Ihre PKV eine Zeit lang in Anwartschaft weiterlaufen lassen. In der GKV können Sie als "Freiwilliger" sowieso nur bleiben, wenn Sie volle 12 Monate durch ALG1+2 bzw. Familienversicherung in der GKV waren.
Jetzt werde ich mit meinen Ratschlägen viel Widerspruch ernten ("Unterstützung von Sozialschmarotzern" usw.). Doch in der jetzigen politischen Situation würde ich auf keinen Fall bei Arbeitslosigkeit in der PKV bleiben. Die CSU mäkelt noch ein bisschen an den neuen PKV-Regeln rum wegen der kleinen Beamten. Dann kommt wahrscheinlich folgender Kompromiss: Beamtentarife werden aufgrund des bereits bestehenden Aufnahmezwangs auch für kranke Beamte von den Reformen ausgenommen.
Und damit wird"s noch schlimmer: Damit müssen wahrscheinlich nur 50% der PKV-Versicherten (=Selbständige + Angestellte) durch Umlagen für gescheiterte Selbständige und arbeitslos gewordene höhere Angestellte und Ex-Beamten auf Zeit, die dann trotz ALG1/2 nicht mehr in die GKV dürfen, den PKV-Basistarifbeitrag auf 250 Euro, für den Ehepartner sogar auf 125 Euro senken. Damit werden die PKV-Volltarife explodieren. Die PKV wird außer für Beamte austrocknen. Und viele PKVen haben leider in den letzten Jahren bewiesen, dass sie eben keine ausreichende Altersrücklage bilden können, um die medizinische Inflation zu zahlen, ganz zu schweigen vom sog. medizinischen Fortschritt, von dem - das muss man unumwunden zugeben - der GKV-Versicherte ohne Zusatzversicherung in Zukunft öfter ausgeschlossen sein wird.