Wechsel trotz anstehender OP? (Private Krankenversicherungen)

Vicky @, Montag, 12.02.2007, 18:57 (vor 6496 Tagen)

Guten Tag,
eine Frage an die Spezialisten bezüglich Wechsel von GKV zu PKV bei bekannter OP in den nächsten Jahren.

Folgende Situation:
Seit 8 Jahren bin ich freiwillig gesetzlich versichert bei der BKK meines Arbeitgebers. Ich bin weiblich, 36 Jahre alt.
Ich hatte in Erwägung gezogen in diesem Jahr in die PKV zu wechseln.
Seit zwei Monaten habe ich starke Unterbauchschmerzen und habe mich von Hausarzt und Gyn durchchecken lassen.
Ich habe seit Jahren mehrere Myome, die mir aber keine Probleme verursachen. Mein Gyn überwies mich in ein Klinikum um eine Zweitmeinung einzuholen. Der dortige Oberarzt informierte mich, daß meine Schmerzen mit ziemlicher Sicherheit (über 90%) von dem Myomen kommen.
Er empfahl mir, die Gebärmutter entfernen zu lassen.
Da ich einen Kinderwunsch jedoch noch nicht vollkommen ausschliessen kann, möchte ich diese OP in den nächsten 3-5 Jahren nicht vornehmen lassen und es erstmal mit alternativen Methoden versuchen (Schmerztherapie, Akkupunktur etc.).

Nun zu meiner Frage:
Da mir diese Vorerkrankung jetzt bekannt ist und sie eventuell zu einem operativen Eingriff in absehbarer Zeit führen könnte, wäre das ein Grund nicht zu wechseln? Oder anders gesagt, wäre das für eine PKV ein Ablehnungsgrund oder bei Akzeptanz eine Vorerkrankung, die zu erheblich höheren Kosten führen wird?

Danke schonmal für Ihre Hilfe. Bin für jeden Hinweis dankbar.
Vicky

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Thomas, Dienstag, 13.02.2007, 00:20 (vor 6495 Tagen) @ Vicky

Sie müssen diese Vorerkrankung angeben und werden deshalb entweder abgelehnt oder einen Leistungsausschluss erhalten. Sollten Sie Beamtin sein, werden Sie aufgrund des Kontrahierungszwanges trotz Vorerkrankung gegen 30% Risikozuschlag aufgenommen.

Sollten Sie in einem Berufsverband sein, der mit einer PKV einen Rahmenvertrag hat, werden Sie auch gegebenenfalls mit einem Risikozuschlag aufgenommen.

Ab 1.1.2009 ist auch der Basistarif der PKV mit Kontrahierungszwang, für dessen Abschluss Sie wahrscheinlich nur Gesundheitsfragen zwecks Risikostrukturausgleich zwischen den PKVs beantworten müssen, eine Alternative, da dieser wohl erheblich bessere Leistungen im ambulanten Bereich umfassen wird als die GKV.

Dass Sie als Frau und dann v.a. im Basistarif nie weniger in der PKV als in der GKV zahlen, ist Ihnen schon klar. Die PKV ist nur sinnvoll für Leute, die Leistung haben wollen und bereit sind, dafür zu zahlen! Die Sparangebote in der Werbung sind Tarife, die z.B. lebenserhaltende Hilfsmittel und Reha, Kur und Psychotherapie ausschließen, also unter GKV-Niveau sind!

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Vicky @, Dienstag, 13.02.2007, 21:20 (vor 6494 Tagen) @ Thomas

Hallo,
danke für Ihre Antwort.
Ich bin keine Beamtin oder in einem Berufsverband, der einen Rahmenvertrag hat.
Ich bin Angestellte und zahle seit Jahren den Höchstbetrag in der GKV, der immer noch teurer wird ohne, daß ich dafür mehr bekomme. Ich warte bis ich schwarz werde beim Arzt (dafür habe ich keine Zeit, bei meinen Arbeitszeiten) und wenn ich dann mal ins KH muss liege ich mit dauerjammernden, laut schnarchenden Seniorinnen im Dreibettzimmer. Das empfinde ich als nicht gerecht.
Mir ging es schon darum, mehr Leistung zu erhalten, für mein Geld.
Ich weiß auch, daß ich das eventuell gesparte Geld anlegen muss, um Mehrkosten in der Zukunft auszugleichen.
Was mich interessiert ist, ob man mich wegen einer solchen OP ablehnen kann, zumal nicht 100% erwiesen sind, daß das wirklich meinen Beschwerden abhilft.
Was ich nicht ganz verstehe ist Ihr letzter Absatz. KÖnnen Sie mir das bitte etwas genauer erklären.
Danke
Vicky

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Vicky @, Montag, 19.02.2007, 19:55 (vor 6488 Tagen) @ Thomas

Hallo,
Was ich nicht ganz verstehe ist Ihr letzter Absatz. Können Sie mir das bitte etwas genauer erklären.

Wie sieht es mit privater Zusatzversicherung aus. Würde auch hier die OP ausgeschlossen?
Gruß
Vicky

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Thomas, Dienstag, 20.02.2007, 15:15 (vor 6488 Tagen) @ Vicky

Die PKV ist eine Luxus-Veranstaltung. Das ist so, also ob Sie bei Mercedes ein verpflichtendes lebenslanges Abo auf einen Autokauf alle drei Jahre abgeschlossen hätten!

Die PKV arbeitet im Gegensatz zur GKV nicht nach dem Umlage-, sonderen nach dem Kapitaldeckungsverfahren. Was heißt das?

Nach dem Umlageverfahren der GKV werden die Kosten im Jahr 2006 so umgelegt, dass diese mindestens durch die Beitragseinnahmen in 2006 + Erhöhungen in 2007 gedeckt sind. Sie zahlen z.Z. einkommensabhängig einen Beitrag in dieses System unabhängig von Ihrem Gesundheitszustand usw.

Nach dem Kapitaldeckungsverfahren wird dagegen bei der PKV eine sogenannte Kohorte gebildet, d.h. Sie werden bei einem Versicherer mit allen Frau Ihrer Altersgruppe zusammengefasst. Für diese Kohorte wird ein Kapitalstock angelegt, aus dem dann die laufenden Ausgaben gezahlt werden. Da Frauen nun einmal länger leben als Männer, muss der Kapitalstock höher sein.
Und da der Kapitalstock auch höher sein muss, wenn Sie Vorerkrankungen haben, wird man dies sicherlich nicht den Damen in Ihrer Kohorte aufbürden wollen, die gehen nämlich dann mit dem Argument des Preises zum nächsten Versicherer!

Würde man den Komfort der Top-PKV in einem System ohne Risikoselektion, dann müsste man mit Beiträgen über 700 Euro monatlich rechnen! Das sieht man daran, dass heute die Beiträge der über 70jährigen in diesen Regionen liegen - denn nach mindestens 10 Jahren ist jede Risikoprüfung Schall und Rauch, d.h. auch ehemals Topgesunde können ja krank werden!

Nun zu einer Lösung Ihrer Probleme:

1. Problem: Sie wollen weniger zahlen: Vergessen Sie es, Sie sind dafür zu krank! Denn sollte eine Aufnahme in eine Voll-PKV ohne Ausschluss gelingen, müssen Sie mit deftigen Aufschlägen rechnen.

2. Problem: Sie wollen mehr Komfort und schneller zum Arzt:
Einige gesetzliche Krankenkassen werden ab dem 1.4. nach der neuen Rechtslage Wahltarife mit Mehrleistungen gegen Beitragszuschlag anbieten. So kündigte die Technikerkasse bereits an, dass sie einen sog. Kostenerstattungstarif anbieten will, in dem Sie bei Kassenärzten bis zum 1,8- oder 2,3-fachen Satz der PKV-Gebührenordnung (die AOKs und BKKs zahlen meist nur den 0,6fachen, die Ersatzkassen bis zum 1-fachen! Achtung: Dies sind nur ungefähre Werte, da die PKV- und GKV-Gebührenordnungen nicht ganz vergleichbar sind und umgerechnet werden müssen!) gegen Privatrechnung behandelt werden, das heißt Sie wären einem beihilfeberechtigten privatversicherten Beamten gleichgestellt.
Warten Sie ab, was den Ankündigungen folgt. Da hier keine Risikoprüfung erfolgt, wird der Tarif nicht billig sein, ich rechne mal mit einem Aufpreis von ca. 100 bis 150 Euro je nach Steigerungssatz! Auch darf die GKV Sie auf Jahre an sich binden, d.h. Sie können kaum mehr die Kasse wechseln. Ist aber analog zur PKV.

3. ambulante Zusatz-KV: Es gibt sogenannte ambulante PKV-Kostenerstattungstarife, die allerdings auch nicht billig sind. Hier wäre ab 1.4. ein Leistungsausschluss handhabbar, da man nicht mehr in der GKV strikt für ein Jahr immer auf Privatrechnung gehen muss, wenn man Kostenerstatter werden will. Ab 1.4. können Sie wählen, bei welchem Arzt es etwas bringt Privatpatient zu sein oder wo nicht. Wo Sie Privatpatient sind, erhalten Sie eine Privatrechnung, auf die Ihnen die GKV bei erstattungsfähigen Leistungen ungefähr 25 bis 40% erstattet. Den Rest würde die Zusatz-PKV zahlen bzw. u.U. bei der TK der Wahltarif.
Wegen eines drohenden Leistungsausschlusses bei der PKV ist ein Wahltarif bei der GKV vorzuziehen!

4. stationäre Zusatz-KV ist eine Möglichkeit, doch aufgrund des drohenden Leistungsausschlusses sehr unattraktiv.

Verstehen Sie mich bitte richtig! Mir ist klar, dass unser Gesundheitssystem sich in einer verfahrenen Situation befindet. Frau Schmidt, die die Bürgerversicherung für alle will, interessiert sich nur für den Minimalkomfort. Dass es jetzt Wahltarife in der GKV geben kann, haben wir sicherlich nicht Frau Schmidt zu verdanken.
Doch die Masse aller Menschen interessiert sich erst für die Versicherung, wenn das Haus schon brennt. Doch ein brennendes Haus ist bekanntlich nicht mehr versicherbar. Wie oft habe ich schon von gesunden nicht schlecht verdienenden Berufsanfänger gehört, dass die stationäre Zusatz-PKV mit 25 bis 50 Euro monatlich zu teuer ist. Für anderen Konsum-Schrott oder andere unsinnige Versicherungen ist aber dann Geld da!

Noch eine Anmerkung zu den GKV-Wahltarifen: Diese sind bei Billigkassen oder AOKs nicht zu erwarten, da es entweder keine Nachfrage geben wird - manche mögen ja ein Dreibettzimmer und das kollektive Dahinsiechen - oder es aufgrund der Versichertenstruktur (v.a. AOK) und/oder der rigorosen Budgetierung (v.a. bei den BKKs) zu Beiträgen in diesen Tarifen kommen wird, die untragbar sein werden und damit die Nachfrage wieder nicht gegeben ist.

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Thomas, Dienstag, 20.02.2007, 15:29 (vor 6488 Tagen) @ Thomas

Noch eine Anmerkung zum letzten Absatz des ersten Postings:

Der PKV-Basistarif wird zwar der GKV vergleichbare Leistungen enthalten, aber kalkuliert sein wie eine normale PKV, d.h.

- Frauen bleiben teurer aufgrund der höheren Lebenserwarteung des Schwangerschaftsrisikos (letzteres wird die EU aber alsbald untersagen)

- Der Basistarif umfasst im Bereich Reha, Kur. Psychotherapie und Kur sicherlich mehr als die PKV-Billigtarife, d.h. dies treibt die Tarife hoch.

- Es müssen sich darin bis zu 200.000 Unversicherte versichern, die keine Altersrücklagen einbezahlt haben. Dies treibt weiterhin den Beitrag hoch.

- Es erfolgt keine Risikoprüfung, d.h. viele kranke feiwillig Versicherte werden bei Leistungsvorteilen (je nach Ausgestaltung wird es keine Budgetierung geben - aber hier heißt es abwarten!) in die Basis-PKV wechseln. Die gesunden werden in der GKV bleiben, da kein Beitragsvorteil zu erwarten ist und die Beiträge in der Basis-PKV (wie bei jeder PKV) im Alter nicht einkommensabhängig sind.

- Die Deckelung der Beiträge auf den Höchstsatz des GKV-Beitrages (also 500 bis 600 Euro) erfolgt erst durch Mittel der anderen Basisversicherten, erst wenn eine Kohorte komplett über den Höchstsatz rutscht wird auf die anderen PKV-Versicherten außerhalb der Kohorte umgelegt - so ist es zumindest den jetzigen Gesetzen zu entnehmen. Die Ausführungsbestimmungen fehlen aber noch.

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Vicky, Donnerstag, 22.02.2007, 21:16 (vor 6485 Tagen) @ Thomas

Hallo,
danke für die ausführlichen Antworten. Ich bezahle jetzt fast 600 EURO/Monat, das ist richtig.

Verstehe ich das richtig, daß Sie mir eher raten bis zum 1.4 zu warten und dann eine Private Zusatzversicherung abzuschliessen? Vielleicht nützt mir das für diese OP nichts, es sei denn ich finde eine Versicherung ohne Risikoprüfung, aber für zukünftige Krankenhausaufenthalte in anderem Zusammenhang, wäre ich abgesichert?

Das heißt Sie hätten mir auch ohne meine anstehende OP, also als Gesunde, empfohlen eher in der GKV zu bleiben?
Das klingt fast so, als ob es sich für Frauen garnicht lohnt.

Viele Grüße
Vicky

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Thomas, Donnerstag, 22.02.2007, 22:03 (vor 6485 Tagen) @ Vicky

Sie haben falsch verstanden!

Ab dem 1.4. dürfen GESETZLICHE KRANKENKASSEN WAHLTARIFE OHNE GESUNDHEITSPRÜFUNG anbieten, um das Kostenerstattungsverfahren zu ermöglichen, d.h. dass Sie ambulant Privatpatient werden.
Das hilft Ihnen, schneller einen Termin zu bekommen, da es keine Budgetierung in solchen Tarifen gibt. Auch werden Sie damit u.U. ambulant zum Chefarzt und stationär zum Oberarzt vordringen.
Es hilft Ihnen aber nicht, ins Einbettzimmer zu kommen!

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Vicky, Donnerstag, 22.02.2007, 22:05 (vor 6485 Tagen) @ Thomas

Danke für die Klarstellung
Chefarzt / Oberarzt ist mir wichtig.
Zweibettzimmer nur zweitranging.
Einbettzimmer wollte ich nie.
Gruß
Vicky

Re: Wechsel trotz anstehender OP?

Elisabeth, Freitag, 23.02.2007, 11:17 (vor 6485 Tagen) @ Vicky

Vicky, Sie widersprechen sich. Hier schreiben Sie, Zweibettzimmer sei nur zweitrangig und Einbettzimmer wollten Sie nie und oben schreiben Sie, "und wenn ich dann mal ins KH muss liege ich mit dauerjammernden, laut schnarchenden Seniorinnen im Dreibettzimmer. Das empfinde ich als nicht gerecht."

Was das mit Gerechtigkeit zu tun hat, verstehe ich nicht. Um aber auf dieser Schiene zu bleiben: Sie haben offenbar genug Geld, um sich Besseres zu leisten. Wenn Sie das dann nicht tun und statt dessen diese ach so schrecklichen Umstände ertragen, dann ist es sehr wohl gerecht.

Davon abgesehen: SIE werden mit ziemlicher Sicherheit auch mal zur Seniorin, die Lebensmitte haben Sie ja schon fast überschritten. Vielleicht treffen Sie dann ja auf jemanden, der sich ähnlich abfällig über Sie äussert, wie Sie dies oben über andere getan haben und vielleicht erinnern Sie sich dann sogar daran, dass Sie selber auch mal so gedankenlos waren (wenn die Demenz Sie bis dahin noch nicht erreicht haben sollte).

Freundliche Grüße
von einer Nicht-Seniorin

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