IKK's zerfleischen sich selbst (Gesetzliche Krankenkassen)

naruto @, Mittwoch, 13.08.2008, 22:38 (vor 5951 Tagen)

Wer solche Kollegen hat, braucht keine AOK, BEK oder ähnliche.

Bizarrer Streit entzweit die Krankenkassen

Ein bizarrer Streit zwischen den Innungskrankenkassen (IKK) und anderen Kassen in Niedersachsen wirft ein bezeichnendes Licht auf den Zustand der gesetzlichen Krankenversicherung.


Offiziell geht es bei dem Konflikt um die Finanzierung zahnmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und die Bezahlung von Verbrauchsmaterialien in Arztpraxen.
Im Kern handelt es sich um den Versuch, sich gegenseitig Lasten zuzuschieben.

In der Regel rechnen Krankenkassen die Behandlungen, die ihre Versicherten in Anspruch nehmen, direkt mit den jeweiligen Leistungserbringern ab.
Um die Abrechnung in bestimmten Bereichen zu vereinfachen, bedienen sich die Beteiligten eines Umlageverfahrens:
Die Kassenverbände zahlen für jeden Versicherten ihrer Kassenart anteilig die in Anspruch genommenen Leistungen.

Im Prinzip jedenfalls.
Weil der IKK-Landesverband Nord seit Mai seinen Zahlungsverpflichtungen bei der Zahnprophylaxe und beim sogenannten Sprechstundenbedarf nicht mehr nachkommt, haben jetzt AOK, Betriebs- und Ersatzkassen beim Sozialgericht Hannover einen Antrag auf einstweilige Anordnung eingereicht – und damit heimliche Freude bei der IKK Niedersachsen ausgelöst: Die Kasse sieht darin eine Chance, von ihrer schnell wachsenden Kassenschwester IKK Direkt in Kiel mehr Geld zu bekommen.

Zum Hintergrund:
Im IKK-System hat bis zum vergangenen Jahr der IKK Landesverband Niedersachsen die sogenannte Vertragspartnerumlage für alle Mitglieder bezahlt, die ihren Wohnsitz im Land haben. Seit 2007 ist die hiesige Dachorganisation mit den Partnern aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein im IKK-Landesverband Nord aufgegangen. Die Zahlungsverpflichtungen für die Umlagen in Niedersachsen gingen formal auf die IKK Niedersachsen über – doch diese will die Lasten nicht länger allein tragen.

Kassenchef Wolfgang Krause stört sich vor allem daran, dass seine IKK auch für die niedersächsischen Versicherten der weit größeren IKK-Direkt aufkommen soll.
Die Schwesterkasse ist wegen ihres günstigen Beitragssatzes (12,9 Prozent) stark gewachsen; nahezu jedes sechste der insgesamt 590 000 Mitglieder wohnt zwischen Ems und Elbe. Die IKK Niedersachsen (Beitragssatz: 14,5 Prozent) zählt 200 000 Mitglieder.

Beim Streit über Umlagen für Zahnprophylaxe und Sprechstundenbedarf geht es dem Vernehmen nach um 6 Millionen Euro – angesichts der Milliardenausgaben im Gesundheitssystem wäre das kaum der Rede wert. Vor allem aber sei es eine Frage des Prinzips, findet der niedersächsische IKK-Chef Krause: „Hier wird eine rechtliche Lücke ausgenutzt.“ Daher habe auch die IKK Niedersachsen rechtliche Schritte gegen die Schwesterkasse in Kiel eingeleitet.

An der Förde weist man die Vorwürfe aus Hannover zurück.
„Der wahre Übeltäter“, sagt IKK-Direkt-Chef Ralf Hermes, „ist der untergegangene IKK-Landesverband Niedersachsen.“
Dieser habe die Verträge so formuliert, dass nun die IKK Niedersachsen als Einzelkasse für die Umlagen geradestehen müsse. Die IKK-Direkt sei aber bereit, einen Anteil für Zahnvorsorge der Kinder zu übernehmen. Für die Sprechstundenpauschale gelte das hingegen nicht –
„wegen des Gerechtigkeitsprinzips“, wie Hermes sagt:
Bei der IKK-Direkt seien vorwiegend Gesunde versichert, die nur selten zum Arzt gingen.

Ihren Streit könnten die beiden IKK-Chefs auch außerhalb der Gerichte beilegen – auf einer Vorstandssitzung des IKK Landesverbandes Nord etwa. Dort sind die beiden Kassenmanager nahezu unter sich: Hermes ist der Vorstandschef und Krause sein Stellvertreter.

So viel Solidarität und Nächstenliebe, was wird wohl aus dieser Kasse werden?

IKK's zerfleischen sich selbst und die BKK'n auch

Wonderboy, Samstag, 16.08.2008, 01:48 (vor 5949 Tagen) @ naruto

Ich gebe dir recht! AOK & Co. sagen schon mal Danke! Laß sie die Versicherten wie blöde Schafe behandeln.

VW-Krankenkasse heißt Auto-BKK

Chef Ralf Sjuts:
Jetzt steht es fest: Die neue VW-Krankenkasse heißt bald „Auto BKK“. Nach dem Rückzug von Volkswagen aus der Deutschen BKK will die eigenständige Kasse unter Leitung von Ralf Sjuts in der City ihren Sitz eröffnen. Sieben Filialleiter der Deutschen BKK sind schon zur Auto BKK gewechselt.

Deutsche BKK: Die einstige Tochter BKK FTE wird zur Auto BKK und will VW-Beschäftigte versichern.

Mit 89 Mitarbeitern will die neue Auto BKK starten – derzeit werden noch Angestellte gesucht.
Ralf Sjuts, der bei der Deutschen BKK ausstieg und jetzt Chef der AutoBKK ist, bestätigte der WAZ: „Sieben Filialleiter der Deutschen BKK haben gekündigt und werden künftig bei uns beschäftigt sein.“ Lydia Krüger, Pressesprecherin der Deutschen BKK, befürchtet, dass auch weitere Mitarbeiter wechseln wollen.
Mit welchen Angeboten die Auto BKK VW-Mitarbeiter zu einem Versicherungswechsel bewegen will, dazu will sich Sjuts noch nicht äußern – nur so viel: Der jetzige Standort an der Sudammsbreite sei nur eine Übergangslösung, der Sitz werde direkt in die Wolfsburger City verlagert.
Unterdessen bereitet sich die Deutsche BKK auf den härteren Wettbewerb vor. „Wir haben ohnehin gute Leistungen und werden versuchen, die VW-Mitarbeiter mit speziellen Programmen zu halten“, so Krüger. Denn: Falls doch viele Versicherte wechselten, dann müsse bei der Deutschen BKK langfristig auch über die Reduzierung der derzeit 1400 Mitarbeiter nachgedacht werden.

Veröffentlicht am 10.08.2008 22:27 Uhr
Zuletzt aktualisiert am 10.08.2008 22:27 Uh

Re: IKK's zerfleischen sich - bzw. sparen sinnvoll Geld?

GKVMann, Donnerstag, 21.08.2008, 11:42 (vor 5943 Tagen) @ naruto

Das IKK-Systen scheint in der Tat einen komplett eigenständigen Weg zu gehen...

Während alle Kassenarten ihre teueren Bundesverbände in ein GbR umwandeln und alles bei alten bleibt , außer das die Aufgaben an den neu gegründeten Spitzenverband abgegeben wurden.... lassen die IKK " n ihren Bundesverband in der Luft hängen bzw. werden diesen nicht fortsetzen.

Ein recht interessanter Artikel.

Anscheinend sind die IKKen der Meinung das die hohen Verwaltungskosten, die ein solcher Bundesverband verursacht, ab 2009 nicht mehr im Verhältnis zu den wenig verbliebenen Aufgaben stehen.

Da bin ich mal gespannt - ob die IKKen ab 2009 nur ein Vorreiter sind ;-)

Ok- die 260 Mitarbeiter des IKK-Budesverbandes können einen schon leid tun - aber was solls...

http://www.krankenkassen-direkt.de/news/news.pl?val=1219310703&news=221296740

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