Gesundheitsfragen (Private Krankenversicherungen)
Liebe Forumsteilnehmer,
ich habe vor, entweder eine private Krankenzusatzversicherung oder sogar eine Vollversicherung abzuschließen. Da ich alle Gesundheitsfragen ehrlich beantworten möchte, habe ich allerdings starke Zweifel, dass mich eine Versicherung als Versicherungsnehmer haben möchte.
Nun meine Fragen:
1. Gibt es unterschiedliche Bewertungspunkte der Krankenversicherungen bezüglich der Gesundheitsfragen bei Zusatzversicherungen im Vergleich mit Vollversicherungen?
2. Diagnosen: Schlafapnoe (therapiert mit CPAP-Gerät), Nasennebenhöhlen-OP in 2007 wegen entzündeter Schleimhäute, Reizdarm, Besuch-Neurologe in 2006 wegen stressbedingtem Unwohlseins - therapiert. Sonst Hausarzt 1-2 x im Jahr wegen Erkältungen, Grippe u.s.w.. NR, NT.
Wie stehen die Chancen für eine Aufnahme in die PKV u.U. mit Risikozuschlag-
Über zahlreiche Meinungen und Antworten freue ich mich schon jetzt.
Gruß
Joerg
P.S. Mein Alter ist 35!
Re: Gesundheitsfragen
Ehrlich gesagt, leider sehr schlecht wegen der Schlafapnoe und Reizdarm, dann noch Überlastungssyndrom. Das sind praktisch nicht zu versichernde Risiken, denn ein brennendes Haus kann man bekanntlich auch nicht mehr versichern. Außer Sie sind Beamter, da gilt jetzt schon Kontrahierungszwang, allerdings mit deftigen Beitragszuschlägen.
Bei einer Zusatzversicherung wird bei problematischen Diagnosen abhängig vom Leistungsumfang ein Leistungsausschluss oder eine Ablehnung erfolgen. Zahn wird z.B. komplett unproblematisch sein.
Bei einer Vollversicherung wahrscheinlich Ablehnung, Ausschluss oder krankheitsbezogener Selbstbehalt. Auf jeden Fall werden Sie Ihr Schlafapnoegerät und Reizdarmbehandlungen in Zukunft selbst bezahlen dürfen!
Mit Ausnahme des krankheitsbezogenen Selbstbehalts ist alles andere indiskutabel, da Sie dann schlechter als in der GKV versichert sind.
Wenn Sie mehr Leistung wollen, warten Sie noch bis Herbst ab, dann wird es bei vielen GKVen sogenannte Höherversicherungstarife ohne Gesundheitsprüfung geben. Das wird zwar teurer als jetzt, aber Sie kommen so überhaupt rein. Oder Sie warten auf den Basistarif der PKV. Hier gibt es keine Gesundheitsprüfung. Welche Bedingungen dieser Tarif hat und ob er in Bezug auf die Leistung besser als die GKV ist, ist noch unklar. Das weiß man erst Mitte 2008.
Wenn Sie sich dennoch nicht abbringen lassen wollen, einen PKV-Versuch zu starten, dann tun Sie dies bitte über einen Spezialmakler, der bereit ist, eine komplett anonymisierte Voranfrage nur mit Gesundheitsdaten, Geschlecht und Alter an möglichst viele Versicherer zu stellen. Probeanträge bitte nicht vornehmen, denn schon diese werden in der Wagnisdatei des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft eingetragen und dann bekommen Sie lebenslang Schwierigkeiten, eine Personenversicherung abzuschließen. Lassen Sie sich bitte schriftlich von dem Makler bestätigen, dass keine identifizierende Daten, wie Adresse oder genaues Geburtsdatum an die Versicherer gehen!
Re: Gesundheitsfragen
Hallo Thomas, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Gibt es nicht mittlerweile Krankenzusatzversicherungen mit eingeschränkter bzw. reduzierter Gesundheitsprüfung? Ich hatte mal bei Signal-Iduna etwas davon gehört.
Gruß
Joerg
Re: Gesundheitsfragen
Hallo Joerg!
Also ich weiß bislang nur von reduzierten bzw. vereinfachten Gesundheitsprüfungen bei den Kooperationen GKV-PKV. Wenn Deine gesetzliche Kasse also einen Kooperationsvertrag mit einer PKV abgeschlossen hat (über Zusatzversicherungen - haben die meisten Kassen) - dann könnte es sich lohnen, sich da mal nach den Konditionen/Gesundheitsfragen zu erkundigen.
Wichtig zu wissen: Diese Sondertarife gelten in der Regel nur, solange man bei dieser gesetzlichen Kasse bleibt.
Freundliche Grüße
Re: Gesundheitsfragen
Es gibt immer mal wieder Aktionen oder Kontrahierungspflicht über Berufsverbände zum Eintritt in Gruppentarife, aber teilweise mit bis zu 1000% Risikozuschlag!
Auch gibt es teilweise sinnfreie Zusatzversicherungen, die ohne Gesundheitsprüfung laufen, d.h. hier sind Sachen abgesichert, die man auch selbst zahlen kann, jedoch z.B. keine Krankhauswahlleistungen!
Bei den Gesundheitsfragen wird bei GKV-Kooperationen oft weniger abgefragt, d.h. nur ärztliche behandelte Krankheiten und keine Beschwerden, die nicht ärztlich behandelt wurden, oder der Abfragezeitraum ist verkürzt. Da aber die Apnoe-Geschichte nun einmal eine Dauerbehandlung ist, muss sie angegeben werden. Bei den anderen Sachen kann man natürlich sich einen neuen Hausarzt suchen und drei Jahre diesen wegen dieser Sachen nicht mehr aufsuchen. Dann überlebt man natürlich diese vereinfachten Gesundheitsprüfungen!
Übrigens: Natürlich kann man in den PKV-Tarifen bleiben, wenn man die kooperierende GKV verlässt. Nur der Beitragsvorteil dieser Gruppentarife geht verloren!
Re: Gesundheitsfragen
@ Thomas:
Hmmm, nun bin ich etwas unsicher: Ich habe mir mal sagen lassen, dass nur die Tarife, die auch "regulär" verkauft werden, bei Kündigung weiterlaufen - dann eben nur zu den regulären Preisen.
Wenn aber ganz spezielle Tarife nur für diesen Kooperationspartner kalkuliert + verkauft werden oder sogar ein ganz spezielles PKV-Unternehmen extra für diese Kooperation "gegründet" wird - könne man bei einem Kassenwechsel dort gar nicht mehr bleiben. Weil es ja auch gar keine regulär kalkulierten Prämien dafür gibt und diese Tarife oder dieses Unternehmen regulär gar nicht auf dem Markt sind. Dann fliegt man raus - und kann nur mit neuer Gesundheitsprüfung woanders einen Antrag stellen.
Kann da doch was dran sein? Oder weißt Du das genau, dass man immer im Tarif bleiben kann?
Gespannte Grüße
Re: Gesundheitsfragen
So etwas wird gern von den GKVen gesagt, widerspricht aber der Rechtsgrundlage für PKVen!
Denn: Die PKV muss die Verlasser des Gruppenvertrages entweder selbst oder in einer konzerneigenen PKV in einem leitsungsgleichen Tarif ohne Gesundheitsprüfung versichern!
Re: Gesundheitsfragen
Dankeschön, Thomas! Das ist ja echt interessant!
Gibt es da irgendwas (Gesetz, Richtlinie oder so), worauf man sich ggf. berufen könnte?
Re: Gesundheitsfragen
Hallo Besucher,
ich denke da reicht bereits ein Blick in die Tarifbedingungen der jeweiligen Zusatzversicherung der PKV. Dort dürfte sich kaum ein Hinweis auf eine bestimmte GKV-Zugehörigkeit befinden (ich selbst bin GKV-Versichert und habe eine KV-Zusatzversicherung, in den Vertragsbedingungen findet sich keinerlei Hinweis).
Gruß
Targot
Re: Gesundheitsfragen
Schlicht und einfach: Versicherungsvertragsgesetz