privat oder gesetzlich (Private Krankenversicherungen)

lara @, Montag, 22.10.2007, 23:49 (vor 6247 Tagen)

ich überlege, ob ich aufgrund der horrenden beiträge, die ich in der GK zahle (mit immer schlechteren leistungen) in eine PK wechsle oder nur eine private zusatzversicherung abschließen soll.
bin 42, w, war bis vor kurzem beamtin auf zeit, inzwischen auf lebenszeit. bin in der GK (barmer) freiwillig versichert und zahle über 550 eur krankenversicherung. da ich beamtin bin, bekomme ich theoretisch 50% beihilfe, von der ich aber nur selten profitiere, da die GK keine halbierung der versicherungsbeiträge vorsieht. ebenfalls zähle ich nicht als privat versicherte.
macht es denn sinn, die aufnahme in eine PK zu versuchen? ich habe schon 2x psychoanalysen gemacht. ansonsten hatte ich die letzten 5 jahre keine ops oder sonstigen größeren dinge mit ausnahme einer starken makulablutung (vermutlich stressbedingt), die konnte jedoch mittels laser behoben werden. wie lange zurück müssen angaben gemacht werden und welche? kann man aus einer PK auch wieder rausfliegen? gibt es leistungen, die die GK übernimmt und die PK nicht? auf was sollte man achten?
welche PKs wären empfehlenswert? meine zahn-/krankenhaustagegeld sowie eine reihe anderer versicherungen (hausrat etc) habe ich bei der debeka, mit der ich bislang gute erfahrungen gemacht hatte. die debeka und vereinte versicherung hatte ich kürzlich um eine kostenangebot für eine zusatzversicherung gebeten, beide rieten mir, mich dort komplett versichern zu lassen.

neben dem hohen beitrag für die GK nervt mich vorallem, dass man inzwischen bei vielen ärzten kaum termine mehr bekommt, oder erst gar nicht angenommen wird.
deswegen würde mich im falle einer zusatzversicherung vorallem eine interessieren, mit der man zu jedem arzt seiner wahl kann, ohne abgewiesen zu werden und die auch andere heilmethoden finanziert.
entspricht eine private zusatzversicherung dem "privat-versichert-sein"?
oder wird man auch dann noch weiter als patient zweiter klasse behandelt?

was für eine zusatzversicherung wäre denn sinnvoll?
eine private zusatzversicherung für zahn+krankenhaustagegeld habe ich schon seit längerer zeit.

danke und viele grüße
lara

Re: privat oder gesetzlich

Thomas, Dienstag, 23.10.2007, 02:53 (vor 6247 Tagen) @ lara

Waren Sie schon am 1.1.2005 freiwillig in der GKV als Beamtin auf Zeit/Probe/Lebenszeit versichert?

Wenn dies der Fall ist, gilt für Sie die dauernde Öffnungsaktion (ohne Frist) der PKV und Sie müssen gegen 30% Zuschlag in die PKV aufgenommen werden.

Begann Ihr Beamtendasein erst ab 2005, dann gibt es etliche Probleme, die ich erst ausführe, wenn dies der Fall ist.

Aufgrund der Psycho-Sachen sind Sie in einer PKV nicht versicherbar, außer Sie verzichten komplett lebenslänglich auf jede Psychoanalyseerstattung! Deshalb ist nur die Öffnungsaktion mit 30% Zuschlag der Weg für Sie in die PKV. Übrigens werden Sie auch keinen Beihilfeergänzungstarif erhalten (lesen Sie bitte dazu den Thread zum Beihilfeergänzungstarif, in dem ich alles beschrieben habe und die Versicherungslücken [Reha, Kur, Hilfsmittel; Zahn ist noch das verschmerzbarste], die sich daraus ergeben).

Übrigens: In der PKV können Sie die Genehmigung von mehreren Psychoanalysen vergessen, das wird meist nicht genehmigt oder nur z.B. 20 Sitzungen pro Jahr bezahlt (Debeka) oder ab der 20./30. Sitzung eine heftige Selbstbeteiligung von 20 bis 40% verlangt. Es gibt auch viele Tarife, in denen Psycho-Sachen nur so versichert sind, dass nur schwere Psychosen, die stationär in einer Psychiatrie behandelt werden, bezaahlt werden.

Nichtsdestotrotz empfehle ich Ihnen als Beamtin unbedingt den Gang in die PKV, da Sie nur so die Beihilfe und damit den Arbeitgeberanteil nutzen können.

Ab 1.1.2009 wird es dann noch den PKV-Basistarif geben. Hier erfolgt keine Gesundheitsprüfung. Doch Sie dürfen hier nur mit Leistungen auf dem GKV-Niveau oder sogar darunter (Psychologie/Hilfsmittel/Heilmittel, fehlende Kur/Reha) erwarten.

Re: privat oder gesetzlich

Thomas, Dienstag, 23.10.2007, 02:56 (vor 6247 Tagen) @ Thomas

Nochmal Achtung: Bei der Debeka erhalten Sie ohne Beihilfeergänzungstarif leider einen unzureichenden Versicherungsschutz. Die Debeka ist eine sehr gute PKV, ist aber im Rahmen der Öffnungsaktion durch die Tarifgestaltung (im Haupttarif keine Reha/Kur, praktisch keine Hilfsmittel) nicht die erste Wahl!

Re: privat oder gesetzlich

lara @, Dienstag, 23.10.2007, 23:31 (vor 6246 Tagen) @ Thomas

herzlichen dank für die schnelle antwort. sie haben meine bedenken, aus der GKV auszutreten, verstärkt. die tatsache, dass therapien nur unzureichend, wenn überhaupt abgesichert sind, finde ich eher abschreckend. dabei dachte ich immer, dass die PKVs viel mehr übernehmen, als die GKVs. Ist das grundsätzlich so im psychischen bereich oder nur im falle von vorerkrankungen? denn, wenn ich sie richtig verstanden habe, dann sind selbst im kompletttarif der debeka psychotherapien unzureichend versichert?
gibt es denn eine gute private krankenversicherung, die im psychischen bereich vergleichbare leistungen wie die GKV anbietet und die sie mir empfehlen könnten?
ansonsten tendiere ich momentan zu einer privaten zusatzversicherung und dazu, die beihilfe weitestgehend ungenutzt zu lassen. wieso würden sie mir deigentlich ennoch zu einer PKV raten?
würde ich denn im falle einer privaten zusatzversicherung praktisch als "privatversichert" gelten oder bin ich dann auch weiterhin schlechter gestellt als normal privatversicherte personen?

vielen dank.
lara

Re: privat oder gesetzlich

Thomas, Mittwoch, 24.10.2007, 02:14 (vor 6246 Tagen) @ lara

Ich rate Ihnen deshalb zur PKV, weil Sie sonst jeden Monat 300 Euro zum Fenster raus werfen, da Sie die Beihilfe nur bedingt nutzen können. Für 3600 Euro im Jahr kann man viel selbst zahlen.

Zur Psychotherapie: Ich sehe leider keine PKV, die pro Jahr bis zu 52 Sitzungen zahlt wie die GKV.

Wenn Sie mehr als 30 Sitzungen pro Jahr wollen, müssen Sie bei jeder PKV mit einer Selbstbeteiligungen von 20% rechnen. Natürlich relativiert sich das, da die Beihilfe 50% zahlt, d.h. es dreht sich nur mehr um 10% absolut. Doch müssen auch in einigen Ländern bei der Beihilfe Psychotherapien durch den Amtsarzt genehmigt werden und sieht es teils auch sehr schlecht aus. Hier müssen Sie also bei der Beihilfestelle nachfragen.

Um es kurz zu machen: Die PKV ist gut, wenn es um Krankheiten geht, bei denen es um Leben und Tod geht, sowie bei Krankheiten, die sich mit der klassischen Schulmedizin behandeln lassen, sowie bei der Prävention. Die PKV will aber unbedingt hohe Dauerkosten v.a. in jungen Jahren verhindern. Da man an einer Psychose meist nicht stirbt, kann ein psychisch Kranker bis ins hohe Alter regelmäßig extreme Kosten verursachen.
Wenn Sie hier von Psychoanalyse schreiben, hört sich das ja nicht so dramatisch an, doch dann kann es passieren, dass die PKV genau dies so sieht und sagt, dass das ganze überflüssig ist.

Zu ihrem Wunsch nach Privatbehandlung: Fragen Sie einmal bei der Beihilfe nach, ob Sie es die sog. Differenzkostenerstattung im Kostenerstattungsverfahren gibt. Die ist bei der Bundesbeihilfe und in vielen Ländern möglich. Sie gehen privat zum Arzt. Die Rechnung geht an die GKV, die zahlt, was bei Chipkartenbehandlung fällig gewesen wäre, die Beihilfe zahlt den Rest auf 100% auf, egal wie hoch der Beihilfebemessungssatz ist. Nachteil hierbei: Sie müssen sich notgedrungen Kassenrezept weiterhin geben lassen, da sonst extreme Zuzahlungen im Arzneibereich fällig sind, da die Beihilfe hier nichts leistet. Je nach GKV kann man das Kostenerstattungsverfahren z.B. auch nur auf Fachärzte beschränken und weiterhin mit der Chipkarte zum Hausarzt geben und sich dort die Kassenrezepte geben lassen.

Re: privat oder gesetzlich

lara @, Samstag, 27.10.2007, 15:13 (vor 6242 Tagen) @ Thomas

vielen dank für die ausführliche antwort.das mit der differenzkostenerstattung ist ein guter tip. ich werde mich danach erkundigen.
noch ein schönes wochenende, lara

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