Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung (Private Krankenversicherungen)

GJ @, Freitag, 30.11.2007, 07:49 (vor 6205 Tagen)

Habe Folgendes aus anderen Beiträgen entnehmen können:

- Hochleistungstarif (aus den 70ern): relativ hohe Beiträge, dafür sehr guter Schutz. Vermutlich auch gute Beitragsstbilität weil diese Tarife schon lange existieren und offensichtlich noch wettbewerbsfähig sind (Debeka, manche DKV Tarife, Central).

- Hausarzttarif: neuere, günstige Tarife, die erfordern, dass man zunächst zum Hausarzt geht bevor ein Spezialist aufgesucht wird. Strenge Risikoprüfungen (klar, wie könnte ein Versicherer sonst auch eine lebenslange Verpflichtung zu günstigen Prämien eingegehen... ausser es handelt sich um einen Einsteigertarif)

- Einsteigertarif: Tarif mit hohem Selbstbehalt. Eigentlich nur ein Ködertarif, da man ja im Alter den Selbstbehalt systematisch selbst zahlen wird. Die Rechnung des Versicherers: die Kunden wechseln in einen höherwertigenTarif sobald sich die Erkenntnis breit macht, dass man im Alter doch mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben wird.

- Gamanageder Tarif: bin mir nicht sicher was es damit auf sich hat...

- Standardtarife: Heißt ab 2009 Basistarif. Hier kommen alle rein, die sich andere PKV-Tarife nicht mehr leisten können, bzw. aus Gesundheitsrisikogründen nicht von den PKV in andere Tarife aufgenommen werden. Bin mir nicht im Klaren wie diese preislich liegen (müßten eigentlich teuer sein, aber ich las auch, dass man als Rentner in den Basistarif wechseln kann um Geld zu sparen...?? Auch gab es einen Kommentar über Beitragsdeckelung für Ehepaare - auch für Familien?) Nur noch dieses Jahr mit Übernahme von bestehenden Krankheiten?

Die Person um die es geht ist weiblich, 41 Jahre alt, und hat eine chronische Vorerkrankung, die sich für Versicherer evtl schlimm anhört, die sie derzeit aber medikamentöß im Griff hat. Dabei besteht auch die Hoffnung, dass die Krankheit abklingt und die Medikamenteneinnahme in Zukunft abgestellt werden kann.

Stimmt das so? Gibt es andere Tarifklassen?

Konkrete Fragen:

Wie wichtig wäre ein Wechsel vor Jahresende (der Wechsel MUSS irgendwann stattfinden, da sie derzeit eine auf max 10 Jahre befristete Krankenversicherung hat)?

Besteht bei Abklingen der Krankheit und einer beschwerde- und behandlungsfreien Zeit von 2 Jahren die Möglichkeit dass die PKV den Leistungsausschluss aufhebt?. Das gibt es bei manchen "Expatriate" Versicherungen (dort nennt man es "Moratorium"). Allerdings ist mir nicht klar inwiefern diese Expatriate Versicherungen sich eignen im hohen Alter Schutz zu bieten. Es gibt hier keine Altersrückstellungen. Man müßte also selbst Rückstellungen bilden.

Es wäre wichtig, dass der Versicherungsschutz weltweite Geltung hat (und zwar zeitlich unbefristet). Daher auch die Inbetrachtnahme von "Expatriate" Versicherungen, die nicht nach dem deutschen Modell aufgebaut sind. Könnte man andererseits davon ausgehen, dass der Trend bei deutschen Versicherungen in Zukunft in Richtung weltweite Geltung geht? Man sieht ja bereits PKVs/Tarife mit Geltung im europäischen Ausland. Könnte sich der Trend in Zukunft Richtung weltweite Geltung entwickeln und würden alle Tarife davon profitieren (etwa durch Änderung der allg. Versicherungs Bedingungen)?

Was versteht man unter Deckelung von Steigerungssätzen?

Habe mich viel mit dem Thema beschäftigt, es bleiben natürlich immer noch Fragen...

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

Thomas, Freitag, 30.11.2007, 15:25 (vor 6205 Tagen) @ GJ

Auch in den Alttarifen sind chronische Erkrankungen, die Dauerbehandlung bedürfen, meist nicht versicherbar. Hier müsste man es auf eine Ausschreibung ankommen lassen.

Verstehe ich Sie richtig, dass die Dame jetzt im Ausland lebt und dort eine Auslands-PKV (aus welchem Land? aus Deutschland?) hat, die nur für 10 Jahre abgeschlossen war und dann ausläuft, ohne dass eine Verlängerungsmöglichkeit besteht? Will die Dame wieder nach Deutschland zurück oder ist sie schon wieder in Deutschland? Lebt die Dame jetzt in der EU bzw. im EWR oder in der Schweiz?

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

GJ @, Samstag, 01.12.2007, 02:55 (vor 6205 Tagen) @ Thomas

Danke für die klärende Frage. Die Dame lebt in Deutschland.

Den Weg über eine Ausschreibung kenne ich nicht. Wie würde das funktionieren?

Ich danke für Ihre Antwort.

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

Thomas, Sonntag, 02.12.2007, 02:48 (vor 6204 Tagen) @ GJ

Sie gehen zu einem PKV-Spezialmakler, der eine anonymisierte Anfrage (keine Probeanträge!) an möglichst viele Versicherer stellt. Dies ist dem Selbstversuch vorzuziehen, da hier entsprechende Erfahrungen vorliegen. Außerdem fragen einige Versicherer explizit nach Ablehnungen durch andere Versicherer bzw. fragen die Wagnisdatei der Versicherungswirtschaft ab.

Und noch eine Frage: Ist die Dame schon lange wieder/das erste Mal in Deutschland, wie (gesetzlich bzw. durch aus Steuern finanziertes System/privat) war Sie in dem Land versichert, aus dem Sie kam bzw. ehemals in D versichert? Ist die jetzige Versicherung eine deutsche PKV?
Denn je nach Antwort besteht ein Kontrahierungszwang in der GKV oder der PKV aufgrund der Versicherungspflicht in der GKV ab 1.4.2007 bzw. dem Kontrahierungszwang in der PKV ab 1.7.2007 und der Versicherungspflicht in der PKV ab dem 1.1.2009.

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

GJ @, Sonntag, 02.12.2007, 13:46 (vor 6203 Tagen) @ Thomas

Sie ist das erste Mal in D, war vorher in den USA versichert (dort gibt ja keine gesetzliche für Menschen unter 65 Jahren). Muss also privat gewesen sein. Jetzige ist keine deutsche Vollversicherung sondern eben eine auf max 10 Jahre befristete Auslandsversicherung. Eine Gesundheitsprüfung stünde also bei Wechsel in eine PKV Vollversicherung bevor... Wie gesagt man ist sich bewusst, dass eine andere Lösung als die 10-jährige Geschichte gefunden werden muss.

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

GJ @, Sonntag, 02.12.2007, 13:48 (vor 6203 Tagen) @ Thomas

PS: was verstehen Sie unter Spezialmakler?

Habe nach Honorarmaklern geguckt, keine Auswahl gefunden.

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

Thomas, Sonntag, 02.12.2007, 15:02 (vor 6203 Tagen) @ GJ

Ist die Dame:

1. Selbständig/Freiberuflerin?

2. Angestellte in Deutschland über der Pflichtgrenze und dies schon vor 2007?

3. Beamtin?

4. Erwerbslos?

Man sollte nämlich auch einen Beitritt in die GKV in Betracht ziehen. Sonst verbleibt bei Vorerkrankungen nur der Basistarif ab dem 1.1.2009 mit leidlichen Leistungen.

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

GJ @, Sonntag, 02.12.2007, 19:34 (vor 6203 Tagen) @ Thomas

GKV, warum nicht. Aber mit eines der wichtigsten Entscheidungskriterien (siehe urpsrünglicher Beitrag) ist, dass die Versicherung wenn nicht weltweite Gültigkeit, dann doch zumindest weitreichenden internationalen Spielraum besitzt (zeitlich unbefristet). Ist das bei der GKV wirklich der Fall? Ich dachte nein, denn was passiert wenn sie mit sagen wir mal 65 in die USA zurückzieht. Die GKV ist dort nischt wirksam, und in dem Alter dann in eine privaten US-Versicherung unterzukommen, na ja.

Vielleicht ist sie ja nur ihrer Zeit voraus, und weltweiter/internationaler Schutz wird irgendwann gängiger bei deutsche Versicherungsträgern. Europaweiter Schutz scheint ja schon gängiger zu werden.

Habe ich den Eindruck, dass es hier und heute ziemliche Pionierarbeit ist etwas über Europa hinaus zu finden sofern man nicht bereit ist entweder

(a) einen hohen Beitrag zu bezahlen

und

(b) von genau dieser einen Versicherung die weltweiten Schutz zeitlich unbegrenzt teuer anbietet aufgenommen wird. Aufgrund der Vorerkrankung weiß man ja nicht wie die Chancen stehen, dass es gerade bei dieser Versicherung klappt. Normal empfiehlt man ja bei Vorerkrankung breit zu streuen... Wir werden"s wohl versuchen, nur die Suche nach Alternativen sollte man ja auch nicht vernachlässigen.

ODER

man macht"s

(1) über eine Zusatzvereinbarung mit einer Versicherung (wird von einigen anderen Versicherungen angeboten). Diese Zusatzvereinbarung (sprich: Kulanz der Versicherung) wird allerdings gemacht wenn"s mit dem Umzug ins Ausland dann soweit ist, sprich man hat bei Vertragsabschluss keine Ahnung ob die Versicherung später mitzieht.

und

(2) wenn man bereit ist mach dem Umzug ins Ausland einen je nach Land unterschiedlich erhobenen aber bei Vertragsabschluss nicht bekannten Risikozschlag zu bezahlen.

Das stellt gerade eine Absicherung dar, wenn man die Erfordernis der Kulanz und die beeinträchtigte Finanzierungsicherheit betrachtet.

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

Thomas, Montag, 03.12.2007, 16:33 (vor 6202 Tagen) @ GJ

Bei dauerhaften Wegzug aus Deutschland werden die meisten deutschen PKVen kündigen, was sie nach Ihren Bedingungen auch tun dürfen. Die, die es nicht tun, erstatten aber nur nach der deutsche GOÄ, dafür bewegt ein US-Spitzenmediziner noch nicht einmal den kleinen Finger!

Es gibt bei der Allianz und der DKV sogenannte Globality-Konzepte, die unbegrenzt immer und überall gelten - aber sicherlich nicht für wenig Geld und für Kranke. Wer so etwas anbietet, macht Pleite - es tut mir leid, dies so hart sagen zu müssen!

Die GKV erstattet wenigstens über die neue europäische Krankenversicherungskarte bzw. über Abkommen in der EU, im EWR und in der Schweiz bzw. ermöglicht bei Umzug einen Wechsel in die dortigen staatlichen Versicherungssysteme.

Und eins zum Schluss: Wer global tätig sein will, muss sich seine dauerhafte Sozialversicherung selbst zimmern. Die, die immer von der großen Freiheit reden und diese verwirklichen, müssen dann auch die Kosten der Freiheit tragen!

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

GJ @, Donnerstag, 06.12.2007, 23:22 (vor 6199 Tagen) @ Thomas

Nichts für ungut: Globality ist für Privatpersonen unzugänglich. Das ist etwas für Arbeitgeber, die Ihre Mitarbeiter ins Ausland entsenden. Angebote für Privatpersonen gibt es natürlich auch, die heißen dann nur anders. Das Ganze wird allerdings von der Allianz Worldwide Care mit Sitz in Dublin angeboten. Hat also vom Ansatz her nichts mit einer deutschen PKV gemeinsam.

Hier geht es sicherlich weniger um den Traum von der großen Freiheit, als einfach ein Trend in der Wirtschaft. Aber das geht schon weit über mein Ansinnen für dieses Forum hinaus. Ich wollte ja nur sehen ob man bei deutschen PKVs fündig werden kann. Expatriate Versicherungen nach angelsächsischem Modell gibt es ja schon wie Sand am Meer, nur muss man die mögen.

Habe übrigens gestern bemerkt, dass Schweizer Versicherungsunternehmen recht systematisch weltweiten Krankenversicherungsschutz anbieten (man muss scheinbar auch nicht in der Schweiz wohnhaft sein um diese in Anspruch zu nehmen). Davon muss mir davon aber erst noch ein Bild machen.

Bitte nicht falsch verstehen: mir geht es nicht darum deutsche PKVs zu diskreditieren oder über Kosten zu klagen. Ich bin ganz einfach auf der Suche nach Fakten und freue mich dass ich hier ein offenes Ohr gefunden habe. Vielen herzlichen Dank!

Re: Tarifwahl bei Auslandsgültigkeit und Vorerkrankung

GJ @, Donnerstag, 06.12.2007, 23:35 (vor 6199 Tagen) @ GJ

Was die haben Sie Kosten in USA betrifft gebe ich Ihnen natürlich vollkommen recht. Deutsche Versicherungen, die Krankenversicherungsschutz inklusive für unbefristete USA-Aufenthalte anbieten, ermöglichen zwar eine Zahlung über den höchstsatz der GOÄ hinaus, das muss aber jeweils begründet werden. In der Praxis heißt das: man schraubt den Selbstbehalt hoch, damit der bürokratische Aufwand nicht Überhand nimmt.

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