Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft - Pro & Contra (Private Krankenversicherungen)

Karsten Lorenz, Freitag, 22.02.2008, 13:10 (vor 6125 Tagen)

Hallo,

ich habe im Forum schon viel gelesen. Ich bin wohl ein Sonderfall da ich eine Anwartschaft habe, deswegen schildere ich mein Anliegen jetzt.

Ich bin seit 10 Jahren Diabetiker und jetzt 30 Jahre alt. Als chronisch Kranker habe ich natürlich laufende Kosten, wie Messstreiffen, Insulinpumpe, Insulin usw.
Weitere Kosten für den Diabetes+mögliche Folgeschäden sind im Alter zu erwarten. Einfach weil man als Chroniker eine unterdurchschnittliche Gesundheitsprognose hat. Folgeschäden habe ich glücklicherweise noch keine. Allerdings muss ich mit zunehmendem Alter davon ausgehen dass dort Kosten entstehen.

Typische Spätfolgen bei Diabetes:
Diabetische Retinopathie (Auge: Netzhaut)
Mund- und Zahnschäden
Diabetische Neuropathie
Diabetische Nephropathie (kann zu Nierenversagen führen)
Diabetischer Fuß
Erektionsstörungen
Mikroangiopathie

Aus der Zeit vor meinem Diabetes habe ich eine Anwartschaft auf folgende Tarife beim Münchener Verein (kürze ich ab mit MV):
Ambulant: 700
Stationär: 731
Zahn: 766

Link zu den Tarifen:
http://www1.muenchener-verein.de/Extranet/1/1_M_ORG/Login/loginuz64802599Q/FMP/FormPlusM/FormPlusMPDF/F1/1000272v03.pdf


Ich tue mich schwer abzuschätzen ob ich wechseln soll. In die genannten Tarife könnte ich ja ohne Gesundheitsprüfung. Ich habe breits beim MV vorgefühlt. Sie sagten mir dass ich in die gesetzliche Pflegeversicherung müsste. Und dafür eine Gesundheitsprüfung machen muss.

1. Warum muss für die ges. PV eine Gesundheitsprüfung gemacht werden?
2. Müssen die mich aufnehmen oder kann ich abgelehnt werden? Mit welchem Ergebniss muss ich rechnen?
3. Ist die PKV teuer? Monatlich würde mich der Tarif jetzt 380€ kosten.
4. Ist ein Wechsel sinnvoll?
5. Welche "Versicherungslücken" haben die genannten Tarife? Ich habe z. B. nichts gefunden dass Rollstühle bezahlt werden.
6. Wie "gut" sind die Tarife? Auch im Vergleich zu anderen PKVen? Immerhin sind es die Top Tarife beim MV...
7. Wie gut ist MV als Gesellschaft?
8. Tarif 790 für Kur- und Sanatoriumsbehandlung: Dafür hab ich keine Anwartschaft, ich schätze da komm ich ohne Gesundheitsprüfung nicht rein, richtig? Wenn dann nur mit Risikozuschlag....

Mehr fällt mir gerade nicht ein. Hab ich was wichtiges vergessen?


Danke im Vorraus,
Karsten

Re: Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft - Pro & Contra

Karsten Lorenz, Freitag, 22.02.2008, 13:16 (vor 6125 Tagen) @ Karsten Lorenz

Ergänzung: Meine Frau ist schon in einer anderen PKV. Damit fallen Frau & eventuell kommende Kinder aus den Überlegungen schon mal raus, oder?

Re: Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft - Pro & Contra

Thomas, Freitag, 22.02.2008, 18:20 (vor 6125 Tagen) @ Karsten Lorenz

Leider ist das mit privaten Pfelgeversicherung (PPV) nun der Trick, Sie trotz Anwartschaft aus der PKV fernzuhalten.

Es gibt eine gesetzliche Pflicht zur Pflegeversicherung, sei es nun die soziale (SPV) oder die private (PPV). Leider muss die PV immer in dem System sein, wo die KV ist. D.h., sie müssen dann in die PPV.
Wenn Sie aber keine Anwartschaft für die PPV abgeschlossen haben, kann man Sie trotz Anwartschaft in PKV aus dieser Anwartschaft sozusagen rausekeln, da man z.B. bis zu 1000% Risikozuschlag auf die PPV aufschlägt. Ob dann 300 Euro PKV + 500 Euro PPV noch attraktiv ist, sei dahingestellt. Und genau das wollen viele PKVen mit dieser Vorgehensweise bewirken.

Wenn der MV ihnen keinen gedeckelten Risikozuschlag anbietet, können Sie das alles vergessen und die Anwartschaft war für die Katz. Sie sollten dann Klage gegen den damaligen Berater einreichen, der Ihnen diesen Schrott verkauft hat, wenn es damals schon die PV gab (also Mitte der 90er Jahre) - war dies ein direkter Angestellter des MV, dann sieht alles anders aus. Denn dann wird der MV die Mehrkosten aus Ihren Krankheiten gleich aus der Beraterhaftpflicht zahlen können.

Re: Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft - Pro & Contra

Thomas, Freitag, 22.02.2008, 18:23 (vor 6125 Tagen) @ Karsten Lorenz

Noch ein Zusatz:
Wenn Ihre Anwartschaft (z.B. aufgrund des Endes der Pflichtversicherung) vor dem 1.1.2009 nicht verfällt, dann könnten Sie von den Vorteilen des neuen Basistarifs profitieren, der keine Gesundheitsprüfung zulässt und eine Kombination mit anderen Tarifbausteinen der PKV zulässt. Dies kann man aber erst im Herbst genau sagen, wenn die Basistarif-Bedingungen da sind und man einmal interne Tarif- Kombinationsmöglichkeiten des MV abklopfen kann.

Re: Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft - Pro & Contra

Thomas, Freitag, 22.02.2008, 18:27 (vor 6125 Tagen) @ Karsten Lorenz

Noch ein letztes am Rande:
Habe mir nur kurz den verlinkten Leistungskatalog und nicht die MBKK des MV angeschaut (dieser ist nicht mein unbedingtes Spezialgebiet), aber wer soll Ihnen bei diesem Hilfsmittelkatalog eine Insulinpumpe bezahlen? Der Hilfs- und Heilmittelkatalog ist - jedenfalls nach den Tarifbedingungen - weit unter GKV-Niveau. Machen Sie sich da erst mal schlau.

Re: Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft - Pro & Contra

Karsten Lorenz, Montag, 10.03.2008, 11:05 (vor 6108 Tagen) @ Thomas

[Thomas schrieb] "Wenn Sie aber keine Anwartschaft für die PPV abgeschlossen haben, kann man Sie trotz Anwartschaft in PKV aus dieser Anwartschaft sozusagen rausekeln, da man z.B. bis zu 1000% Risikozuschlag auf die PPV aufschlägt."

[Karsten]
Das wäre schlecht für mich. Ist es denn rechtens? Denn damals als ich die Anwartschaften erwarb gab es ja noch keine "gesetzliche Pflicht zur PPV". Also konnte ich damals auch keine Anwartschaft darauf abschliessen. Kann ich mich nicht darauf berufen? Und verlangen dass ich ohne Gesundheitsprüfung/Risikozuschlag in die PPV aufgenommen werde?

[Thomas schrieb]
"Wenn Ihre Anwartschaft (z.B. aufgrund des Endes der Pflichtversicherung) vor dem 1.1.2009 nicht verfällt..."

[Karsten]
Nein, sie verfällt nicht. Solange ich die Beiträge zahle läuft diese weiter.

[Thomas schrieb]
"Habe mir nur kurz den verlinkten Leistungskatalog und nicht die MBKK des MV angeschaut (dieser ist nicht mein unbedingtes Spezialgebiet), aber wer soll Ihnen bei diesem Hilfsmittelkatalog eine Insulinpumpe bezahlen? Der Hilfs- und Heilmittelkatalog ist - jedenfalls nach den Tarifbedingungen - weit unter GKV-Niveau. Machen Sie sich da erst mal schlau."

[Karsten]
Kurz gesagt, ich verstehe überhaupt GARNICHT was die überhaupt bezahlen. Lt. "verlinktem Leistungskatalog" zahlen die ja fast nix. Da ich aber alle 2 Jahre eine neue Insulinpumpe brauche sind hier hohe Kosten vorhersehbar. WO kann ich mich denn informieren was der MV genau bezahlt? Gibt es noch irgenwo eine detailiertere Liste? Was ist MBKK?

Viele Grüsse,
Karsten

Re: Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft - Pro & Contra

Thomas, Montag, 10.03.2008, 12:08 (vor 6108 Tagen) @ Karsten Lorenz

Dass vieles nicht bezahlt wird in der PKV, ist klar. Wie sollten sonst die Preise gehalten werden!

Man hört nur deshalb so wenig Geschrei, da über 50% der PKV-Versicherten Beamte sind, bei denen die Beihilfe meist 50 bis 70% der Hilfsmittel, bei Kindern 80%, in manchen Ländern bei Versicherungslücken gar 90% zahlt. In schweren Fällen wird die Lücke von 10 bis 50% aber bei den geringen Gehältern bis zum gehobenen Dienst auch eine hohe Belastung für Beamte, zumal man ja in den meisten Ländern sogar faktisch in die PKV gezwungen wird.

Auf jeden Fall sollten Sie eine schriftliche Auskunft des MV über seinen Hilfsmittelkatalog einholen, der weder die Worte "zur Zeit" noch das Wort "Kulanz" enthält. Ich sehe da aber wenig Chancen, da hier dieser Katalog einfach grauenhaft schlecht ist und dies wohl mit Absicht, um die Beiträge niedrig zu halten. Sie können sich ja mal im Internet die Foren von Eltern mit behinderten Kindern anschauen, wie diese verzweifelt sind, wenn ihre Kinder in der PKV versichert sind. Da wird praktisch kein Hilfsmittel gezahlt.

Mein Vorschlag: Wandeln Sie Ihre Anwartschaft in eine stationäre und ambulante Zusatzversicherung um. Mit dem Hilfsmittelkatalog wäre es sogar auf Dauer billiger, manchen Chefarzt für eine Privatsprechstunde selbst zu zahlen.

Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft

Martin @, Berlin, Mittwoch, 18.06.2014, 11:13 (vor 3817 Tagen) @ Karsten Lorenz

Guten Tag,

es gestaltet sich sehr schwer, mit einer chronischen Krankheit in eine PKV aufgenommen zu werden. Das ist leider nicht ohne weiteres Möglich. Denn der Anbieter kann selbst entscheiden, wie er mit dem Antragstellern umgeht. So können die diese einfach ablehnen oder der Versicherte muss deutliche Aufschläge in Kauf nehmen. Mehr Informationen zum Thema Diabetis und PKV gibt es auch auf ...[Link entfernt: Bitte keine Werbung!].

Wechsel in PKV als Diabetiker mit Anwartschaft

Detlev, Donnerstag, 19.06.2014, 09:33 (vor 3816 Tagen) @ Martin

Ich glaube, dass dem TO Deine Antwort nach knapp 6,5 Jahren nicht mehr interessieren wird!

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