PKV - verloren im Tarifdschungel (Private Krankenversicherungen)
Sonja, Freitag, 11.07.2008, 23:21 (vor 5981 Tagen)
Ich stehe kurz vor einem Wechsel in eine PKV, erst als Beamtenanwärterin und dann hoffentlich als Beamtin. Meine Kollegen/innen scheinen meistens bei der Debeka oder der DBV Winterthur zu sein; ein Markler, bei dem ich war, schwärmt für die LKH; und im Finanztest lese ich, dass Concordia oder Huk-Coburg in meinem Fall die beste Wahl wäre. Kann mir jemand helfen?
Re: PKV - verloren im Tarifdschungel
Thomas, Samstag, 12.07.2008, 02:01 (vor 5981 Tagen) @ Sonja
Sie müssen einfach die Bedingungen durchlesen - dies macht die Stiftung Finanztest nur bedingt, da Sie nur Minimalanforderungen hat. So fehlen bei manchen die Kur ganz oder fast ganz (z.B. Debeka), bei anderen sind die Hilfsmittel sind so toll oder die stationäre Psychotherapie ist begrenzt (z.B. Huk). Dann sind bei den meisten gemischte Heilanstalten (Krankenhäuser mit Kur- oder Rehaabteilung, ca. 30% der Krankenhäuser) wegen Nicht-Versicherung der Kur nicht erstattungsfähig außer nach Genehmigung. Wie das im Notfall dann laufen soll, damit müssen sich immer wieder gerichte beschäftigen. Sie sehen, die PKV ist sehr komplex, und Sie müssen einfach verstehen, dass Sie ohne ein auf Ihre Ansprüche angepasstes Bedingungswerk Schiffbruch erleben werden.
Auch gibt es große Unterschiede bei offensichtlichen, leicht verständlichen Sachen: Die einen bieten ein 1-Bettzimmer auch in Ländern mit beihilfefähigen Wahlleistungen, die anderen nicht usw.
Die Beihilfeergänbzungstarife erhalten bei den einen Brillen, bei den anderen nicht.
Bei den einen werden bis zu einer Kappungsgrenze alle Zahnmaterialen bezahlt, die die Beihilfe nicht deckt, darüber gibts nichts. Die anderen zahlen immer einen gewissen Prozentsatz ohne Deckelung usw. Manche haben auch keinen Beihilfeergänzungstarif.Die nächsten zahlen auch nicht beihilfefähige Zahnarztkosten.
Sie müssen einfach neben den Tarifbedingungen (TB) die AVB und die MBKK (Allg. Versicherungsbedingungen als Abwandlung der Musterbedingungen aller PKVen) durchlesen, v.a. die ersten 10 Paragraphen. Die Arbeit wird Ihnen nur ein freier Versicherungsberater gegen Honorar abnehmen, da es leider keinen freien Makler geben wird, der ohne Zusatzhonorar alle PKVen - auch die mit eigenem Außendienst - anbietet.
Denn die Debeka und die Huk arbeiten mit eigenen Vermittlern und zahlen deshalb faktisch keine Provision an Fremdmakler: Wie soll diese dann ein Makler auch empfehlen, er würde ja verhungern. Die DBV wiederum arbeitet v.a. mit einigen Beamtenberufsgruppenverbänden zusammen.
Von der LKH würde ich Ihnen aber eher abraten, da hier ein sehr striktes Leistungsmanagement vorliegt, d.h. es wird nur das gezahlt, was gerichtsfest versichert ist und das ist bei der LKH nicht so viel in den oben benannten Bereichen. Auch ist die LKH sehr klein, was bei dem sich reduzierenden PKV-Markt durch die Eingriffe in den PKV-Markt ab 1.1.2009 sich noch verstärken wird. Da ist eine größere Versicherung schon mal nicht schlecht!
Re: PKV - verloren im Tarifdschungel
Sonja, Samstag, 12.07.2008, 11:18 (vor 5980 Tagen) @ Thomas
Vielen Dank für die schnelle, nächtliche Antwort Würde es denn auch Sinn machen, wenn ich mir, z.B. bei der Huk und der Debeka, ein Angebot einholen würde und diese dann selbstständig, d.h. ohne einen Markler zu bezahlen, vergleiche?