Welche Krankenhauszusatzversicherung? (Private Krankenversicherungen)
Der Hesse, Mittwoch, 20.08.2008, 22:50 (vor 5941 Tagen)
Hm, jetzt steh` ich da.
Möchte meine Kinder 4, 7 und 10 zusatzversichern für Krankenhausbehandlung 1./2. Klasse, eventuell auch ambulantes operrieren.
Ich denke an debeka oder Arag.
Gibt es heirzu Erfahrungen/ Tips?
Danke.
Re: Welche Krankenhauszusatzversicherung?
Thomas, Mittwoch, 20.08.2008, 23:55 (vor 5941 Tagen) @ Der Hesse
Bei Zusatzversicherungen stationär gibt es folgende Punkte:
1. freie Krankenhauswahl, d.h. Verstoß gegen die Einweisunganordnung des einweisenden Arztes in die nächstgelegene Klinik und damit den Zuschlag auf die allgemeinen Krankenhausleistungen (oft nicht mitversichert, so bei der Debeka, allerdings bei der ARAG mitversichert).
2. Chefarzt bis zum 3,5-fachen Satz oder darüber (nur relevant für In-Mediziner oder die Top-Unikliniken)
3. 1 oder 2-Bettzimmer
4. Ersatzkrankenhausgeld, wenn man die Leistungen 2.+3. ganz oder teilweise nicht nutzt (m.M. nach irrelevant, da man eine solche Versicherung nutzt, wenn man sie hat)
5. Begleitunterbringung der Eltern bei Kindern, allerdings verteuert dies die Kindertarife enorm und ein Krankenhaustagesgeld, mit dem man das bezahlen kann, aber auch für etwas anderes ausgeben kann, ist auch nicht teurer. Hinweis: Bei einem Einbettzimmertarif ergibt sich das Problem oft nicht, da in den Einbettzimmern oft schon Schlafcouches stehen bzw. vom Krankenhaus oft kostenlos hinzugestellt werden.
6. gemischte Heilanstalten: In vielen Bedingungen sind analog zu den Musterbedingungen des PKV-Verbandes namens MBKK gemischte Heilanstalten ausgeschlossen bzw. genehmigungspflichtig. Dass oft Akutkrankenhäuser eine Rehaabteilung haben und deshalb gemischte Heilanstalten (=
stationäre Heilbehandlung in Krankenanstalten,
die auch Kuren bzw. Sanatoriumsbehandlung durchführen
oder Rekonvaleszenten aufnehmen) sind, machen die Sache nicht einfacher. Deshalb hierzu die Bedingungen (§4 (5): Umfang der Leistungspflicht) durchforsten. Kommen Sie mit dieser Einschränkung bei sehr vielen PKVen zurecht, da Sie bereits sind, sich alle Behandlungen genehmigen zu lassen, ist das ok. Die GKV kennt diese Einschränkungen der PKV nicht.
Auf Ihre Tarife bezogen: Die Debeka hat diese Einschränkung, die ARAG hebelt diese für Akut-Einweisungen, die keine Zeit für Genehmigungen, und für wohnortnächste Krankenhäuser grundsätzlich aus.
Re: Welche Krankenhauszusatzversicherung?
Der Hesse, Freitag, 22.08.2008, 21:58 (vor 5939 Tagen) @ Thomas
Vielen Dank für die sehr ausführliche Auskunft.
Wenn ich es richtig verstanden habe ist die ARAG "etwas besser" bzw. leistungsstärker als die "solide" Debeka!?
Re: Welche Krankenhauszusatzversicherung?
Thomas, Samstag, 23.08.2008, 18:54 (vor 5938 Tagen) @ Der Hesse
Es geht nicht um "solide" oder "etwas besser", es sind unterschiedliche Sachen versichert. Da Sie im Krankenhaus dann Privatpatient und rechtlich Selbstzahler sind, der mit Haus und Hof für die Bezahlung der Privatrechnungen (im Ernstfall oft mehrere 10.000 Euro), haftet, muss Ihnen klar sein, was versichert ist und was eben nicht versichert ist.
Wenn Sie also freitags mit einem Herzinfarkt in eine gemischte Krankenanstalt eingeliefert werden und die Hotline einer PKV nicht erreichbar sein sollte bzw. keine Genehmigung zur Zahlung der Wahlleistungen erteilen kann, dürfen Sie halt keine Wahlleistungsvereinbarung unterschreiben und müssen als purer Kassenpatient bis Montag abwarten, wenn Sie sicher sein wollen, dass Sie nichts aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. So eine Versicherung als Zusatzversicherung braucht man meiner Meinung nach aber nicht, da unnütz, wenn im Wohnumfeld nur gemischte Krankenanstalten sind. Das müssen Sie bei PKV-Verband unter www.pkv.de nachschauen.
Direkter Link zum immerhin 12 Seiten langen Verzeichnis:
http://www.pkv.de/publikationen/info_broschueren/gemischte_krankenanstalten.pdf
Und wenn Sie die Freiheit haben wollen, entgegen den büdgetierten Vorgaben Ihres Hausarztes z.B. nicht in eine wohnortnahe Klinik, sondern in eine Uniklinik gehen wollen, dann müssen Sie eben den Fallpauschalenaufschlag für das höherwertige Krankenhaus selbst zahlen. Hier ist das Risiko, wenn man nicht gerade bei einer Billig-GKV versichert ist, relativ gering, dass es hier sehr teuer wird. Die Zuschläge für höherwertige Krankenhäuser liegen oft nur bei ein paar Euro pro Tag (Aufschlag für Lehrkrankenhäuser im DRG-Katalog), wenn keine besonderen erhöhten Fallpauschalen vereinbart sind!
Re: Welche Krankenhauszusatzversicherung?
Thomas, Samstag, 23.08.2008, 22:36 (vor 5938 Tagen) @ Thomas
Kleine Anmerkung:
Die Liste des PKV-Verbands ist leider nicht komplett (Stand 2007), da die GKVen immer mehr Akutkrankenhäuser veranlassen, gemischte Krankenanstalten zu werden. Das Problem wird also mit der Zeit immer schlimmer.
Hintergrund der Sache ist, dass die GKV Kuren und Reha zahlt und deshalb Krankenhausaufenthalte mit der Kur/Reha kombinieren will, um Geld zu sparen. Viele PKVen zahlen sogar in den Volltarifen keine Kur und keine Reha, und damit dann heimlich niemand in einem Krankenhaus Kur oder Reha machen kann, wird in diesen Krankenhäusern nichts ohne Genehmigung erstattet.
Re: Welche Krankenhauszusatzversicherung?
Alexander Gretzinger , Montag, 25.08.2008, 23:12 (vor 5936 Tagen) @ Der Hesse
Nach meiner Erfahrung als Versicherungsvertreter, bietet ARAG derzeit in Deutschland das beste Preis-/Leistungsverhältnis bei stationären Ergänzungstarifen an, wenn es leistungsstark sein soll.
Kurz: empfehlenswert!
Alexander Gretzinger
Versicherungen