Welche Absicherung nnötig? (Private Krankenversicherungen)
Der_Frager, Donnerstag, 11.09.2008, 10:00 (vor 5923 Tagen)
Guten Tag!
Immer wieder wird hier im Forum, zurecht, auf die Lücken in dn Leistungskatalogen der unterschiedlichen PKV-Gesellschaften hingewiesen. Und auch, dass man seinen Bedarf definieren und danach den Versicherungsschutz auswählen sollte. Soweit so gut!
Meine Frage ist nun, was ist denn mein Bedarf, was muss wirklich versichert werden, welche existenzielle Risiken treten in welchen Bereichen auf.
Ich habe folgende Einschätzung dazu gefunden iwelcher Bereich zu existenziellen Risiken führen kann:
• Krankenhaus ca. 35%
• ärztliche Leistungen ca. 25%
• Hilfsmittel ca. 4%
• Heilmittel ca. 3%
• Arzneimittel ca. 11%
• Fahrten ambulant ca. 1%
• Fahrten stationär ca. 0%
Wie wird das hier im Forum von denExperten eingeschätzt?
Gruß,
Der_Frage
Re: Welche Absicherung nnötig?
AMy , Donnerstag, 11.09.2008, 10:37 (vor 5923 Tagen) @ Der_Frager
[Dieser Beitrag wurde wegen Verstoßes gegen die Forumsregeln gelöscht]
Re: Welche Absicherung nnötig?
Birgit, Sonntag, 14.09.2008, 12:10 (vor 5920 Tagen) @ Der_Frager
Die Prozentsätze stellen eine schlechte Grundlage dar, um sich über den individuellen Bedarf klarzuwerden.
Grundsatz ist: Sie bekommen die Arztrechnungen zugeschickt und müssen diese erst einmal im Voraus bezahlen. Anschließend reichen Sie diese bei der Versicherung zur Erstattung ein.
Ich gebe Ihnen mal ein paar aktuelle Zahlen an die Hand, was Leistungen von (Zahn-)Ärzten und Krankenhäusern tatsächlich kosten:
1 Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt (mit Entfernen von Zahnstein, ohne weitere Behandlung): ca. 130,--EUR
Zahnersatz (z.B. Implantante) kostet insgesamt schnell mehrere tausend Euro. (Haben Sie die auf der Bank liegen? Und wenn ja: Würden Sie mit dem Geld nicht viel lieber etwas anderes anfangen?)
Krebsvorsorgeuntersuchung Frau: ca. 220,-- EUR
1 Untersuchung beim Hautarzt: ca. 70,-- EUR
2 Salben: 45,-- EUR
1 Tag im Krankenhaus:
Basispflegesatz: ca. 70 EUR
+ Abteilungspflegesatz (untersch.) ca. 140,-- - 220,-- EUR
+ Zimmer (Beispiel: Einbettzimmer) ca. 120,-- EUR
Dazu kommen die ärztlichen Honorare!
Eine Fahrt ins Krankenhaus, z.B. mit dem Rettungswagen, kann auch schnell mehrere hundert Euro kosten.
Diese Zahlen sind auch regional höchst unterschiedlich.
In diesen Zahlen ist der Verdienstausfall noch nicht enthalten!
Dazu brauchen Sie nur Ihr Nettoeinkommen durch 30 teilen.
Sie sehen also: Ein Krankenhausaufenthalt kann schnell zum finanziellen Ruin führen. Dabei gehe ich mal von einem schweren Unfall oder einer schweren Krankheit aus.
Lassen Sie sich beraten!
Meine Empfehlung an Sie:
Nehmen Sie einen Tarif, der Arzt, Zahnarzt und Krankenhaus insgesamt gut abdeckt. Den Beitrag können Sie durch eine jährlliche Selbstbeteiligung deutlich senken.
Die private Pflegeversicherung ist Pflicht . An ihr kommen Sie nicht vorbei.
Besonders empfehlenswert ist die Krankentagegeldversicherung zur Absicherung des Verdienstausfalls. Sie kann mit verschiedenen Karenzzeiten vereinbart werden. Je später sie zahlt, desto günstiger wird sie.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen erst einmal weiterhelfen.
Gruß
Birgit
Re: Welche Absicherung nnötig?
Nicole , Dienstag, 16.09.2008, 13:27 (vor 5918 Tagen) @ Der_Frager
Hallo Der_Frager,
ich kann mich meiner "Vorrednerin" nur anschließen: Entscheidend ist, dass Sie sich darüber im Klaren sind, welche Leistung Sie abgesichert haben möchten.
Ist Ihnen im Krankenhaus das Einbettzimmer wichtig? Sollen Implantate zu 100% erstattet werden? Soll die Begrenzung der Gebührenordnung für Ärzte und Zahnärzte (GOA/GOZ) aufgehoben sein? Oder können Sie auf die eine oder andere Leistung verzichten?
Es ist - wie überall im Leben so - je mehr Leistung Sie möchten, umso höher ist der Beitrag. Und auch hier möchte ich meiner Vorrednerin zustimmen: eine Selbstbeteiligung reduziert den zu zahlenden Beitrag. Sind Sie jedoch Angestellte, dann erhalten Sie bis zum max. Arbeitgeberanteil von Ihrem Arbeitgeber einen Zuschuß zur Kranken- und Pflegeversicherung. An der Selbstbeteiligung beteiligt sich Ihr Arbeitgeber jedoch nicht... Auch daran sollten Sie bitte denken.
Dann kommt "die Qual der Wahl": das geeignete Versicherungsunternehmen. Hier gibt es mittlerweile viele Tipps und Vergleiche - aber Sie sollten diesen Schritt auf keinen Fall alleine gehen. Lassen Sie sich beraten!
Die jeweiligen Versicherungen nebst Tarife können nebeneinander gestellt werden, so dass Sie die Unterschiede erkennen können. Trotz allem ist es oft eine "Bauchentscheidung" für welches Unternehmen man sich entscheidet. Das bestätigen mir immer wieder meine Kunden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Wenn ich Ihnen helfen kann, dann lassen Sie es mich wissen. Meine emailadresse steht oben.
Viele GrüßeNicole
Re: Welche Absicherung nnötig?
Der_Frager, Dienstag, 16.09.2008, 14:22 (vor 5918 Tagen) @ Nicole
Hallo Birgit, Hallo Nicole,
vielen Dank für die ausführlichen Antworten.
Aber das ist es ja grade! Wie soll ich entscheiden, welche Leistung ich abgesichert haben möchte. Natürlich möchte ich erst einmal den besten Vesicherungsschutz! Das könnte dann aber schnell nicht mehr bezahlbar werden.
Also gehe ich andere heran: In welchem Bereich liegen die existenziellen Risiken (z.B. bei der stationären Behandlung zu 35%, bei den Hilfsmitteln aber nur zu 4%). Da brauche ich dann bessere Absicherung!!!
Dann kommt die feinabstimmung, die Frage, wie gut die Absicherung dort sein muss: Reicht Höchstsatz GÖZ oder sollte dort keinerlei Begrenzung. Was kann ich selber stemmen im Fall der Fälle (schließlich bin ich Selbstzahler)? Z.B. einen Rollstuhl aber nicht die Kosten für eine Aufwendige Operation.
Daher fand ich die Aufstellung, wo die Existenziellen Risiken liegen recht interessant.
Natürlich ersetzt das keine ausführliche Beratung! Aber es ist eine interessante Einschätzung, die ich auch in einer Beratung erwarten würde.
Dank und Gruß,
Der_Frager
Re: Welche Absicherung nnötig?
Nicole , Dienstag, 16.09.2008, 22:40 (vor 5917 Tagen) @ Der_Frager
Hallo Der_Frager,
wenn Sie allein nach den lebensnotwendigen Risiken Ihren Versicherungsschutz gestalten möchten - in Verbindung mit einer hohen Selbstbeteiligung - dann sollten Sie zumindest keine Bedenken bezüglich Ihres monatlichen Beitrages haben... Der wird dann dementsprechend gering sein...
Darf ich Sie einmal fragen, ob Sie sich bereits ein konkretes Angebot haben ausarbeiten lassen? In Ihren Zeilen meine ich lesen zu können, dass Ihnen noch keine Zahlen vorliegen. Vielleicht lassen Sie sich einfach einmal einen Top-Tarif mit und ohne Selbstbeteiligung ausrechnen, sowie einen weiteren zum Vergleich. Da erübrigt sich vielleicht die Frage nach den existenziellen Risiken.
Dass der monatliche Beitrag bei einem Top-Tarif (vielleicht mit vielen tollen Extras, die Sie gar nicht wünschen) höher ist, als bei einem Primärarzttarif (der z.B. um Prämien zu sparen) ist nachvollziehbar. Daher mein Vorschlag: Lassen Sie sich mal 2 oder 3 Angebote rechnen, damit Sie sehen, in welchem Bereich sich der Beitrag bewegt.
Ganz wichtig ist übrigens die Frage, ob Sie sich allein versichern, oder eine "Großfamilie gründen möchten" ) Bedenken Sie bitte, dass in der PKV jedes einzelne Mitglied einen Beitrag hat und es keine Familienversicherung gibt.
Gruß
Nicole
Re: Welche Absicherung nnötig?
Thomas, Mittwoch, 17.09.2008, 14:03 (vor 5917 Tagen) @ Nicole
Wenn man nicht dauernd selbst drauf zahlen will, braucht man:
Ambulante- und Zahnkosten bis zum 3,5-fachen Satz (Höchstsatz, darüber ist nicht nötig, wenn man nicht hirnlos bei In-Ärzten GOÄ/GOZ-Abdingungen unterschreibt).
Zahnersatz kann man bei sehr guten Zähnen auch ansparen und deshalb eine höhere prozentuale SB wähnlen, hier reichen also 70-75% Erstattung aus! Mehr wird überproportional teuerer.
Wenn man mit der Budgetierung der GKV über die Fallpauschalen im Krankenhaus leben kann, dann reicht auch die Regelleistung (Mehrbett, ohne Chefarzt, Belegarzt aber bitte bis Höchstsatz versichern).
Hilfs- und Heilmittelkatalog sollte gut sein, Arzneimittel sollten ohne ungedeckelte Selbstbeteiligungen bezahlt werden. Brille ist egal, da die ein reine Anspargeschäft für Brillenträger ist, ebenso Kontaktlinsen!
Zumindest die Reha sollte abgesichert sein, Kur muss nicht sein!
Ein Hausarzttarif sollte nur gewählt werden, wenn man willens ist, immer vorher zum Hausarzt zu rennen. Das ist für mich zwar keine PKV mehr und unter GKV, da hier nicht 10 Euro wie bei der GKV, sondern meist 25% (Facharztrechnungen liegen für eine halbe Stunde oft bei 200 Euro) wie bei der Central fällig sind. Senkt aber den Beitrag enorm!
Re: Welche Absicherung nnötig?
Nicole , Mittwoch, 17.09.2008, 20:49 (vor 5917 Tagen) @ Thomas
Hallo und guten Abend,
@Thomas: bitte nur kurz zur Info: Die Central hat sog. Primärarzttarife ("Hausarzt"), die - wenn man direkt den Facharzt aufsucht - nur 80% erstattet. Ist eine Überweisung an den Facharzt vorhanden, erstattet die Central 100%. Aufgrund dessen, dass die Fachärzte nun mal leider meist hoch abrechnen, reduziert sich der Beitrag durch dieses Prinzip enorm.
Aber da es sich ja um Der_Frager dreht, möchte ich noch einmal auf ihn zurück kommen: Richtig ist auf jeden Fall, dass Sie bitte darauf achten, dass Sie nicht "versteckte" Selbstbeteiligungen haben, wie z.B. eine Selbstbeteiligung im Jahr sowie noch prozentuale Abschläge bis zu einem festen Betrag.
Lassen Sie sich bitte Angebote kommen, lassen Sie sich bitte beraten. Eine "eierlegende Wollmilchsau" werden Sie sicherlich nicht finden, aber das, was Ihnen wichtig ist, werden Sie sicherlich bei einer gesunden Gesellschaft finden.
Pauschal lassen sich Ihre Fragen leider nicht beantworten, Sie allein müssen für sich ausmachen, was Ihnen wichtig ist und was Sie wie hoch abgesichert haben möchten.
Gruß Nicole
Re: Welche Absicherung nnötig?
Thomas, Mittwoch, 17.09.2008, 20:59 (vor 5917 Tagen) @ Nicole
@ Nicole:
Sorry, dass ich hier 5% vergessen habe, aber das macht den direkten Gang zum Facharzt auch nicht attraktiver.
Und Sie haben natürlich Recht: Hat man einen sehr gut kooperierenden Hausarzt, der einem komplizenhaft gleich jede gewünschte Überweisung - vielleicht sogar nur nach telefonischer Beratung - ausstellt und schluckt dies die PKV , dann ist der Nachteil des Primärtarifs nicht gegeben, allerdings wird dann der Beitragsvorteil sich in Zukunft in Luft auflösen, wenn das alle so treiben. Deshalb gibt es viele PKVen, die in dem Primärarzttarif auch eine wirkliche Behandlung durch den Facharzt erwarten - zu Recht - um den Tarif stabil zu halten. Das ist aber nichts für jemanden, der keine Zeit hat, sondern eher etwas für Rentner, Hausfrauen und unterbeschäftigte Selbständige.
Ich empfehle deshalb, genau die Bedingungen zu studieren und sich im Zweifelsfall eine genaue Beschreibung des Prozedere schriftlich geben zu lassen.
Re: Welche Absicherung nnötig?
Der_Frager, Mittwoch, 17.09.2008, 22:30 (vor 5916 Tagen) @ Nicole
Hallo Nicole,
was meinen Sie mit "versteckten" Selbstbeteiligungen? Meistens sind die Selbstbeteiligungen in den Tarifen doch klar aufgeführt, sei es nun als absolute Selbstbeteiligungen oder als prozentualer Anteil (z.B. 80%) bis zu einem Höchstbetrag( D.h. z.B. 360 Euro Selbstbeteiligung pro Jahr). Das ist doch überschaubar und wenn man es kennt kann man es doch akzeptieren? Wo liegt das Risiko?
Dank und Gruß,
Der_Frager
Re: Welche Absicherung nnötig?
Nicole , Donnerstag, 18.09.2008, 08:12 (vor 5916 Tagen) @ Der_Frager
Guten Morgen Der_Frager, guten Morgen Thomas,
mit "versteckten" Selbstbeteiligungen (SB) meine ich die Tarife, die zu einer absoluten SB (z.B 250 Euro/anno) eine prozentuale (100% bis zu einem gewissen Rechnungsbetrag, darüber hinaus z.B. 80%) und Einschränkungen haben, wie z.B. 80% Heil- und Hilfsmittel. Alles schon gesehen.... Wenn bei einem solchen Kunden der Leistungsfall eintritt, ist das Unverständnis vorprogrammiert...
Die meisten Tarife sind jedoch mit einer absoluten SB versehen, die 75 od. 80% sind meist Zahnersatz, Heilpraktiker und die Brille wird meistens bis zu einem gewissen Betrag (z.B. 250 Euro) übernommen.
@Thomas: Da haben Sie vollkommen Recht! Ein Primärarztprinzip wird sich in Zukunft auch nur dann rechnen, wenn bei "normalen" Erkrankungen vorerst der Hausarzt aufgesucht wird. Alles schon gehabt: Bei einem gewöhnlichen Husten wurde ein Lungenfacharzt aufgesucht. So ist es in vielen Bereichen, dass der Hausarzt weiterhelfen kann. Weitaus kostengünstiger- und dieser Beitragsvorteil "steckt" halt in den Primärarzttarifen.
Grüße
Nicole
Re: Welche Absicherung nötig?
Christian, Sonntag, 21.09.2008, 12:12 (vor 5913 Tagen) @ Der_Frager
Hallo!
Ich vermute Sie interpretieren das SB-System falsch!
Klarstellung am Beispiel Axa EL-Bonus:
Die ersten 360 € im Jahr zahlen Sie (in dem Beispiel ambulant + stationär) sowieso voll aus eigener Tasche wg. der SB.
Gehen Sie darüber hinaus vielleicht noch 3x zum Masseur:
"...Heilmittel...sind zu 75% erstattungsfähig.", dann zahlen Sie in dem Fall immer mindestens 25 % aus eigener Tasche.
Da hier die Axa keine Summenbegrenzung angegeben hat, ab der dann 100% erstattet werden würden...
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.