Wechsel in die PKV für mich sinnvoll? (Private Krankenversicherungen)

Christian @, Freitag, 17.04.2009, 20:12 (vor 5700 Tagen)

Hallo,

bei einem Haushaltsunfall habe ich mir heftig in die Hand geschnitten (genäht mit 7 Stichen). Kosten: Notaufnahmegeb. im KH € 10, Praxisgeb. am Tag danach € 10, Medikamentenzuzahlung und Nachtgeb. € 12, Taxi zum KH € 30 (wäre wohl schlauer gewesen, ich hätte den Notarzt gerufen). Der nachbehandelnde Arzt hat mir gesagt, dass er für mich in diesem Quartal pauschal ca. € 35 bekommt. Ob er jetzt nur 2x neu verbinden und dann Fäden ziehen muss, oder ob sich die Hand entzündet und es eine längerfristige Angelegenheit wird, ist sein finanzielles Risiko.

Da steht der Patient, der (inkl. AG-Anteil) ca. € 600 in die GKV zahlt und für den Unfall noch einen Eigenanteil von € 62 bezahlt hat dem Arzt gegenüber, der für die Sache nur ca. € 35 bekommt? Langsam verstehe ich, warum Patienten mit PKV so gern gesehen sind.

Bei der Nachuntersuchung der Hand hat der Arzt heute noch eine kleine Hautveränderung gesehen, die er gerne entfernen würde. Entwickelt sich das zum Hautkrebs ist es eine Kassenleistung, sonst IGeL und ich soll € 75 bezahlen.

Lange Rede kurzer Sinn: Das oben geschriebene spielte sich innerhalb von ein paar Tagen ab. Da ich als gesunder Mann sonst sehr selten Leistungen von Ärzten in Anspruch nehme, denke ich nach dieser Erfahrung über einen Wechsel in die PKV nach.

Da ich noch neu in dem Thema bin, habe ich ein paar Fragen.

Aktuell ist meine Tochter (5) bei mir (Angestellter, 38) in der Familienversicherung. Meine Frau (37) hat eine halbe Stelle als Angestellte mit eigener GKV.

Wenn ich jetzt in die PKV wechsele, muss meine Tochter mit wechseln und 50% unseres gesamten Versicherungsbeitrages (max. 15,5% der Beitragsbemessungsgrenze) werden vom AG übernommen, oder?

Meine Frau liegt unter der Beitragsbemessungsgrenze. Sie hat keine Chance auf eine PKV? Oder werden unsere Einkommen zusammengerechnet? Wenn ja, wie werden die Versicherungsbeiträge dann auf die zwei AG verteilt?

Der Arzt weiß genau, was die GKV zahlt. Zahlt sie nicht, schlägt er IGeL vor. Bei einer PKV kann er aber gar nicht wissen, was ich mit der Versicherung vereinbart habe. Kann es mir da dann nicht passieren, dass die PKV eine Leistungsübernahme ablehnt? Oder läuft das mit größeren Behandlungen und Operationen bei der PKV so, wie mit dem Heilkostenplan beim ZA in der GKV? Man reicht also vorher einen „Kostenvoranschlag“ ein?

Gibt es wichtige Tipps, die ich bei der Auswahl einer PKV berücksichtigen soll?

Ist die Kündigungsfrist für freiwillig in der GKV Versicherte gesetzlich geregelt?

Danke und viele Grüße

Christian

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Lord, Samstag, 18.04.2009, 00:50 (vor 5700 Tagen) @ Christian

Deine Frau hat keine Chance in die PKV zu kommen. Nur du kannst in die PKV wechseln. Deine Tochter muss du dann in der PKV versichern und für Sie extra Beiträge zahlen. AG übernimmt 50 % aber nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze.

Als Privatpatient muss du ein Vertrag unterschreiben. PKV übernimmt Leistungen, die im Vertrag stehen. Dem Arzt ist also egal was du mit der PKV vereinbart hast. Du muss selbst wissen was von PKV akzeptiert wird und was nicht. PKV kann Leistungsübernahme ablehnen. Arzt rechnet direkt mit dir ab und du reichst die Rechnungen bei PKV ein.

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Peter Mack, Sonntag, 19.04.2009, 01:32 (vor 5699 Tagen) @ Lord

Das Kind muss nicht in die PKV..
es kann auch bei der GKV (gegen eigenen Beitrag) freiwillig versichert werden

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

PKV-Kenner, Montag, 20.04.2009, 09:27 (vor 5698 Tagen) @ Peter Mack

Grundsätzlich richtig! Versichere ich mich als Vater aber privat (vorausgesetzt im richtigen Tarif!) und belasse es beim Rest der Familie mit der GKV, ist das so, als ob ich in einen Neuwagen steige (Marke selbst aussuchen) und den Rest der Family auf einem offenen Pritschanhänger hinterherschleife... :::))))

Grundsatz wenn - Kind mit in PKV und Frau ordentliche Zusatzpolice zur GKV!!! Leistung denken!

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Lord, Montag, 20.04.2009, 12:57 (vor 5697 Tagen) @ PKV-Kenner

Viele denken, dass Privatversicherte alles bezahlt kriegen. Das stimmt überhaupt nicht. Für Privatpatienten gibt es keine Einschränkungen bei den Ärzten. Man kann auch jeden Tag MRT machen, wenn man es möchte. Man zahlt ja alles selbst. PKV erstattet aber lt. Tarifbedingungen und auch nur medizinisch notwendige Leistungen. Außerdem haben die meisten Privatversicherte Selbstbehalt vereinbart und zahlen 300 EUR oder mehr im Jahr selbst, bevor PKV überhaupt was erstattet. Da sind 10 EUR Praxisgebühr nicht wirklich viel.

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Montag, 20.04.2009, 16:55 (vor 5697 Tagen) @ Lord

Du mit der Tochter inklusive eines Krankentagegeldes komplett privat versichert + Zusatzleistungen wie Privatpatient im Krankenhaus und hochwertiger Zahnersatz für Deine Frau kosten um die 550€ brutto. Nach Abzug des 50%igen Arbeitgeberzuschusses kostet Dich das alles dann netto 225€ statt aktuell knapp 300€.*

Falls Du im Rentenalter die Beitragsbelastung gegen Null senken willst, müßtest Du heute für ein von einigen Privaten angebotenes "Beitragssicherungsprogramm" brutto 90€* mehr zahlen. Aber auch hierzu zahlt der Arbeitgeber den gesetzlichen Zuschuss, so daß Du dann effektiv nur 45€ mehr aufwendest und das größte Problem von PKV und GKV schon heute gelöst haben dürftest. Fragen? e-mail

*falls Du im Jahr 1970 geboren sein solltest?

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

FRANK1969, Montag, 20.04.2009, 17:50 (vor 5697 Tagen) @ Joachim Röhl

Hallo Herr Röhl,
mal eine Frage zu Ihrem Satz "Rentenalter die Beitragsbelastung gegen Null senken". Wie soll das funktionieren? Angenommen er Frager ist 1970 geboren, also 39 Jahre alt, dann muss er im Normalfall noch 28 Jahre arbeiten. 90€*12Monate*28Jahre=30240€! Bei einer angenommenen Beitragssteigerung von 5% zahlt er in 28 Jahren über 2000€ im Monat. Wie will die Versicherung das schön rechnen das die angesparte Summe in 1,5 Jahren aufgebraucht ist, und er dann trotzdem nix zahlen muss? Verstehe ich nicht, können sie das erklären. (ist nicht böse gemeint die Frage, sondern von reiner Interesse)
Viele Grüsse
Frank

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Dienstag, 21.04.2009, 12:28 (vor 5697 Tagen) @ FRANK1969

Der Beitrag seiner persönlichen PKV beträgt heute brutto 400€ bereits inklusive 20€ für sein Krankentagegeld, 25€ für den 10%igen gesetzlichen Zuschlag zur Beitragssicherung plus 90€ für ein privates Beitragssicherungsprogramm, welches ihm ab dem 65. eine Senkung des dann zu zahlenden Beitrages um exakt 300€ vertraglich garantiert.

Ab Eintritt der Altersrente mit 67 ist seit bereits 7 Jahren der gesetzliche Beitragszuschlag entfallen, das Krankentagegeld wurde aufgehoben mit Beendigung der Berufstätigkeit und er erhält gleich einem gesetzlich Versichertern den Zuschuss zur Krankenversicherung in Höhe von knapp 140€ (entspricht rund 7% aus 2000€ seiner Rentenbezügen als vormals über der Bemessungsgrenze verdienender Angestellter)

Zusammenfassung: 400€-20€-25€-140€=215€ als Krankenversicherungsbeitrag bei Eintritt ins Rentenalter. Abzüglich von exakt -300€ monatlichem Nachlass aus dem Beitragssicherungsprogramm könnte theoretisch sogar ein Guthaben enstehen, wenn nicht Überalterung, Multimorbidität und medizinischer Fortschritt zur Kostenexplosion in PKV und GKV führen würden.


Private Anmerkung: Da ich selbst seit 1992 bis heute durchweg privatversichert bin, kenne ich die Steigerungen des Beitrages in den vergangenen 17 Jahren von 288 DM (=147€) auf 360€ heute. Meine seinerzeitige AOK Berlin ist von 81€ auf aktuell 630€ in diesem Jahr gestiegen. Da ich selbst keiner PKV blind vertrau, habe ich seit 1994 mein privates Beitragssicherungsprogramm mit sogar 250€ Aufwand aus der monatlichen Ersparnis zum Beitrag der GKV aufgebaut. Dies garantiert mir bereits ab dem 65. eine Ausschüttung von über 1356€ Monat für Monat allein als "Airbag" für die Krankenversicherung. Fragen? e-mail

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

PKV-Kenner, Dienstag, 21.04.2009, 15:03 (vor 5696 Tagen) @ Joachim Röhl

Beifall Joachim!

Für alle Ungläubigen - sucht euch endlich einmal einen versierten Berater! Das Selbststudium per Internet führt nur zu Einem...

WORST CASE!!!

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

GKVler, Dienstag, 21.04.2009, 20:31 (vor 5696 Tagen) @ PKV-Kenner

@joachim: eine wunderschöne Rechnung, die nur einen Fahler hat: du vergleichst Äpfel mit Birnen...
zum einen vergleichst du die heutigen Preise mit denen in 20, 30 Jahren: dabei vergisst du nicht nur die Beitragssteigerungen sondern auch die Inflation - selbst wenn es keine Beitragssteigerungen geben sollte, der Beitrag wird sich bis zum Rentenbeginn wahrscheinlich mindestens verdoppeln. Insofern ist es einfach unseriös, mit den Zahlen von heute zu rechnen, um ein Zukunftsszenario darzustellen. Und was dabei ebenfalls nicht berücksichtigt ist (und was bei solchen Zukunftsprognosen auch niemand berücksichtigen kann, weils noch nicht bekannt ist): wie entwickelt sich das weitere Leben: Kinder, Gesundheitszustand, Ehe/Scheidung...hat auch alles Auswirkungen auf den zu zahlenden Beitrag - zumindest in der PKV
Zum anderen glaube ich nicht, dass die 81 € (wahrscheinlich ca. 160 DM), die du 1992 bei der AOK Berlin gezahlt hast, der Höchstbeitrag war. Die 630 €, mit denen du dies vergleichst, sind der Höchstbeitrag. Ich freu mich aber für dich, dass du jetzt wohl ein höheres Einkommen hast!
Ich möchte hier jetzt nicht die PKV schlecht machen - beide Systeme gesetzliche und private Krankenversicherung - haben ihre Vor- und Nachteile. Man sollte aber beim Vergleich sachlich bleiben.

Gruß GKVler

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Tobias @, Dienstag, 21.04.2009, 21:36 (vor 5696 Tagen) @ GKVler

Hallo zusammen,
zumindest was den ersten Teil angeht, gebe ich GKVler (leider) recht. Es ist wohl sehr unwahrscheinlich, dass der Beitrag mit 65 noch 400 Euro hoch sein wird. Ich persönlich halte auch von den Beitragsentlasstungstarifen nicht viel - wechselt man die Versicherung ist das Geld pfutsch, außerdem zahlt der VN auch den Beitrag für einen solchen Tarif auch noch im Rentenalter (Vorteil ist natürlich die AG-Beteiligung). Alles in allem rate ich in diesem Punkt zu einer unabhängigen Lösung, gerne mittels (brit.) RV - am Besten in einem Honorartarif - aber das muss jeder selber wissen! Ich meine, dass sich der Weg in die PKV auch mit Kind (oder zwei Kinder) lohnt, sollte es doch in erster Linie um den deutlich besseren Versicherungsschutz gehen.

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Czauderna, Dienstag, 21.04.2009, 23:25 (vor 5696 Tagen) @ Joachim Röhl

Hallo,
zur privaten Anmerkung eine Anmerkung - der durchschnittliche Höchstbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung belief sich im Jahre 1992 auf ca. 330,00 € und liegt heute bei denen von Ihnen genannten 630,00 €.
Ansonsten möchte ich als eingeschworener GKV-Mensch nur bemerken dass Ihr Modell interessant klingt, ob es wirklich so funktionieren wird wie offenbar bei Ihnen wage ich zu bezweifeln.
Gruß
Czauderna

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

PKV-Kenner @, Dienstag, 21.04.2009, 23:57 (vor 5696 Tagen) @ Czauderna

SInd bei Euren Hochrechnungen für die GKV die Mehrleistungen für den Versicherten (durch Reformen) schon eingepreist ?????

Wäre interessant zu wissen. Sicherlich ist die GKV aktuell ein Modell durch Solidarpakt grundlegende medizinische Versorgung auch bezahlbar zu halten... wie aber auch PKV mit entsprechenden Steuerungsinstrumenten...

Egal - es steht die Frage... ein Humanmediziner bekommt ca. 19€ pro Quartal für den Kassenpatienten (bekommt aber auch für einen geringen Zuschlag für Chroniker...)

Der Tierarzt bekommt ca. 19,00 Euro pro Besuch... unreglementiert und pro Besuch ( also auch bei 10 Besuchen pro Quartal)...

Nun sollte Jeder nachdenken, welchen wirtschaftlichen Anspruch jeder Arzt verfolgen sollte... (der einen PKV-Patienten auch pro Besuch errstattet bekommt...)

In Deutschland steht der Schäferhund in seinen sozialen Ansprüchen noch vor dem eigenen Kinde... nicht im Sinne der Herrchen/Frauchen/Eltern, sondern im Sinne des Sozialversicherungssystems!!!

Der Höchstbeitrag der GKV hat sich übrigens seit 1977 um das 17(!!!) fache erhöht....

Viel Spaß!

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Mittwoch, 22.04.2009, 05:15 (vor 5696 Tagen) @ PKV-Kenner

Die Entscheidung GKV oder PKV wird immer eine ganz individuelle bleiben. In meinem Fall ging die Rechnung bis heute auf, denn neben dem persönlichen Wunsch nach einer
bezahlbaren und besseren medizinischen Versorgung vor allem im Alter, sprachen bei der Grundsatzentscheidung zwischen beiden Systemen Anfang der Neunziger auch einige wesentliche Fragen wie eine geplante durchgehende Selbstständigkeit mit zwischendurch sieben Jahren Unterbrechnung als Freiwillig Versicherter Angestellter, keinerlei gesundheitliche Vorbelastungen, ein Sohn hat das elterliche Haus bereits verlassen und die Ehefrau ist seitdem eigenständig berufstätig für die PKV. Anm. mein individueller Beitrag bei der AOK Ende 91 betrug 81€, der Höchstsatz lag damals bei beschriebenen 330€.

In all den Jahren habe ich viele Menschen privat vollversichert, aber auch die Zahl derjenigen, die eine private Zusatzversicherung wählten ist interessanterweise in den letzen sieben Jahren drastisch angestiegen. Das ist ein Trend, der aus ganz Europa und auch den Vereinigten Staaten zu uns herüber schwappt, denn das deutsche duale System von PKV oder GKV ist weltweit exotisch und bietet fast nur Gutverdienern, Gesunden oder denen, die eine Solidargemeinschaft wenig bis garnicht benötigen langfristig finanzielle Vorteile in einer Privatversicherung.

Auch bin ich froh einigen ein Verbleiben in der GKV dringend angeraten zu haben, wenn die subjektive Risikoselektion objektiv dafür spach. Und hiermit meine ich vor allem die aus der Not heraus z.B. mit einer HIV-Förderung geborenen Selbstständigen oder auch all die anderen, welche nicht mal eine ordentliche private Altersvorsorge bezahlen können - einfach weil sie vor Gründung nie eine kaufmännische Budgetplanung erstellt hatten.

Fragen@GKVler, was rätst Du denn zu tun, um der Inflation besser entgegen zu steuern? Mit welchen Zahlen soll man rechnen? Kann man denn beispielsweise von seinem Vermieter eine seriöse Antwort erwarten, wenn man wissen will wie hoch die Miete in exakt zwanzig Jahren sein wird?

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Gast, Mittwoch, 22.04.2009, 08:36 (vor 5696 Tagen) @ Joachim Röhl

Tja, gegen die Inflation ist eine Rente o. ä. nicht die beste Vorsorge, die 1200 monatlich können da schnell nichts mehr wert sein. Mindestens zum Teil macht sicher ein Investment in Sachanlagen (auch durch Aktienkauf) Sinn.
Im Übrigen: Die maximal mögliche Mieterhöhung kann man mit § 558 III BGB ziemlich einfach ausrechnen: maximal 20% Erhöhung alle 3 Jahre, wenn dies dem Mietspiegel entspricht.

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Mittwoch, 22.04.2009, 15:06 (vor 5695 Tagen) @ Gast

Die Gesellschaften, die ein Beitragssicherungsprogramm anbieten zahlen nicht bar eine ominöse Summe aus, sondern vertraglich garantiert wird der dann zu zahlenden Beitrage um eine feste Summe gesenkt. Um ganz konkret beim Beispiel des jungen Mannes 1970 geboren zu bleiben sind das 300€ ab Erreichen des 65. Lebensjahres. Hier habe ich mit dem Tarif V65 Altersentlastungsvereinbarung der DKV (Deutschen Krankenversicherung AG) beispielsweise gerechnet.

Die Frage wurde provoziert: was passiert, wenn im Extremfalle bei einer weltweiten Finanzkrise Aktien verbrennen oder Bomben die sonst und eigentlich inflationsgeschützen Immobilien treffen? Da spielt die Wahl GKV oder PKV praktisch keine Rolle mehr, denn der verbliebene Staat übernimmt die gesundheitliche Grundversorgung nach besten Kräften und wer sich mit diesem Extremfall beschäftigen will sieht mal ins Jahr 1945 oder googelt nach dem Notstandsverordnungen.

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

GKVler, Mittwoch, 22.04.2009, 21:15 (vor 5695 Tagen) @ Joachim Röhl

wir brauchen hier nicht über irgendwelche Extremfälle wie Kriege und sonstige Naturkatastrophen zu sprechen...und was den Extremfall der weltweiten Finanzkriese, in der Aktien "verbrennen" betrifft, kann ich dir nur die aktuelle Tagesschau, das heute-journal oder eine sonstige Nachrichtensendung empfehlen :-)
was die Inflation betrifft: Wirtschaftswissenschaftler sagen, ein bisschen davon ist gut fürs Wirtschaftswachstum - also auch gut für uns alle. Die werden wir also nicht vermeiden können, allerdings können wir sie in die Planung miteinbeziehen - dafür gibt es mathematische Lösungen. Ich versteh allerdings nicht, wie du jetzt auf die Mietproblematik kommst. Ich wollte damit vor allem zeigen, dass deine Rechnung eine Milchmädchen-Rechnung ist, weil du einige Faktoren nicht berücksichtigst.

Die Praxis zeigt allerdings immer wieder, dass Personen, die sich privat versichert haben, mit allen Mitteln versuchen in die gesetzliche Versicherung zurückzukehren. Wenn man sich mit denen unterhält, kristallisiert sich als Hauptproblematik die finanzielle Situation: die Beiträge für die PKV sind stark gestiegen, die Einkommen konnten da leider nicht mithalten...und die Rückkehr von der PKV in die GKV wird immer weiter erschwert.

Ich hoffe, dass du das Gesundheitssystem in den USA nicht wirklich als Vorbild für uns siehst: dort sind immer mehr Menschen gar nicht krankenversichert, da sie sich das einfach nicht mehr leisten können. Die Menschen dort sind leider auf die PKV und zwei verschiedene Fürsorgesysteme (für Rentner und Sozialhilfeempfänger) angewiesen. Das bedeutet, die breite Mittelschicht kann es sich schlicht und einfach immer weniger leisten, krank zu werden. Die Amis schauen mittlerweile ganz neidisch auf unsere gesetzliche Krankenversicherung, weil hier im Grunde jeder zum Arzt gehen kann, ohne sich dadurch gleich finanziell zu ruinieren.

Meiner Meinung nach sollte jeder, der vor der Entscheidung PKV-GKV steht, sich ausführlich über die Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme informieren und sich unabhängig!!!!! beraten lassen, da diese Entscheidung schwerwiegende Folgen haben kann

Gruß GKVler

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

Joachim Röhl ⌂ @, Berlin 0172-3079777, Donnerstag, 23.04.2009, 05:17 (vor 5695 Tagen) @ GKVler

Da sind wir dann doch fast beinander: privat versichern sollten sich nur diejenigen, welche es sich a) ein Leben lang leisten können oder b) für später eine ordentliche Vorsorge aufgebaut haben. Allen anderen stehen tausende von privaten Zusatztarifen offen, die mittlerweile fast sämtliche Lücken der Gesetzlichen schließen. Wer meint seine Allgemeine Ortskrankenkasse machts auch, wird selbst mit dieser steinalt werden können. Im Zweifelsfalle fragt man einfach mal seinen Hausarzt, den Zahnarzt oder auch den Internisten bzw. Kardiologen eines Krankenhauses ob denn die Privatversicherten ohne oder auch mit Zusatzversicherung und selbst die GKV-Versicherten mit Wahltarifen eine qualitativ bessere, schnellere und vor allem nachhaltigere Versorgung haben und ob an der Aussage was stimmt, daß dieses Klientel von Millionen Deutschen statistisch eine um sieben Jahre höhere Lebenserwartung als die Mitglieder von SGB V haben. Vielleicht darf ich abschließend noch mit einem Augenzwinkern anmerken, daß kein vernünftiger Mensch eine Versicherung kaufen möchte, sondern alle nur eine gute medizinische Versorgung wünschen. Fragen? e-mail

Re: Wechsel in die PKV für mich sinnvoll?

GKVler, Sonntag, 26.04.2009, 16:26 (vor 5691 Tagen) @ Joachim Röhl

ja, ja da sin wir uns einig: die Versicherten wünschen sich eine gute sprich qualitativ hochwertige medizinische Versorgung. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass diese Versorgung auch bezahlbar ist und auch bleibt. Und Fakt ist: wenn für alle Patienten ind Deutschland die gleichen Kosten wie für privat Versicherte Patienten entstehen würden, wäre die Versorgung nicht mehr finanzierbar. Das Gesundheitssystem hat auch so schon das Problem, dass es (gemessen an den Pro-Kopf-Ausgaben) zu den teuersten der Welt gehört. Was die Ergebnisse betrifft, befinden wir uns nur im Mittelfeld der Industriestaaten.

Was die Lebenserwartung betrifft, wird diese durch viele Faktoren beeinflusst. Der Faktor, der wahrscheinlich am stärksten wirkt, íst die persönliche Lebensführung wie z. B. Rauchen oder Nichtrauchen, sportliche Betätigung bzw. Bewegung, Ernährung usw. Ich hab noch nie von einer Studie gehört, die die Lebenserwartung von privat und gesetzlich Versicherten vergleicht. A propos Studien: da fällt mir der bekannte Spruch ein, der Winston Churchill zugesprochen wird: ich glaub nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe....

Es ist natürlich eine gute Idee, die Ärzte zu fragen, welche Vesicherung sie lieber haben. Und ich muss zugeben: wenn du mich fragst, ob ich für die gleiche Arbeit 10 € oder 30 € haben will, würd ich nicht lange überlegen. Allerdings bezweifle ich, dass ich die Arbeit nur deshalb besser machen würde, weil ich mehr Geld dafür krieg :-)

Ich bin vor allem deshalb einer Anhänger der GKV weil ich der Meinung bin, eine Krankenversicherung sollte für die Kranken da sein. Und da ist die GKV die Nr. 1 - da gibt es weder Risikozuschläge noch Leistungsausschlüsse, wenn ich krank bin und ich weiß, dass ich mir eine Krankenversicherung ein Leben lang leisten kann, was immer auch passiert - einfach deshalb, weil sich die Beiträge danach richten, was ich bezahlen kann. Das ist etwas, wo die PKV nicht mithalten kann. Und wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum 95 % aller Deutschen gesetzlich krankenversichert sind.

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